Atom-Ausstieg selber machen.

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Aragorn Elessar
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Re: Atom-Ausstieg selber machen.

Beitrag von Aragorn Elessar » 28. Nov 2010, 20:59

Klar, es gibt immer irgendwelche Schreckensszenarien, wonach uns das Öl/Gas abgedreht werden könnte, aber bleiben wir doch bitte realistisch. Mit keinem der Hauptzulieferer hat Deutschland irgendwelche Differenzen, schon gar nicht mit Russland, die ja unser Hauptlieferant sind. Und bei dem Nahen Osten sind die wirtschaftlichen Interessen sowieso von übermäßiger Bedeutung. Solange Deutschland keinen richtigen Mist macht, wird sich an unserer Versorgungslage nichts ändern.
In Zeiten der Globalisierung ist eine gewisse Abhängigkeit von rohstoffreichen Ländern normal und nichts mehr, wovor man sich fürchten müsste. Außerdem sind viele Länder auch von Deutschland und seiner Wirtschaft abhängig. Diese wechselseitige Abhängigkeit hält das ganze System doch stabil.

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Andi90
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Re: Atom-Ausstieg selber machen.

Beitrag von Andi90 » 28. Nov 2010, 21:47

Natürlich ist so eine (gegenseitige) Abhängigkeit normal und unvermeidbar, wenn man auf unserem Standard leben will. Trotzdem ist es nur klug, sich möglichst breit abzustützen, um im Falle eines Falles handlungsfähig zu bleiben.

Die Libyen-Affäre zwischen der Schweiz und Libyen/Gaddafi hat gezeigt, wie schnell es theoretisch gehen kann. Zugegeben, der Verantwortliche ist ein selbstherrlicher Schwachkopf, aber dennoch hat er der Schweiz den Ölhahn zugedreht, weil sein Sohn (zu Recht) verhaftet wurde. Offiziell wurde auch noch das Minarett-Verbot als Grund genannt, das macht die Sache aber auch nicht unbedingt besser.
Obwohl die Schweiz einen Grossteil des Öls aus Libyen importiert hatte, konnte schnell ein anderer Lieferant gefunden werden und unterm Strich ist der Schweiz dabei gar nichts passiert. Vielmehr noch hat sich Libyen ins eigene Fleisch geschnitten, weil die Hauptbetroffene die schweizer Raffinerie des libyschen Ölkonzerns Tamoil war.
Trotzdem zeigt es, dass gewisse Personen ihren Einfluss nutzen würden, wenn es sein muss. Im Bezug auf Russland brauchen wir im Moment wohl keine grosse Angst zu haben, da geb ich dir Recht. Aber es gäbe da zB noch den Herrn Ahmadinedschad, auch nicht gerade eine Vertrauensperson, dessen Land, der Iran, zur Zeit der viertgrösste Erdölexporteur ist (und zudem noch ziemlich grosse Reseven hat).

Im grossen und ganzen überwiegen wohl die wirtschaftlichen Aspekte auf beiden Seiten und die Abhängigkeiten bergen keine wirklich grossen Gefahren. Sobald es aber auf eine politische oder sogar emotionale Ebene geht, ist dem einen oder anderen alles zuzutrauen.


Zur Erinnerung: Der Grund für diesen Einschub über die Abhängigkeiten war der, dass Bedenken darüber geäussert wurden, die Stromproduktion beispielsweise in die Nordafrikanischen Wüstengebiete auszulagern. Unterm Strich ist aber die jetzige Situation durchaus vergleichbar, wenn nicht sogar noch "riskanter".

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Re: Atom-Ausstieg selber machen.

Beitrag von Sleipnir [W1] » 28. Nov 2010, 23:33

Andi90,
ich sage nur das Problem (Abhängigkeit) zu verschärfen ist nicht ideal. Nicht das wir derzeit unabhängig wären.
Du sagst es selbst. Strom kann nicht gelagert werden.
Wenn wir uns also wirklich irgendwann in der glücklichen Lage sehen nicht mehr auf das Öl, Uran, Gas anderer Länder angewiesen zu sein, dürfen wir nicht die Dummheit begehen unsere Stromversorgung größtenteils ins Ausland zu verfrachten und damit dieses Glück wieder zu verspielen. Regenerative Energiequellen, ja. Aber in Deutschland. So abhängig wie nötig, so autark wie möglich. Meine Meinung. (Es sei denn man mag es die CIA darum zu bitten "loyale" Diktatoren hochzuputschen.)

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Re: Atom-Ausstieg selber machen.

Beitrag von Andi90 » 29. Nov 2010, 09:53

Wo wird denn die Abhängigkeit verschärft?
Indem man sich von vielen Anbietern abhängig macht, wird das Risiko kleiner, da ein einzelner Anbieter nicht mehr soviel Macht hat. Strom ist im Gegensatz zu festen und lagerfähigen Energieträgern zudem ein schlechtes Druckmittel, weil alles an einem Netz hängt und ein einzelner nicht so ohne weiteres einfach mal aussetzen kann.

Es ist zudem praktisch unmöglich, dass sich eine Industrienation vollständig selbst versorgen kann. Klar könnte man das ganze Land mit Solaranlagen und Windrädern zupflastern, aber die Kosten würden ins unermessliche steigen, weil diese Energieformen in unseren Regionen nicht effizient betrieben werden können.
Deutschland importierte (laut Wikipedia) 2007 je über 95% vom verbrauchten Rohöl und Erdgas, beim Uran besteht eine 100%ige Import-Abhängigkeit. Diese Mengen können wohl kaum kompensiert werden.

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Re: Atom-Ausstieg selber machen.

Beitrag von Sleipnir [W1] » 29. Nov 2010, 11:19

Fossile Energieträger können und werden aber auch in Deutschland gelagert, damit man zumindest eine gewisse Zeit überbrücken kann.
Und wenn sich die Nordafrikanischen Wüstenstaaten zu einer Organisation mächtiger als die OPEC zusammenschließen, bei der ganz Europa an der Leitung hängt, sehe ich darin durchaus ein enormes potentielles Druckmittel.
Aber wenn dich nur der Ausdruck "verschärfen" stört, dann ersetzen wir das eben durch "die Chance vertun sich aus der Abhängigkeit so gut es geht zu lösen".
Andi90 hat geschrieben:Es ist zudem praktisch unmöglich, dass sich eine Industrienation vollständig selbst versorgen kann
Man wird Mittel und Wege finden. Mit Blick auf die Errungenschaften der Vergangenheit würde ich vorsichtiger mit dem Begriff "unmöglich" umgehen. Und wenn nicht vollständig, dann eben so gut es geht. Und ich spreche hier durchaus von der näheren Zukunft.

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Re: Atom-Ausstieg selber machen.

Beitrag von Jimi Hendrix » 29. Nov 2010, 11:31

beim Uran besteht eine 100%ige Import-Abhängigkeit.
Wir haben in Deutschland durchaus Uran-Vorkommen...der Abbau wäre zwar teurer (mal abgesehen von den Grünen, die völlig am Rad drehen würden), aber in der DDR wurde es auch schon abgebaut, für die Nutzung in russischen Atomkraftwerken (http://de.wikipedia.org/wiki/Wismut_%28Unternehmen%29) . Bevor uns also der Saft ausgeht, kann man da den Bergbau wiederbeleben...
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Re: Atom-Ausstieg selber machen.

Beitrag von Andi90 » 29. Nov 2010, 11:57

@Sleipnir [W1]:
Zum ersten Teil: So eine Vereinigung wäre eventuell denkbar, allerdings sind die Nordafrikanischen Staaten ziemlich heterogen und schlussendlich eher an Beziehungen zu Europa, von dem sie (derzeit noch) profitieren können, interessiert, als an gefestigtern Beziehungen untereinander.
Ein Beispiel ist Marokko, das sogar schonmal ein Beitrittsgesuch zur Europäischen Union gestellt hat (wurde allerdings abgelehnt, u.a. wegen dem Konflikt um Westsahara). Weiter versucht Marokko immer mehr auch wirtschaftlich mit europäischen Staaten zusammenzuarbeiten.

Zum zweiten Teil: Ich sage bewusst "praktisch unmöglich". Ich bin selbstverständlich auch dafür, dass man versuchen soll, sich, wo es möglich ist, selbst zu versorgen. Aber mit den derzeitigen Technologien halte ich es für sehr unwahrscheinlich, dass ein grosser Teil, sagen wir 75%, gedeckt werden könnte.
Wenn aber neue Technologien auf den Markt kommen, muss man das neu beurteilen. Die Kernfusion könnte zB eines Tages genug ausgereift sein, dass sie grosse Mengen an Energie produzieren kann. Dazu muss man allerdings auch sehen, dass an der Kernfusion schon rund 50 Jahre geforscht wird und dass es nun schon seit mehreren Jahrzehnten(!) heisst, die Marktreife wäre in 30-40 Jahren erreicht.

@Jimi Hendrix: Es wurde ja sogar bis 2007 abgebaut oder? Allerdings nur in kleinen Mengen. Ob es für den Eigenbedarf reichen würde, weiss ich nicht, aber du kannst dir ja den Aufstand vorstellen, wenn man da wieder abbauen würde. Auch wenn das in Deutschland wohl um einiges "sauberer" (aber auch aufwändiger und somit teurer) von Statten ginge, als in der zentralrussischen oder kasachischen Pampa.

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Re: Atom-Ausstieg selber machen.

Beitrag von Sleipnir [W1] » 29. Nov 2010, 22:52

Passend zum Thema:
http://www.tagesschau.de/ausland/euafrikagipfel102.html

(zumindest oberflächlich *g*)

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Re: Atom-Ausstieg selber machen.

Beitrag von Andi90 » 30. Nov 2010, 10:08

Sry, aber was Gaddafi rauslässt, kann ich einfach nicht mehr ernst nehmen. Spätestens als er 2009 bei der UN-Generalversammlung die Zerschlagung und Aufteilung der Schweiz beantragt hat, ist er für mich vollends zur Witzfigur geworden.

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Re: Atom-Ausstieg selber machen.

Beitrag von Mr. Rosegger » 25. Jan 2011, 19:36

Interessant Energiegewinnungsform, leider noch in in den Forschungsphase.

http://de.wikipedia.org/wiki/ITER

http://www.iter.org/
Sotrax hat geschrieben: Der Faktor Psychologie wird dabei auch sehr stark unterschätzt und hat nichts mit Dummheit zu tun. Menschen sind einfach von Natur aus Neugierig, so neugierig, dass sie auch einen kleinen Nachteil in Kauf nehmen um die Wahrheit zu wissen.

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Re: Atom-Ausstieg selber machen.

Beitrag von Latzhosenträger » 25. Jan 2011, 19:45

Bringt auch Atommüll. Kann auch Zweckentfremdet werden (Militär). Störfälle können noch verheerender sein. Kostet sehr viel. Dauert sehr lange.

Es gibt nur eine Alternative zu Heute, und was das ist sollte allen klar sein.

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Re: Atom-Ausstieg selber machen.

Beitrag von Benu » 25. Jan 2011, 19:50

Latzhosenträger hat geschrieben: Es gibt nur eine Alternative zu Heute, und was das ist sollte allen klar sein.
Da ich ja (wie du bereits festgestellt hast) zu den bösen Menschen gehöre, kann ich das nicht wissen. Willst du vielleicht auch das niedere Volk aufklären, auch wenn es deinen intelligenten Ausführungen vielleicht nicht folgen kann?
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Re: Atom-Ausstieg selber machen.

Beitrag von Andi90 » 25. Jan 2011, 22:07

http://www.youtube.com/watch?v=PPvBFwW8zhc&feature=fvst

... ;)

EDIT: Zur Kernfusion: Die ist schon mal ne ganze Ecke besser, als fossile Energie. Es entstehen aber trotzdem geringe Mengen an radioaktiven Stoffen, mit denen wir ja bekanntlich so unsere Probleme haben...
Zudem - und das ist das beste daran - wird heute gesagt, dass die Kernfusion "in 30-40 Jahren" effizient genutzt werden könne. Dieselbe Zeitangabe wurde schon in den 70er Jahren gemacht und seitem laufend nach oben angepasst...
Ich persönlich bin der Meinung, dass das Geld für die Entwicklung solcher Reaktoren bei anderen Technologien besser angelegt wäre, speziell bei Technologien, die man in absehbarer Zeit auch einsetzen kann.

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Re: Atom-Ausstieg selber machen.

Beitrag von Navigationsgerät » 26. Jan 2011, 10:26

Andi90 hat geschrieben: Ich persönlich bin der Meinung, dass das Geld für die Entwicklung solcher Reaktoren bei anderen Technologien besser angelegt wäre, speziell bei Technologien, die man in absehbarer Zeit auch einsetzen kann.
Gerade, weil Teile des Geldes bei anderen Technologien angelegt wird, wird das ja immer nach hinten korrigiert.
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Re: Atom-Ausstieg selber machen.

Beitrag von Teodin » 26. Jan 2011, 12:11

Es gibt bei Telepolis einen interessanten Artikel, der die Förderung erneuerbarer Energien kritisch sieht. In meinen Augen bleiben sie allerdings trotzdem die einzig ernst zu nehmende Alternative zu fossilen Energieträgern. Die Übergangsphase muss allerdings offenbar anders gestaltet werden, als ich mir das vorgestellt hatte. Das Hauptproblem ist hier demnächst also nicht mehr die Produktion und Menge des Stroms, sondern die Struktur des Verteilungssystems.

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