Eine bessere Art und Weise, jemand neuen abzuschrecken, kann es wohl kaum geben. Das hängt nicht nur allein mit dem Regelwerk zusammen, sondern auch mit einer Community, die gerne rechthaberisch ist. Man sieht doch immer wieder im Umgang mit Neulingen, daß sich viele Leute denen gegenüber aufspielen. Anstatt einmal zu versuchen, sich in die Lage eines Menschen zu versetzen, der sich zum ersten Mal versucht, in einem gigantischen Forum zurechtzufinden, wird dieser neunmalklug auf jeden seiner Fehler hingewiesen und ihm nahegelegt, sich erst einmal 5-10 Threads zum richtigen Verhalten in diesem Forum durchzulesen. Jetzt ein Regelwerk zu veröffentlichen, welches diesen "Pseudo-Mods" dahingehend Tür und Tor öffnet, halte ich für einen entsätzlichen Schritt.
Aber auch der Inhalt des Regelwerks ist absolut contraproduktiv. Wieso, möchte ich gerne erklären: Weil sich die Moderation eines Forums nicht in ein paar Regeln pressen lässt. Wäre es so, könnte man es ja per Bot regeln:
- Sobald jemand Schriftgröße 24 hat, bann
- Sobald jemand BLAU verwendet, bann,
ect...
Insbesondere lässt der Thenus, der in den Regeln vorhält, keine Diskussion mehr zu, wenn man die Regeln konsequent zuende denkt.
z.B.: Ein Beitrag, der keine neuen Aspekte bringt, sondern nur bestehende Argumente wiederholt, gilt als Spam. (nicht gequotet, da nur sinngleich aus den Regeln übernommen)
Wenn ich also eine Idee vorstelle, meine Kritiker jedoch mundtot machen will, sollte ich ihre möglichen Argumente einfach schlecht ausformuliert aufführen, damit sie nicht mehr schreiben dürfen?
Wenn eine Idee 20% Befürwortung hätte, und 80% Ablehnung, dann ist es halt pech, wenn ein Gegner alle negativen Gründe in einem Thread schreibt, die Befürworter ihre 4 positiven Gründe jedoch jeder in einem einzenlen Thread, so daß also für die Idee nur eine ablehnende Antwort, aber 4 beführwortende Antworten existieren? Alle anderen können ja nicht mehr schreiben, da eine unbegründete Meinungsäußerung nicht erlaubt, aber nur das Wiederholen von Gründen ebenfalls verboten ist?
Denn genau in diese Richtung führt dieses Regelwerk: Anstatt daß man einen Überblick über die Meinung der forumnutzenden Community bekommt, bekommt man nur noch eine Pro-Contra-Liste, die sicherlich auch wichtig ist, aber keine Aussagekraft über die Haltung der Community hat. Sicherlich wird der eine oder andere nun damit kommen: Es gibt ja die Umfrage-Funktion.
Diese ist aber, wie sich in der Vergangenheit immer wieder gezeigt hat, äußerst unzureichend. Einen Knopf drücken, ohne mal 2 Sekunden über seine Entscheidung nachzudenken, kann jeder.
- Insofern ist es wichtig, daß man seine Meinung äußern darf, selbst wenn diese Meinung bereits geäußert wurde.
- Insofern ist es wichtig, diese Meinung begründen zu dürfen, da eine Meinung nur mit einer Begründung Gewicht hat.
- Ein gewisser Grad der Reflektion, der Wiederholung und Verdeutlichung der Argumente, ist nunmal Grundlage jeglicher Diskussion. Etliche Argumente sind nur dann bedeutend, wenn sich herausstellt, andere Personen sehen dieses Argument genauso.
Dieses ganze Regelwerk schießt vollkommen am Ziel eines Moderators vorbei: Seine Aufgabe sollte sein, eine Diskussion zu moderieren. Das bedeutet insbesondere, ein Gespräch wieder zum Thema zurückzuführen, wenn es zu entgleisen droht, und dafür zu sorgen, daß die Diskussion in gegenseitigem Respekt und Anstand geführt wird. Das Mittel der Zensur sollte im äußersten Notfall nur angewendet werden (also bei ausufernden Beleidigungen, btw. verbitte ich es mir, daß in meinen Beiträgen zensiert wird, ob kenntlich, oder nicht, ohne daß mir per PN darüber Auskunft gegeben wird. Ich erwarte, daß mir die Möglichkeit gegeben wird, auf eine Zensur meiner Beiträge angemessen zu reagieren, ohne daß ich wöchentlich meine 2000 Beiträge kontrollieren muß, ob das, was da steht noch Sinn macht). Und ja, auch das Verhindern von Ausüferungen sollte nicht unbedingt wie folgt aussehen:
Bleibt beim Thema, sonst close ich!
sondern vielelicht eher so, daß der Moderator selbst herausstellt, welche themenbezogenen Fragen noch Klärungsbedarf haben oder mal selbst ein Zwischenergebnis der Diskussion aufstellt. Sicherlich, das ist mehr Arbeit für die Mods, aber DAFÜR haben sie sich ja freiwillig gemeldet, ein Forum zu MODERIEREN, nicht nur zu KONTROLLIEREN. Auch wenn man sonst nicht viel von Talkshows mitnehmen kann, die Rolle, die der Moderator dort spielt, kann man sehr gut ins Forum übertragen.
Es sind sicherlich noch einige Sachen mehr, die mich am Regelwerk stören. Ich weiss, es wurde lange nach einem Regelwerk geschrien, ich persönlich halte diesen Schritt für vollkommen falsch. Regeln sind dazu da, die grenzen auskitzeln zu können. Und irgendwann sind wir dann im Forum so weit, daß man sich nicht mehr fragt, ob eine Entscheidung richtig war, sondern nur, ob sie regelkonform getroffen hätte werden dürfen. Halt genau so weit, wie wir im Spiel schon sind. Und dann sind wir wieder so weit, daß man dann die Forummods als Organ des "Überwachungsstaats" sieht, an die man nichtr rankommt und die sich ja alles herausnehmen können, ect. pp. (halt den ganzen Quatsch, den die Spielemods schon über sich ergehen lassen müssen).
Insofern weniger Bürokratiewahn, sondern mehr "Kopf einschalten", Diskussion ist eh lebendig und kann nicht mit Pauschalregeln überblickt werden.
PS: Ach ja, DAFÜR nur noch in blau?!?
