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von Prinegon » 1. Apr 2006, 09:02
Die Frage an sich ist gar nicht so uninteressant. Schaut man auf die Menschen, insbesondere auf Jungen, dann fangen sie von Klein auf an an, Kriegsspiele zu spielen. Dabei ist es egal, ob es nun der Egoshooter ist, oder Räuber und Gendarme, oder Cowboy und Indianer, man sich mit Freunden trifft und Deutsche gegen Amis spielt, oder auch Risiko. All diese Spiele haben gemeinsam, daß sie Krieg und Gewalt als Hintergrund haben. Die Frage ist dabei halt, wieso?
Würde Freewar genau den gleichen Erfolg haben, wenn es z.B. ein Spiel wäre, um Pakete zu verpacken? Anstatt NPC\s zu töten hat man halt verschieden schwer zu verpackende Dinge, klickt man sie an, fängt man mit Verpacken an. Statt Lebensenergie hat man Verpackungsmaterial, usw. Ich meine also, würde man das Spiel umprogrammieren, die gleichen Spielmechanismen, wirklich das gleiche Spiel, aber andere Begrifflichkeiten, würde das jemand spielen wollen? Ich glaube nicht. Insofern scheint doch etwas in der Begeisterung für den Kampf dahinterzustecken, oder in der Begeisterung für das Mittelalter, für die Fantasy, die Mystik, usw.
Bleibt also die Frage, wieso ist es der Krieg, der uns so fasziniert? Warum macht es einem Kind mehr Spaß, Soldat zu spielen, als z.B. verstecken (im Prinzip das gleiche Spiel)? Die Antwort ist denke ich ebenso klar. Weil Krieg die Urform des Wettkampes ist. Es geht doch gar nicht wirklich um den Krieg an sich. Würde ein Computerspiel herauskommen, indem man nichts sehen würde, als einen großen roten Knopf, drückt man drauf, bekommt man die Meldung, wo die Bombe eingeschlagen ist und wie viele Tote man hatte, würde das Spiel floppen. Genauso "spannend" wäre es für Kinder, ihr Soldatspielen etwas realistischer zu machen und Sanitäter ins Spiel einzubeziehen, die Verletzte bergen sollen, oder auch nur einen "Kriegsherr", der auf dem Hügel wartet und die Befehle erteilt. Würde nie passieren, denn Warten ist wohl kaum das, was Spass macht am Krieg.
Und dieser Wettkampf findet sich überall wieder, egal, wo man hinschaut. Mein Vater ist im Kegelverein. Ich denke, es würde ihm bei weitem weniger Spass machen, ohne Verein für sich zu kegeln, oder mit Kindern zu kegeln. Er hat dann ja niemanden, mit dem man sich messen kann.
Mit seinen Freunden spielt man Gesellschaftsspiele stundenlang, z.B. Monopoly. Aber jeder, der mal ne Stunde Monopoly mit 10-Jährigen Kindern gespielt hat (und selbst bedeutend älter als 10 ist) wird mir zustimmen, daß es eher Stress als Spass ist. Ebenso kein Gegner, an dem man sich messen kann.
Und das ist denke ich das wesentliche, der Vergleich mit anderen Leuten, den man immer braucht.
Nachdem ich so abgeschweift bin, zurück zum Thema, wobei das eigentliche Thema ja nicht lautet: Wieso spielt ihr Freewar, sondern sollte man mit Freewar aufhören, nur weil es "Krieg" simuliert?
Ich denke, das sollte nie der Beweggrund für oder gegen ein Spiel sein. Es ist immer die Frage, wie die Person etwas aufnimmt. Ich selbst habe, denke ich, in meiner Computerkarriere viele Kriegsspiele gespielt. Ich habe C64-Spiele wie Who dares win oder Comando Lybia und Barbarian gespielt (letztere beiden auf dem Index, das eine, weil es Erschießungsszenen an der Wand als "Bonus" drinnen hatte, das andere wegen der Möglichkeit, seinen Gegner zu köpfen). Damals war ich vielleicht 8 Jahre alt. Ich habe die ganzen alten Ego-Shooter gespielt: Doom 1&2, Duke Nukem 3d, Quake, Unreal, Halflife, ect. UND ich bekenne sogar, nicht nur die Schachregeln zu kennen, sondern auch im Spiel anzuwenden!!! (man darf ja nicht vergessen, Schach IST historisch gesehen eine Kriegssimulation). Ich bin Rollenspieler seit fast 20 Jahren, hab im Rollenspiel unzählige Orks, Goblins, Harpyen, Geister, Kobolde und was weiß ich nicht für Krüppzeug totgeschlagen oder als Spielleiter auf arme Spielergruppen gehetzt. Ich hab in diesem Rollenspiel schon sehr hinterhältige und bösartige Dinge geplant und "durchgeführt", habe versucht, Dämonen zu "spielen", die ohne mit der Wimper zu zucken ganze Dorfbevölkerungen auslöschen.
Und trotzdem kann ich sagen, es hat mir nie geschadet. Ich bin kein Psychopat geworden, niemand mit dem heimlichen Wunsch, kleinen Kindern die Lollys zu klauen, habe keinen Spass daran, andere zu erniedrigen oder zu verstümmeln, im Gegenteil bin ich eine Person, die sich immer für Schwächere einsetzt. Ich bin eine friedliebende Person. Ich bin schwer zu reizen und ich bin jemand, der sich lieber selbst verletzt, als jemand anderem weh zu tun.
Und ich denke, DAS ist das wesentliche, nicht was wird dageboten? Sondern: Wie wird es aufgenommen? Wer bemerkt, es trifft ihn, daß hier "arme unschuldige NPC\s" dahingeschlachtet werden, wer vielleicht schlecht von diesem Spiel träumt, der sollte aufhören. Alle anderen sollten sich keine Gedanken darüber machen, daß von diesem Spiel Paralellen zur realen Welt gezogen werden können.
Das Gegenteil von "gut" ist "gut gemeint".
Es ist nur Sand. Doch manchmal kann auch Sand töten...