Die Chroniken von Yadenien [Kapitel 1 - 8]

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Kiinaa
Feuerwolf
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Die Chroniken von Yadenien [Kapitel 1 - 8]

Beitrag von Kiinaa » 11. Dez 2005, 18:34

”Jede Tat ist von der Prophezeiung vorausgesagt. Doch wer soll die Taten vollbringen?
Jeder Anfang und jedes Ende sind vorbestimmt. Doch wo und wann soll es anfangen? Und wann enden?
Jede Seele und jeder Körper sind ebenfalls prophezeit. Doch welche Seele gehört zu welchem Körper? ”

-Die Fragen des Tagmondes Hyrus






-I-


Kyo stand inmitten eines hölzernen Saales. Um ihm herum hunderte Menschen, Harpyien und Gryphen. In vielen Sprachen unterhielt man sich, von der weichen Menschensprache, über die kräftig, kantige Sprache der Gryphen, bis hin zum Kreischen der Flügelwesen. Ein Mensch erhob sich. Er hatte kurzes, blondes Haar, ein vom Wetter gezeichnetes Gesicht und eine eher schmale Figur. ”Meine Freunde”œ, begann er. ”Wir haben uns hier aus gutem Grunde versammelt.”œ Er machte eine Kunstpause. Er war anscheinend ein guter Redner. ”Wie ihr ja alle wisst, wird Fürstin Yehedra bald einstürmen. Wir haben weder genug Männer noch können wir fliehen. Sie hätten uns bald eingeholt und würden uns in den Rücken fallen. Deshalb frage ich, zum Wohle des Volkes: Werden wir uns ihr beugen?”œ Gemurmel machte sich, einer Welle gleich, breit. Da Kyo nun nicht mehr zuhören musste überlegte er, wo er wohl sein könnte; und wie er hierher kam. Zeit hatte er jedoch kaum, denn ein Gryph erhob das Wort. Seine kräftige Stimme war keinesfalls unangenehm. ”Das wäre wohl das vernünftigste. Doch wir sollten abstimmen.”œ ”Gewiss.”œ Der blonde Mensch setzte sich. Eine Harpyie erhob seinen gefiederten Menschenkörper und spitze ihren schnabelartigen Mund. ”Das Prinzip ist recht simpel. Wir erheben uns, wenn wir der genannten Meinung sind.”œ, krächzte sie, oder mehr es, denn bei den Harpyien konnte man die Geschlechter kaum unterscheiden. ”Also, wir beginnen mit der Verteidigung Eldorans.”œ Ein paar Wesen standen auf, während sich der Sprecher setzte. ”Ganze sieben. Nun denn. Enthaltungen?”œ, sprach nun wieder der Gryph. Kyo war verwirrt und schien gar nicht zur Kenntnis genommen zu werden. Viele starrten durch ihn durch, als ob er gar nicht existiere. Ein paar der Versammelten standen auf, mehr als zur Verteidigung. ”Nun, einunddreißig. Und wer stimmt für die Kapitulation?”œ, fragte nun wieder der blonde Mensch. Kyo hörte nur halbherzig hin. Er wusste, dass er nicht hier sein sollte. Er kannte ja Eldoran nicht einmal! Nun, aber von Fürstin Yehedra hatte er gehört. Sie war jedoch nicht mehr als eine Legende, die oft Kindern am Lagerfeuer erzählt wird. Er wandte sich seinen Gedanken ab. Der gesamte Rest, mitsamt den drei Sprechern, stand. Es war eindeutig. ”Damit wäre das wohl geklärt. Nun können wir nur noch hoffen, das Yehedra uns verschont und uns einfach in ihr Reich eingliedert.”œ Kyo versank wieder in seiner Träumerei. Durch eine sinnlose Idee getrieben, spazierte er in Richtung der Versammelten. Niemand bemerkte ihn, selbst dann nicht, wenn er sie ansprach. Er war wohl gar nicht da. Oder doch? Ihm lief es kalt den Rücken hinunter. Spielten sie ein Spiel mit ihm? Oder war er tatsächlich auf eine gewisse Art und Weise unsichtbar? Aber dann hätten sie in gehört. War er gar nicht da? Seine unzähmbaren Gedanken zuckten durch seinen Kopf. Es machte ihn wahnsinnig. Ihm schmerzte der Kopf, als ob ein Pfeil sich in jenen gebohrt habe. Er fiel auf die Knie. Welche Knie? Wenn er nach unten blickte waren sie nicht da. Gar nichts war da! Er versuchte nach seinen Händen zu schauen, doch auch dort befand sich lediglich die Sicht zu Boden. Aber einen Kopf musste er haben, wie sollte er sich sonst hier umsehen können? Um das zu prüfen, probierte er mit der Zunge seine Mundwinkel zu berühren. Dies war keine gute Idee, denn es gab gar keine Zunge. Er war wie verschwunden! Das war also die Erklärung, weshalb sie in nicht hörten und nicht sahen. Er hatte sich wohl nur eingebildet zu reden. Wo war er dann wirklich? Im Hier und Jetzt gewiss nicht. Die Versammlung war nun beendet, alle Gestalten verließen durch das massive Holztor die Langbaute. Kyo hinterher. Alles was er sah, war ein Dorf. Es lag mitten im Wald und ein ständiges Vogelzwitschern lag in der Luft. Der Himmel war azurblau, einzig ein paar kleine, weit entfernte schneeweiße Wolken waren zu sehen. Es war eine wahre Idylle. Kyo bewegte sich in Richtung einer Kapelle. Ihre Mauern waren rostfarben, mit einem granitfarbenen Eingangsportal. Das Dach war aus Stroh gefertigt. Ihm war diese Bauweise fremd und undurchdacht. Was wäre, wenn es regnet? Er öffnete die eichene Doppeltür und trat ein. Niemand schien es aufzufallen. ”Wohin des Weges, Kyo?”œ Oder doch. Kyo schaute sich um. Niemand war da. Doch. Da war ein Schatten. ”Du kannst mich nicht wirklich sehen. Umschauen wird dir nicht helfen. Ich sehe dich auch nicht.”œ, sprach die Stimme. Sie war rau und tief. ”Ich bin auch nicht wirklich hier. Genauso wie du.”œ ”Sag mir, wer bist du? Und wie komme ich an diesen Ort?”œ, antwortete Kyo fragend. Er wandte sich aus Verzweiflung an den Schatten, obwohl er wusste, dass das die Stimme nicht sein konnte. ”Ich hätte eine andere Frage erwartet.”œ, bekam er zurück. ”Ich weiß, dass du sie auf der Zunge liegen hast.”œ. ”Was bist du? ”¦ Was sind wir?”œ, zischte er nach kurzer Denkphase. ”Richtig so. Aber ich kann dir nicht viel mehr sagen als du weißt. Wir sind einfach hier, man nennt uns Weltenwandler. Weltenwandler sind gewissermaßen nirgendwo. Dennoch befinden sie sich immer an jenen Orten, an denen wichtige Ereignisse geschehen. Jedoch sind sie nicht in der Lage darüber ein Wort zu verlieren. Es ist eine Art angeborener Fluch.”œ ”Das heißt, dass eben grade die ”¦”œ Kyo verstummte, krächzte ein wenig. Er bekam kein Wort heraus. ”Ein widerliches Gefühl, nicht wahr?”œ ”Ja”¦”œ Am liebsten hätte er sich seinen nicht vorhandenen Hals gegriffen. ”Aber sage mir, wieso sind wir solche”¦ Weltenwandler? Was hat es damit auf sich?”œ ”Wenn ich das wüsste”œ, lachte die Stimme. ”Ich merke, gleich werden wir verschwinden.”œ Kyo fühlte es auch. Ein starkes Schwächeln ließ seinen Geist ermüden. ”Warte! Eine Frage habe ich noch.”œ ”Stelle sie weise.”œ, bekam er zurück. ”Woher kennst du meinen Namen? Ich meine, woher wusstest du, dass ich es bin?”œ Kyo kam ein seltsames Gemurmel zu Ohren, dann durchschoss ein Blitz den Raum. Kyo war wie blind. Von dem Gedanken getrieben, dass er vielleicht noch andere Weltenwandler, wie er sich mittlerweile auch nannte, treffen würde, verließ er die Kapelle. Nun war er auf der Straße und lauschte ein paar Gesprächen. Viel behielt er nicht, doch ein paar Fetzen blieben hängen: ””¦ Yehedra wird uns nicht unterordnen. Sie wird uns töten, wie alle anderen auch!”œ ””œ”¦ Bete zu den Göttern, vielleicht beschützen sie uns. Wenn Yehedra da ist, sind wir des Todes”œ. Es waren allesamt schwarze Prophezeiungen. Nun wollte der selbsternannte Geist eine Taverne betreten. Doch er kam nicht dazu, denn ein schwarzes Nichts verschlang ihn.





-II-


Schreiend und schweißgetränkt schreckte Kyo aus diesem Albtraum. Sofort prüfte er nach, ob er wirklich einen Körper besaß. Dem war so. Sein Nachthemd war patschnass, von seiner Stirn tropfte der Schweiß. Keuchend setzte er sich aufrecht und griff nach dem Wasserschlauch. Hastig nahm er ein paar Schlucke, ehe er aufstand um etwas zu essen. Konfus trottete der fleischgewordene Weltenwandler in den Speiseraum, griff nach einer Frucht, die verblüffende Ähnlichkeit mit einem Apfel hatte, und biss herzhaft hinein. Gesättigt zog er sich seinen blauen Wams über und malte sich aus, wie er auf solche Träume kam. Doch je länger er darüber nachdachte, desto unschlüssiger wurde er, weshalb er beschloss, rat bei Elenya, einer guten Freundin, zu suchen. Also ging er noch ziemlich müde auf die Straße. Die Stadt El”™ Maana bestand aus einer gewaltigen Stadt, geziert vom Anblick des riesigen Schlossturmes. Hinzu lag sie in einer idyllischen Lage, direkt im tiefen Wald Arubans vor dem riesigen Wasserfällen. Der Stadtteil in dem Kyo heimisch war, hieß Eltoja. Es war der älteste, aber auch schönste Teil El”™ Maanas. Er bestand aus alten Häusern, Kirchen, hübschen Gärten und wunderbaren Statuen, Obelisken und Zierbrunnen. Kyo stand gerade an einem der Märkte, als er Elenya erblickte. Ihr wunderschöner Anblick ließ sie sofort in Kyos Augen stechen. Sie hatte langes, schwarzes Haar, zu einem Pferdeschwanz gebunden, ein wunderhübsches Gesicht mit blau-grauen Augen. ”Elenya!”œ, rief Kyo ihr entgegen. Überrascht drehte sie sich zu ihm um und lächelte. ”Kyo, schön dich zu sehen!”œ ”Ganz meinerseits.”œ, antwortete Kyo und umarmte Elenya freundschaftlich. ”Kann ich mit dir reden? Nicht hier auf dem Markt, unter vier Augen.”œ, fragte Kyo, klar, er wollte über den Traum berichten. ”Klar, für dich doch gerne.”œ, gab sie zurück und lächelte breit. Also schlängelten sie sich durch die Massen von Menschen, Elfen und stinkenden Gnomen auf Elenyas Haus zu. Es war ein kleines, schickes Reetdachhaus, mit Holzgiebel. Sie setzten sich auf die Bank, welche an der Hauswand stand und Kyo fing an zu erzählen. Soweit es denn möglich war. Ab und zu fing er an zu krächzen und musste einen Teil überspringen. ”In der Tat seltsam”¦ Hattest du diesen Traum schon öfter? Oder sonstige Albträume?”œ, Elenya machte sich sichtlich Sorgen um ihren Freund. ”Ja, ich habe oft solche Träume. Doch dieser war anders als die sonstigen. Er war so echt”¦ Ich sprach mit einem Mann”¦ Er erzählte mir etwas von”¦”œ Er verstummte. ”Wovon?”œ ”Von”¦”œ Nur ein Krächzen. Elenya sah verwundert aus. ”Da fällt mir ein”¦ Er meinte etwas von, ich könnte nicht darüber reden, was ich im Traum gesehen habe.”œ, meinte Kyo mit bestürzter Miene. ”Das ist seltsam. Und es scheint wahr zu sein”¦ Vielleicht sollten wir das Traumorakel aufsuchen. ?”œ ”Traumorakel? Wir? Du würdest mich begleiten?”œ Kyo klang überrascht, so dass Elenya leise auflachte. ”Klar, Kyo. Du bist mein Freund, ich helfe dir doch wo es geht.”œ ”Danke”¦”œ Kyo nahm Elenya wieder in den Arm, doch diesmal küsste er sie auf die Wange. ”Kyo”œ, sagte sie, ehe ihr schönes Gesicht errötete. ”Wann sollen wir denn aufbrechen? Es wird sicherlich eine lange Reise werden.”œ ”Ich weiß nicht”¦ Wie wäre es in zwei Tagen?”œ ”Gern. Treffen wir uns morgen wieder?”œ, fragte Elenya nach, Kyo war verwundert, sie schien plötzlich so schüchtern. ”Gewiss doch. Aber ich sollte nun gehen.”œ, verabschiedete sich Kyo und verließ den Garten wieder. Es dämmerte nun, die Markthändler schlossen ihre Stände. In letzter Sekunde konnte Kyo noch einen Beutel mit Fleischstücken ergattern. Langsam trottete er nach Hause, die Straße hinunter, an den Reetdachhäusern und der alten Kathedrale vorbei. Als er die Türschwelle übertrat, öffnete er den Beutel, nahm sich ein Stück des getrockneten Fleisches und biss hinein. Es schmeckte nicht wirklich gut, doch mehr hatte er ja grad nicht. Anschließend fiel sein Blick auf seine Laute. Er hatte sie als Kind von seinem Vater geschenkt bekommen. Neben ihr lag seine Flöte, ähnlich wie eine Panflöte, doch die seine war tiefschwarz. Er hatte sie erst vor kurzem auf dem Trödelmarkt erstanden, konnte noch kaum spielen. Nur diese eine Melodie. Sie kam Kyo wieder in den Sinn. Er griff nach ihr, hielt sie sich an den Mund und begann zu spielen: Eine rhythmische Melodie. Die Töne tanzten in der Luft, wollten gar nicht aufhören. Es war ein Ton, fast so, als ob jemand in eine halb volle Flasche blasen würde. Selbst die Vögel, welche mit ihrem Zwitschern dem Flötenspiel einstimmten, schienen verzückt. Das lange Spielen machte Kyo müde. Die Vögel waren längst verflogen, es war grade völlig dunkel geworden. Noch einmal griff er in den Beutel und holte eines der trockenen Fleischstücke hervor. Genervt von der Vorstellung wieder von einem solchen Albtraum wie letzte Nacht geplagt zu werden, ging Kyo zu Bett. Er war zu wirklich müde, doch seine Gedanken hielten ihn wach. Ein Traumorakel, dachte er, was das wohl sein mag? Ein Mensch? Nein, so etwas würde kein Mensch zustande bringen. Schließlich schlief er aus purer Erschöpfung ein.
Am nächsten Morgen wurde er durch ein Klopfen geweckt. Schlaftrunken torkelte Kyo zum Fenster, öffnete es und blickte hinaus. ”Huhu, Kyo. Schon wach?”œ, grinste ihn Elenya durchs Fenster an. ”Oh, Hallo, Elenya. Scheint ja schon recht spät zu sein. Willst du nicht reinkommen?”œ, fragte Kyo, der sich grad den Schlaf aus den Augen wischte. ”Gerne doch.”œ Kyo wackelte zur Tür und ließ Elenya hinein. Sie setzte sich auf einen Hocker, Kyo neben sie. ”Du siehst ja noch nicht sehr wach aus”œ, kicherte Elenya, als sie Kyo mit seinen zotteligen Haaren sah. ”Du hast mich geweckt. Ich konnte gestern Nacht kaum ein Auge zumachen. Ich habe so viel nachgedacht”¦”œ ”Über was denn? Den Traum?”œ, fragte sie neugierig nach. ”Ja, auch. Doch besonders über die Reise”¦”œ, berichtete Kyo, der sich grad die Haare zurecht machte. ”Hast du schon gepackt? Ich meine, wir sollten uns genau überlegen was wir mitnehmen.”œ ”Nein, habe ich noch nicht. Aber wir sollten gleich anfangen und uns früh schlafen legen.”œ, meinte Kyo noch, dann griff er zur Flöte und fing an dieselbe Melodie wie am Vorabend zu spielen. Elenya schaute ihn durchdringend an, dann drang ein heller Gesang aus ihrer Kehle. Wie in Trance saßen die beiden da, spielten und sangen. Als Kyo\s Flötenspiel verstummte, sah er Elenya verblüfft an: ”Du kennst das Lied? Woher stammt es? Und woher kenn ich es?”œ ”Ich weiß nicht”¦ Ich sang spontan. Aber ich kannte den Text”¦ Nun denn, ich sollte gehen und meinen Rucksack packen. Bis Morgen Kyo!”œ Fröhlich verließ sie das Haus und machte sich auf den Heimweg. Sie war seit dem gestrigen Tag so anders”¦ Um auf andere Gedanken zu kommen, fing Kyo an, sich sein Gepäck zusammen zusuchen. Sein erster Griff galt seiner Laute, der zweite der Flöte. Er stimmte ein schnelles fröhliches Lied an. Es passte gar nicht zu seiner Stimmung, die eher konfus, verwirrt war.



-III-


Am Morgen des Aufbruchs verließ Kyo früh sein Haus. Er hatte seinen Rucksack geschultert und sich die Laute um den Hals gehängt. Am Stadttor traf er dann auf Elenya. Sie war in ein hübsches, grünes Gewand gekleidet, an dessen Taille ein Buch hing. Sie hatten keinen schweren Rucksack, wie ihn Kyo hatte, voll gestopft mit all möglichem Kram, sondern hatte sich eine kleine Tasche über die Schulter gehängt. ”Hallo Kyo!”œ, rief sie ihm fröhlich entgegen. Kyo winkte nur kurz, dann begann er schmunzelnd: ”Du scheinst ja mit wenig Gepäck auszukommen.”œ ”Klar doch. Im Gegensatz zu dir.”œ Sie legte den Kopf schief und grinste. ”Ich habe nur ein paar Kräuter und Rezepte bei mir. Falls es uns mal nicht gut gehen sollte. Sollen wir gehen?”œ ”Klar. Hast du eine Karte dabei?”œ, fragt Kyo vorsichtshalber. ”Oh, nein. Soll ich schnell eine besorgen?”œ, fragte Elenya eifrig. ”Nein, aber ich habe eine”œ Kyo grinste, da sie einen Gesichtsausdruck machte, der stumm sagte: Du bist unmöglich! Also wanderten sie in den tiefen Wald Arubans hinaus. ”Was glaubst du, wie lange werden wir brauchen, Elenya?”œ, fragte Kyo. Er war nicht so der Wanderer. ”Ich denke ein paar Nächte. Wir müssen ganz nach Nertanien. Ich habe die dortigen Berge noch nie gesehen. Sie sind sicherlich wunderschön.”œ, schwärmte Elenya und hielt sich beide Hände vor die Brust. Kyo wandte den Blick von ihr ab und legte seinen Kopf in den Nacken. Die Sonne schien hell, wurde jedoch vom dichten Blätterdach gebrochen und setzte den Pfad in ein dämmriges Zwielicht. Nach kurzer Zeit erreichten sie einen Fluss, Aradî. Da kam ihm eine Melodie in den Sinn. Er griff zu seiner Laute und spielte eine langsame, traurige Musik. Sie strahlte Trübsal aus, ein Hauch von Verzweiflung. Noch nie war Elenya von Musik derart mitgerissen. ”Es ist schön. Kennst du es schon lange?”œ, fragte sie neugierig. ”Es kommt mir ein wenig bekannt vor.”œ ”Es ist die Melodie, die Luna, die Geschichtenerzählerin, immer während der Mondpalasterzählung spielt. Es ist meine Lieblingsgeschichte. Kennst du sie?”œ, belehrte sie Kyo, der nun die Hände von den Saiten ließ. ”Nein, doch wenn ich mich richtig entsinne, handelt sie doch vom Götterkampf, nicht wahr? Sie soll in der Tat sehr schön sein. Ich würde sie gerne hören.”œ ”Soll ich sie dir erzählen, Elenya? Ich spiele auch dazu.”œ ”Sehr gern, Kyo! Das ist lieb von dir.”œ, stimmte Elenya zu. ”Nun gut.”œ Kyo spielte nun eine leichte, begleitende Melodie. ”Vor vielen Jahren begab sich, wie du wohl weißt, der lange Götterkampf. Mond und Tagmond wehrten sich gegen die Sonne, Rachne und Hyrus gegen Eris. Die Geschichte begab sich zu Zeit dieses Kampfes. Es geht um Felizia, eine unbedeutende Magierin und Alchimistin. Sie wohnte in Silvermoon, einer Stadt der Nachtwesen. Man sagt, jeglicher Kontakt mit der Sonne könne ihnen die Haut zerfetzen. Felizia war eine der ihren. Sie führte ein einfaches Leben. Tagsüber versteckte sie sich vor den tödlichen Feuerfingern und nachts übte sie sich in Magie und sammelte Pflanzen und Kräuter. Doch eines Tages sollte sie von Rachne auserwählt werden: Ihr war es bestimmt den Mondpalast zu finden. Sie bekam eine Mondkralle mitsamt -Rüstung. Sie sah wunderschön aus, und hatte den angenehmen Effekt, dass die heißen Strahlen ihr nichts anhaben konnte.”œ Kyo machte eine Kunstpause und spielte nun eine schnellere, unregelmäßige Musik. ”Nun trat sie also die gefährliche Reise an, ganz allein und fast vollkommen unvorbereitet. Ihr war innerlich klar, dass dies ihre letzte Reise werden würde. Tagelang irrte sie in Wäldern, Bergen und Tälern umher, stets mit dem Blick auf die Pflanzen, die sie teils studierte, teils zu magischen Zwecken verwendete. Sie war völlig verausgabt, als sie auf einen jungen Wanderer stieß. Er stellte sich als Launanvana vor, bevorzugte jedoch Eldaril genannt zu werden, da es sein zweiter Name war, und er ihm mehr gefiel als ersterer. Er war dem Waldvolk zugehörig und bot Felizia an, ihn in sein Dorf zu begleiten. Sie willigte ein, und bald trafen sie in Espas ein.”œ Aus dem unregelmäßigem Lautenspiel wurde ein fast unheimliches Gekratze. ”Felizia wurde bei der dunklen Atmosphäre in Espas etwas mulmig. Ihr waren nicht nur die Menschen hier fremd, sondern auch die Bauweise der Häuser und Hallen. Alles sah so verschmolzen aus. Eldaril zeigte ihr sein Haus, und ließ sie sich erstmal ausruhen. Frisch gestärkt sollte sie dann am nächsten Tag weiterreisen. So geschah es auch, doch Eldaril folgte ihr. Zusammen sollte alles besser sein. Doch nun bekamen sie Probleme, da sie zu zweit auffälliger waren als Felizia allein. Also mussten sie sich ein ums andere mal gegen Tiere und Wesen schützen: Felizia mit ihrer Mondkralle und Eldaril mit seinem hölzernen Speer.”œ Eine gefährlich klingende Melodie kam auf. ”Doch eines Nachts sollten sie nicht wie gewohnt aufwachen: Sie befanden sich plötzlich in einer weiten, dunklen Ebene. Es stank bis zum Himmel, und grünliche Nebelschwaden zogen umher. Sie wunderten sich, wie sie hierher gekommen seien. Doch tief im Unterbewusstsein wusste Felizia wo sie waren. Sie kam nur nicht drauf. Nach langer Zeit des Umherirrens fiel es ihr wie Schuppen von den Augen: Als sie in den Himmel sah, erkannte sie sowohl Mond als auch Sonne, doch vom Tagmond fehlte jede Spur. Also konnten sie sich nur dort befinden. Dankend betete sie den beiden Nachtgöttern zu. Da war er auch schon: Von ungebändigter Schönheit überragte er die hohen Hügel um ein vielfaches.”œ Nun begann Kyo mit der Mondpalastmelodie. Nebenbei erreichten sie eine Lichtung und setzten sich an einen Baum. Kyo machte eine kurze Pause, wandern und erzählen zugleich bekam ihm nicht. ”Felizia und Eldaril betraten das gewaltige Gebäude. Von der selbem Schönheit wie das Äußere war auch das Innere eine wahre Pracht. Doch es war eine bedrückende Schönheit. Es war kalt. Hier und dort standen Säulen, gekrönt mit bedrohlich aussehenden Gargoylen. Felizia wusste zwar, dass sie nur aus Stein waren, doch sie waren Furcht einflößend.”œ Elenya gefiel, dass Kyo so bildlich erzählte. Sie schien wie in eine Traumwelt versunken. ”Felizia fühlte sich wie geführt, sie wusste stets wo sie hingehen musste. Als sie über sich blickte, erkannte sie, dass dieses Gebäude kein Dach, sondern eine Hülle aus silbernem Mondlicht. Eldaril schien weniger beeindruckt. Als sie die Kuppel des Prachtschlosses erreicht hatten, sprach Felizia die o heiligen Worte: ”Alheandra o Artenima. Rachne al Dohanum. Gaianuns. Et.”œ Noch während sie sprach veränderte sich sowohl der Himmel als auch die Oberfläche des Planten. Gewiss, es wurde heller und der beißende Gestank verging, doch der Boden, zuvor hartes granitähnliches Gestein, schien nun fruchtbar und saftig. Gras, Büsche und kleine Bäume sprießen in anormalem Tempo aus der Erde, als ob Jahre vergehen würden.”œ Kyo machte eine kurze Atempause und verschnaufte. Elenya schaute fasziniert in den Himmel. ”Dankend verbeugten sich Felizia und Eldaril vor dem Mond und küssten den fruchtbaren Erdboden. Sie hatten ihre Aufgabe erfüllt, und hatten damit Hyrus damit einen gewaltigen Dienst erfüllt. Nur er weiß, warum und zu welchem Zweck sie den Mondpalast erreichen sollten. Felizia war Eldaril mehr als dankbar. Sie wusste, dass sie diese Reise nie ohne ihn geschafft hätte. Auch Eris, die Sonne, bemerkte diese Wandlung und begriff, dass die Welt mehr als einen Gestirnsherrscher brauchte. Brüderlich beherrschten sie nun das Gestirn: Hyrus und Eris tagsüber, Rachne gehörte die dunkle Nacht, die sie mit silbernem Mondlicht überschüttete.”œ Mit einem tragischen Endspiel ließ Kyo das Stück ausklingen. ”Es ist wunderschön, Kyo. Danke.”œ ”Es ist aus gutem Grund eine der schönsten Geschichten die je in El”™ Maana niedergeschrieben wurde. Ich habe aber nicht ohne Grund vorhin diese Melodie gespielt. Ich konnte mich mit Felizia identifizieren. Du wärst mein Begleiter, Eldaril.”œ, meinte Kyo, und schaute Elenya tief in die Augen. ”Kyo”¦ du bist wunderbar.”œ, lächelte sie ihn an. Einen Augenblick lang verharrten sie. Dann stand Kyo auf. ”Danke, doch das kann ich nur wiedergeben. Wollen wir weiter?”œ ”Ja, vielleicht erreichen wir noch vor der Abenddämmerung Rabenfels. Ich war in meiner Kindheit ein oder zwei Mal dort.”œ, antwortete Elenya. ”Rabenfels? So weit sind wir schon?”œ, spielte Kyo mit einer übertrieben überraschten Miene. Elenya bemerkte die Ironie sofort und spielte grinsend mit. ”Ich hätte es auch nicht erwartet”œ
Bein Anbruch der Dämmerung erreichten sie die Stadt Rabenfels. Sie war um ein einiges kleiner als El”™ Maana und glich mehr einem Bauerndorf als einer Stadt. Das einzige was Rabenfels unverkennbar machte, war die riesige Steinsäule am Ende der Stadt, welchen die Stadt ihren Namen verdankte, da hunderte von Raben um die Säule schwirrten. Als die beiden Reisenden das Stadttor durchritten, wurden sie von einer Frau nett begrüßt. ”Seid gegrüßt, Fremde. Ich bin Ela Schneelied. Kommt ihr zufällig aus El”™ Maana?”œ Kyo musterte Ela genau. Sie hatte ebenholzfarbenes, langes Haar und ein kreisförmiges Gesicht. Ihre Figur war etwas rundlich, was aber auch an der dicken Kleidung liegen mochte. Elenya lächelte. ”Gewiss.”œ ”Oh, schön. Habt ihr von Elenya Takyu gehört? Ich suche sie seit Jahren.”œ Kyo musste auflachen, versuchte es aber zu unterdrücken, da Elenya ihm einen giftigen Blick zuwarf. Sie ergriff das Wort. ”Vielleicht. Was wollt ihr denn von ihr?”œ ”Ich soll ihr eine Nachricht überbringen.”œ, gab Ela Auskunft. ”Von ihrem Vater.”œ ”Von Vater? Erzählt!”œ, rief Elenya aus. Sie war überrascht, denn sie hatte lange nichts von ihrem Vater gehört. ”Elenya?”œ, schlussfolgerte die Fremde. ”Ja! Aber nun erzählt.”œ ”Gewiss. Ich soll dir ausrichten, dass dein Vater nach Donnerfall gezogen ist. Aber das ist nun schon ein gutes Jahr her”¦”œ, sie brach ab, als Elenya sie in den Arm nahm und drückte. ”Danke! Ich habe das nicht gewusst”¦ Habt tausend Dank!”œ, freute sich Elenya. Sie hatte ihrem Vater immer wieder Briefe geschrieben, nie hatte sie auch nur eine Antwort bekommen. Zeitweise hatte sie gedacht, dass er verstorben sei. Nachdem Elenya sie losließ, lud Ela sie ein. ”Wollt ihr nicht bei mir und meinem Mann übernachten? Es ist spät und ihr habt Gepäck.”œ Kyo und Elenya nahmen das großzügige Angebot dankend an und folgten der Botschafterin zu ihrem Haus. Auf dem Weg schaute sich Kyo ein wenig um: Viele Häuser waren Flachdächer und einstöckig. Die verbleibenden waren allesamt Türme oder Turmbauten. Es gab nur einen Markt, doch der war umso schöner: Massen von Ständen und Händlern saßen und standen herum, während die Käufer versuchten zu feilschen. Der Boden war aus verzierten Steinplatten und hatte einen leicht bläulichen Schimmer, welcher vor dem tiefroten Dämmerhimmel perfekt zur Geltung kam. Auch die Luft war angenehm. Es roch nach Räucherstäben, Parfüms und sämtlichen Früchten. ”Wollen wir uns nachher ein wenig umschauen, Kyo?”œ, fragte Elenya mit einem Blick auf die zahlreichen Stände. ”Gern. Doch wir sollten uns erstmal ausruhen und Ela\s großzügiges Angebot auskosten.”œ Er grinste breit. Angekommen in der Flachbaute, trafen sie auf Ela\s Mann. ”Gegrüßt sollt ihr sein.”œ, begann er. ”Ela, mein Schatz, was führt die beiden zu uns?”œ ”Ich habe ihnen angeboten eine Nacht bei uns zu bleiben. Sie sind Reisende, außerdem sollte ich dieser reizenden Dame noch eine Botschaft übermitteln.”œ Sie lächelte Elenya an. Sie erwiderte es. Dann fuhr die Gastgeberin, an Kyo gerichtet, fort. ”Kommt, ich zeige euch euer Zimmer. Kyo war ein wenig verwundert über das euer Zimmer, aber er entschloss sich, nicht weiter darauf einzugehen. Der Raum lag am Ende des Korridors. Es war relativ groß und recht gemütlich. Ela ließ die beiden allein. ”Macht es dir denn nichts aus? Ich meine, dass wir uns ein Zimmer teilen?”œ, begann Kyo eine Unterhaltung. ”Nein, wieso?”œ ”Ich dachte nur”¦”œ Elenya winkte ab. ”Wir sollten uns eher Gedanken machen, wohin wir morgen weiterreisen. Ich schlage Donnerkeil vor.”œ Donnerkeil war ein kleines Dorf jenseits des Aruban Waldes, direkt an den Ausläufern des kleinen Meeres. Nach einer kurzen Diskussion einigten sie sich auf eben dieses Tagesziel.












-IV-


Kyo befand sich wieder in dem hölzernen Saal seines vergangenen Traumes. Diesmal war er leer, doch noch immer wirkten die Gemäuer flüsternd. Instinktiv bewegte er sich auf die Straße. Sie war ziemlich belebt, ein Feuer brannte auf der anderen Seite des Dorfes. Doch ein Kampf schien nicht zu wüten. Kyo konnte nicht erkennen, ob es ein Scheiterhaufen, ein Festfeuer oder ein brennendes Haus war, denn ein Baum versperrte ihm die Sicht. Ein Scheiterhaufen”¦ Solche Sachen wären in El”™ Maana undenkbar. Er sah nach, und seine Annahme bestätigte sich. Ein Mann stand inmitten der beißenden Flammen. Er schrie nicht, obwohl er noch lebendig zu seien schien und sein Kopf schwankte von einer Schulter zur anderen. Kyo wandte sich angeekelt ab. Der stechende Rauchgeruch schien seine Sinne zu vernebeln. Er wollte nur noch in ein Gasthaus oder eine Taverne und einen Humpen Ale trinken. Sofort verbesserte er seine Gedanken, er konnte ja nicht trinken, geschweige denn überhaupt etwas bestellen. Also blieb er draußen. Langsam dämmerte es. Eine Weile befand er sich in einer Gasse und starrte auf einen ziemlich belebten Platz. Plötzlich vernahm er eine Bewegung in der Luft, sehen konnte jedoch nichts. Niemand war auch nur in seiner Nähe. Eine Stimme hauchte in seine Gedanken: ”Hallo”¦?”œ Es war eine fragende Frauenstimme. Kyo blieb stumm. Er wollte unbemerkt bleiben, obwohl in sowieso niemand sehen konnte. ”Ich habe dich gespürt, alter Mann. Erzähle mir mehr über Weltenwandler!”œ Er überwand sich. Er war zu neugierig, er war wohl nicht der einzige Weltenwandler. ”Es tut mir Leid, ich bin es nicht.”œ, begann er, wurde jedoch sofort unterbrochen. ”Oh, entschuldigt mich. Seid ihr auch ein Weltenwandler? Ich kann euch nämlich nicht sehen.”œ Es war eine mädchenhafte, junge Stimme. Sie kam von allen Seiten, es war ihm unmöglich auszumachen von wo gesprochen wurde. ”Ja.”œ ”Dann kannst du mir erklären, was es damit auf sich hat?”œ ”Ich wäre froh, wenn ich es selbst wüsste”¦”œ Sie kamen ein wenig ins Gespräch. Gegenseitig belehrten sie sich mit ihrem Wissen über die Wandler. Hier schien es ihnen möglich zu sein. ”Weißt du, wenn ich in meiner wahren Gestalt bin, kann ich nicht so offen über mein Wesen als Weltenwandler reden. Ich verstumme, sobald es mir in den Sinn kommt.”œ, wich Kyo ein wenig vom Thema ab. ”Ja, mir geht genauso. Sag mir, wer ist dein wahres Wesen? Wie heißt du?”œ ”Ich heiße Kyo Tendinil. Wie lautet dein Name?”œ ”Ich weiß nicht recht. Man nennt mich nur Merle. Ich habe nie Eltern gehabt.”œ ”Das tut mir wahrlich Leid. Ich fühle da mit. Meine Eltern starben vor vielen Jahren im Krieg Erasiens.”œ ”Oh, ich merke wie an mir gezerrt wird. Wir sollten uns verabschieden. Doch sage mir noch, wo können wir dich finden?”œ, fragte Kyo zum Abschluss. Auf eine unergründliche Weise fühlte er sich von ihr angezogen. ”Mondil. Ich wäre froh wenn du mich besuchen kommen würdest.”œ ”Ich werde kommen.”œ, versprach Kyo, bekam jedoch keine Antwort. Sie war weg. Nun war es dunkel und bewölkt. Die ersten Regentropfen fielen von den Sternen. Der Weltenwandler spürte dies nicht. Er konnte es lediglich sehen. Die Straßen waren nun leer. Die Stille war vollkommen. Kyo wollte wieder die Kapelle besuchen, in der Hoffnung er könne den Weltenwandler finden, der ihm seinen Umstand beibrachte. Vergebens. Die Kapelle war vollkommen leer. Er konnte sich jedoch nicht sicher sein, dass er ihn nicht einfach übersehen hatte. Als er gehen wollte, fingen die Glocken des hölzernen Gotteshauses an zu läuten. Eine Welle von Menschen rollte auf den kleinen Eingang zu. Kyo wunderte sich, dass eine solche Menge überhaupt in die kleine Kapelle passen konnte. Als das Geschupse und Gedrängel beendet war und jeder einen noch so kleinen Platz ergattert hatte, begann der Priester zu predigen. Er fing auf einer unverständlichen Sprache an, doch es schien alles andere als eine Lobeshymne zu sein. Sein Gesicht sah ein wenig zornig aus. Er verstummte und seine Mimik ging zur Normalität über. Nun senkten sich die Häupter aller Anwesenden andächtig dem Steinboden entgegen. Sie begannen mit einem Gebet, welches Kyo zum Teil auch verstand: ”Gnade dem Unseren wenn Yehedra in ihrem Blutrausch in unserem bescheidenen Dorf einfällt. Gnade allen Kindern, den Alten, den Frauen und den Soldaten. Und falls sie sterben, O Herr, lasse sie in Ehre fallen.”œ Ein Pfeifen durchfuhr das Gebet. Ein mächtiger Donner folgte. Aus dem leichten Regen schien ein gewaltiger Sturm entsprungen zu sein. Der Priester wollte grade fortfahren, als Rauch aus dem Hinterraum des Gebäudes drang. Feuer!, dachte sich Kyo. Panik machte sich breit. Die ersten waren schon auf dem Weg nach draußen, als die Tür eingetreten wurde. Ein Mann in einer blutverschmierten Stahlrüstung stampfte in Richtung Altar. Seine Hand hielt den Knauf eines Breitschwertes. Über der Halle lag nun ein Schleier der Stille und Verwirrung. Einzig die laut hallenden Schritte des Eindringlings und das Platschen des Regens waren zu vernehmen. Das Gesicht des Priesters zeigte pure Empörung im Einklang mit der Angst. Nun zuckte er zusammen, da der Eindringling seine schwere Klinge hob und aus dem Handgelenk auf ihn zu schwang. Der Geistliche war zu langsam. Das Breitschwert fraß sich in seinen Hals, trennte das Haupt aber nicht ab. Mit einer lässigen Bewegung zog der Mörder die Schneide zu sich zurück und steckte es in seine gigantische Schwertscheide. Langsam drehte er sich um. Seine Gehilfen sperrten die Türen ab. Der Rauch wurde immer dichter. Mit tiefer Stimme sprach er: ”Niemand wird diese Kapelle verlassen. Ihr sollt alle mit euren Sorgen hier und jetzt zu Grunde gehen. Ihr habt es so entschieden, als ihr damals Thera tötetet.”œ Das hölzerne Götterabbild hinter ihm fing Feuer. Er wirkte nun noch bedrohlicher. Kyo war sich nicht sicher, ob die Eindringlinge wussten, dass ein Weltenwandler unter den anwesenden war. Es war nun fast vollkommen schwarz. Der Rauch hatte nun vollkommen alles eingenebelt. Die ersten Anwesenden erstickten. Ein panisches Gemurmel durchbrach die Stille. Kyo wusste, sie waren töricht.






-V-

Es war wieder ein solcher Traum! Keuchend schrak Kyo hoch. Sein Atem war schwer, sein Kopf trief vor Schweiß. Angstschweiß. Elenya schlief noch, also hatte er eine gute Gelegenheit etwas frische Luft zu schnappen und sich zu waschen. Einen Augenblick fesselte ihn ihr süßer Anblick. Er lächelte. Dann stand er auf, zog sich an und ging die Treppe hinunter ins Erdgeschoss. Auch hier war es still. Ela und ihr Mann schienen ebenfalls noch zu schlafen. Leise öffnete er die massive Haustür und schlüpfte hindurch. Es war kalt. Kyo zog seinen Kragen hoch und machte sich auf den Weg zum Marktplatz, der ihm gestern ins Auge stach. Es regnete, sodass auf dem Boden des Marktes beständig eine Schicht Wasser bestand. Kyo stapfte hindurch, von Stand zu Stand. An einem alten Mann blieb er stehen. ”Guten Tag, der Herr. Möchtet Ihr euch meine Bücher ansehen?”œ, fragte dieser. ”Gewiss. Haben Sie einen Band zu empfehlen?”œ ”Hier, lesen Sie diesen.”œ Kyo bekam ein dickes, gebundenes Buch gereicht. Der Greis rückte näher an den Interessenten und flüsterte ihm ins Ohr. ”Es ist ein magisches Buch. Es gehörte einst einer weisen Priesterin und enthält viele ihrer Formeln und Sprüche. Ich kann mit ihm nichts anfangen, ich empfange keine Magie. Doch Ihr vielleicht?”œ Kyo öffnete es und staub schlug ihm entgegen. Zum Glück stand er überdacht. Es könnte Elenya gefallen, dachte er sich. ”Ich nehme es. Was verlangt Ihr dafür?”œ ”Nicht viel, wie wäre es mit 50 Münzen?”œ Kyo reichte ihm den Betrag und steckte das Buch in seinen Rucksack, den er vorsichtshalber mitgenommen hatte. ”Vielen Dank für den Handel, alter Mann. Gehabt Euch wohl.”œ Mit diesen Worten schritt er weiter. Der neue Besitzer des Buches erkundete noch einige Zeit die Stadt, dann machte er sich auf den Rückweg. Mittlerweile waren die Bewohner mitsamt Elenya auf den Beinen. ”Kyo, da bist du ja. Ela hat uns angeboten, noch etwas zu Essen bevor wir weiterreisen. Das können wir doch unmöglich ausschlagen, oder?”œ Sie lächelte ihn an. Er erwiderte es. ”Natürlich nicht.”œ Nach dem Mahl machten sie sich auf nach Donnerkeil. Als sie das Stadttor passiert hatten, begann Kyo mit einer Diskussion. ”Wollen wir nicht einen Abstecher nach Mondil machen? Es soll dort schön sein.”œ Kyo wollte den wahren Grund noch nicht aussprechen. ”Wieso nicht?”œ Elenya nickte ihm zustimmend zu. ”Schön.”œ Der Regen ließ allmählich nach. ”Seid gegrüßt, Reisende.”œ, hallte eine raue, dennoch freundliche Stimme zwischen den Bäumen hervor. Elenya und Kyo blickten sich um, als ein Wesen aus dem Gebüsch trat. Als erstes viel ihnen der Körper auf. Es war ein Pferdeleib mit einem menschlichen Oberkörper. Stramme, kräftige Beine hielten den braunen Pferdekörper über den Boden. Der Oberkörper war zwar menschlich ausgelegt, jedoch war er grau und strotzte regelrecht vor Muskeln. Am Übergang der zwei Körperhälften befand sich ein Gürtel, der an der einen Seite einen Köcher, an der anderen Seite eine Schwertscheide hielt. Erst jetzt viel Kyos Blick auf das Gesicht des Kentauren. Es war recht freundlich. Ein schwarzer Haarschopf und ein Ziegenbärtchen prägten es. Die Augen glimmten leicht rötlich. ”H-Hallo.”œ, entgegnete ihm Elenya unsicher. ”Ihr seid ein Kentaur, nicht w-wahr?”œ Sie wusste nicht, wie sie ihn einschätzen sollte. ”Gewiss.”œ Er nickte. ”Wisst ihr, viele halten meinesgleichen für brutal und blutrünstig. Dem ist aber nicht so. Ich glaube, sie haben nur Respekt vor uns und geben es nicht zu.”œ Kyo fasste sich ein Herz. ”Da ist etwas Wahres dran.”œ, begann er. ”Es ist auch sehr verständlich. Ihr seid nun mal groß und bewaffnet.”œ ”Ach, das ist meine Jagdausrüstung. Ein simpler Bogen und ein Schwert. Ist das für euch schwere Bewaffnung?”œ Der Kentaur lachte auf. Die beiden Menschen schauten ein wenig beschämt drein. ”Ich habe mich noch nicht vorgestellt. Mein Name ist Ġrashnak, Jäger des Bolash Stammes.”œ ”Sehr erfreut, Ġrashnak. Das ist Elenya und ich bin Kyo.”œ ”Ganz meinerseits, Kyo. Elenya.”œ Er nickte ihnen achtend zu. ”Sagt, was führt euch hierher? Nicht viele Leute laufen von Rabenfels nach Mondil. Es ist eher umgekehrt. Ein Großteil der dortigen Bevölkerung wandert in die großen Städte, wie El”™ Maana oder Tarukar.”œ ”Wie sie schon erwähnten, wir sind auf dem Weg nach Mondil.”œ, erklärte ihm Kyo. Er sah Elenya an, dass sie ihm gern das Reden überlässt. Ihr war sichtlich unwohl. ”Lass doch das alberne, vornehme Reden. Ich werde nicht gern gesiezt. Auf du und du, einverstanden?”œ, schlug er vor. Kyo wusste, er sollte besser einwilligen. ”Gewiss.”œ Wie aus dem Nichts durchriss ein Schrei die ruhige Atmosphäre des Waldes. Ein Mann, klein und mit einer Schriftrolle in den Händen, lief schreiend auf sie zu. Hinter ihm ein fliegendes, grell kreischendes Wesen. ”Ein Flügelwesen.”œ Ġrashnak griff nach seinem Langbogen und zog in Erwägung, der Harpyie einen Pfeil in die Brust zu jagen. Gedacht, getan. Die Sehne schnellte zurück, der Pfeil raste auf sein Ziel zu und erlegte es ohne Mühe. Mit einem dumpfen Geräusch landete es auf dem Boden. ”Danke”œ, keuchte der kleine, abgehetzte Mann und machte Anstalten, weiterzugehen. Ġrashnak brummte unzufrieden, ließ ihn aber laufen. ”Ein unfreundlicher Zeitgenosse”œ, meinte er und widmete sich wieder den beiden freundlicheren Menschen. ”Meint ihr nicht?”œ Elenya nickte. ”Ich muss ehrlich sagen, ihr seid die freundlichsten Menschen die ich je traf. Die meisten laufen davon wenn sie mich sehen. Und wenn sich jemand mal auf ein Gespräch einließ, dann hatte er plötzlich kaum Zeit.”œ Elenya durchblickte seine Absichten und schluckte. ”Wollt ihr nicht mit ins Dorf meines Stammes kommen? Sie würden sich sicherlich über Besuch freuen. Sie sind wirklich nette Gesellen.”œ Kyo warf einen fragenden Blick nach Elenya. ”J-ja. Wieso nicht?”œ Der Kentaur machte einen Schritt auf sie zu. ”Sei nicht so schüchtern, Kleines. Wir wollen dir doch nichts Böses. Sieh dir doch deinen Freund an. Er traut sich doch auch mit mir zu sprechen.”œ Sie nickte. Ġrashnak machte kehrt und führte sie durch das Unterholz zu einer Ansammlung an Höhlen. Zwischen den Eingängen war ein Dach aus Blättern und Holzlatten. Darunter befanden sich ein Feuer und ein paar Kentauren. ”Seht her, Brüder und Schwestern. Ich habe Besuch mitgebracht!”œ Kyo fragte sich, wie wohl weibliche Kentauren aussahen. Diesem wurde er bald belehrt. Sie waren etwas kleiner als ihre männlichen Artgenossen und eher zierlich als muskelbepackt. Um ihre Blöße zu verdecken, trugen sie um ihren Hinterleib ein blaues Lendentuch. Der Oberkörper war, wie bei den männlichen Kentauren, nackt. Das blaue Lendentuch schien die Einheitskleidung zu sein, denn alle weiblichen Vertreter des Stammes waren damit bekleidet. ”Ġrashnak. Besuch?”œ Ein alter, hinkender Kentaur wankte auf ihn zu. Er hatte einen langen grauen Bart, der von steinernen Ringen zu Zöpfen gehalten wurde. Sein linkes Vorderbein war kürzer als die anderen, unter dessen Huf wurde ein Holzpflock gebunden. ”Leph”œ, knurrte Ġrashnak ”Besuch. Gewiss.”œ Die Miene des Jägers verfinsterte sich. Es war offensichtlich, dass sich die beiden nicht mochten. Wenn nicht sogar schlimmer. Mit der Genugtuung Ġrashnaks Laune verdorben zu haben, humpelte der alte Leph davon. ”Er macht mich auf seine eigene Art und Weise verrückt”œ, meinte der Ġrashnak, ehe er von einem weiblichen Kentaur empfangen wurde. ”Chea!”œ, rief er aus und trabte auf sie zu. Herzlich umarmte er sie und verharrte. ”Ġrashnak, du hast Besuch mitgebracht? Menschen?”œ, fragte Chea verdutzt und schaute mit ihren gelblich glimmenden Augen über Ġrashnaks Schulter auf Kyo und Elenya. ”Ja, es sind die freundlichsten Menschen denen ich je begegnet bin. Du solltest sie kennen lernen.”œ, raunte er ihr in das kleine Loch im Kopf, das wohl das Ohr war. Sie lösten sich aus der Umarmung und schritten auf die beiden Menschen zu. Chea begann mit der Begrüßung. ”Willkommen beim Bolash Stamm. Fühlt euch hier wie zuhause. Ġrashnaks Freunde sind auch die unseren. Ich bin Chea, Schamanin des Dorfes.”œ ”Mein Name ist Kyo. Und das ist Elenya.”œ Chea nickte. ”Ihr habt sicherlich Hunger. Wollt ihr euch nicht zu uns gesellen?”œ ”Gern.”œ Ġrashnak und Chea führten die beiden in eine hell erleuchtete Höhle, in der, wie Kyo schätzte, zehn bis fünfzehn Kentauren auf Knien vor einer langen Tafel hockten und aßen. Die hölzerne Tafel war lediglich ein Baumstamm, der zur Hälfte geteilt war. Auf ihm lagen Früchte, verschiedenste Brote, Fleisch und Fische. Der Geruch ließ ihm das Wasser im Munde zusammenlaufen. Laute Rufe und Gespräche waren zu vernehmen. Jäger berichteten über ihre Beute, Schmiede über ihre neuesten Waffenkreationen und einige Krieger führten die seltsamsten Kampftechniken vor, die Kyo je gesehen hatte. Etwas tiefer in der Höhle befand sich eine Hand voll weiblicher Kentauren, die Musikerinnen. Zwei der ihren zupften an ihren Harfen, eine hatte sich Trommeln um die Taille gebunden, die kleinste der Kentauren begnügte sich mit einer Flöte. Die letzte, eine breit gebaute, rothaarige, sang ein trauriges Lied. Er konnte es nicht verstehen, die Sprache war ihm unbekannt. ”Seht her, Gesellen! Ġrashnak hat Besuch mitgebracht!”œ, verkündete Chea. ”Behandelt sie gut. Seine Freunde sind auch unsere Freunde!”œ Die Schamanin setzte sich mit den zwei Menschen an das hintere Ende des Baumstammes. ”Entschuldigt mich, Kyo, Elenya. Ich habe noch etwas zu erledigen. Macht es euch gemütlich.”œ, entschuldigte sich Ġrashnak und trabte davon. Chea begann ein Gespräch und wandte sich an Elenya. ”Erzählt mir, was führt euch in eine so abgelegene Gegend? Es ist selten, dass Menschen aus Rabenfels in diese Richtung wandern.”œ Elenya schien ihre anfängliche Scham überwunden zu haben. ”Wir wandern nach Mondil.”œ, begann sie. ”Wir hatten eigentlich vor, noch vor Anbruch der Dunkelheit dort zu sein. Aber nun sind wir hier.”œ Chea füllte den beiden Menschen eine köstlich riechende Suppe in kleine, hölzerne Schüsseln. ”Danke.”œ Löffel gab es keine. Kyo nahm sich ein Beispiel an den Kentauren. Sie hielten sich die Schüssel an die Lippen und tranken. Seltsame Essbräuche, dachte sich Kyo und machte es ihnen nach. Die heiße Brühe schmeckte sehr würzig. Kleine Fleischbröckchen und Kräuter schwammen darin herum. ”Schmeckt\s euch?”œ Ġrashnak kniete sich neben die drei und biss herzhaft in eine Fleischkeule. ”Köstlich”œ, antwortete Kyo mit vollem Mund und schluckte das Stück Kräuterbrot hinunter. Später, am Abend, zeigte Ġrashnak ihnen ihren Schlafplatz. Es war eine Art Zelt. Um die Dunkelheit zu vertreiben, zündeten sie erst einmal ein Feuer an und machten es sich gemütlich. ”Morgen früh sollten wir aber weiterreisen. Ganz wohl fühle ich mich hier nicht, obwohl ich ihre Gastfreundschaft zu schätzen weiß.”œ ”Du hast Recht.”œ, entgegnete ihr Kyo, dem grad das Buch, welches er in Rabenfels gekauft hatte, wieder einfiel. ”Glatt hätte ich es vergessen. Hier, das ist für dich.”œ Er reichte Elenya das Buch. Neugierig schlug sie es auf und blätterte es einmal durch. ”Du weißt was das ist, oder?”œ, fragte sie erstaunt. ”Nein”œ, gestand Kyo. Und das ist nicht mal gelogen”¦ ”Ein Händler hat es mir in Rabenfels angedreht.”œ Elenya machte große Augen und starrte auf die Seiten des Buches. ”Es ist eine Abschrift des verbotenen Buches.”œ












-VI-



”Das verbotene Buch?”œ Kyo war verblüfft. Damit hätte er, bei Taoron, niemals gerechnet. ”Ja. Doch lass uns für heute das Licht löschen und schlafen.”œ Dagegen hatte er nicht einzuwenden. Sie erstickten das Feuer mit einer Schaufel Erde und legten sich schlafen. Das verbotene Buch, ging es Kyo durch den Kopf. Wieso soll ausgerechnet ich ein solches Buch bei mir tragen? Taoron, was hast du dir dabei gedacht? Ein flackerndes Licht von außerhalb des Zeltes ließ in aus den Gedanken zur Realität überkommen. Was ist das? Das Licht kam näher. Langsam aber sicher wurden die Umrisse eines Menschen sichtbar. Der schläfrige Kyo griff zu einem Speer, welchen die Kentauren zur Verteidigung in die Zelte gelegt hatten, und schlich aus dem Zelt. Seine Augen mussten sich noch an die Dunkelheit gewöhnen, entdecken konnte er seltsamerweise niemanden. Er drehte sich um. Nichts. Wie aus dem Nichts griff eine Hand um seinen Hals und ein Messer schnitt ihm leicht in die Kehle. Kyo lief der Schweiß von der Stirn. ”Wo ist es?”œ, raunte die Person hinter ihm. ”W-Was?”œ ”Tu nicht so dumm. Das Buch! Wo ist es?”œ Der Dolch schnitt noch ein kleines Stück tiefer in sein Fleisch. Es brannte höllisch. Kyo biss die Zähne zusammen. Irgendwie musste er die Kentauren oder Elenya wecken. Dazu brauchte er jedoch Zeit. ”Welches Buch?”œ ”Antworte mir gefälligst! Du weißt es. Antworte und dein Leben wird verschont.”œ Die Idee! Aus dem Handgelenk warf er den Speer gegen eine Fackel. ”Feuer!”œ, schallte es durch das Dorf. ”Es brennt!”œ ”Verdammt!”œ, zischte die Gestalt und hielt ihm Fläschchen an die Lippen. Mit einem Ruck im Kopf war er dazu gezwungen zu schlucken. Ein Tritt ins Kreuz ließ ihn mit dem Kopf voraus über den steinigen Weg rutschen. Das Letzte was er merkte war das Brennen seiner rechten Gesichtshälfte.
”Kyo! Wach doch auf!”œ Die Schmerzen waren unerträglich. Sein Gesicht fühlte sich an, als stehe es in Flammen. Kyo fühlte sich, als sei er tot. Sein Körper war schlaff, sein Kopf benebelt. Klar denken konnte er nicht. ”Kyo”¦”œ Es war Elenyas Stimme. Der Verletzte versuchte sich nur auf seinen Körper zu konzentrieren. Sein Vater hatte immer gesagt, wenn man es richtig mache, würden alle Wunden nur noch halb so schlimm sein. Ein warmer Hauch kribbelte seine Nase. Etwas näherte sich seinem Gesicht, er war sich nicht sicher was. Etwas legte sich auf seine Lippen. Es war warm und weich. Nun drang etwas, eine Zunge, in seinen Mund. Elenya, dachte er noch, ehe er das Bewusstsein verlor.





*

Kyo stand inmitten der Ruinen jener Stadt, welche er ins seinen Träumen besucht hatte. Ihm bot sich ein schreckliches Szenario, Tote lagen in Haufen auf Karren, Rauchsäulen stiegen aus den niedergebrannten Häuserresten. Die Kapelle war nicht mehr zu erkennen. Kinder mit rußgeschwärzten Gesichtern saßen vor einem eingestürzten Torbogen, schwer gepanzerte Soldaten nahmen Zeugenaussagen der Überlebenden zur Kenntnis und ritten in die Ferne. ”Es ist traurig, nicht wahr?”œ Es war die Stimme des Alten, der ihn damals in der Kapelle ansprach. ”Gewiss. Wer waren diese Leute? Ich meine, die Angreifer? Ich war in der Kapelle als die Stadt unterging. Da war so ein Krieger”¦ Starb er?”œ Der Alte musste lachen. ”Bei Taoron, nein. Weißt du es nicht? Er ist unsterblich. So sagt man zumindest.”œ, erklärte er. ”Er ist Yehedras Sohn. Yehedra kennst du, nicht wahr?”œ Kyo wollte nicken, ihm viel aber auf, dass es nicht möglich war. ”Ja. Ich habe den Namen bereits gehört. In Verbindung mit Zerstörung.”œ ”So ist es Recht. Sie ist die Fürstin des Bösen. Ihre Magie ist einzig und allein der Dunkelheit gewidmet. Ihre Zauber beinhalten das pure Böse. Dadurch erhält sie ihre Stärke.”œ Ein verschwitzter Mann eilte an ihnen vorbei und versuchte einen Brand zu löschen. ”Sie tun wirklich alles um ihr Dorf zu retten. Ich hoffe, es ist nicht vergebens.”œ Nun kam eine Frau hinzu, die einen Wassereimer unter den Arm hielt. Schnell schüttete sie das Wasser über die schwelenden Flammen und erstickte das Feuer mit Erde. Eine dünne Rauchsäule kringelte sich gen Himmel. Plötzlich war alles schwarz. Kyo war überrascht, dass die Dunkelheit ihn schon so früh übermannte.


*

Langsam blinzelte er in das Licht. Kyo lag in dem Zelt, welches Elenya und er am Tag ihrer Ankunft bewohnt hatten. Er schaute sich ein wenig um. Neben ihm stand ein Tablett mit einem Brot und einem hölzernen Becher Wasser. Elenya war nicht da, geschweige denn überhaupt jemand. Seine Wunden brannten mehr denn je, bewegen konnte er sich kaum. Ihn durchfuhren immer wieder Schmerzen, wenn er versuchte sich aufzurichten. Die Zeltwand teilte sich, Sonnenstrahlen fielen Kyo ins Gesicht. Seine blutgetränkten Binden schimmerten verkrustet. Elenya trat ein und kniete sich neben den Verletzten. ”Kyo”œ, sagte sie. ”Du bist wach. Wie geht es deinen Wunden? Tut es sehr weh?”œ ”Aufstehen ist mir unmöglich.”œ, gab er zurück. ”Und mein Gesicht brennt wie Feuer. Sag, wer war diese Gestalt?”œ Kyo musste husten und getrocknetes Blut kam hervor. Er bekam von Elenya ein Tuch gereicht. ”Das wäre meine nächste Frage gewesen. Du weißt es nicht? Wir konnten ihn nicht erkennen. Was wollte er von dir?”œ ”Das Buch”œ, hauchte Kyo entsetzt. ”Wo ist es?”œ Elenya kramte kurz in ihrer Tasche und holte es hervor. ”Hier”œ Sein Blick beruhigte sich wieder. ”Er wollte es.”œ ”Das Buch? Woher wusste er davon?”œ ”Ich bin genauso ahnungslos wie du. Doch eher quält mich die Frage, was wollte er damit?”œ Schweigen. ”Hattest du wieder einen dieser Träume?”œ Erneutes Schweigen. ”Ja. Es war furchtbar.”œ Kyo wollte nach seinem Rucksack greifen, kam aber nicht ganz daran. Mit Elenyas Hilfe konnte er sich aufrecht setzen und öffnete seine Tasche. Sein Blick durchkämmte die Unordnung und stoppte bei der Flöte. Er holte sie heraus und spielte ein wenig, in der Hoffnung, sich auf andere Gedanken bringen zu können. Elenya erkannte die Melodie schnell wieder. Es war das Lied der Mondpalasterzählung. Eine Weile lauschte sie ihm, dann trat Chea ein. ”Wie geht es dir, Kyo?”œ, fragte sie gedämpft. ”Es tut noch verdammt weh. Aufstehen kann ich nicht.”œ ”Das hab ich mir gedacht. Dir ist doch sicher bewusst, dass du nicht nur unter äußerliche Verletzungen leidest?”œ Kyos Augen weiteten sich. ”Du hast einen viel sagenden Blick”œ, lachte sie. ”Dein Widersacher hat dir ein Gift eingeflösst. Es verlangsamt die Heilung und verstärkt den Schmerz. Ich bin verwundert, dass du nicht vor Schmerzen gekrümmt am Boden liegst.”œ ”Ich bin halt hart im Nehmen”œ, grinste Kyo gequält. ”Sicherlich nicht mehr lange. Ich habe dir ein Gegengift gebraut.”œ Chea griff an ihren ledernen Gürtel und zog ein kleines Fläschchen hervor. Sie hielt es Kyo an die Lippen. Hastig schluckte er die Medizin. ”Bist du sicher, dass das nicht das Gift war? Es schmeckt widerlich!”œ Elenya musste kichern. ”Sicher”œ, lächelte Chea, wurde jedoch schnell wieder ernst. ”Sagt, was für ein Buch meintet ihr? Ġrashnak erzählte mir davon.”œ Kyo warf der eben noch kichernden Elenya einen Blick zu. Sie nickte. ”Ich habe es in Rabenfels von einem Händler angedreht bekommen. Ich wusste ja nicht, was es für ein Buch war. Lesen konnte ich es nicht. Erst Elenya erzählte mir, dass es sich um eine Abschrift des verbotenen Buches ist.”œ Chea stockte der Atem. ”Eine Abschrift des Zurandûr? Bei allen guten Kentauren! Seid ihr euch im Klaren was ihr mit euch tragt? Ihr seid in großer Gefahr!”œ ”Das habe ich am eigenen Leib erfahren.”œ, stöhnte Kyo. ”Es sind Anhänger Yehedras! Anders kann ich es mir nicht vorstellen.”œ Erst jetzt wurde ihm bewusst, was auf ihnen Lastet. Notgedrungen musste er an seine Träume denken. ”Sie ist die Fürstin des Bösen. Ihre Magie ist einzig und allein der Dunkelheit gewidmet. Ihre Zauber beinhalten das pure Böse. Dadurch erhält sie ihre Stärke.”œ Als er es auszusprechen versuchte, verstummte er. Es ist schlimm, nicht das sagen zu können, was man weiß. Nachdem Chea die beiden über Yehedra, ihre Absichten und was sie mit dem Buch anzustellen vermag aufgeklärt hatte, verließ sie das Zelt. Kyo wollte das Gespräch auf letzte Nacht lenken, wo er halb bewusstlos da lag und Elenya ihn küsste. Sie wich ihm nur aus, sie schämte sich anscheinend dafür, was auch der Grund war, dass er nicht weiter darauf hinausging. In den nächsten Tagen verbesserte sich Kyos Zustand rasch. Er konnte aufstehen und sich frei bewegen, ohne von starken Schmerzen geplagt zu werden. Am Morgen des neunten Tages im Lager der Kentauren einigten sich Elenya und der immer noch etwas angeschlagene Kyo, der an seinem Kopf noch immer Verbände trug, weiter zu reisen. Mondil, so ist das alte und neue Reiseziel.




-VII-

Ġrashnak bot ihnen an, ein kleines Stück begleitet zu werden. Die beiden Reisenden waren ihm dafür dankbar, lehnten jedoch ab. ”Ich bin dir dankbar, Ġrashnak, doch wir möchten allein sein.”œ, erklärte Elenya dem Kentauren behutsam und machte ein paar übertriebene Gesten. ”Ich versteh schon.”œ, grinste dieser herzlich und verabschiedete sich, ehe er zurück ins Kentaurendorf galoppierte. Hinter ihm knackten Äste und Tau tropfte von den Zweigen der Bäume. Es wurde sichtlich kälter; Der Herbst war gekommen und löste den warmen Sommer ab. Frierend zogen die beiden weiter. ”Elenya?”œ, sagte Kyo nach einiger Zeit der Stille. ”Siehst du das da oben?”œ Elenya blickte auf. H inter den bunten Laubbäumen stieg eine pechschwarze Rauchwolke gen Himmel. Als sie sich etwas genähert hatten, roch es nach beißendem Qualm und verbranntem Fleisch. Kyo hielt sich den Kragen seines Wamses vor die Nase. Seine Begleiterin hustete stark und rieb sich dann die Augen. ”Was ist denn hier los?”œ Vor ihnen lag eine niedergebrannte Ruine. Allem Anschein nach zu urteilen handelte es sich um ein Gehöft. Hier und da lag ein verbrannter Körper und aufgespießte Goblinleichen. ”Bei Taoron, so was ist mir noch nie zu Augen gekommen.”œ Kyo wandte sich angeekelt ab. ”Goblins? Seit wann sind Goblins hier in Aruban?”œ Elenya strahlte eine leichte Spur Panik aus. ”H-Hallo?”œ Eine ängstliche Stimme sprach zu ihnen. Reflexartig sprang Kyo um. ”Wer ist da?”œ ”I-Ich.”œ Eine verkohlte Schranktür fiel knarrend auf. Im Innenraum des verbrannten Möbels saß zusammengekauert ein kleiner Halbling. Ungeschickt plumpste er nach vorn und landete im Dreck. Erst im Licht erkannte man sein Äußeres. Der Halbling war in etwa so hoch wie ein Pony und in dreckige Gewänder gekleidet. Seinen Kopf zierten ein Paar spitze Ohren und ein rot-brauner Haarschopf. Elenya ging in die Knie und sprach: ”Wie lautet dein Name, Halbling? Und was ist passiert?”œ Langsam blickte der aufgefundene Mischling auf. ”Ich bin Vanya.”œ Sie setzte sich auf. Ihre großen, grünen Augen schauten Elenya feucht an. Der Halbling war den Tränen nahe. ”Erzähl, Vanya. Was ist passiert?”œ Kyo gesellte sich zu den beiden. ”Ich saß da vorn auf dem Baumstumpf und las den Kleinen aus meinen Büchern vor. Dann kamen plötzlich Goblins auf uns zu. Von überall! Sie überraschten uns, aber ich konnte mich noch verstecken. Den Hof haben sie daraufhin niedergebrannt”¦”œ Vanya schniefte einmal tief. Dann klopfte sie sich den Ruß von den Kleidern. ”Wem gehörte dieser Hof denn? Dir?”œ Der schmutzige Halbling lachte kurz freudig auf. ”Nein, er gehörte einer Bauernfamilie. Ich war nur zufällig hier.”œ Kyo zog Elenya kurz zur Seite. ”Seltsam, nicht? Sie ist zufällig während der Zerstörung anwesend und überlebt.”œ Eine kurze Pause. Vanya schaute mit feuchten Augen zu ihnen herüber. ”Ich glaube an Schicksal.”œ, entgegnete sie ihm und wandte sich wieder an den Halbling. ”Willst du nicht ein Stück mit uns kommen? Wir sind unterwegs nach Mondil.”œ Sie erntete einen skeptischen Blick ihres Gefährten, blieb aber bei ihrem Angebot. Vanya öffnete überrascht ihren Mund und drückte voller Freude ein ”Gern”œ heraus.
Gegen Abend erreichten sie Mondil. Kyo fiel auf, dass Vanya sehr oft in die Büsche eilte, nur um kurze Zeit später wieder daraus hervorzukommen.
Am Stadttor wurden sie alles andere als freundlich empfangen. Soldaten in schweren Eisenrüstungen musterten die Reisenden. ”Was habt ihr hier verloren?”œ, sprach einer von ihnen mit rauer, unfreundlicher Stimme ”Sprecht schon.”œ ”Wir sind nur auf Durchreise hier. Gebt uns eine Nacht und wir sind wieder verschwunden.”œ, antwortete Elenya und gab sich redlich Mühe, einen schroffen Ton beizubehalten. Kurze Zeit später öffneten die Wächter das gewaltige Tor. Mit einem ohrenbetäubenden Knarren fielen die beiden Flügel des Portals auf und machten den Weg frei. Vor den Dreien lag Dorf, bestehend aus aneinander gereihten Häusern und Hütten. Alles war schmutzig und verdreckt. Es stank stark nach Exkrementen und der Boden war matschig. Kyo war sich nicht sicher, ob es der Regen oder irgendetwas anderes war, an das er nicht denken wollte. ”Wie kann man nur so ”¦ vernachlässigend sein.”œ, meinte Elenya, während sie sich die Nase zuhielt. Vanya schien das nicht zu stören. Sie stapfte durch den Schlamm und rief ihnen zu, sie sollen ihr folgen. Angeekelt setzten die beiden Menschen einen Fuß vor den nächsten. Der junge Halbling führte sie zu einem kleinen Gasthaus. Die Taverne schien allemal die sauberste zu sein, zumindest trieben sich keine, oder wenn, dann im Verborgenen, Ratten herum. Trotzdem lag ein modriger Geruch in der Luft. An der Theke saß ein dicker, schmuddeliger Wirt. ”Hey, ihr da!”œ, rief er die drei heran ”Seid ihr auf ein Bier gekommen? Oder wollt ihr hier schlafen? Vielleicht sucht ihr auch nur jemanden?”œ Dennoch verrieten ihn seine Gesichtszüge als einen freundlichen, hilfsbereiten Mann. ”Alles bis auf letzteres.”œ, beantwortete Elenya seine Frage. ”Habt ihr denn noch Zimmer frei?”œ ”Weißt du, Kleine.”œ, der Wirt holte tief Luft und setzte zu einem Vortrag an. Elenya setzte sich auf einen Hocker, da sie erwartete, dass es etwas länger dauern könnte. Ihre Gefährten taten es ihr gleich. Der dicke Schankwirt stützte sich auf die Arme und begann: ”Die Zeiten haben sich geändert. Ihr seid noch jung, ihr kennt dieses Land nicht anders. Aber vor nicht allzu langer Zeit war dieses Dorf kein morastiges Loch. Nein, wir waren ein kleines, wohlhabendes Bauerndorf. Aber alles ändert sich. Und das ist schrecklich, sage ich euch! Und an allem ist Und es ist alles Yehedras Schuld!”œ Er machte kehrt und zapfte aus einem Fass zwei Humpen Bier. Nickend stellte er es Kyo und Elenya auf den Tresen. ”Hey! Ich will auch was!”œ, protestierte Vanya lauthals. Zwei andere Besucher drehten sich zu ihr hin und grinsten. Der Wirt lachte und reichte dem Halbling einen Krug mit Kirschenwasser. Durstig machte sie sich darüber her. Kyo gönnte sich ebenfalls einen großen Schluck. ”Yehedra? Wir haben von ihr gehört. Sie war hier Und inwiefern ist sie Schuld?”œ, fragte er ruhig. Er war stolz darauf, dass seine Stimme sich noch immer ruhig und gelassen anhörte. ”Ja. Sie ist hier geboren worden! Allein dafür verfluche ich sie! Mit ihren größenwahnsinnigen Experimenten hat sie damals halb Mondil in Flammen versengen lassen!”œ Elenyas Augen weiteten sich. ”Ihre Eltern. Waren sie genauso wie ihre Tochter?”œ Vanya drehte noch immer verspielt an ihrem Krug herum, der längst leer war. ”Sie waren recht umgänglich und relativ freundlich. Ähnlichkeit hatten sie keinesfalls. Ich würde gern erfahren, woher die kleine ihr gesamtes Wissen bekam. Wie dem auch sei, aufgrund dieses Infernos wird Mondil von Reisenden weitgehend gemieden. Es hat sich zu diesem Loch entwickelt.”œ Es folgte nachdenkliche Stille. ”Um zu eurer Frage zurückzukommen: Ja, es sind gewiss noch Zimmer frei.”œ Wie kann man nur so leicht vom eigentlichen Thema abweichen?, dachte Kyo und lächelte. ”Soll ich sie euch zeigen?”œ Elenya nickte und der Wirt führte sie zu zwei freien Räumen. ”Es tut mir Leid, aber es sind nur zwei Zimmer nicht belegt. Macht es euch gemütlich. Wenn ihr etwas wünscht, gebt mir oder meiner Frau Bescheid.”œ Sie nickten sich noch kurz zu, dann verteilten sie sich auf die Zimmer. Elenya und Vanya in das eine, Kyo in das andere Zimmer. Letzterer stellte seinen Rucksack neben das Bett, holte die Laute daraus hervor und begann zu spielen. Mit geschlossenen Augen verlor er alle Sinne von Raum und Zeit. Erst durch das leise Knarren der Tür kam er wieder zu Besinnung. ”Elenya? Ich dachte du schläfst längst?”œ Elenya stand in der Tür, schloss sie und setzte sich zu Kyo aufs Bett. ”Vanya schnarcht so laut. Es scheint bei Halblingen üblich zu sein.”œ Sie grinste und sprach ihn noch einmal auf das Buch an. ”Wenn wir das Traumorakel erreichen, sollen wir es auch auf das Buch ansprechen?”œ Zwangsweise erinnerte ihn das an seinen letzten Traum. Er nickte. ”In Ordnung. Wir werden voraussichtlich morgen Nachmittag dort eintreffen. Bis dahin sollten wir ausgeruht sein, ja?”œ
Am nächsten Morgen wachte Kyo, wie gewöhnlich, vor Elenya auf. Angewidert verdrängte er die Bilder seines vergangenen Traumes, in dem er weitere Bilder der Zerstörung sah. Er meldete sich beim Wirt ab und machte sich auf die Suche nach dem, weshalb er Mondil überhaupt als Zwischenziel wählte. Je mehr Leute er nach einer Person namens Merle fragte, umso fester war er davon überzeugt, dass es sie nicht gab. Träume!, dachte Kyo. Träume! Ich suche nach einer Person aus meinen Träumen! Das ist doch albern! Während er sich selbst für seine Dummheit verfluchte, machte er sich auf den Rückweg.
Langsam öffnete Elenya ihre Lider. Sie hob ihren Arm und tastete nach Kyo. Nichts. Die Mühe aufzustehen machte sie sich nicht. Noch im Liegen griff sie nach ihrer Tasche und zog das Buch heraus. Mit einer gewaltigen Staubwolke fiel das in rot-schwarzes Leder gebundenes Buch auf und gab eine Seite voller verzierter, verwirrender Runen frei. Wie gebannt versuchte sie die Runen zu entziffern. Früher hatte sie Runenkunde gelehrt bekommen, doch es blieb ihr nur bruchstückhaft im Gedächtnis. Einige Minuten lag sie da und studierte die fremde Schrift, als plötzlich die Scheibe barst und sich ein Pfeil knapp neben ihr in die hölzerne Wand bohrte. Ein beißender Gestank ging vom hölzernen Projektil aus. Hastig schlug Elenya das Buch zu, versteckte es schnell unter der Decke aus Stofffetzen. ”Elenya!”œ Die Tür flog auf und Vanya sprang herein. Die kleine trug in beiden Händen jeweils einen kurzen Dolch, die sie sich kampfbereit vor die Brust hielt. Ein zweiter Pfeil flog heran und blieb ein kleines Stück neben dem anderen Geschoss stecken. Wild mit den Armen fuchtelnd stürmte sie aus dem Raum. Auf dem schmalen Flur stieß sie mit dem Wirt zusammen. ”Hey, Hey! Was ist denn passiert?”œ Die in Panik geratene Elenya zeigte nur auf das geborstene Fensterglas. Ein dritter, diesmal flammender, Pfeil krachte mit einem Knacken vor ihren Füßen. Die Augen des Schankwirts weiteten sich. ”Feuer!”œ


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Zuletzt geändert von Kiinaa am 14. Jan 2006, 21:44, insgesamt 6-mal geändert.
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Beitrag von Keal » 17. Dez 2005, 15:46

joa sieht ganz nett aus
hatte nur keine lust die ganz durchzulesen xD
Ich bin der Auserwählte
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Beitrag von Madeleine » 17. Dez 2005, 16:26

Du hast echt Talent zum schreiben, die Geschichte ist einfach wundervoll und sehr fesseld geschrieben. Ich würde mich sehr freuen, weitere Kapitel zu lesen ;-)

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Beitrag von Kiinaa » 17. Dez 2005, 18:47

Danke :)
2 neue Kapitel, mehr hab ich momentan noch nicht :wink:
Kapitel VI kommt vllt ein wenig "schlecht formuliert" und etwas kitschig ^^' Wollts aber mal probieren
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Beitrag von Korana » 21. Dez 2005, 21:37

Schön =)
Packend geschrieben und tolle Beschreibungen :)
Wäre super mehr davon zu lesen
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Beitrag von Kiinaa » 14. Jan 2006, 21:47

Oben konnte ich aufgrund der begrenzten Post-Länge nicht mehr schreiben ;)
Deshalb fahre ich hier fort:







-VIII-

Kyo marschierte wieder in Richtung des Gasthauses. Angewidert stapfte er durch den Morast, der seine seinen Fuß bis zu den Knöcheln verschlucken zu schien. Mit der Zeit gesellte sich zu dem bestialischen Gestank eine Spur Rauch. Brennt es etwa? Neugierig sprang er auf eine Kiste, von dort aus kletterte er auf einen Baum. Eine Rauchsäule kam hinter einer Baracke hervor. Ist das etwa?! Panisch sprang er herunter, landete mit einem Ausfallschritt um nicht umzukippen und rannte in Richtung des Flammenherds. In ums andere Mal blieb er mit dem Stiefeln im Schlamm stecken. Das war ihm egal, die Sorge um Elenya war größer. Vanya hatte er längst vergessen. Hoffentlich ist ihr nichts passiert! Als er um eine Ecke rutschte, sah er das Unheil. Eine Menge Menschen standen vor dem in Flammen versengendem Gasthaus. Kyo schaute sich um. Elenya!, rief er sie stumm. Wo bist du? Eine Scheibe war zerbrochen, dahinter schwelten Flammen. Er wusste genau, welches Zimmer es war. Mitten aus der Menge flog ein Pfeil auf das Fenster zu. Es folgte ein Schrei. Das kann doch nur”¦ Zornig drückte sich Kyo durch die Menschen und hielt nach dem Schützen Ausschau. Niemand war da, der einen Bogen bei sich trug. Taoron verfluche ihn! ”Hey!”œ, machte er auf sich aufmerksam. ”Wer ist da noch drin?”œ ”Vorhin war eine junge Frau zu sehen. Sie”¦”œ Das genügte. Schon war Kyo auf dem Weg in die brennende Taverne. Ungeschickt hämmerte er die Tür auf und stieß einen Tisch um. Er fluchte, dann lief er weiter. Seine Augen verloren den Blick für alles, was nicht wie seine Freundin aussah. Mit einem lauten Krachen stolperte er über einem Stuhl. Ein dumpfer Schmerz pochte in seinem rechten Fuß. Es war ihm gleich. Unermüdlich lief er weiter und stolperte mehr, als dass er ging, die Treppe hinauf. Vor ihm standen sowohl Elenya als auch Vanya und der Wirt. ”Kommt, wir müssen hier raus!”œ, rief er ihnen entgegen. ”Schnell!”œ Zwei der drei drehten sich um, Vanya hingegen sprang in das flammende Zimmer. ”Vanya!”œ, schrie ihr Elenya hinterher. Nichts. ”Egal! Kommt!”œ Kyo zerrte die zwei kurz, dann liefen sie freiwillig mit. Der Rauch nahm ihnen einen großen Teil der Sicht, jedoch schafften sie es trotz dessen zum Ausgang.
”Vanya! Die Kleine ist noch da drin!”œ Elenya klopfte sich Ruß von ihrer grünen Robe. ”Ich weiß. Sie schafft das schon.”œ Wie auf Kommando lief der rutschte der kleine Halbling aus dem Inferno und landete kopfüber im Matsch. Das Buch in den Händen, sowie beide Taschen auf dem Rücken. ”Vanya!”œ Kyo und Elenya eilten zu ihr. ”Bist du in Ordnung?”œ Vanya hustete, setzte sich auf und nickte. ”Ja, ja, mir geht es gut. Hier. Das konnte ich noch retten.”œ, grinste sie und reichte den beiden ihre Sachen. ”Ich, nein, wir danken dir, Vanya.”œ, bedankte sich Elenya. ”Vielen Dank”¦ Aber jetzt schnell weg hier. Ehe der oder die Attentäter wiederkehren.”œ Ohne lange abzuwarten kämpften sie sich durch den Matsch in Richtung des Stadttores. Der beißende Rauch stach ihnen selbst dort noch in den Lungen. ”Habt ihr den Schützen gesehen?”œ Kyo zerbrach sich seit er sie aus der Taverne geholt hatte den Kopf darüber. ”Nein.”œ, bekam er die Antwort von Vanya und Elenya stimmte zu. ”Leider nicht, aber ich kann es mir denken.”œ ”Gewiss.”œ Er nahm einen lang gezogenen Schluck aus seinem Wasserschlauch. ”Wenn Chea Recht hatte, dann sind wir wirklich in Gefahr. Schaffen wir es heute bis Nertanien?”œ ”Wenn ich mich nicht irre, dann haben wir die Grenze bereits überschritten. Alle Anzeichen sprechen dafür. Sieh dir die Bäume an. Sie werden weniger.”œ Es fröstelte Elenya und sie zog sich die Kapuze ihrer Robe über, während Vanya wieder ins feuchte Gebüsch hopste. ”Das beruhigt mich ungemein. Ich habe immer noch Angst, dass er, wer auch immer er sein mag, wieder zuschlägt.”œ Freudestrahlend kam Vanya wieder hervor. ”Seht mal, was ich gefunden habe! Wisst ihr was das ist?”œ Sie hielt eine schimmernde Wurzel in der Hand. Kyo vermochte nicht zu sagen, welche Farbe sie nun wirklich hatte. Beide verneinten. ”Nicht? Das ist eine Tramawurzel! Daraus lassen sich die wundersamsten Getränke und Gifte brauen! Ihr könnt euch nicht vorstellen, was es mir bedeutet ein Exemplar dieser seltenen Ingredienz bei mir tragen zu dürfen!”œ Kyo warf einen kurzen Blick auf Elenya, dann sagte er bestimmt: ”Oh, doch. Das kann ich.”œ
Kurze Zeit später durchbrachen sie den Wald. Vor ihnen lag ein gewaltiges, schneebedecktes Gebirge. Die Gipfel waren von eisigem Nebel umschlungen und der Fuß des Gebirges beherbergte Schafherden. Auf halber Höhe fiel ihnen ein Licht ins Auge. ”Seht mal, ihr beiden! Das Licht da! Ist das das Haus, das ihr sucht?”œ Vanya zeigte mit auf den grellen Punkt. ”Ja, das wird es wohl sein. Elenya, du hast doch davon gelesen. Ist es das?”œ ”Ich weiß nicht. Aber”¦”œ Sie nickte. ”Ja, ich gehe davon aus.”œ Behutsam gingen sie den Steilen Abhang hinab ins Tal, darauf bedacht, nicht zu stolpern und sich sämtliche Knochen zu brechen. Unten angelangt, wurden sie von einer neugierigen Herde Schafen begrüßt. Freudig blökten sie vor hin und begleiteten die drei Reisenden zum Fuße der Gebirge. ”Und wie kommen wir darauf? Es ist doch viel zu steil um hinaufzuklettern.”œ Vanya machte einen trotz des faszinierenden Eindrucks einen missmutigen Eindruck. Elenya versuchte sie aufzuheitern. ”Gewiss. Aber es wird schon einen Weg geben.”œ Und tatsächlich fanden sie kurz darauf einen schmalen Pfad, der hinaufführte. ”Hey, hier ist ein Weg!”œ, rief Vanya die beiden anderen herbei. ”Sagte ich es dir nicht?”œ Der Halbling kicherte sichtlich erfreut, doch einen Weg gefunden zu haben. ”Dann mal los.”œ Kyo warf noch einen Blick nach hinten, dann machten sie sich auf den Weg nach oben.
Nach nicht allzu langer Zeit nahmen die Nebelschwaden den Dreien die Sicht. Ein ums andere Mal kamen sie vom schmalen Pfad ab und mussten sich mühsam wieder zurückkämpfen. Prüfend tastete Kyo nach seinen beiden Begleiterinnen. Zuerst spürte er Elenyas Schulter, dann Vanyas Haarschopf. Er hatte glatt vergessen, dass sie ihm grad zu den Ellen reichte. Sie waren noch beisammen. ”Seht! Da vorn ist das Licht, dass wir vom Wald aus sahen!”œ, sagte Elenya, was im Nebel das Gefühl einer besitzerlosen Stimme verbreitete. Hastig stolperten sie darauf zu. Die Drei wollten so schnell wie möglich den Nebel verlassen. Kyo eilte voraus und fand sich an einer verstärkten Holztür wieder. Sie gehörte zu einer hölzernen Baute, wie sie oft auf den nordischen Inseln gebaut werden: Massiv und darauf bedacht, Wärme im Innern zu behalten. Der Türrahmen war mit feinen Schnitzereien verziert. ”Sollen wir klopfen?”œ, fragte Vanya, die die Arme um sich geschlungen hatte. ”Gewiss.”œ Elenya hob den Arm und wollte klopfen, als die Tür aufging. Ein alter Mann stand dahinter. Seine langen, grauen Haare fielen ihm locker auf die Schulter, sein Blick versuchte die Gesichter von Kyo und Elenya gleichzeitig zu mustern. Vanya schien er glatt zu übersehen. ”Seid gegrüßt, ihr beiden. Ich sah euch durch den Nebel. Was kann ich für euch tun?”œ ”Auch wir grüßen euch, Herr. Aber seht, wir sind zu dritt.”œ Kyo zeigte auf Vanya, die sofort, lebhaft wie sie war, schmollte. ”Oh, entschuldige mich, Kleine.”œ, lachte der alte Mann und winkte sie alle drei hinein. ”Tretet nur ein.”œ Sie taten wie ihnen geheißen und betraten eine schön eingerichtete Einraum-Holzhütte. Kunstvoll geschnitzte Möbel beherrschten den Raum. Ein steinerner Kamin füllte eine Ecke, daneben stand ein geräumiger Schreibtisch. Die Wände wie auch der Boden waren mit Tierfellen abgedeckt.
Alles in einem war es ein kleines, gemütliches Haus. ”Ihr seid doch sicherlich nicht ohne Grund zu mir gekommen?”œ, meinte der alte Hausherr mehr feststellend, als dass er fragte. ”Gewiss nicht.”œ Erst jetzt viel Kyos Blick auf den Stapel Bücher neben dem Kamin, in dem ein angenehmes Feuer brannte. ”Sprecht aus, was euch auf dem Herzen liegt. Nein, wartet. Erst sollten wir uns vorstellen. Ich bin Frodebold.”œ Er bedeutete den beiden, sich zu setzen. ”Und ihr drei?”œ Elenya stellte die die beiden mitsamt sich selbst vor. Dann nahm Kyo das Wort an sich: ”Wir hörten, dass sie ein Traumdeuter sind? Eine Art”¦ Orakel?”œ Frodebold grinste. ”Nennt man mich so? Das mag wohl sein.”œ ”Gut. Dann möchte ich eure Dienste in Anspruch nehmen. Mich plagen seit Wochen schreckliche Albträume.”œ ”Was passiert? Sind es dieselben oder wechseln sie?”œ, fragte der alte Traumdeuter interessiert. Er stand auf und wühlte in einem Haufen Bücher. ”Es sind nicht dieselben. Es ist mehr”¦ eine Art Geschichte.”œ ”Worum geht es?”œ Frodebold schien das richtige Buch gefunden zu haben. Er nahm es und setzte sich wieder. Stammelnd erklärte Kyo dem Deuter den Umstand, dass er es nicht aussprechen könne. Der alte Mann weitete die Augen. Als Kyo seinen letzten Satz beendete, stand der Traumdeuter auf und legte das Buch wieder auf den Haufen. Ohne ein weiteres Wort ging er zu einem Schreibtisch, öffnete eine Schublade und holte ein weiteres Buch heraus. ”Hier.”œ Frodebold reichte ihm das Buch. ”Das sollte dich ein wenig belehren. Ich weiß von den Szenen, die du träumst. Auch mir erging es so.”œ Elenya fühlte sich außen vor. Sie hatte keinen Schimmer, wovon die beiden sprachen. Vanya schien es genauso ergangen zu sein, wie ein rascher Blick bestätigte. ”Entsprechen sie der Realität? Ist all dies wirklich passiert?”œ Kyos Stimme verzog sich seltsam leidend. Nickend bestätigte Frodebold die Befürchtung: ”Gewiss.”œ Bestürzt senkte Kyo den Kopf. Tränen stiegen ihm in die Augen. All die Menschen”¦ Die Welt ist voller Tod und Verderben. Und ich war so kurzsichtig es nicht ernst zu nehmen! Frodebold wandte sich nun an Elenya und Vanya. ”Ihr wisst vom Geschehen da draußen?”œ ”Von Yehedra? Natürlich.”œ, gab Vanya barsch zurück. Der alte Traumdeuter musste herzhaft lachen. ”Yehedra ist das mindere Übel. Ihre Lebensquelle wird bald versiegen. Ich sehe ihren leblosen Körper schon vor meinem inneren Auge. Die wahre Gefahr ist ihr Sohn.”œ ”Ihr Sohn? Mir ist nicht bekannt, dass sie einen hätte. Kein Buch erwähnt es.”œ ”Er ist nicht im herkömmlichen Sinne ihr Sohn. Sie ist mehr eine Ausgeburt ihres Willens, in dem das Böse, Tod und Verderben, unsagbare Macht steht. Und die Unsterblichkeit. Sein Name ist Tok`mog`th”œ ”Woher wisst ihr all dies?”œ, schaltete sich Elenya ein. Sie hatte bis jetzt stumm zugehört und äußerte nun ihre Fragen. ”Oh, dein Freund, Kyo. Er weiß es auch.”œ ”Ist das wahr?”œ Ungläubig schaute sie zu ihm herüber. Er nickte. ”Das hast du also”¦”œ Erneutes Nicken. Eine kurze Zeit war alles still, allein das Knacken der Flammen war zu vernehmen. Dann durchbrach Frodebold die Stille: ”Kyo, ich weiß wie du dich fühlen musst. Es ist eine unsagbare Qual. Ich kann dich davon erlösen. Ich selbst habe mich von dieser schicksalhaften Verbindung getrennt. Aber entscheide nicht voreilig: Bedenke, dass du mit dieser Begabung sehr wertvoll für Spione sein würdest.”œ Kyo sank auf seinem Stuhl zusammen. Eine bedrückende Stille legte sich über den Raum und machte ihm die Entscheidung alles andere als einfacher. Schließlich flüsterte er: ”Erlöse mich. Nehme den Fluch von mir.”œ Frodebold stand auf, ging wieder zu seinem Schreibtisch und nahm eine Flasche, die darauf stand. Er reichte sie Kyo und fügte hinzu: ”Trinke rasch, sonst verliert er seine Wirkung. Danach spreche ich einen Spruch. Es wird wehtun, mache dich bereit.”œ ”Gewiss.”œ Kyo öffnete die Flasche und roch an der Öffnung. Ein widerlicher Gestank setzte sich in seiner Nase fest. Er schüttelte sich einmal, dann setzte er die Flasche an die Lippen und trank das Gebräu in einem Zug. Die leere Flasche stellte er auf den Boden, als Frodebold ihm seine Hand auf die Stirn legte. ”Ban l' cure d' dosst dusqup quortek tarthe. Satiir l' freysz su'aco wun dosst shar lu' gotfrer bauth rilbol else.” Ein stechender Schmerz machte sich in seinem Kopf breit. Er fühlte, wie an seiner Seele gerissen wurde, seine Gedanken barsten und sich sein Verstand vernebelte. Ohnmächtig und dennoch glücklich ging er zu Boden.


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Hier ist Ende von "Buch I". Ich habe es in mehrere "Bücher" geteilt, um es übersichtlicher zu machen. Am Ende jedes Buches gibt es einen Zeitsprung.


P.S: Ideen und Verbersserungsvorschläge könnt ihr gerne hier posten oder mir per PN schicken ;) Danke :)
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Mein Blatt ist mein Schild.
Meine Worte sind mein Angriff.
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