Die Geheimnisse der Felseninsel, lange, lange vor unser Zeit

Hier ist Platz für Rollenspiel-Geschichten rund um Freewar. Hier dürft ihr eure kreative Energie einsetzen um Geschichten zu schreiben.
Antworten
Keleos
Feuerwolf
Beiträge: 72
Registriert: 18. Okt 2005, 14:31
Kontaktdaten:

Die Geheimnisse der Felseninsel, lange, lange vor unser Zeit

Beitrag von Keleos » 12. Okt 2006, 20:47

Grau war die Stadt, grau die Berge, aus denen der einsame Wanderer in die Stadt gekommen war. Regennasser Umhang und eine Kapuze tief in das Gesicht gezogen, so kam er festen Schrittes nach Narguria, der grauen Stadt am Eismeer. Es war bereits später Nachmittag und die Wachen bereiteten sich vor, die Tore zur Nacht zu schließen als sie innehielten, als der Wanderer die Stadtmauer passierte. In seiner Haltung lag Entschlossenheit, vielleicht Autorität, in jedem Falle ging von ihm eine Aura aus, der keiner widerstehen konnte.
Wie im Traum blickt er sich um, sieht den Hafen und hinter dem Hafen die graue See, über der sich nun kohlschwarze Wolken auftürmten, als wollten sie die schnell hereinbrechende Nacht benutzen, sich zum Verhängnis der Menschheit anzuschleichen. Der Wanderer seufzte und blickte starr auf die See. Weit, weit in der Ferne konnte er einen leuchtenden roten Fleck mehr intuitiv erahnen als wirklich sehen. Der Fleck, der ihn schon einmal hierher geführt hatte und von dem er wußte, dass er sein Schicksal besiegeln musste.
Die Tore der Burg des Herzogs waren verschlossen. Der Wanderer hob seinen Wanderstab mit dem geschnitzten Drachenkopf als Knauf und den seltsamen Zeichen, die darauf eingegraben waren und pochte ans Tor, leise erst, doch dann immer lauter in dröhnendem Stakkato, bis die Wachen erschienen. Wütend wollte der junge Wachsoldat auf den Alten einschlagen, doch der zog ungerührt die Kapuze zurück, um sein Gesicht zu zeigen. Der ältere Soldat stutzte und rief dann seinen jungen Kameraden zurück. ”Meister Garag, ist es soweit?”œ Der Wanderer nickte. Es war soweit. Viel zu lange hatte man gewartet und er konnte nicht länger zusehen. Sein Name schien auch dem jungen Soldaten etwas zu sagen, denn dieser wurde bleich. ”Der Herzog hatte schon gedacht, dass Ihr kommen würdet. Eure Ankunft werden nur wir beiden und der Herzog kennen. Und wir werden nichts sagen. Folgt mir, Meister Garag!”œ Zusammen traten die Männer durchs Tor. Der junge Soldat bemühte sich, Abstand von dem zu halten, der einmal als der größte Magier des Reiches galt, bis... nun, bis diese Sache gekommen war, über die man in Narguria und im ganzen Königreich nur ungern oder sogar mit Schrecken sprach.
Ein treuer Mann des Königs war er, der große Erzmagier Garag. Bis ihm in einem ungleichen Kampf seine Überheblichkeit zum Verhängnis wurde. Welcher Dämon würde dem großen Garag widerstehen? Er hat ihm nicht nur widerstanden, sondern Besitz von ihm ergriffen, ihn zum Werkzeug und Spielball gemacht. Nur die Einsamkeit hatte ihn davor bewahrt, zur Gefahr der Menschheit zu werden, ausgestoßen von der Gesellschaft, fallengelassen von König und Hof, verlassen von dem, was er neben seiner Macht am meisten geliebt hatte, seiner Frau und der einzigen Tochter. Wo mochten sie nur sein? Die Verzweiflung, die Wut, die Trauer ließen den Dämon in ihm wachsen. An der Stelle, wo er gelebt hatte, war kein Grashalm am Leben geblieben, er selbst musste sich von Dingen ernähren, die der Dämon in ihm forderte, oh, es waren unaussprechliche Dinge. Doch der Geist des Magiers war nicht so leicht zu brechen. Jahre vergingen, Jahre in der Einsamkeit, die ihn nur noch entschlossener machten, den Dämon in sich zu besiegen. Er lernte, die Wut zu bezähmen und schließlich verschwand die Trauer und der Dämon wurde schwächer. In der selbst gewählten Verbannung konnte ihn niemand reizen, niemand verhöhnen, niemand brachte ihn dazu, den Dämon Gewalt über ihn bekommen zu lassen. Bis in den Tagen, als ein Bote des König zu ihm kam und ihn um Hilfe bat. Er bedauerte seinen Zornesausbruch, der dem Dämon Gewalt gab und den der Bote mit dem Leben bezahlte. Doch hatte der König einen Todgeweihten geschickt, denn auch der König hasste die Verschwendung. Die königliche Flotte war in den Kriegen aufgerieben worden. Kriege, die immer noch anhielten, denn Kriege nähren die Dämonen. Sie geben ihnen Kraft, unbändige Kraft, eine Kraft, die es nun zu zerstören galt. Und er, Garag war das Mittel dazu.
All diese Gedanken gingen dem Wanderer durch den Kopf als er die Stufen zur geheimen Kammer des Herzogs empor stieg. Die Wache klopfte und zog sich zurück, nachdem Meister Garag eingetreten war, ohne auf eine Antwort zu warten. Der Herzog schaute mürrisch, feindselig, doch besann er sich dann eines besseren. ”Nehmt Platz, Meister Garag ! Der König hat Euch geschickt und ich hoffe, er weiß, was er tut. Kann ein alter Zauberer noch einmal von Nutzen sein? Eure Anwesenheit ist nicht bekannt und Ihr werdet morgen früh auf ein Schiff gebracht, das Euch auf die --- Insel bringt. Meine Männer sollen nicht erfahren, wer sie begleitet. Zu groß wäre die Versuchung, Euch ins Meer zu werfen.”œ Garag spürte, wie es glühend in ihm hoch kochte und rang nach Luft, um dem Dämon keine Freiheit zu lassen. Er nickte nur und sprach dann mit einer Stimme, die den Herzog erschreckte: ”Ich will nicht bis zum Morgen warten, um dann doch noch entdeckt zu werden. Nennt mir Schiff und Begleiter, ich werde die Nacht im Hafen verbringen.”œ Der Herzog wendete sich dem Magier zu, schaute tief in seine Augen, in denen er das Grauen ausmachen konnte. ”Am Hoftor wartet in einer Viertelstunde ein junger Mann auf Dich, der Dich begleitet. Er kennt Dich nicht und auch nicht deine Geschichte. Es liegt an Dir, ob Du ihm vertraust.”œ Damit war alles gesagt und der Wanderer wandte sich zum Gehen.
Woher ich das alles weiß? Ich habe es nach und nach erfahren, einiges von Garag selbst. Doch das meiste musste ich mir zusammenreimen. Ich war niemand anderer als der junge Mann, der den alten Wolf begleiten sollte. Ein Schauder lief mir über den Rücken, als ich den Alten sah. Wie ein Schatten war er aus dem Schatten der Mauer geglitten und trotz der Dunkelheit konnte ich seine roten Augen sehen. ”Barabas”œ, so sprach er mich unverwandt mit meinem Taufnamen an. ”Barabas, lasst uns gehen !”œ Kein Wort wechselten wir, bis wir am Hafen waren und das Schiff bestiegen, das uns am nächsten Morgen bei Dämmerung ins Ungewisse tragen sollte. Ich dachte an einen einfachen Job, den ein kleiner Bootsbesitzer ab und zu bekommt, um seinem Herzog dienen zu dürfen und sich damit vielleicht den nächsten größeren Auftrag zu ergattern. Für ein Haus hatte es noch nicht gereicht. Meine junge Frau lebte mit mir auf dem Boot, doch schlief sie schon, als wir an Bord kamen. Ich entschuldigte mich, dass nichts zu essen vorbereitet war, doch der Alte lachte mich nur seltsam an. ”Essen ist Nebensache, mein Junge. Es gibt Wichtigeres!”œ Ich fragte ihn, wie ich ihn ansprechen solle, doch der Alte lachte wieder und meinte, ich solle ihm nur einen Namen geben, wie ich es bei mir selbst auch getan hatte. Ich fröstelte. Der alte Wolf, wie ich ihn für mich nannte, schien mehr über mich zu wissen, obwohl wir uns noch nie begegnet waren.
Die dunkle Nacht wich zurück, doch der Tag blieb beinahe so finster, als wir endlich die Segel setzten. Ich fragte nach dem Weg und der alte Wolf deutete nur in eine Richtung am Horizont. In Richtung der Felseninsel. Er schien sehr konzentriert und ich störte ihn nicht. Leise, dann immer lauter murmelte ich meine Gebete als sich der Himmel immer weiter verfinsterte und rote Blitze zu zucken begannen, die jedoch die Erde oder das Wasser nicht zu berühren schienen. ”Was machst du?”œ fragte der Alte. ”Ich bete zu Hjöld. Du solltest es auch tun.”œ Doch der alte lachte nur ein stummes Lachen. ”Wer das auch sein mag...”œ
Ich ereiferte mich. ”Du bist auf einem kleinen Boot, mitten auf dem Meer und weißt nicht, wer Hjöld ist ?”œ
”Irgend ein Gott.”œ meinte der Alte gelangweilt. ”Nicht irgendein Gott, du Wahnsinniger”œ, ereiferte ich mich, ”mein Schutzgott, der Gott der Seefahrer, der uns alle schützt”œ Wieder das heisere Lachen und zum Glück keine Antwort, sonst hätte ich in meinem Zorn den Alten ins Wasser geworfen. Im Nachhinein hatte ich mir immer wieder gewünscht, ich hätte es getan, auch wenn ich das Schicksal wohl nicht hätte wenden können.
Langsam näherten wir uns -Stunden nach unserem Aufbruch- einer Insel, die ich bis dahin noch nicht kannte. Sie schien wie aus dem Meer aufgestiegen zu sein. In der Mitte leuchtendrot wie ein Vulkan, umwölkt von den schwarzen Wolken, die hier ihren Ursprung zu haben schienen, ebenso wie die roten Blitze die den Gipfel des Roten Berges umzuckten. ”Wir sind da”œ, meinte der Alte leidenschaftslos. ”Der Kampf beginnt !”œ Meine Frau kam an Deck und ich schalt sie, weil sie nicht ganz gesund war und sich in der Koje schonen sollte. Doch sie hatte ihre Kraft zusammengenommen, um zu sehen, wohin wir fuhren. Erst umarmte sie mich, dann sah sie die bedrohlich wirkende Insel, auf die wir schnurgerade zuhielten. Ich merkte, dass ich inzwischen nicht mehr steuern konnte. Wie ich das Ruder auch drehte, das Boot hatte einen festen Kurs genommen, den es unbeirrt nach. Sibylle, meine Frau, drehte sich zu dem Alten um, der sie nicht bemerkt hatte und die Insel mit festem Blick fixierte, und schreckte zusammen. Ich nahm sie in den Arm und versuchte sie zu beruhigen, alles sei in Ordnung, der Mann müsse ihr keine Angst machen, er sei ein guter Kunde, der uns endlich unser eigenes Haus bringen würde, wenn der Auftrag ausgeführt war. Doch sie war wie versteinert und sprach den Alten an, dass mir das Blut in den Adern gefror.
”Da bist Du also, Vater ! Du bist gekommen, um Dein Schicksal zu erfüllen.”œ Langsam drehte sich der Alte um und schaute seiner Tochter in die Augen. Dann sank sein Kopf auf die Brust und er sprach mit tonloser Stimme: ”Die Götter sind es nicht, das Schicksal führt ein grausames Regime. Meine Familie wollte ich schützen, nachdem ich Frau und Kind im Wahn fast getötet hatte. Doch kann man nicht entkommen.”œ
Ich war abgelenkt, denn das Boot lief auf die Insel auf Grund und der Ruck brachte uns alle in Bewegung. Der Alte breitete die Arme aus, hob seinen Stab und sprang über Bord. Wie ein Stück Wäsche auf der Leine schien er in der Luft zu hängen bis er langsam auf den Inselboden sank wie ein welkes Blatt im Herbstwind. Der Boden unter seinen nassen Stiefeln zischte wie eine verärgerte Schlange und in diesem Moment lösten sich Blitze vom wolkenverhüllten Gipfel und schlugen neben dem Alten ein, doch er bemerkte sie kaum. ”Die Stunde der Abrechnung ist also gekommen”œ, schrie er mit übernatürlicher Stimme. Ich griff zu meinem Schwert, wollte meine Frau schützen und auch mein Leben verteidigen. Ja, einen Moment dachte ich auch an meinen Schwiegervater, über den meine Frau nie gesprochen hatte. Ich sprang hinterher, doch meine Frau wollte mich zurückhalten. ”Bero, mein Geliebter, bleib zurück! Do kannst ihm nicht helfen. Es wird dich zermalmen.”œ Doch ich raste los, wie ein Berserker, nicht ahnend, dass ich damit den Dämonen nur neue Nahrung gab. Ja, es waren die beiden Dämonen, die gegeneinander kämpfen und sich gegenseitig zerfleischen sollten. Das war der Plan des Königs, der Plan des alten Mannes, aus dessen Mund nun gelbe Flammen zu züngeln schienen. Sibylle war mir verzweifelt gefolgt, hatte mich und ihren Vater eingeholt, der sich nun umdrehte und mit wutverzerrtem, unnatürlichen Gesicht Zeichen machten, wir sollten zurückbleiben. Zu spät sah er, dass die roten Blitze ihn umfangen hatte. Doch er ließ sich nicht unterkriegen. Mit dem Drachenstock fuchtelnd schrie er Worte in die Luft, in einer Sprache, die nur er verstehen konnte. Ein gelber Feuerball schoss aus ihm heraus, als er ohnmächtig zurücksank. Der Feuerball hüllte die roten Blitze ein, verband sich mit ihnen und versuchte sie auszulöschen. Doch waren die Blitze ebenso stark wie die Feuer. Zwei Dämonen hatten sich befreit, um sich gegenseitig der Stärke zu berauben und drei Menschen standen ohnmächtig daneben und konnten nur zusehen. Die Feuer wurden schwächer und die Blitze wurden weniger, die kämpfenden Dämonen verloren an Kraft. Der Alte kam wieder zu Bewußtsein, gerade als ein kleines gelbes Zünglein auf ihn niederfahren wollte. Er hob den Drachenstock und ich konnte meinen Augen nicht trauen. Der Drachenkopf schien auf einmal lebendig, sperrte das Maul auf und verschlang den Dämon. Mit einem Schrei schleuderte der Alte den Stab ins Meer, wo er sofort mit einem Zischen versank. Abgelenkt von dem Schrei stürzte Sybille zu ihrem immer noch am Boden liegenden Vater, in Trauer, Furcht, erschrecken starrte sie ihn mit offenem Munde an, als der letzte rote Blitz sie traf und ihren Körper kurz aufleuchten ließ, bevor sie ohnmächtig zu Boden sank. Ich griff nach dem Schwert und rannte mit einem Schrei des Entsetzens zu meiner Frau, der besten Kameradin, die ich je hatte und haben werde.
Niemand konnte auch nur erahnen, dass es so ausgehen würde, all die Mühe schien fast vergebens gewesen zu sein. Der Dämon hatte von ihr Besitz ergriffen, dehnte seine Dunkle Macht langsam aber stetig auf ihren danieder liegenden Körper aus, und würde bald die Kontrolle über sie erlangen. Sie blickte ein letztes Mal zu mir auf. Der Glanz in ihren Augen schien langsam zu vergehen, und verfärbte sich zusehends dunkler. Ihre Seele war kurz davor von dem widerwärtigen Geschöpf, das in ihr eingedrungen war, aufgesogen zu werden. Dann sagte sie schon beinah aus unserer Welt geglitten: ”Töte mich, töte mich, denn sollte er von mir Besitz erlangen, dann ”¦”œ Sie brach ab, schloss die Lider für einen Moment, doch als sie sie wieder öffnete, erkannte ich in ihrem Blick kaum mehr etwas, das ihr zu Eigen war, nur das Böse, das sie umfangen hatte. Nun hieß es, jetzt oder nie. Ich zog mein Schwert aus der Scheide, und hieb ihr kraftvoll den Kopf ab. Tränen standen mir in den Augen, eine gute Freundin hatte ich verloren, doch die Welt, die Welt war gerettet.

Benutzeravatar
this91
Kaklatron
Beiträge: 32
Registriert: 1. Apr 2007, 01:45
Wohnort: W4 :D

Beitrag von this91 » 1. Apr 2007, 14:11

Wahnsinn Keleos, wielange hast du dafür gebraucht?^^ :D
Timeo danaos et dona ferentes. Und zwar grundsätzlich.

Antworten

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 2 Gäste