Cirean Croin - Versiegelte Geschichten altehrwürdiger Tage

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Sheldru Vates
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Cirean Croin - Versiegelte Geschichten altehrwürdiger Tage

Beitrag von Sheldru Vates » 22. Feb 2007, 19:36

Lagerfeuergeschichten - Kandroma Abhysheka - RIHIS RUF

Von Rihis gerechtem Atem, so erzählt die Legende, wurde einst der Brandung Urdaniens Leben eingehaucht. Rihis selbst sei dem Königreich Kolun erschienen und habe seine Prophezeiung verbreitet, denn Rihis sprach...

”Das Volk derer, die im Schatten des Fermalinus leben, wird wandern. Und die Kinder des Ostens werden sich mischen mit den Wesen des Waldes. Die Söhne Vairayanas und die Töchter Cobhars ziehen ein in das Lande Kolun und sollen empfangen werden, denn sie werden das Wunder sehen und... wirken, dass ein neues Volk aus dem Schoße Amanitas, des Geschlechts der Fenak, entspringt.
Doch das Heil soll den Kindern Vairanak, denn so soll das Volk heißen, nicht widerfahren, ehe nicht die Schwestern ihren Weg gefunden haben. Denn zerstreut werden sie sein... und bis auf Wenige von Mirimotha getilgt. Von den Kreaturen, die noch nicht sind doch sein werden, soll das Geschlecht der EINEN zerstört und, bis die Schwestern hervortreten, die Erinnerung an die altehrwürdigen Tage versiegelt werden. Vergessen werden sie finden, die fliehenden Mütter und Väter der ANDEREN. Und man wird sich erst wieder ihrer erinnern, wenn SIE die Höhlen der Zeit verlässt. Dann bald werden sie Schwestern sein, die Ungestüme und die Reine. Sie werden es sein, wenn der Krieg der Völker in neuen Flammen lodert...”œ


Und Rihis zog nach Urdanien, während in Kolun großes Wehklagen begann, um aus der Quelle seiner Schöpferkraft darzubringen, was in seinem Vermögen stand. Auf sein Geheiß hin entstieg Kandroma Abhysheka, von einem feurig ästhetischen Brodeln umhüllt, dem Meerschaum, bereit, ihrer Bestimmung zu folgen; dem Ruf Rihis.

Von unvergleichbarer Schönheit, erzählen Männer so wie Frauen mit Sehnsucht in ihren flüsternden Stimmen an den Lagerfeuern, soll sie gewesen sein. Ihre Haut strahlend weiß wie die Schaumkronen der aufbrechenden Wellen, ihr golden anmutendes Haar in ständig rauschender Bewegung der Brandung gleich. Klare, blaue Augen, unverschleiert und mit der Tiefe des Meeres, die in ihrem Farbenspiel facettenreich vom Träume erweckenden Azur bis zum alles verschlingenden Schwarz eines vom Nachtorkan heimgesuchten Ozeans reichten, nahmen ihre Umgebung stets bewusst wahr.
So wie ihr Blick Segen zu spenden wusste und Schmerzen aufzehren konnte, so vermochte er einem auch die Seele aus dem Leib zu reißen, wenn man ihre Erzürntheit beschwor. Denn Rihis hatte ihr aufgetragen, die Wesen Mirimothas vor der drohenden Dekadenz zu bewahren, die sich in ihren Geist zu fressen und sie von innen heraus zu entwürdigen wusste. Daher zählte es zu ihrer Gabe, die Seele eines befallenen Geistes zu erlösen.


Nur einiges Getier wurde Zeuge, als die Brandung plötzlich anschwoll und wie unter Geisterhand die um sich greifende Gischt auf den Kämmen der gärenden Wassermassen zu einer schemenhaften Gestalt erwuchs. Einem Instinkt folgend zog es sie zur Küste, fast so als sei es, um der sich aus dem Dunst lösenden Kreatur aufzuwarten, als sie ihren ersten Schritt über die scharfkantigen Steine der Klippen hinweg auf Urdaniens Boden setzte.
Die Tiere wunderte es dabei nicht, dass das weibliche Wesen die Steine beim Überschreiten nicht zu berühren schien. Erst auf dem schlammigen Ufergrund sanken ihre blanken Füße auf den Boden, doch die Spur, die sie dabei hinterließ, war nicht tiefer als die zarten Abdrücke der Graswiesenschlangen, die sich zu ihrer Begrüßung eingefunden hatten und die sich nur durch ihre schlängelnde Form von ihrer eigenen, ovalen Prägung unterschied.

Sicheren Fußes führte sie ihr Weg direkt nach Sutranien, wo sie auf den Geist der Welt traf. Mit dem Glitzern eines traumhaften Blaus in den Augen, vergleichbar dem Anblick des anmutigen Strandes Lardikias, trat sie auf ihn zu. ”Seid gegrüßt, Lady Abhysheka, ich habe Euch erwartet.... Ihr seid... zu früh.”œ In förmlicher Manier verneigte sich der Geist vor Kandroma und deutete ihr an, an seinem bescheidenen Ort des mentalen Rückzuges zu lagern.
Sanft wie eine von einem Kiesel verursachte Welle auf einer unberührten Wasseroberfläche erreichte ihn ihr Lächeln und sie nickte leicht. ”Dann ist er noch nicht da?”œ Ohne die Spur einer Bewertung in der Stimme blickte sie ihm immer noch lächelnd entgegen. Mehr als eine kurze, verneinende Geste bedurfte es nicht, und so nahm sie bei dem Wesen, welches die einen fürchteten und die Verräter lästerten, Quartier, um zu warten.

Lagerfeuergeschichten - Sambheg Cobhar - RIHIS RUF

Ein Wolkenflatterer soll es gewesen sein, der nach Sutranien kam. Sanft glitt er zu Boden, schwebte zu Kandromas Füßen, die diese spielerisch wie ein Kind von dem dunklen Felsen baumeln ließ, auf dem sie saß. Als sie die feinstoffliche Erscheinung vor sich mit ihren Fußspitzen berührte, stoben dichte Wolkenschwaden auf, züngelten auseinander und flüchteten sich durch den Geist der Welt hindurch nach Delos. Zurück blieb eine Erscheinung von Recke, strahlend wie das von den Wolken reflektierende Sonnenlicht und stattlich, auf dass keinem, der ihm entgegen treten würde, ein Zweifel an der eigenen Unterlegenheit blieb.
Auf den Knien, in förmlicher Verneigung, doch mit einem spitzbübischen Grinsen, welches seine Lippen umspielte und auf seine fröhliche Natur hin deutete, blickte er aus seinen silbern leuchtenden Augen zu Kandroma empor. ”Sambheg Cobhar, Euer Diener, Lady Abhysheka...”œ

Erzählungen

Gilles erwachte erschrocken und sprang förmlich auf, als ihre Tochter totenbleich an ihr Nachtlager heran trat. Mit Entsetzen in den Augen starrte sie ihre Mutter an und ihre Lippen formten lautlos ”Wann?”œ

Gilles Mwalimosh und ihre Tochter Loag lebten in Konlir am Rande ihres Volkes unter jenen, die ihr Ansehen zwar nicht gänzlich verloren hatten, doch auch keine gleichgestellten Mitglieder der Sippe mehr waren. Seit Wildebaast Mwalimosh, Gatte, Vater und Versorger der Familie, bei der Jagd verunglückt war und die junge Gilles mit der dreijährigen Loag hinterließ, versorgte die Gemeinschaft die Hintersasse zwar mit, ließ sie jedoch zu ihresgleichen umsiedeln. Denn es herrschte eine Ordnung im Gefüge der Gemeinschaft, der es sich unterzuordnen galt.
So wuchs Loag heran zu einem jungen Mädchen von sechzehn Wintersonnenwenden, als sie in dieser Nacht von unnatürlichen Lauten geweckt wurde, die ihre Mutter von sich gab.


Gilles hatte einen Traum. Die Energie war so stark, dass sich ihre Vision in einer Art Wolke, die sie umhüllte, zu materialisieren schien. Loag starrte auf das Geschehen und in ihrem Kopf entstanden Bilder von Tod, Leid und lodernden Feuersbrünsten. In all dies mischten sich die Laute ihrer Mutter, die plötzlich anfing um sich zu schlagen und einen erbitterten Kampf zu führen schien. Ihre Augen hatte sie aufgerissen und schienen in weite Ferne gerichtet, wirkten jedoch ungetrübter denn je.
Als Gilles zu sich kam erblickte sie ihre Tochter vor sich. Es war, als würde sie von weit her zurück kommen. Mit einem Blick, der älter als die Zeit selbst zu sein schien, sah sie Loag an und flüsterte lautlos ”Bald!”œ

Gilles, die einer Ahnenreihe magisch begünstigter Zauberer entstammte, war eine jener Frauen ihrer Linie, deren Geschick nicht viel Ausbildung brauchte, um zu reifen wie eine süße Frucht. Und so war es nicht verwunderlich, dass ihr offenbar wurde, wofür große Magier jahrzehntelang studierten.

Sie suchten, das Gehör der Altvorderen zu erreichen, wurden jedoch mitleidig abgewiesen. Wirres Gewäsch einer gebrochenen Frau, wurde ihr nachgesagt, als sie eine Bedrohung für den Frieden in Konlir vorher sagte.
Ihre Eitelkeit hielt die Alten und Machthabenden davon ab, auf Gilles Mwalimosh und ihre Tochter Loag zu hören.

So sprachen sie an, wer ihnen zuhören wollte und versuchten in Worte zu fassen, was Gilles in ihren Erscheinungen so grausam schüttelte. Und binnen kurzem wurde in ganz Konlir hinter vorgehaltener Hand von einer Bedrohung gesprochen.
Die Altvorderen, die sahen, dass die Zauberin Getreue sammelte, drohten sie zu verjagen und nach ihr zu trachten. ”Bald”œ wurde daher innerhalb kürzester Zeit gegenwärtig.

Zunächst waren es nicht viele, die der Vision Gilles folgten. Nicht mehr als zwei Dutzend Wesen, die meisten von magischer Zauberkunst beseelt, kehrten ihrer Heimat Konlir den Rücken.
Die kleine Gruppe verließ mit spärlicher Ausrüstung Konlir und schlug sich in westliche Richtung durch den Wald des einsamen Baumes. Der Weg war ihnen nicht unbekannt, ihr Ziel dafür umso mehr.

Sie waren noch nicht lange unterwegs, überquerten gerade das Vulkangebiet in Anatubien, als ihnen einige Onlos begegneten. Neugierig wurde die seltsame Reisegruppe, bestehend aus wenigen Männern, mehreren Frauen und einigen Kindern sowie Greisen, in Augenschein genommen.
Während einer Rast am Lagerfeuer erfuhren die Onlos von dem Grund der Reise und hörten gebannt zu, als Gilles strebte, sie vor einer Gefahr zu warnen, über die sie nichts wusste. Was als Worte nahezu vergebens versuchte, das Verständnis in den Köpfen der Wesen zu wecken, schien sich jedoch in ihren Pupillen als offenbarende Funken widerzuspiegeln,

Sie konnte immer noch nicht sagen, WAS geschehen würde. Doch spürte die Zauberin das Grauen unaufhaltsam näher rücken. Von stechenden Farben und beißenden Schmerzen war ihre Vision erfüllt gewesen und weitere, derart intensive Erlebnisse suchten sie immer wieder heim.

Die Onlos luden die kleine Gruppe ein, bei ihnen zu rasten und mehr darüber zu berichten, wohin sie ziehen wollten. Sie spürten, dass sie Gilles Mwalimosh nicht ungehört weiter ziehen lassen durften.
Da die Überquerung des Vulkans nicht ohne kleinere oder größere Verletzungen verlaufen war, nahm die Gruppe die Gastfreundschaft gerne in Anspruch und verweilte, bis auch der letzte Knochenbruch verheilt war.

”Gilles Mwalimosh, Zauberin Eures Standes, Ihr kommt in, verzeiht, seichter Begleitung und bittet uns, Anatubien zu verlassen um mit Euch ins Ungewisse zu ziehen? Aufgrund einer Bedrohung die Ihr weder zeitlich noch in ihrer Art beschreiben könnt.”œ
Yanas Vairayana, ein Beachtung findender Onlo in seiner Gemeinschaft, hatte der Zauberin aufrichtig zugehört und interessiert Fragen gestellt. Er hatte viele Nächte mit ihr am Lagerfeuer gesessen, ihren Worten gelauscht und die Funken beobachtet. Würde er entscheiden, sich der Gruppe anzuschließen, so würde ein Vielzahl kräftiger Onlos mit ihnen gehen. Ein wertvoller Zuwachs für Gilles und ihre Getreuen.

Letztendlich hatte die Zauberin es geschafft. Yanas war überzeugt und ohne dass er hätte sie dazu auffordern müssen, sammelten sich etwas mehr als ein Dutzend Männer, zum Teil mit ihren Familien, um den gestandenen Onlo.
So kam es, dass aus der unscheinbaren eine respektable Gruppe wurde, die sich hoffnungsvoll nach Gobos schlug, einem zu seiner Zeit noch recht unerforschtem Gebiet. Sie zogen nordwestlich ohne zu wissen, wie weit sie gehen mussten, um der drohenden Gefahr entkommen zu können.

Es gab keine Wege, Furchen oder ähnlich begehbare Möglichkeiten. Es galt, sich durch das Gestrüpp und die Dschungellandschaft hindurchzuschlagen. Bedroht von gallsüchtigem Getier und unbekannten Gefahren, ausgerüstet mit einem Minimum an Takelwerk.
Nur langsam kamen sie voran, behindert von den Frauen, Kindern und Geschwächten, denen die Strapazen der Reise arg zusetzten. Mehr als einmal mussten sie für längere Zeit rasten wenn es galt, einer Niederkunft beizustehen oder die Gebrechen eines Verletzten zu kurieren.

Bis sie entkräftet Sutranien erreichten, hatten sie fünf Verluste zu beklagen. Die Großmutter eines der dazugestoßenen Onlos aus Yanas weitreichender Sippe war die erste. Sie überlebte den Biss einer riesigen Gift-Dschungelschlange nicht.
Da sie es war, die ihn groß gezogen hatte - seine Eltern hatte er schon im Kindesalter verloren -, traf ihn der Verlust derart stark, dass man beschloss, eine Hütte zu erbauen, das Winterquartier zu errichten und die traditionellen Festlichkeiten der jeweilig mitreisenden Wesen zur Wintersonnenwende gemeinsam zu feiern.

Jedes Wesen wusste aus seiner Überlieferung etwas zu dem Fest beizutragen. Die Vorbereitungen ließen sie zusammen wachsen und es entwickelte sich eine erwärmende Verbundenheit.
Die ersten zarten Bande zwischen einem einsamen Onloherzen und einer jungen Zauberin entstanden und als die Festlichkeit zu Ehren der Ahnen, Götter und Geister statt fand, gaben sich jener Onlo und seine Zauberin ihr Versprechen für die Zukunft.

So schaffte der Tod Twyla Vairayanas die erste Tradition eines neuen Volkes.

Erst zum Frühling zogen sie weiter, da noch ein bedrückender Verlust verkraftet werden musste. Eine junge Zauberin, die in anderen Umständen zu dieser Reise aufgebrochen war, starb zusammen mit ihrem Baby im Wochenbett.
Sie wurden nahe Twyla Vairayanas beigesetzt und nach einer angemessenen Trauerzeit zog es die Gruppe schweigend weiter.

Die Zeit im Winterquartier hatten die kräftigeren unter den männlichen Wesen genutzt, die Umgebung zu erkunden. Und auch während ihrer weiteren Reise zogen immer wieder Späher voraus, um Wege zu finden, zu schaffen oder auch Tiere für die Gemeinschaft zu erlegen.
Bei einem dieser Jagdausflüge geschah ein weiteres Unglück. Zwei erfahrene Kämpfer fielen einem Wasser-Schemen zum Opfer. Zwar wussten sie sich zur Wehr zu setzen und verwundeten das Untier nicht unerheblich; doch letztlich waren sie allein ihm unterlegen. Noch heute wird in Lagerfeuergeschichten ehrfürchtig über die Todesschreie erzählt, die ganz Gobos hätten erzittern lassen.

Lagerfeuergeschichten - Die Prophezeiung und ihre Brut - RIHIS RUF

Schon auf der Reise durch Gobos verzehrte sich Milrepas nach Gilles. Ihre Ausstrahlung hatte ihn vom ersten Augenblick in den Bann gezogen. Ihre unaufdringliche Überzeugungskraft, wie sie stählern die Widrigkeiten des Lebens bewältigte, die Art wie sie zu erzählen vermochte und zweifellos das lebendige Glänzen ihrer Augen waren es, dem er sich nicht zu erwehren vermochte. Gilles selbst waren die Blicke des Onlos nicht entgangen. Denn auch in ihr rührte sich, was sie seit Jahren verschüttet wähnte. Jedoch war sie auch Trägerin der Vairayana-/Cobhar-Prophezeiung. Nicht ihr, sondern Loag war es vorhergesagt, die Flamme zu führen. Sie hatte sie zu entzünden gehabt, Loag musste sie als Cobhar-Erbin weiter tragen. Und auch nicht Milrepas sondern sein Bruder Yanas würde es sein, von dem, einer noch älteren Sage nach, das Blut Vairayanas stammen sollte. So hielt sie den Onlo mit Sehnsucht im Herzen auf Distanz und schöpfte aus ihren Energien umso intensiver Kraft für den Aufbau der Siedlungen in Sutranien und Delos.

Loag und Yanas, die ihre Zuneigung füreinander bereits im Winterquartier in Gobos entdeckt hatten, waren dagegen derart von den Geschehnissen beansprucht, dass noch einige Jahre vergehen sollten, ehe die Blüte ihrer Liebe Früchte tragen würde. Erst zehn Jahre nach dem Aufbruch aus Konlir, aus Loag war eine entfaltete Seherin geworden, nimmt der erfahrene Yanas die junge Zauberin zum Weib. Ihre Tochter Symadhi begründete die Vairayana-/Cobhar-Propheizeiung, nach der, dem Auguren Rihis zufolge, aus ihrem Geschlecht ein neues Volk entspringen solle, die Vairana. Ihr Leib dagegen solle die Flamme der magischen Befähigung an jede der Nachgeborenen der Vairayana/Cobhar-Frauen reichen, die einst zu einem Feuer auflodert, welches die schwärzesten Schatten verschlingt und sich dann zu einer wärmenden Sonne entfaltet. So würde die letzte Vairayana-Tochter in gleißendem Licht vergehen und für jene ihres Volkes, die den Ahnen und Altvorderen Mirimothas treu geblieben sind, das Gestirn einer neuen Ära sein.

Als ihr Volk in Sutranien annähernd zur Ruhe kam geschah, was alle in Erstaunen versetzte. Gilles, die jegliche Aufwartungen nach dem Tod ihres Gatten Wildebeest abgelehnt hatte, trug ein Kind unter ihrem Herzen. Niemand wagte zu fragen, selbst ihre Tochter Loag wartete, ob ihre Mutter sie mit einbeziehen würde. Gilles jedoch nahm ihr Geheimnis über den Vater ihrer Tochter Nassadhy, welche einen Mondlauf nach ihrer Enkelin Symadhi geboren wurde, mit zu den Ahnen. Aber es gab noch ein Wesen, welches um den Vater des Kindes, welches nicht hätte sein dürfen und die Folgen, die es mit sich bringen könnte, wusste. Milrepas Vairayana, der sein Wissen um die Prophezeiung und seine Befürchtungen nur mit seinem Tagebuch teilte, verging vor Sorge. Würde seine und Gilles Tochter Nassadhy ebenfalls Trägerin des Feuers für ein neues Volk sein? Und was wird geschehen, wenn die letzte Vairayana-Tochter den Kampf gegen die schwärzesten Schatten focht. Wer würde diese Tochter sein? Doch ist jenes Tagebuch, wie so viele Aufzeichnungen dieser Zeit auch, ungelesen von anderen Wesen verschluckt von worden von den Windungen der Zeit.

Erzählungen

Entkräftet kamen sie schließlich, Jahre nach ihrem Aufbruch aus Konlir, in Sutranien an; empfangen von saftigem Grün und magischen Schwingungen. Lange Zeit, ehe die Gegend zu einer unleidlichen Sumpflandschaft wurde.
Sie sammelten sich um einen Baum, der in berauschender Pracht den Mittelpunkt dieses kleinen Paradieses auszumachen schien. Irgendetwas schien anders zu sein und es war, als würde der Baum sie wohlwollend prüfen.

Den Frauen, Kindern und Kraftlosen wurde ein provisorisches Lager am Baum errichtet, während einige Magiekundige die Umgebung erforschten. Dabei stießen sie auf einen großen, dunklen Felsen und den Geist der Welt. Ehrfürchtig hielten sie Abstand vor dem Geist, mit dessen Macht schon die Ahnen ihren unartigen Kindern zu drohen gepflegt hatten.
Sie fanden auch eine Stelle unweit des Baumes. Magische Ströme lagen wie ein Film am Boden und luden die Magier gänzlich ein. Hier, an diesem Ort, so der Gedanke, sollte eine Zuflucht für alle vorbehaltlosen Zauberer entstehen, die in ihrem Wissen gefördert werden wollten.

Doch war die abgespaltene Gruppe sich auch bewusst darüber, dass nicht alle Wesen in gleichem Maße unter dem starken Einfluss der Magie leben konnten. Zu stark waren die Einwirkungen auf die Gedanken jener, die sie nicht zu kontrollieren wussten. Es schien, als würden Erinnerungen alter Zeiten, längst vergangener Zivilisationen, sich mit aller Macht eines Bewusstseins ermächtigen wollen.
Und so siedelten sich die Wesen auch etwas weiter westlich in Delos an. Sie schlugen sich bis zu einem mächtigen Wall durch und errichteten eine kleine Siedlung, deren imposantestes Bauwerk eine alte Burg war, die den Verbindungsposten zu Sutranien darstellte.

Es vergingen einige Sommerwenden, in denen sich die Gemeinschaft der Wesen zu einem kleinen Volk entwickelte. Man wusste die Natur zu bewirtschaften und versorgte sich mit allerlei erlegtem Getier. So wuchs die Sippschaft schnell heran, mischte ihr Blut und neue Bande entstanden.
Gilles, die erleichtert die Entfaltung des neuen Volkes hatte beobachten können, erfreute sich zu ihrem Lebensabend an ihren Enkelkindern. Loag, die das magische Erbe der Ahnenreihe brennender noch als ihre Mutter in sich trug, löste jene in ihrer Funktion ab, als Gilles sanft lächelnd die Augen schloss. Es war kurz nachdem Boten zugetragen hatten, dass ein verheerender Krieg zwischen den Onlos und Menschen in Konlir unzähliges Leben löschte.

Als sich indes der Wunsch nach Entfaltung unter den folgenden Generationen mehrte, strebte man vorbei an dem Geist der Welt nach Urdanien, zur Küste.

Der Geist hatte sich als guter ”Nachbar”œ erwiesen. Man respektierte ihn, brachte ihm gelegentlich Opfergaben und mit der Zeit hatte er seinen Schrecken für die Wesen verloren.
Nicht jedoch verloren sie ihren Respekt vor ihm; von einigen wenigen ausgenommen, deren Verlust man jedoch nie beklagte, wenn sie aus unerklärlichen Gründen plötzlich dem Tod anheim fielen.....


Schnell jedoch stellten die Wagemutigen fest, dass ihnen Urdanien unbehaglich entgegen trat. Kalt bläst der Wind übers Land und an der Küste schlagen die Wellen hart an das steinige Ufer.
Sie schlugen sich weiter durch bis nach Kolun, um dort völlig überrascht ein mächtiges Königreich der Menschen vorzufinden. Eine Entdeckung, die beiden Seiten Begünstigungen bescherte.

Die beginnenden Handelsbeziehungen und freundschaftlichen Begegnungen wurden nach anfänglicher Zurückhaltung mit dem Mark der Ehre besiegelt, als ein Nachkomme der Vairayana-Sippe einer Tochter aus edlem Hause des Königreichs Kolun den Hof machte. Würdevoll, nur mit einem kleinen Volk hinter sich, welches erst wenige Generationen jung war, hielt er um die Hand Amanita”™s aus dem Hause Fenak an.
Während sich die wirtschaftlichen Zusammentreffen stetig weiter entwickelten, zog es einige der Zauberer in den nordöstlichen Bereich Urdaniens, zu dem alten Leuchtturm, der seinerzeit schon schief auf dem Felsen stand.

Die Magiekundigen gingen los und es dauerte nicht lange, da kehrten ein Teil der Gruppe aufgebracht zurück. Sie hatten magische Energien entdeckt und beschlossen, die Gegend genauer zu erforschen.
Und so ergab es sich, dass die weisesten unter ihnen den Leuchtturm zu hüten begannen, um sein Geheimnis zu ergründen. Eine schier unvorstellbare Macht zwischen grob- und feinstofflicher Verbindung wütete in diesem Bereich und diese wollten sie sich zu eigen machen.

Legenden berichten, um diese Macht zu erlangen habe sich eine rituelle Gruppe von düsterer Magie besessener Zauberer parallel zu den Forschungen der Weisen nach Urdanien gewagt. Jedoch haben jene, um nicht entdeckt zu werden, eine unterirdische Zuflucht genutzt, deren Zugang den Erzählungen nach in der Geisterhütte zu finden sei.
In unheilvollen Zeremonien sollen jene Magier Opfergaben dargebracht haben, um sich die Geister der energetischen Verbindung unterwürfig zu machen. Dabei schreckten sich nicht davor zurück, Tiere und gar Menschenopfer zu reichen, heißt es in den Lagerfeuergeschichten.


Neben den Entwicklungen in den magischen Künsten und dem wirtschaftlichen Ausbau mit Kolun machten sich irgendwann jene, die das Blut der Onlos und Kämpfer in ihrer Ahnenreihe trugen auf, das geheimnisvolle Delos zu erforschen. Es waren immer wieder kleine Gruppierungen, die in Richtung der düsteren Ebene aufbrachen, den Durst ihrer Neugier zu stillen.
Denn wie es die Gewohnheit mit sich bringt, verloren die Nebel und jene unheilvollen Geräusche, die dumpf durch sie erklangen, für einige mit der Zeit ihren Schrecken. Den Überlieferungen nach soll jener Übermut jedoch sehr gefährlich gewesen sein und nur die Wenigsten hätten ihn wirklich überlebt.

Welches Volk auch immer die Nebel von Delos bewohnte, in den Lagerfeuergeschichten wusste man aufzutragen. Jedoch gibt es auch keine Überlieferungen, dass dort, wo heute nur noch alte Ruinen von einem Schauplatz des Bösen zeugen, nur harmlose Gaukeleien vorgeführt wurden. Übertrieben oder nicht, es war mit Sicherheit ein Ort, von dem es sich fernzuhalten galt.
Auch die Dunkelschloss-Festung hat vermutlich nie ein Angehöriger der Sippe wirklich betreten. Und wenn doch, dann ward er nie wieder gesehen und konnte auch nicht über seine Erfahrungen berichten.

Von der vergessenen Kathedrale dagegen wurden viele Lagerfeuergeschichten überliefert. Eines davon haben sie alle gemein: Immer wieder wurde von den berauschenden Orgelklängen berichtet, die vom Nebel gedämpft bis tief ins Land getragen wurden. Viele verschiedene Melodien wollen gehört worden sein, die viele verschiedene Geschichten erzählten.
Es gibt sogar Sagen, der ein oder andere hätte Zutritt zu der alles überragenden Bibliothek der Kathedrale genossen und in den ältesten Schriften dieser Welt studieren dürfen. Das jedoch sowie die Geschichten über die Arena des Bösen wird sich meist in Verbindung mit einem Kelch Wein erzählt. Immer dann, wenn über die alte Zeit vor dem zweiten Aufbruch berichtet wird.


Das Glück in Sutranien und Delos währte nicht ewig. Aus der Ahnenreihe der Seher brach die Warnung hervor. Der Krieg zwischen den Menschen und Onlos war schon lange ausgekämpft. Doch eine neue Gefahr bahnte sich an, die dann selbst Sutranien und Delos bedrohen könnte.
Boten hatten von dem Auftauchen eines Steines in Konlir und den beginnenden Unruhen berichtet. Und der wirkende Visionär der Sippe, ein Nachkomme Loag Mwalimosh”™s, mahnte zum Aufbruch, da sich ihm eine Ausmerzung durch widrigste Mächte offenbarte.

Es ist ungeklärt, ob zuerst der Stein in Konlir oder doch erst der mysteriöse Meteorit mit seinen katastrophalen Folgen auf die Welt einwirkte. In den Überlieferungen ist nur verblieben, dass ähnlich wie in Konlir, nicht alle Wesen folgen wollten. Sie sahen, beruhigt durch die inzwischen schon lang andauernden, friedlichen Zeiten, die Bedrohung nicht als solche an.
So war es wieder nur eine kleinere Gruppe, der Erzählungen nach genau 42 der weisesten magisch schöpferischen Wesen, die den Weg über die Meere Urdaniens wählte. Sie hatten genügend Wissen aus den verborgenen Rätseln des Gesteins unter dem Leuchtturm erworben, um sich der Kraft der Materie zu stellen und über die tosende Brandung hinaus in neue Welten aufzubrechen.

Jene, die sich dem Aufbruch verweigert hatten fielen, sofern sie in Sutranien siedelten, der unglücklichen Katastrophe zum Opfer. Nur Wenigen, die so abrupt ihrer Wurzeln entrissen wurden, gelang die Flucht.
Jene, die im benachbarten Teil Delos ihre Existenz aufgebaut hatten, waren plötzlich derart von ihren wirtschaftlichen Verbindungen zu Sutranien und auch Kolun abgeschnitten, dass auch sie sich unter den anderen Völkern zerstreuten.

Heute, wo der Wind des Vergessens über die Ebene Sutraniens weht und Abdrücke unter dem Schlamm des Sumpfes auf längst vergangene Zeiten nur spekulieren lassen, jetzt, da in Gerüchten nur noch über den mysteriösen Meteorit getuschelt wird, da weilen noch einige wenige Wesen hier, denen die Ahnen die Geschichte ihrer Herkunft mitgegeben haben. Möge die Zeit die Überlebenden wieder zusammen führen.
Bild
Wir würden vor dem Glühwürmchen ebenso ehrfürchtig stehen wie vor der Sonne,
wenn wir nicht an unsere Vorstellungen von Gewicht und Maß so gebunden wären.
K.G.

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