Die Niederlage der Intelligenz

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Beron Lhitosa
Teidam
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Die Niederlage der Intelligenz

Beitrag von Beron Lhitosa » 16. Aug 2009, 17:19

"Die Niederlage der Intelligenz" oder "Eine Geschichte von übertriebenem Stolz"


Kapitel 0: Prolog

Eigenst zusammengefasst von Beron Lhitosa, soll es eine Schnellinformation über die Alchem an sich geben:

Die Entstehung der Alchem


Vor etlichen Jahrhunderten lebte ein stolzes und kluges Volk dort, wo das heutige Dranar steht.
Sie waren hoch intelligent und grandiose Denker in allen möglichen Wissenschaften und waren den übrigen Rassen an Entwicklung in technischen und gesellschaftlichen Angelegenheiten weit voraus. Gleichberechtigung zwischen Männer und Frauen gab es schon immer. Kinder wurden im Alter von vier Lenzen auf logisches Denken getrimmt, das Bildungssystem war vile weiter entwickelt, als das heutige.
Auch hatten die Alchem mit der Zeit eine besondere Gabe. Vor der Geburt jedes Kindes wurden Tierblut in das Embryo gespritzt. Ursprünglich zu Forschungszwecken gedacht, entstanden aus den Ur-Alchem die heutig, dokument-bekannten Alchem.
Während also die Ur-Alchem "nur" sehr intelligent waren, bekamen die Alchem noch dazu animalische Fähigkeiten und Anzeichen des Blutes des Tieres entsprechend. Und es dauerte nicht lange, bis die Alchem entdeckten, dass auf diese Weise eine besonders starke Rasse entstehen kann. Jedes Kind erhält von Natur aus die Gabe des Vaters und der Mutter. Zudem ist es noch möglich, weiteres Tierblut in das Embryo zu spritzen. Die positiven Eigenschaften von je drei Tieren und die sehr hohe Intelligenz der Alchem, die perfekte Mischung.


Der Untergang

Schon seit den ersten Dokumentationen ist über die Ur-Alchem bekannt, dass diese aus unerfindlichen Gründen überaus unbegabt im Ackerbau waren, sodass sie gezwungen waren, mit den Menschen aus dem damaligen Königreich Konlir Handel zu betreiben. So gelangten die Alchem an Nahrung und die Menschen an hochwertige Technologien, auch wurde das Haus der Portale in Reikan unter Auftrag der Menschen von Alchem errichtet.
Doch Menschen stehlen, lügen und betrügen. So kam es zwischen den Alchem und den menschen zu einigen Auseinandersetzungen, jedoch niemals Kämpfen.
Nach Jahrzehnten relativ friedlichen Handelns wurden die Menschen eifersüchtig auf die Städte der Alchem. So verlangten sie für Nahrung mehr Geld, die Alchem verhungerten nach und nach und die Zahl der dokumentierten Alchem sank von ungefähr 50.000 auf knapp 13.400* (*siehe: "Mirimotha´s Wesen der Urzeit, Band 3, Kapitel 7 "Fakten & Zahlen"")
Diese Gelegenheit nutzten die Menschen um die Alchem anzugreifen. Diese, die auf dies gewartet haben, benutzten Maschinen, die den heute als "Artefakt von Dranar" bekannten Dinge sehr ähnlich sehend waren, um ein par Kinder in die Zukunft zu schicken, damit wenigstens ein paar von ihnen überleben Doch entstand keine feste Vereinbarung, die Kinder wurden in unterschiedliche Zeiten geworfen.
Nachdem die Menschen nun die Alchem ausgerottet haben, Brandschatzten sie und zerstörten die ehemaligen Städte des Ingenieurvolks. Anschließend bauten sie mithilfe der alchemischen Maschinen das heutige Dranar.**
(**Für Berichte über die Nebelstadt siehe "Mirimotha, mehr als ein Urlaubsort", Band 3, Kapitel 2 "Besonderheiten & ihre Geschichten"")



Erzählung übersetzt aus dem Alt-Dranarischem, der Sprache der Alchem durch Beron Lhitosa

Kapitel 1: Ein ganz gewöhnlicher Morgen

Es war ein ruhiger Morgen in der Alchem-Stadt Olíthar. Die Wasserräder drehten sich leise im kleinen Bach, der die Stadt in eine Nord-West-Seite und eine Süd-Ost-Seite teilte. Vögel sangen um die Wette und die Männchen buhlten um die Gunst der Weibchen. Weit entfernt hörte man ein leises Klopfen, welches an einen Schmiedehammer erinnert, der auf einen unnachgiebigen Amboss trifft. Überall in der Stadt traten langsam die ersten, grauen Rauchsäulen auf, die sich aber nach einiger Zeit in die verschiedensten Farben umwandelten. Noch ein letztes mal traf ein künstlicher Blitz in die Spitze eines Turmes, der durchgehend bläulich leuchtete.

Der Bach war viel mehr ein Kanal, mit dem Zweck, die Werkstätten von den Wohngebieten zu trennen. Schon des öfteren gab es Fälle, in der in einer Werkstatt ein großes Feuer ausbrach oder Chemikalien ausflossen. Und nicht selten gab es Todesfälle, als diese Katastrophen auf die Wohnviertel übersprangen. So dachten sich die Bewohner, dass es das Beste wäre, einen Kanal zwischen die beiden Stadtteile zu bauen. So konnten sie weiteren Gefahren vorbeugen und mit den vielen Wasserrädern ihre Geräte antreiben.

Nhidoa, ein Alchem in den besten Jahren, stand in seinem Haus auf dem Hügel etwas abseits der Stadt und starrte aus dem Fenster. Er genoss den Anblick der Stadt im Morgen, zauberte es ihm doch immer ein Lächeln auf das Gesicht. Doch nach einiger Zeit seufzte er kurz auf und ging in sein Gemach, um sich auf den Tag vorzubereiten.
Er stand, wie jeden Morgen vor seinem Spiegel und betrachtet sein Gesicht. Feine Züge mit einem hochnäsigen Ton sah er an sich, allerdings auch bei jedem anderen Alchem, den er kannte. Die spitzen Ohren stachen durch die glatten Haare, die bis zur Schulter hingen und in einem hellen Blau leuchteten. Mit einem leichten Lächeln im Gesicht zog er sich seinen Mantel an, welcher schön verziert und edel ausfallend war. Er stülpte sich dünne Lederhandschuhe über die schmalen Hände und feine, teuer aussehende Stiefel über die Füße. Ein letzter Ruck an seinem Gewand und er schritt zur Tür.

Er stolzierte gemütlich den Hang hinab und hob dem Stadtwächter zum Gruß die Hand. Summend und strahlend schritt er durch die Alchem-Mengen und fühlte sich wohl in seiner Haut. Allerdings gab es in letzter Zeit Gerüchte, dass die Menschen aus Konlir zu Verhandlungen nach Olíthar kommen wollten. Diese Nachricht legte jedem Alchem, war er noch so vergnügt, einen dunklen und missgelaunten Schatten in das Gesicht. Schließlich wussten schon die Ur-Alchem, die Vorfahren der Alchem, wie grausam und unzivilisiert die Menschen doch sein konnten.
Die Menschen wollten, so war es dem Volk bekannt, zu Verhandlungen über eine friedliche Handelsfreundschaft erscheinen. "So eine Lüge. Sie haben doch etwas vor.", "Warum wollen sie ausgerechnet jetzt eine Partnerschaft?" und "Sollen sie doch bleiben, wo das Fleegras wächst." waren nur wenige Sätze, die gesagt wurden, falls die Menschen zum Gesprächsthema wurden. Mit einem leichten gähnen in dem noch immer bestehenden Strahlen im Gesicht stolzierte er weiter, bis er langsam vor der Tür einer kleinen Sandbrennerei kam. Sein Strahlen erlosch augenblicklich, öffnete die Tür und schritt hinein.

Kapitel 2: Die Verhandlung und die Kundgabe

"Ihr sagtet also, Ihr möchtet uns mit Nahrungsmittel versorgen, die wir selbst nicht erfassen können, solange wir euch Menschen mit Geräten versorgten?" Der Herrscher der Alchem, König und Volksheld Thaó sah den Gesandten des Usurpators Joness ungläubig an. "Nun, dies ist unser Angebot. Wir wissen darum, wie schlecht Euer Volk auf dem Feld seid, Eure Ernten sind miserabel. Von was wollt ihr leben? Von Euren Züchtungen?", spottete der Botschafter und sah zwei Wesen seitig des Eingangs, welche gänzlich aus Schlamm bestanden aber metallen glitzerten, verächtlich an. Thaó wusste bereits um dies, war es ihm schon lange ein Dorn im Auge. Die Ernten fielen stets schlecht aus und es nichts davon bekannt, dass dies bei den Ur-Alchem auch so war. Wahrscheinlich war dies wohl eines der Gaben, die wegen dem großen Geschenk von damals zurückblieben. Thaó grummelte unhörbar und sah sich in der Halle um.
Eingeschüchtert, aber dennoch mit erhobenem Hauptes saßen einige Alchem in der Halle verteilt und unterhielten sich leise. Thaó war ein angesehener König und er hatte keine Neider oder Feinde, doch wollte das Volk nicht verstehen, warum sie sich auf Menschen einlassen sollten.
"Nun, trotz des guten Angebotes Eures Königs, schlage ich nur widerwillig ein.", fing der Herrscher der Alchem an, "unter einer Vorraussetzung: WIR bestimmen, welch Techniken wir euch Menschen geben. Ihr könnt gerne fragen, doch die letzte Entscheidung liegt in unserer Hand."
"Nun, wie Ihr wünscht.", entgegnete der Gesandte mit einem Grinsen, dem man nicht einmal blind trauen konnte. Ohne weitere Worte erhob er sich und ging mit seinem Geleit durch die große Halle des Ratsaals. Am Tor angekommen, wurde er langsamer, grinste eines der Schlammwesen an und verschwand aus der Sicht.
Thaó sah ihm nach und wusste bereits, dass er etwas sehr schreckliches getan hatte.

Nicht lange darauf hörte man schon die Neuigkeiten durch Olíthar laufen. Große Unruhen machten sich breit und die Alchem drängten zum Regierungssaal, um die Gerüchte bestätigen zu lassen. Wildes Geschnattere und wilde Rufe machten sich breit. Auch Nhidoa befand sich in der Menge, allerdings mehr, um sich ein bisschen die Zeit zu vertreiben. So kam es ihm gerade recht, als sein Arbeitgeber zum Saal schickte, um die richtigen Informationen zu holen. Edh hielt sich ebenfalls in der Menge auf. Sie war schon seit langem die beste Freundin von Nhidoa und die beiden haben schon früh das selbe Schicksal geteilt. Die Eltern der beiden wurden bei einem Übergriff der Menschen auf eine abseits gelegene Alchem-Werkstatt getötet.
"Hey, Edh, hierher. Nun komm schon!", brüllte Nhidoa mit seiner ganzen Kraft um die laute Menge zu übertönen. Doch anscheinend hatte sie ihn nicht gehört. Seufzend machte er sich auf den Weg zu ihr, hindurch durch die rufenden Alchem, die wild herum liefen.
Endlich gelante er neben sie und umarmte sie freundschaftlich. "Du bist auch hier? Wie kommt das?", fing sie gleich an und sah ihn ernst an. Nicht selten drückte sich Nhidoa von der Arbeit und schlich sich zu ihr. "Beruhig dich, ich komme im Auftrag meines Meisters. Ich soll die ach so große Neuigkeit erfahren und es ihm mitteilen. Du siehst," grummelte er und hob abwehrend die Hand, "ich bin nicht immer aus Jux und Laune hier draußen unterwegs."

Ein lautes Quietschen ließ die tosende Menge verstummen und alle Alchem blickten allesamt gespannt auf das Tor des großen Saales. Ein schlacksiger Alchem legte einen Hebel um und betätigte so den Mechanismus für das Öffnen des Tores. Zur Zierde waren die Zahnräder, die dafür nötig waren, außerhalb der Mauer angebracht, sodass jeder Besucher sehen konnte, wie dies vonstatten geht. Klickend und leise brummend fingen sie an, sich zu drehen. Das letzte Glied der Zahnräder war mir einer Kurbel befestigt, die an zwei Stoßstangen montiert war. Sobald sich die Zahnräder eine genügend gedreht haben, wurden die Stoßstanden ausgefahren und das Tor öffnete sich.
König Thaó, Herrscher über Olíthar und aller Alchem, schritt durch den Torbogen und lächelte sein Volk an.

"Werte Alchem Olíthars, die Gerüchte sind wahr, wir haben nun ein Bündnis mit den Menschen. Bitte sorgt Euch nicht. Sie werden uns genauso brauchen, wie wir sie brauchen und deswegen denke ich - nein ich bin mir SICHER - dass sie uns nichts tun werden.", hob Thaó an und sprach in ein Rohr, welches sich am Ende zu einem Trichter ausweitete. Durch die Ausweitung wurde die Stimme verstärkt und jeder konnte ihn hören. "Und was ist, wenn sie trotzdem etwas machen, was wir nicht wünschen? WERDEN WIR SIE ETWA UNTERSTÜTZEN?", ertönte eine erboste Männerstimme aus der Menge. "Nun, ich kann euer aller Sorge verstehen. Doch es gibt Zeiten, in denen wir Alchem zusammenhalten müssen und auch auf andere Wesen vertrauen müssen. Die Menschen begingen Fehler, doch dies liegt in ihrer Natur. Gerade Euch, Professor Uhia, brauche ich wohl nicht zu erklären, wie schlecht man die Natur eines Wesens ändern kann!", sprach Thaó weiter und in die Richtung, aus der der erboste Ruf kam. Dann sah er wieder die restliche Menge an. "Unter Euch befinden sich Alchem, die großes Leid durch die Menschen erfahren haben, aber vertraut nicht nur ihnen, sondern vertraut auch MIR, wenn ich Euch sage: Es kann nichts geschehen. Ohne sie würden wir auf längere Zeit verhungern, dies muss euch ALLEN bewusst sein."
In der Menge erhoben sich einige Protestrufe und die Menge schien wieder durcheinander zulaufen. Diese Chance nutzte Nhidoa und zog Edh aus der Menge heraus und langsam pressten sie sich Richtung Ausgang.
Währenddessen sprach der König weiter: "Haltet fest in dem Glauben, dass sie uns nichts anhaben KÖNNEN. WIR sind die ALCHEM." Einige Jubelrufe und der Ruf "WIR SIND DIE ALCHEM!" erklang, allerdings blickte ihn der größte Teil noch skeptisch an. "Alchem, wir haben bisher jede Katastrophe abgewendet. Falls die Menschen wirklich eine List hinter allem verstecken, so werden wir sie aufspüren. Denn wir sind die Alchem, WIR sind DIE Wesen, welche bald ganz Mirimotha besiedeln, WIR lassen uns nichts gefallen. WIR SIND DIE ALCHEM!", brüllte Thaó nun schon mehr in das Rohr. Nun jubelte die ganze Menge und überall hörte man im Gleichtakt "WIR SIND DIE ALCHEM!". Das Jubeln war in der ganzen Stadt zu hören, jeder Alchem ließ die Werkzeuge ruhen, streckte die linke Faust dem Himmel entgegen und brüllte "WIR SIND DIE ALCHEM!"

Kapitel 3: Die Zeit vergeht

Es vergingen nun einige Jahre seit dem Bündnis zwischen den Alchem und den Menschen. Es fanden regelmäßige Lieferungen von Essensgütern statt und die Menschen brauchten so manches mal die Hilfe ihrer Partner. Unter anderem gab der damalige Usurpator Joness den Bau eines großen Gebäudes in Reikan in Auftrag, mit dem es möglich sein soll, schnell in Mirimotha zu wandern.
Allerdings war nicht bekannt, welche Gründe er für einen Bau eines solchen Gebäudes hatte.
Mittlerweile war sein Sohn an der Macht, ein wilder und gewalttätiger Mann, welcher schon kurz nachdem er das volle Alter erreicht hat, den Thron bestieg. Er wurde schon früh auf eine strenge Art und Weise erzogen, wie man es sich kaum denken kann. In dieser Zeit staute sich eine gewisse Wut in ihm auf und er gab den Alchem die Schuld daran, da sie anders waren.

Derweil in Olíthar, Nhidoa und Edh waren seit kurzem verheiratet und erwarteten einen Sohn, gab es ein großes Spektakel. Eine neue Erfindung, ein tragbares Portal, wurde vorgestellt und sorgte für Euphorie. Nicht wegen dem Teleportieren, sondern der Möglichkeit, überall und jederzeit zu Teleportieren. König Thaó gab für den Erfinder, einem noch recht jungen Alchem, der ein wenig mit Materialien gespielt hat, ein großartiges Fest. Überall sah man Musiker, Tänzer und auch Gaukler, die ihre Gelegenheit witterten, an das große Geld zu kommen. Einige Händler bauten ihre Stände abseits des Festes auf und präsentierten mit lautstarken Rufen und Gestiken die wunderbare Ware, die sie anboten. Nhidoa ging mit Edh an der Hand an den Ständen entlang und betrachtete sich einige Waren genau. An einem Stand fand man die unterschiedlichsten Schrauben, an einem Anderen die verschiedensten Werkzeuge. "Welches Blut bekommt unser Kind, meinst du?", fragte Edh leise und hielt sich den Bauch. Nhidoa drehte sich kurz um und gab ein kleines "Wie?" von sich, woraufhin er sich wieder zum Stand drehte und interessiert einige Gläser untersuchte. "Du weißt schon, morgen ist die Injizierung.", sprach Edh weiter und zupfte nervös an seinem Ärmel. Sie war noch nie ein Freund großer Wesenmengen und schon gar nicht in diesem Zustand. Nhidoa gab dem Händler einige Goldmünzen, steckte zwei Glaslinsen verschiedener Stärken ein und wendete sich Edh zu. "Was auch immer es ist, die Professoren werden dafür sorgen, dass die Schwächen ausgemerzt werden, meine Liebe.", entgegnete er ihr mit einem Lächeln im Gesicht, welches auch die größten Sorgen wegschmelzen lässt. "Du brauchst dir also keine Sorgen zu machen!"
Sie schlenderten weiter und erreichten nach einer kurzen Zeit ein Geschäft, welches auch heute auf zu haben scheint. Sie gingen hinein und Nhidoa schloss die Tür hinter sich. Es war sein Geschäft. Edh sah sich um, noch immer war ihr der Anblick fremd. Ihr Gemahl hatte vor einem Jahr das Geschäft seines Meisters übernommen und brannte nun selbst Glas. Auch wenn die Lage nicht schlecht war, hatte sie sich alles doch etwas anders vorgestellt. Ständig kamen irgendwelche Möchtegern-Professoren und kauften irgendwelche Linsen, obwohl sie nicht einmal deren Funktion kannten. Man hielt den Laden der beiden schon für eine "Schande der Glasbrennerei". Sie seufzte. Trotz allem hatten die beiden mehr als genug Geld und legten alles für ihren Sohn Beron an.

Am nächsten Tag gingen Nhidoa und seine hochschwangere Frau zu ihrem zuständigen Professor für Geburtenhilfe und Bildungsausrichtung.
Jedes Paar, welches ein Kind erwartete, war gezwungen, dort hinzugehen und Untersuchungen anstellen zu lassen. Jedoch war der Hauptgrund, weswegen viele Alchem dorthingingen, die Tatsache, dass sie dem Embryo im Mutterleib Tierblut einspritzen lassen wollten. Die Ur-Alchem fanden dies heraus und gaben den Alchem die Fähigkeiten von Tieren. Im Laufe der Zeit haben sich die Wesen an die verschiedenen Blutsorten angepasst und lösen keine natürlichen Körperabwehrfunktionen aus. Auch Nhidoa und Edh bekamen dies als Embryo. Ihm wurde damals das Blut eines Zukuvogels eingespritzt, welches für herausragende Schönheit sorgte und sie bekam das Blut eines Wolfes, welches ihre Sinne schärfte und ihr die Möglichkeit gab, Krallen am Handrücken parallel zu den Fingern ausfahren zu lassen. Allerdings hat sie dies noch nie oft getan, da sie es jedes mal aufs Neue erschreckte.
Edh lag auf einer gespolsterten Bank während die Professoren ihren Bauch abtasteten und langsam eine Spritze mit Blut vorbereiteten. Ihr zuständiger Professor tastete den Bauch langsam ab und schien an einer Stelle gespannt zu lauschen. Mit einem friedlichen und beruhigendem Lächeln führte er die Spritze ganz sachte in den Bauch ein und drückte nach einer Weile das Tierblut hinein. "So Madame Lhitosa, es scheint, als sei Ihr kleiner Wonneproppen schon jetzt ein aktives Kerlchen.", war das Einzige, was der Arzt sprach. Edh sah besorgt zu Nhidoa, aber der winkte beruhigend ab und machte sich daran, ihr beim aufstehen zu helfen.
"Ach, Professor?" Nhidoa wendete sich noch einmal an den Alchem im weißen Mantel. "Welches Blut habt Ihr dem kleinen Beron eingespritzt?" Sein Gegenüber grinste leicht und entgegnete: "Das einer Sprungechse. Und nun HOPP! Ich habe noch mehrere Patienten!"

Es vergingen weitere Jahre, die Datierungen sind ungefähr drei Jahre entfernt

Nhidoa saß auf einer Bank vor seinem Haus auf dem kleinen Hügel. Er blickte in die Stadt Olíthar hinab und bewunderte einmal mehr die hohen Gebäude, die bis zu zweitausend Schritten in den Himmel ragten. Die Sonne ging gerade unter und warf ihren goldenen Schimmer gegen die weiß verputzten Wände der Wohngebäude. Er seufzte und murmelte leise: "Welch wunderbarer Ort dies doch ist. Es ist einfach alles perfe..!" Ein Kindergeschrei ließ ihn zusammen zucken. Schmunzelnd wandte er den Kopf zu seiner linken und sah Edh mit dem kleinen Beron an der Hand heranspazieren. Nun, heranspringen wäre wohl der passendere Begriff. Beron hüpfte wie verrückt nach links und nach rechts, während Edh ihn mit großen Sprüngen zur Achtung mahnte. "Beron! Wie oft noch? Du sollst noch nicht so weit springen, hast du mich endlich verstanden?", schimpfte Edh ihren Sohn und er antwortete nur mit einem einfachen "Hmpf". Seufzend hob sie ihn hoch und ging mit ihm auf den Armen zu Nhidoa. "Er ist ein richtiger Wirbelsturm. Man kann ihm sagen was man möchte, er will oder kann nicht aufhören, durch die Gegend zu springen. Warum sprichst du nicht einmal mit ihm?", knurrte Edh ihren Gemahl an. "Tue ich doch, jedes mal, wenn du mich darum... BITTEST!", lachte er und setzte Beron auf seine Schulter. "Na dann komm mal mit Großer, wir gehen ein wenig spazieren" Er lächelte Edh noch beruhigend zu und trottete langsam mit Beron auf der Schulter den Hügel hinab.

"Papa?", fragte Beron, als die beiden gerade die Brücke zur Arbeitshälfte der Stadt überquerten. "Hm?" "Warum sind die Menschen so böse?", fragte er weiter und sah sich neugierig um. Es war nichts seltenes, dass die beiden hier unten waren, doch faszinierten Beron die Werkstätte immer und immer wieder aufs Neue. Nhidoa seufzte leicht und sah zu ihm auf: "Wer sagt denn so etwas?" "Na, der Professor in der Schule." Der Alchem blieb stehen, stellte seinen Sohn auf den Weg, ging in die Hocke und sah ihm in die Augen. Dann sprach er ruhig: "Nun, nehmen wir an, ich würde dir sagen du bist böse. Du wärst aber nur so böse, wie meine Vorstellungskraft es erlaubt. Es ist unwichtig, was andere sagen, du musst darauf hören, was dein Kopf und dein Herz dir sagen!" Er lächelte warmherzig und tippte Beron an die Brust und an den Kopf, woraufhin der Kleine lachen musste. "Papa?" Nhidoa hob seinen Sohn wieder auf die Schulter "Hm?", sagte er nur und ging weiter. "Werde ich auch einmal ein guter Professor?", hob der Kleine erneut an und sein Vater lachte heiter. "Dessen bin ich mir sicher Großer".
Sie liefen an den Läden vorbei, aus denen langsam die letzten Kunden heraustraten und die Besitzer schlossen hinter sich die Türen ab. In bunten Lettern hingen Schilder an den Hauswänden und wiesen jeden Wanderer durch die Gassen. Gerade kamen sie an einem Schild vorbei, auf dem das Wort "Nexo" (Anmerkung meinerseits: Ich belasse das Wort im Alt-Dranarischem, weil es einen guten Ausdruck über die Sprache der Alchem gibt; ~Beron Lhitosa) stand. "Papa, Papa warte mal. Bitte!", sprach Beron ganz aufgeregt und klopfte mit seinen kleinen Händen auf Nhidoas Kopf. Dieser hielt an und drehte sich um. "Papa, warum fängt das Schild da an zu leuchten? Und warum stand da letztes mal etwas anderes?", quängelte Beron mehr als dass er normal fragte, aber Nhidoa holte kurz Luft und antwortete: "Nun, warum es zu Leuchten anfängt ist ganz simpel. Dort drinnen befinden sich Glühwürmchen. Ein leises Klopfen mit einem Hämmerchen an allen Schildern lässt sie so erschrecken, dass sie wild umher fliegen. Nachdem sich die Tierchen verausgabt haben, breiten die Männchen einen Botenstoff aus, der die Weibchen anlocken soll. Dieser leuchtet. Und nun zu deiner anderen Frage." Er deutete auf eine kleine Nische. "Siehst du dort die Hebel, die zwei Zahnräder und die Buchstabenschilder?" Ein starkes Wackeln ließ ihn wissen, dass sein Kleiner nickte. "Auf dem Dach dieses Gebäudes dort sind zwei Spiegel angebracht, die die Sonnenstrahlen an ein Stück prepariertes Holz lenken. Durch die dort entstehende Wärme erhitzt sich eine, in einem kleinen Röhrchen befindliche, Flüssigkeit. Je nach der Temperatur der Substanz ändern sich die Schilder, wie genau, weiß ich allerdings auch nicht. Aber so weiß jeder, wann es Morgends, Mittags oder Abends ist." Er ging langsam weiter.

Die beiden kamen gerade an einer Schmiede vorbei. Ein muskulöser, breitgebauter Alchem schloss das Tor seiner Schmiede und verriegelte die Scharnieren. Beron winkte ihm zu, als er sich umdrehte und er winkte lächelnd zurück. Doch Nhidoa lief nach einem kurzen Gruß weiter und bogen um die Ecke der Schmiede und bekamen deswegen nicht mit, wie ein Pfeil auf die Stirn des Schmiedes zuraste. Der Aufschlag war kaum zu hören und so schlenderten die beiden weiter, kamen immer näher an das Stadtzentrum, wo des Abends stets der König der Alchem, Thaó die Abendrede hielt und allen Alchem eine wohlbesonnene Nacht wünschte. Dies war ein beliebter Zeitpunkt für junge Paare, denn das gedämpfte Licht und die immer wieder neuen Gerüche benebelten die Sinne und ließ sie ihre Hemmungen verlieren. Doch nicht an diesem Abend.
Nhidoa und sein Sohn traten gerade in die Gasse, die zum Platz führte, als ihnen ein kurzer, dumpfer Schrei entgegen kam. Instinktiv setzte er seinen Sohn ab und stellte ihn hinter zwei Fässer. "Bleib hier, bis ich dich wieder hole.", flüsterte er kaum hörbar und schlich sich lautlos wie ein Schatten die Gasse hinab, um nach zu sehen, was dort vor sich geht. Am Ende der Gasse angekommen erstarrte er, denn was er sah, raubte ihm jeglichen Verstand. Der Boden war übersäht von Alchem. Toten Alchem. Einige von ihnen waren aufgespießt, andere hatten Pfeile im Kopf stecken, doch die meisten widerrum wurden enthauptet und verstümmelt. Ihm wurde schlecht. Blut floss langsam die Straße, die in das Wohnviertel führte, hinab. Hier und da bewegte sich noch etwas unter dem Haufen der Kadaver. Es dauerte eine Weile bis sich Nhidoa dazu entschließen konnte, nachzusehen, ob es nicht vielleicht noch Lebende gab. Leise trat er aus der Gasse, das einzige Geräusch, das zu hören war, war das Plätschern des Blutes an den Stellen, an denen er auftrat. Ihm wurde wieder übel und musste sich zurück halten, seinen Magen nicht zu entleeren. Je näher er einem großen Haufen von Leichen kam, desto unangenehmer wurde auch der Gestank, der von ihnen ausging. "Merkwürdig.", dachte er sich. "Da kam doch gerade ein Schrei. Das kann doch nicht so lange her sein."
Plötlich raste eine Hand aus dem Haufen und wand sich, was mit dem Blut ein schauriges Schauspiel darbot. Zögerlich ergriff Beron die Hand und zog etwas daran. Wieder erklang ein dumpfer Schrei. "Hallo? Wer ist da? Könnt Ihr mich hören? Mein Name ist Nhidoa Lhitosa!", sprach er zu der Hand, selbst wissend, wie dumm das wirken muss. Doch er schien Erfolg zu haben, die Stimme erschien erneut: "Weg. Geh weg. Sie sind noch hier!" Die Hand erschlaffte kurz und zog sich dann wieder zurück in den Haufen, womöglich, um zu verhindern, dass gesehen wird, dass es noch Überlebende gibt. Nhidoa trat rasch einen Schritt zurück und blickte sich leicht panisch um. Wer war mit "SIE" gemeint? Und warum haben "SIE" das Massaker hier angerichtet? Ohne auch nur einen Gedanken an eventuell Überlebende zu verschwenden, wandte er sich um und rannte zurück in die Gasse, um nach Beron zu sehen.


...Die Übersetzung dauert noch ein wenig. Bitte habt Geduld, Wissensdürster...
Zuletzt geändert von Beron Lhitosa am 18. Sep 2009, 17:58, insgesamt 11-mal geändert.
*wendet sich ab und geht* Ein Alchem kennt kein Glück. Er berechnet seine Möglichkeiten in jeder erdenklichen Art und Weise instinktiv und wählt daraus unbewusst den für sich besten Weg.

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Re: Die Niederlage der Intelligenz

Beitrag von Gaerfin Tinnuin » 16. Aug 2009, 22:20

Natürlich besteht interesse, es ist ja noch kaum etwas gesagt worden.
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Re: Die Niederlage der Intelligenz

Beitrag von Beron Lhitosa » 17. Aug 2009, 12:35

Gemeint war natürlich, ob überhaupt Interesse an der Geschichte besteht :D
*wendet sich ab und geht* Ein Alchem kennt kein Glück. Er berechnet seine Möglichkeiten in jeder erdenklichen Art und Weise instinktiv und wählt daraus unbewusst den für sich besten Weg.

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Re: Die Niederlage der Intelligenz

Beitrag von Gaerfin Tinnuin » 18. Aug 2009, 19:44

Bis her war es nicht abschreckend. Es war so wenig, deshalb meinte ich es sei kaum etwas gesagt wurden. Bitte, tob dich aus;)
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