In einer kalten Zwölfmondnacht, da trafen sich die sieben...

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Ajon
Feuerwolf
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In einer kalten Zwölfmondnacht, da trafen sich die sieben...

Beitrag von Ajon » 6. Feb 2011, 00:16

An einem Lagerfeuer singt eine klangvolle Männerstimme zum Lautenspiel:
In einer kalten Zwölfmondnacht,
da trafen sich die sieben,
die zusamm'n oder allein,
so manches Bös' zur Streck' gebracht.

Zu dieser Zeit, ihr Ziel
der Hanimar nun war
Ein Bursche, weit bekannt
Der wenigen gefiel.

Doch weh, wars nicht gemein?
Der Schattenmeister wollte nicht,
noch konnte gar,
so leicht bezwungen sein.

Ein Stein musst' her,
ein Ovient musst' ran,
Die Geschicht' erzählt von Frauenqual
und Seelenstein so blau wie Meer...



Neunzehnter des zwölften Monats:

Eine Raubkatze schlängelte sich zwischen Tisch- und Stuhlbeinen im Schankraum von Kiras Wirtshaus hindurch und stand plötzlich vor Ajon, ohne sich vorher durch ein Geräusch angekündigt zu haben. Es war natürlich nicht die Kawutze, dazu war das Tier zu groß, obendrein grau mit dunklen Flecken besprenkelt und irgendwie wilder. Der Nebelgepard senkte die Schnauze und legte einen etwas speicheldurchweichten Pergamentbogen auf dem Boden ab, bevor er unvermittelt kehrtmachte und noch schneller verschwand, als er gekommen war.

In dem Brief stand geschrieben:
Seid gegrüßt Krieger.

Am sechsten Tag der Woche zur neunten Stunde ist es mir wohl möglich meine Esse neu zu entfachen, vorausgesetzt ich habe genug Holz im Haus und ein paar kampferprobte Kämpfer, die einem Möchtegernmagier, der es wagt in meiner Schmiede seinen Hokuspokus zu verwenden, den Schädel zu spalten.
Ich werde Euch gerne helfen. Bringt nur ein wenig Holz, einige Seelensplitter gefallener Geistloser (mindestens jedoch zehn), gute Laune und vor allem Kämpfer – Barbaren, Kriegern, egal was – die bereit sind jemanden zu töten, sollte er eine dieser unsäglichen Kugeln verwenden oder gar ein Portal in meiner Schmiede beschwören.

Es grüßt Euch

Ephraim Gabhann
Waffen-, Schmuck- und Seelenschmiedemeister.



Achtundzwanzigster des zwölften Monats:

Schon wieder blickte der junge Zauberer in den nächtlichen Sternenhimmel. Schon wieder versuchte er abzuschätzen, wie spät es wahr. Schließlich seufzte er und es schien Erleichterung darin zu liegen. Er senkte den Kopf, bis er Lerias Blick einfing.
„Wollen wir so langsam?“, fragte er sie betont ruhig. Wenn es so gelang, wie er hoffte, würden sie vor Sonnenaufgang ein Artefakt von mehr Macht und Bedeutung als ein ganzen Königreiches in den Händen halten. Sie würden Sakas Hanimar mit seiner eigenen Macht entgegentreten können oder Mittel und Wege finden, sie zu negieren, vielleicht sogar beides! Es musste einfach klappen!
Seine Schwägerin stand schon mit fragendem Blick am Rande der Lichtung, wartend. Offenbar hatte sie etwas gesagt, dem Ajon nicht zugehört hatte, doch im Grunde war es egal. Worte waren in dieser Nacht nicht von Bedeutung. Er seufzte erneut, nickt ihr zu, während sie schon ein geflügeltes Reittier bestieg, zückte selbst eine blaue Kugel, drehte sie einmal in den Händen und drückte dann darauf. Von einem leisen Zischen begleitet verschwand er, während der Wyrm mit rauschenden Flügelschlägen in die Luft stieg. Das brennende Lagerfeuer ließen die beiden einsam zurück.
Der markante Geruch von Sumpfgas umfing ihn augenblicklich, als er auftauchte. Rovonia. Er rümpfte die Nase, blinzelte kurz und lief dann los, immer Richtung Norden. Je weiter er kam, desto angenehmer roch es, weil es auch viel kühler war und sich kaum Sumpfgas bilden konnte, aber der matschige Grund verlangsamte seine Schritte nicht weniger. Den Einflüglern zum Trotz, die ihm doch recht gefährlich werden konnten, näherte er sich beständig seinem Ziel. Leria war natürlich schon vor ihm da, ihr Reittier war schon wieder in der Luft und zeichnete sich wage als dunkler Schatten am sternenübersähten Nachthimmel ab. Er sah gerade noch, wie sie durch die Tür einer kleinen Hütte neben den weit mehr als mannshohen Monolithen verschwand, an der groß die Worte "Gabhanns Schmiede" prangten, als er selbst den Steinkreis erreichte, der um das Zentrum der Energielinien plaziert war. Mit einem stummen Heben seiner Hand grüßte er Lana, die er soeben in einiger Entfernung ausgemacht hatte, bevor er Leria ins Innere der Schmiede folgte.
Wie zu erwarten war es heiß und stickig im Inneren und nur die Esse leuchtete rötlich-golden von der Glut der Kohlen. Ajon ließ die angenehme Atmosphäre von Ruß und Rost erst auf sich wirken, bevor er sich in der fremden Umgebung umsah. Der breitschultrige Schmiedemeister, dessen Unterarme so muskulös waren wie bei, nun, bei einem Schmied eben, und über dessen rechter Schulter man das Blatt seiner Axt erkennen konnte, stand bei der Esse an der Wand gegenüber der Tür, gleich daneben ein Trog voll Wasser, der mächtige Amboß nur zwei Schritte weiter. Allerhand Werkzeuge hingen an der Wand: Lupen, Hämmer, Zangen, Feilen, solche mit krummen Dornen und anderes seltsames Zeug, von denen ein Zauberer keine Ahnung hat. In den Regalen neben der Tür fand sich eine beeindruckende, weil große Sammlung einfacher Stäbe aus Metall, denen die Schmiedeglut eine bronzene Farbe verlieh, obwohl Ajon vermutete, dass es sich um schlichtes Eisen handelte. Doch gab es hier und da auch Barren, deren Farbe anderes vermuten ließ, tatsächlich aussahen wie von Gold oder Silber, während sich unter den Brettern Gussformen verschiedenster Größe auf dem Boden stapelten. In der Mitte des Raumes schließlich stand ein wuchtiger Holztisch mit vier ebenso rustikalen Stühlen darum, Leria schien sich unschlüssig, ob sie sich nun setzen wollte oder nicht. Weiter hinter zeichnete sich im dämmrigen Licht eine Tür sowie eine unbeleuchtete Treppe ab, die nach oben führte.
„Ich bitte Euch, Leria reicht völlig“, sagte sie gerade grinsend und riss Ajon aus seinen Betrachtungen. „Guten Abend, Meister Gabhann“, sagte er daher, um den bislang versäumten Gruß nachzuholen. „Kehrt ein“, donnerte es aus dem mächtigen Brustkorb des Schmiedes. „Wer ist da noch?“
Sein Blick wandert an Ajon vorbei zur Tür, in der gerade Lana aufgetaucht war. Bevor sie selbst aber zu Wort kommen konnte, antwortete Leria schon für sie: „Meine verehrte Schwester.“ Noch immer zierte ein Lächeln ihre Lippen, als der Schmied vorsprang und dabei noch seine Axt zog.
„Wer ist das?“, hallte seine Stimme erneut durch den Raum und brachte die Gussformen leise zum Scheppern.
„Mein Freund Aitak und seine Frau und meine Schwägerin Lana Daruscu“, stellt Ajon sie schnell vor, um zu verhindern, dass einer der beiden Bekanntschaft mit der Axt machte. Aitak, der es sehr zu Meister Gabhanns Missfallen irgendwie geschafft hatte, unbemerkt durch die Tür zu gelangen und einfach mitten im Raum stand, grüßte etwas atemlos in die Runde, während der Schmied nur „Ist das einer der Krieger den Ihr mitbringen solltet Herr Naskavir?“ blaffte. „Ohne ihn wären wir alle jetzt nicht hier“, erwiderte der Angesprochene schlicht. „Als wahrhaftige Kriegerin müsst mit Leria vorlieb nehmen, wenn Traxas Schattenhand und Cevaron nicht noch kommen.“ „Das hast du wirklich schön gesagt, Ajon!“ Leria lachte und legte entspannt eine Hand an das Heft ihres Schwertes. Unterdessen hängte Ephraim Gabhann die Axt wieder ins Holster und trat zur Esse, murmelte etwas von heiß genug und Seelensplittern und gab sich überhaupt ziemlich geschäftig. Plötzlich entschuldigte sich Leria für einen Moment, rannte davon und aus der Hütte, um nach einer Weile zurückgehetzt zu kommen und mit einer lachenden Bemerkung anzudeuten, dass sie etwas vergessen hätte. Derweil forderte Ajon den Schmied auf, zu erklären, was er da tat.
„Nun“, er deutete auf den Kessel, „dort drin werden Seelensplitter und -steine gekocht. Die Macht der Behüter wohnt jenem Kessel inne. Der Priester hat ihn einst mit seiner elbischen Macht belegt.“
„Ihr wollt die Splitter kochen?“, kam gleich die zu Recht erstaunte Frage.
„Nicht in diesem Sinne.“ Er grinste und auf seine Miene legte sich ein Hauch von Dunkelheit. „Schaut hinein, dort werdet Ihr eine zähflüssige Masse sehen, jene aus den Tiefen Antarnuirs. Sie wird die Seelensplitter und Steine weich werden lassen, so kann ich sie dann schmieden.“ Wer nahe genug stand, konnte eine rötliche Masse im Kessel sehen, die von selbst sanft vor sich hin waberte.
„Vorsicht“, fuhr der Schmiedemeister fort. „Der Priester des Ordens hat die Masse mit einem elbischen Zauber belegt. Ich glaube, er wusste nicht, was er tat.“ Nach dieser seltsamen Offenbarung fügte er gleich noch hinzu: „Nun ja, habt Ihr dabei um was ich bat?“ Leria bejahte die Frage nickend und nach und nach fanden sich die mitgebrachten Holzklötze, Seelenkapseln und Seelensplitter auf dem Tisch ein. Während Ersteres unter fachkundiger Anleitung in Öl getränkt wurde, um damit später eine wirklich heiße Flamme zu erzeugen, konnte man regelrecht spüren, wie die Anspannung stieg. Diese Splitter waren immerhin der Grund, in dieser kalten Zwölfmondnacht die nördlichen Sümpfe überhaupt zu betreten und wegen ihnen hatte Meister Gabhann seine Schmiede entfacht. Sicher, einer der beiden Splitter war so gesehen eine Fälschung. Es war kein echtes Juwel, sondern durch Lerias Magie geschaffen worden. Aber der eine echte Splitter allein reichte nun einmal nicht aus und nach Monaten der Suche konnte man nicht mehr hoffen, einen weiteren zu finden – doch die Geschichte des Händlers legte nahe, es dennoch zu versuchen. Schließlich war die Fälschung als blauer Seelensplitter geschaffen worden und allein der Wunsch vermochte bei einer magischen Schöpfung schon viel zu bewirken.
Während der Schmied zusammen mit Aitak den Kessel in der Esse plazierte, klopfte es.
„Leria“, ächzte Ephraim mürrisch unter der Last des Kessels, „bitte mit gezogenen Schwert öffnen. Außerhalb der Geschäftszeiten und so...“ Leria zuckte nur mit den Schultern und zog ihr Schwert. „Wie Ihr meint.“ Sie ging zur Tür und öffnete sie nur einen Spalt, doch der Halbonlo Cevaron wollte es sich nicht nehmen, seiner Schülerin eine Lektion zu erteilen und seine Überlegenheit zu beweisen, als er ihr die Tür mit einem kräftigen Tritt aus den Händen riss und anschließend gemütlich durch den so geöffneten Spalt schlenderte. „Sehr unvorsichtig“, meinte er tadelnd, bevor er einen guten Abend wünschte.
Dann geschah etwas seltsames: Der Schmied drehte sich, von seiner Last befreit, zu dem Neuankömmling herum und starrte ihm erst in die Augen, bevor Cevaron ihm eine Hand auf die Schulter legte. „Guten Abend, Getreuer...“, sprach der Schmied mit veränderter, erfreut wirkenden Stimme und es war sofort allen klar, dass sich hier zwei alte Freunde begegneten. „Ich konnte dich doch nicht alleine lassen. Du verstehst, oder?“ „Wie in alten Tagen...“
Als Ephraim sich wieder gefasst hatte, drehte er sich zu Ajon um. „Sind nun alle, die Ihr geladen habt, zugegen?“
„Schattenhand könnte noch kommen, ebenso wie Avalia, doch ich habe so meine Zweifel, dass das geschieht.“
Cevaron drückte sich an Ephraim vorbei und streckte sich genüßlich. „Wie weit seid ihr?“
„Ich habe den Kessel der Behüter aufgesetzt, wir sind also noch nicht weit“, antwortete der Schmied. Cevaron lehnte sich an den Türrahmen und nickte nur stumm, während er die anscheinend vertraute Umgebung musterte.
Nachdem Ephraim Leria gebeten hatte, das Holz in die Esse zu packen, forderte er die anderen freundlich auf, sich zu setzen und an seinen Vorräten gütlich zu tun, doch es war niemandem danach, sich mit solch profanen Dingen wie Essen zu beschäftigen. Während der Schmied wieder zum Kessel ging und ihn nach einem kurzen Moment der Verwirrung mit den Seelensteinen fütterte, leckten die Flammen am Holz und das Feuer wurde beständig größer. Plötzlich schlug die Masse Blasen und färbte sich violett. Während nun jeder seine Überraschung bekundete und der Schmied erneut im Topf rührte, als könne er damit die blubbernde Masse überzeugen, dass violett nicht die richtige Farbe sei, erklang eine gehässige Stimme aus einer dunklen Ecke des Raumes.
„Ihr solltet ein Löffelchen davon kosten.“
„Ihr! Ist man denn nirgends vor Euch sicher?“, fragte Ajon, der die Stimme vielleicht als Einziger erkannt hatte, war er aber auch vielleicht der Einzige gewesen, der das Erscheinen des Nekromanten so sehr befürchtet hatte.
„Ihr beleidigt mich, dass ihr bei solch einer Tat nicht mit mir rechnet“, antwortete dieser.
Sonst so misstrauisch, sprach Ephraim Gabhann, der gerade die Festigkeit der Splitter getestet hatte, erst in aller Ruhe davon, dass die Seelen noch nicht frei seien und es noch eine Weile köcheln müssten, bevor er sich nach der Stimme erkundigte. „Kam das von draußen?“ Er sah sich um, sah aber natürlich nichts. „Oh nein.“ „Wer war es dann? Wer hat unbemerkt in meine Schmiede kommen können?“ Thilhestus en Dûr, Nekromant, Schattenrufer und Sakas‘ Handlanger, beugt sich nach vorn und sein blasses Gesicht wurde vom Feuer erhellt. „Ihr kocht eine leckere Seelensuppe, Meister?“
„Guten Abend, Herr en Dûr. Und nein, ich bereite eine Seelenverbindung vor, doch das wäre jetzt zu komplex es zu erklären“, sprach der Schmied mit leiser Stimme.
„Ihr hantiert mit gefährlichen Materialien.“ en Dûr lehnte sich wieder zurück und verschmolz mit der Dunkelheit.
„Gefahr! In den Nordlanden waren wir in Gefahr. Aber das hier..? Pah! Das ist elbische Macht, vom Priester vom Orden der Behüter.“ Thilhestus en Dûr lachte kurz auf. Es war ein unangenehmes Lachen, dass vielen einen Schauer über den Rücken jagte. „Aber behauptet nachher nicht, ich hätte Euch nicht gewarnt.“
Von diesem Auftritt im Ganzen völlig unbeeindruckt, testete Ephraim erneut die Konsistenz der Splitter. „Ich brauche noch etwas Hitze.“
Cevaron trat an den Kessel, nickte und sprach: „Sollst du bekommen.“ Cevaron streckte seine Hand nach dem Feuer aus und begann, sich auf die Magie vorzubereiten, die er wirken wollte. Er kniff die Augen zusammen, seine Hand nahm eine orange Färbung an und die Flammen der ölgetränkten Scheite rotierten wie ein Zyklon um seine Finger. „Welche Hitze?“ „Das die Splitter zähflüssig werden. So kann ich sie zu einem Kristall verschmelzen.“
„Ein wenig Geduld.“ „Die habe ich, hoffe der Herr Naskavir auch?“ „Für heute Abend reicht sie“, bestätigte dieser. Wer den Zauberer kannte, wusste um seine Neugier, seine Ungeduld, seine Abneigung gegen Zeiten, in denen er nichts tun konnte. Aber heute Nacht spielte das alles keine Rolle.
„Es wird wärmer.“
„Sehr gut, Cevaron.“ Der Schmied fischte die kleine Splitter mit einem Sieb aus dem Kessel und ging damit zu seinem Amboss. Doch war es keiner, wie man ihn sich für gewöhnlich denkt. Obwohl fest und hart wie Eisen oder Stein, war er doch gestaltlos und gleichsam flüchtig wie filigranstes Gespinst aus Golddraht. Ein Ding der Unmöglichkeit und doch so real wie der Schmied selbst oder die ganze Hütte. Sicher vermochte nur ein Meister ihn zu nutzen, war allein das Erblicken dieses Dings schon eine Kunst für sich.
Mit einem filigranen Hämmerchen, einer Zange und ein wenig unterstützender Hilfe plaziert er den ersten Splitter in der Fassung, die auf dem Amboss lag und legt dann den zweiten darüber und dann den dritten und so weiter, verband sie dann mit sorgsamen und zugleich festen Hammerschlägen, dass der Klang die ganze Hütte erfüllte und schmiedete so die Seelen der Gefallenen zu neuen, hoffnungsvollen Träumen. Er warnte kurz, nahm das fertige Stück mit der Zange und schlängelte sich durch die Anwesenden zum Wassertrog, in dem er den Stein zischend abkühlte.
In diesem Augenblick nach dem Ablöschen war es unglaublich, unnatürlich still. Langsam zog der Schmied den Stein wieder heraus und begutachtete ihn so, dass außer ihm niemand etwas sah.
„Ich glaube, es ist gelungen. Ich muss ihn nur noch polieren“, sprach der Schmied, was er dann auch tat. „Er sieht gut aus.“ Sein Blick fixierte Ajon, als er den Stein hochhielt, damit alle ihn jetzt sehen konnten. Es war ein violetter Kristall, der im dämmrigen Licht der Schmiede zu leuchten schien. Er war hübsch, durch Ephraims Kunst in eine ansprechende Form gebracht...
Es hatte nicht geklappt.
Der blaue Ovient, der so dringend erstrebt wurde, war vor vielen Monden verschwunden, doch dann tauchten die ebenfalls blauen Seelensplitter auf und die Geschichte eines mehr als nur gierigen Händlers, dessen Seelenstein von dem Fluch einer alten Frau erfüllt war, schien Hoffnung zu machen, den Ovienten zurückzubekommen.
Doch das war er nicht, war vielleicht überhaupt keiner. Auch war in dem Kristall noch eine Art blauer Edelstein zu kennen. Einer der Splitter, wohl die Fälschung, hatte sich also nicht mit dem Rest verbunden.
„Er... sieht wirklich gut aus.“ „Hm...“ „Nur.. sollte nicht etwas... Das ist nicht das was wir erwartet haben oder?“ „Nun... nein. Aber er hat sich überhaupt verbinden lassen...“ Ajon versuchte seine Enttäuschung zu verbergen. Im Hintergrund lachte en Dûr laut auf. „Dachtet ihr ernsthaft, ihr könnt aus zwei Steinen einen Ovienten basteln?“ Niemand ging darauf ein, der Schmied murrte nur: „Nur irgend etwas stimmt nicht. Einer der Seelensplitter ist nicht geschmolzen.“ „Ist das nun der Echte oder die Fälschung?“, fragte Ajon. „Wahrscheinlich die Fälschung.“ „Darf ich?“ Leria sah erst Ajon und dann Ephraim fragend an.
„Was hast du vor?“ „Ich würde Ajon gern sagen können ob es der echte oder die Fälschung ist, mehr nicht, danach bekommt er ihn wieder.“ „Wegen mir... bitte.“ Die Stimme des Zauberers trug mehr als nur eine Spur Gleichgültigkeit in der Stimme. „Nun mach schon“, drängte Cevaron.
Während Cevaron sich murmelnd fragte, wie viele Wesen dafür sterben mussten, kratze Ephraim mit einer Feder über ein Pergament, bevor er Ajon die Rechnung reichte.

Auf dem Pergament stand geschrieben:
Rechnung von Ephraim Gabhann

Die Rechnung ist binnen von vierzehn Tagen zu begleichen.

Zeit: 0 Goldmünzen - Es war mir eine Freude.
Material: 0 Goldmünze - Ihr habt es besorgt.
Gefahrenzulage: 1000 Goldmünzen - Es kann immer etwas passieren.


Hochachtungsvoll
Ephraim Gabhann Schmied.

Ajon warf einen Blick darauf. „Ich danke jetzt schon und begleiche die Summe innerhalb der Frist.“ Ajon deutete eine Verbeugung an, wie er es sich die Jahre über in der Fremde zu eigen gemacht hatte. Es war eine Geste, mit der man nichts falsch machen konnte.
Lana musterte Leria derweil ungeduldig. Durch einige grundlegende Meinungsverschiedenheiten, einige Missverständnisse und ohnehin wenig Kontakt miteinander, mochten sich die beiden nicht wirklich. „Nun.. was denkst du?“ „Ich befürchte, es ist die Fälschung.“ Sie reichte den Stein an Ajon. „Allerdings bin ich mir nicht sicher.“ „Wie soll sich denn eine Fälschung mit echten Seelen verbinden? Es ist doch logisch“, warf Cevaron ein. „Und was nun?“ Lana schaute fragend die anderen an. „Was das bedeutet, werden wir später klären müssen“, sprach der Zauberer. „Lana, Aitak, würdet Ihr den Splitter nehmen und aufbewahren? Ich denke, so wird es das beste sein.“
Natürlich schlug die Sera ihm diese Bitte nicht aus, hatten sie doch alle zusammen lange genug auf diesen Moment hingearbeitet. Auch war es ja wirklich das beste so. Das ungleiche Paar hielt sich nun einmal den größten Teil des Monats außerhalb von Sakas‘ Reichweite auf, die zwar groß, aber nicht unermesslich war. So waren die beiden vor seinen Übergriffen sicher, und auch der Stein, obwohl er nicht war, was erhofft, war so nun einmal am sichersten.
„Soll die Esse noch weiter befeuert werden?“ Cevaron wirkte ungeduldig, aber vielleicht zehrte die Magie auch schlicht an seinen Kräften. „Nein danke, Cev. Für heute kann sie erlöschen.“, antwortete der Schmied mit tiefer Stimme. Auch er wirkte etwas erschöpft, wenn der Eindruck nicht trogt, vor allem aber zufrieden, ein solches Meisterwerk zustande gebracht zu haben.
Cevaron schnipste mit den Finger und wandte sich zum Gehen, ohne zu Beobachten, wie die Flammen schlagartig erlöschten. „Einen schönen Abend wünsche ich.“ Er trat zur Tür, öffnete sie und drückte sich durch den Spalt, um noch einen Blick durch die Schatten, die seine Kapuze warf, auf die Anwesenden zu erhaschen und verabschiedete sich dabei mit den Worten: „Ihr müsst euch von der Stimme des Zweifels, die unsere Wahrnehmung verhindert, befreien und erkennen, was ihr erschaffen habt. Magie ist nie unnütz und es gibt immer einen Ausgleich. Viel Erfolg.“
„Was will er uns damit sagen?“ Lana schaute ihm sehr verwirrt nach. Ajon antwortete ihr: „Das wir nicht betrübt sein sollen, dass er violett und nicht blau ist, schätze ich. Er scheint wirklich zu glauben, das wir uns so leicht aus der Bahn werfen lassen.“ „Vielleicht“, sprach Aitak, wohl mehr zu sich selbst, „hat er gar nicht so unrecht.“
„Jede Seele birgt hoffnungsvolle Träume“, ließ darauf der Schmied verlauten. Er ging auf ein Regal zu, winkte Lana zu sich, nahm ein Kästchen heraus und holte daraus eine gelb leuchtende Kugel hervor, die er ihr gab. „Für Euch.“ „Oh.. aber..“, brachte sie nur hervor und schaute erstaunt auf die Kugel. „Ich.. Habt vielen Dank Meister...“ Sie lächelte. „Schmiede alle Tage derlei Träume und habe fast immer welche da. Doch Vorsicht, solch ein Traum währt nicht ewig.“ Lana Daruscu betrachtete die Kugel mit verträumten Blick, sie sachte in den Händen haltend und nickte verstehend.
Damit begann die allgemeine Verabschiedung. Nachdem nun die wichtigsten Dinge geklärt, der spannende Teil vorbei und es auch schon reichlich spät war, sah nun jeder – angefangen von einem Thilhestus, der als Rauchwolke durch den Schornstein stieg, über Leria, die jetzt schon wieder etwas gereizt wirkte, bis hin zum Schmied selbst, der nun auch endlich seine wohlverdiente Ruhe genießen wollte – recht schnell zu, dass er, wenn auch mehr oder weniger nach allen Grundregeln der Höflichkeit, nach Hause kam.
Ajon Naskavir, RP-Welt

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