Stoachan Eisenhand

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Avalon
Feuervogel
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Beitrag von Avalon » 27. Mai 2005, 12:02

Sei gegrüsst Stoachan.

Ich hab mir heute Nacht mal in Ermangelung einer anderen Lektüre und wegen meiner Mentoran-mit-Besen-Feg-Laune (nunja du weisst schon auch Langeweile genannt) mal deine Geschichte ausgedruckt, denn so liest sie sich deutlich besser.
Ich muss ehrlich sagen: Ich hab es nicht bereut und würde noch Haufen Papier für die Fortsetzungen opfern wollen.

Du wolltest Feedback!? Mir fällt es schwer, mehr als nur "Wahnsinn genial und ich will mehr" zu schreiben, denn mir war ein keiner Stelle langweilig und die Geschichte hat mich voll in ihren Bann gerissen.Eine Geschichte in einer Geschichte in einer Geschichte und du hast auch noch viele Informationen offen gelassen, das macht Lust auf mehr.

Was deinen Schreibstil angeht, er kommt mir ein bisschen bekannt vor: Soviele Informationen wie möglich in einem Satz unterbringen, denn es gibt ja auch viel zu beschreiben, wenn man das Bild vor Augen hat Ich kenne das aus einer Zeit, wo ich auch noch mehr geschrieben habe. (Aufsätze mit nur 4 Sätzen auf 2 Seiten, hab ich gerne, früher in der Schule. meinem Lehrer vorgesetzt) Kommas ersparen einem nunmal, sich immer neue Satzanfänge einfallen zu lassen und dann Wiederholungen zu riskieren.
Also mich persönlich stört es nicht, denn so kann ich massig Informationen konsumieren, aber es ist manchmal schwer wirklich noch zu verstehen um welche Person es gerade geht, und was eigentlich die Aussage des Satzes ist. An manchen Stellen kann man ohne grössere Probleme schonmal einen Punkt setzen, ohne was an den Worten ändern zu müssen. Es ist immer leichter, das zu sehen, wenn man die Geschichte nicht selbst geschrieben hat, aber villeicht hilft es dir sie einfach mal versuche "vorzulesen", nicht überfliegen und sich mitreissen zu lassen, sondern wie beim Lernen einer Sprache, versuchen die Sätze und Wörter bewusst richtig zu betonen, an den Stellen, wo du wackelst oder du die falsche Betonung genommen hast, sollte irgendwo ein Punkt hin.
Hab vor die Geschichte noch öfters zu lesen, vielleicht fallen mir ein paar Stellen auf. ich teile sie dir gerne mit, wenn du willst.

Einiges was mir noch so aufgefallen ist:

Du scheinst auch, das Buch des Sandwissens gelesen zu haben, ich hab mich köstlich über den Kommentar von Stoachan zu den Tarunerinnen amüsiert (Aila, mach dich auf was gefasst *gg*).
Wo wir gerade bei Tarunas sind:
'Ja' herausbekam. Aber, das merkt ihr noch, wenn ihr euch mal verliebt und ihr dahinten, ja, ihr Herr Taruner und Frau Kämpferin, ihr braucht gar nicht so zu grinse, euch wird es nicht anders ergehen, schaut euch bloß weiter so tief in die Augen und ihr werdet merken, dass dies schneller geht, als ihr glaubt”œ.
An der Stelle hab ich spontan gegrinst, weil ich an Aila und Tonatiuh dachte, ist mir erst später aufgefallen, das die Geschlechter hier andersherum sind.


...Das wars erstmal. Ich möchte nicht mit der Länge meines Postings, deine Kapitel überbieten.

Ich bin gespannt auf mehr oder wie das kleine Mädchen (Ist sie zufällig eine Lorana?) sagen würde: "Onkel Stoachan, erzähl die Geschichte, erzähl die Geschichte".

Avalia Dor Lorania.

P.S Mich kribbelt es nun wirklich endlich mal die Geschichte Loraniens zu schreiben.

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vnv_nation
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Diebe und Jäger

Beitrag von vnv_nation » 2. Jun 2005, 03:19

Die Nacht wanderte zu ihrer Mitte, der Mond schimmerte fahl durch den sich langsam lichtenden Nebel, der hier und dort noch in dichteren, Geistern gleichen Schwaden durch den Wald glitt. Vielleicht gingen auch in dieser Nacht einige jener um, doch dies alles interessierte die Besucher des Wirtshauses zum Einsamen Baum nicht. Sie saßen, ihre Augen auf den Zwerg gerichtet da und lauschten, genauer, für diesen Moment, warteten sie, dass es endlich wieder Etwas zu lauschen gäbe, denn gerade jetzt führte Stoachan seinen Bierkrug zum Mund und genoss das kühlende, sprudelnde Nass, welches seine, vom reden trockene, Kehle befeuchtete. ”Na Leute, wollt ihr nicht auch schnell eure Kehlen befeuchten, ich fürchte, dass ihr mir sonst verdurstet, während ihr mir zuhört.”œ Wie aus einem tiefen Schlaf geweckt, eilte Darea durch die Gaststube und nahm die Bestellungen entgegen. Viele Gäste bestellten gleich mehrere Becher Wein, Krüge Taunektarbiers oder gesüßten Kaktussaft für ihre noch immer neugierigen Kinder. Dem Zwerg blieb nun ein wenig Zeit sein Abendmahl zu beenden, welches aus eine Platte mit vielerlei Sorten Fleisch und Wurst, und verschiedensten Käsearten bestand. Schnell leerte sich der dazugehörige Korb mit weißem Brot und auch das Obst in der kleinen Schale nahm rasch ab. Ebenso neigte sich das Bier in seinem Krug dem Ende, doch musste er nicht ein Wort dazu sagen, denn als er sich gerade zu einer Bestellung in Richtung des Tresens wenden wollte, stellte das Schankmädchen zwei frische Krüge vor ihm ab. Wieder ruhten Aller Augenpaare auf ihm. Hier und da erklang noch ein wenig Gemurmel. Vor ihm zappelten schon wieder ungeduldig die Haare des Mädchens auf und ab. Sie war von seinem Schoß gesprungen und hatte sehr eilig ihren Saft getrunken und hoffte nun auf ihren alten Platz. Vorsichtig hob der Zwerg sie wieder dorthin zurück. Irgendwie hatte er bei den kleinen Menschenkindern immer Angst, er könnte sie zu fest drücken, so schmal und zerbrechlich wirkten sie auf ihn, obgleich ihn dieses Kind in gut sechs Jahren in der Körperhöhe durchaus eingeholt haben dürfte. ”Nun Marelja und auch ihr übrigen treuen Zuhörer, dann wollen wir uns mal dem zweiten Drittel der Geschichte widmen. Wo waren wir noch mal?”œ fragte er die Kinder.

”Bei Ingrimm, bei Ingrimm”œ klang es schrill und aus manch anderer Richtung auch tiefer, aber auch hell und weich zurück.

”Ah, ja. Stimmt, die Axt. Ihr seht sie ja dort neben ihrer Schwester lehnen.”œ Begann der Zwerg erneut. Einige ”Ah”œ-s, ”Oh”œ-s, ”Hört, Hört”œ-s und ”Erstaunlich”œ-s, ja, sogar einige ”Wunderbar”œ-s mischten sich in seine Worte.

”Wie ich ja sagte, der Tag war noch recht jung, als ich die Axt dem Volk unterm Hohentann zeigte. Den Jubel, der erklang, kann ich gar nicht recht beschreiben. Ihr müsst euch das mal vorstellen, hunderte und noch mehr Zwerge aus ganz Hüglingen standen vor dem Palast unseres Königs und riefen, johlten, schrieen. Jeder wollte die Axt von Nahem sehen. Wirklich jeder, sogar alte Mütterchen und Väterchen, letztere mit langen, sehr langen weißen Bärten und schwer gestützt auf ihre alten Waffen, Hämmer oder auch schwere, reich verzierte Stöcke. Die Kristallzüchter, die Goldschmiede, die Waffenmeister aus meiner Zunft, die Karrner, Töpfer, Krämer und Pflanzer, ja sogar die Soldaten, und all ihre Familien, die Kinder, so gar die ganz kleinen. Jeder wollte diese Axt einmal nur berühren. Bei uns ist es so, dass wir schon von Kindesbeinen an alles über unsere Götter erfahren. Ich hab ja schon erzählt, dass unser Vater Barox bei uns der am höchsten Verehrteste, und sein Schwesterchen, Mutter Jadara, fast ebenso beliebt ist. Bei ihr sehen wir sogar darüber hinweg, dass sie so eigenwillige Dinge, wie die hohen Bäume geschaffen hat. Und nun auf einmal schmiedet einer solch eine Axt. Jeder Zwerg, ob groß, ob klein, will natürlich nur einmal die Hand auf sie gelegt haben, als kleinen Gruß an Bruder und Schwester. So übergab ich also Ingrimm unserem König und verabredete mit ihm, dass ich sie am nächsten Morgen, noch bevor die Sonne den Kristall berührte, abholen wollte. Dann ging ich mit Werin und Nujera zurück zu meinem Haus. Viele, denen wir auf unserem Heimweg begegneten, klopften mir auf die Schulter, neigten ihr Haupt vor der En-Baro Eran, welche, wenngleich sie sehr müde gewesen sein musste, einen jeden von ihnen die Hand gab und ein kleines Gebet für die seinen sprach. Werin musste nicht laufen. Ihn hatten meine Landsleute so sehr ins Herz geschlossen und über seine Beihilfe die Eigenarten der Kijndijr ganz vergessen, so dass sie ihn auf Schultern trugen. Ihm machte dies sichtlich Spaß, mir allerdings fiel auf, dass seine Beutelchen langsam dicker wurden. Doch, wenn einer der Zwerge bemerkte, dass ihm ein Ohrring oder eine Kette fehlte, dass sein Geldbörse verschwunden war, hörte man kein böses Wort, sondern, sie empfanden es als Ehre, dass der Helfer des Axtschmieds ein Geschenk von ihm genommen hatte und sahen es als ihren ureigenen Dank für seine Arbeit an. So dauerte unser eigentlich recht kurzer Fußmarsch fast bis zur Mittagsstunde, doch dann sorgten zwei Wächter des Königs vom Hohentann dafür, dass Niemand unsere Ruhe störte. Werin biss noch zweimal von einem der Frühstücksbrote ab, dann kletterte er auf meinen Ofen und bis zum nächsten Morgen sah und hörte ich von ihm nichts mehr. Eine kleine Peinlichkeit stand mir allerdings noch bevor. Ich besaß nur ein Bett, ein ziemlich schmales. Gut, zwei von euch”œ, dabei sah er die Kinder, welche wieder im Kreis vor ihm saßen an, ”hätten darin bequem Platz gehabt. Doch, schaut mich an und Zwerginnen sind nicht weniger kräftig, dass kann schon zu Schwierigkeiten führen. Ganz davon abgesehen, dass man nicht einfach so mit einer Klerikerin ein Bett teilt, überhaupt nicht davon geredet, dass man dafür eigentlich verheiratet sein sollte. Nur, ich hatte keinen Schlafsack und auch keine Fell in meinem Haus. Meine Wanderausrüstung hatte ich im Frühjahr verloren, als ich von Wolffsheym, der Stadt in den Bäumen, eine der schönsten in ganz Veretaria, heimkehrte. Ein furchtbares Unwetter hatte den Herial, einen sonst ruhigen Bergbach, in einen reißenden Strom verwandelt. Nur knapp entkam ich mit dem Leben, leider das Wasser mit all meinen Sachen. Nujera jedoch sah darin überhaupt kein Problem und schnell umfing uns beide tiefer Schlaf.

Die Nacht wurde alt und älter, der neue Tag brach an und in meinen Träumen stand ich zwischen Bäumen. Mein Blick wirkte gehetzt und in meinen Augen stand eine tiefe Trauer. Hinter mir lag Jemand, doch ich konnte nicht erkennen, wer. Die graue Robe verdeckte das Gesicht und da dieser Jemand halb von einem Baum verdeckt wurde, hatte ich keine Möglichkeit zu sehen, wie groß er oder sie war. Ich hatte meinen großen Streithammer in beiden Händen, eine dicht beim Kopf, die andere beinahe am anderen Ende des Griffs. Die Lederschlaufe am Ende des Stiels war um mein linkes Handgelenk gelegt. Ich stand kampfbereit da. Als wollte ich so eben auf jemand einschlagen.

Ihr müsst wissen, wenn man mit langstieligen Waffen kämpft, fast man sie weit, damit man den Schlag mit mehr Genauigkeit führen kann. Die Schlaufe soll dabei verhindern, dass es einen durch die Wucht des Aufpralls die Waffe aus der Hand reißt.

Dann schlug ich zu.

Ein Donnern weckte mich. Ich hörte Werin müde etwas murmeln. Doch ich sprang sofort auf und rannte zur Tür. Dort stand einer der Wächter. ”šMeister Eisenhand, holt eine Waffe, wir werden angegriffen und ihr am besten auch Klerikerin”™ dabei verneigte er sich kurz ”šund der Kijndijr auch, wenn er ein solche mit sich führt oder ihr eine für ihn in eurem Haus habt.”™ Dann eilte er davon. Nujera sah mich verwirrt an, doch griff sie schnell nach ihrer Robe und hatte ihren Kampfstab. Erst jetzt bemerkte ich den dichten Rauch in der Luft und das Klirren von Metall auf Metall in der Ferne, das Schreien von Verwundeten und das Kampfgebrüll anrückender Zwerge. Hüglingen war noch nie angegriffen worden, egal in welchem Krieg, dennoch lernte jeder von uns ab dem fünfzehnten Jahr seines Lebens die Waffenkunst. Auch die Frauen.

Werin war inzwischen vom Ofen gesprungen, hatte seine Schuhe gebunden und seine Beutel gepackt. In der Hand hielt er ein Messer, mit dem er vielleicht einen Hasen hätte einschüchtern können, aber, dass war keine Waffe für einen offenen Kampf. Ich ging schnell in den Keller und kehrte mit einem Kurzschwert und fünf Wurfdolchen zurück. Diese übergab ich dem Kijndijr, der mich erstaunt ansah, dann aber schnell alles Griff und sehr geschickt die Dolche griffbereit in seinem Gürtel verstaute. Nujera stand an der Tür und rief mir zu, dass ich mich beeilen sollte. So griff ich die erstbeste Waffe, die ich in der Wohnstube über dem Kamin hängen hatte. Einen kurzen Moment hielt ich erschrocken inne. Es war der Streithammer meines Großvaters, jener, den ich kurz zuvor im Traum geschwungen hatte. Doch ein weiteres ”šBeeil dich Stoachan”™ rief mich in die Welt zurück, und ohne weiteres Nachdenken, stürmten wir drei die Treppe hinauf zur Palastebene. Werin flinken Schrittes voran, dahinter Nujera, dann ich. Der Kampflärm wurde lauter. Als wir den Platz vor dem Palast erreichten, sah ich die umliegenden Gebäude brennen, auf den Stufen des Palasts lagen tote Zwerge. Einige von ihnen wiesen Verbrennungen auf, andere war das Fleisch förmlich von den Knochen gerissen. Mindestens ein Magier musste unter den Angreifern sein. Mehrere Zwerge fochten auf dem Platz. Zornig und zäh. Wir reihten uns ein und standen einem Haufen verschlagen aussehender Menschen in schwarzen Rüstungen gegenüber. Dazwischen waren einige Drax. Zwei von ihnen hatten rote Brustschuppen. Zwischen den Menschen gab es einige, welche tiefrote Roben trugen. Insgesamt mussten es fünf Magier gewesen sein und etwa fünfzig Kämpfer. Sie befanden sich auf dem Rückzug und schützten einen in der Mitte. Mir gefror das Blut, als ich sah, was er in seinen Händen hielt. Wut brannte in mir und ich griff ungestüm an. Der erste Mensch brach getroffen zusammen. Ich hatte ihm mit einem Schlag die Knie zertrümmert, wie wir später feststellten. Der Hammer meines Großvaters schwang wie ein Pendel. Doch die Menschen wollten ohnehin nur noch den Berg verlassen. Sie verteidigten nach hinten, also in die Richtung, aus der wir angriffen und attackierten zum Portal hin. Sie kamen schnell voran. Alles was sich ihnen in den Weg stellen wollte wurde vernichtet. Ich konnte den Sohn des Bäckermeisters Lorenfels an der Straßenseite liegen sehen, sein Bauch war von links unten nach rechts oben aufgeschnitten. Blitze krachten plötzlich um uns und ein blauer Schleier umgab mich. ”šHab keine Angst”™ sagte eine Stimme neben mir. En-Baro Eran. Ihr Stab sang während er traf. Wunden fügte er gar viele zu, doch gelang es uns nicht die Angreifer an ihrer Flucht zu hindern.

Bald waren wir am Tor angelangt. Die Drax warfen Feuerbälle auf die Ersatzmannschaft am Tor und dieser blieb nur, zu weichen oder zu sterben. Viele entschieden sich, da sie gleich mir sofort ausmachten, was der Anführer in Händen hielt für das Letztere, hofften sie doch, dass wir Jäger so den Kreis doch noch durchbrechen könnten. Es half alles nichts. Zwerg um Zwerg fiel vor unseren Augen und wir richteten zu wenig Schaden an. Die Flucht der Diebe gelang.

Die Sonne berührte den Kristall, als wir endlich alle Feuer zu beiden Seiten des Weges, welchen die Eindringlinge genommen hatten, gelöscht waren. Noch weitere zwei Stunden vergingen, bis alle Verwundeten, auch die Angreifer, versorgt waren und alle toten Zwerge auf dem Palastplatz aufgebahrt waren. Neben dem Bäckersohn, waren darunter auch der Zunftmeister der Waffenschmiede, Meister Woral, der Sohn des Kristallmeisters, Arijon Goldaug und die Töchter des Generals Vorenlar. Die halbe Palastwache, etwa zwanzig Zwerge, und die Portalwache, etwa acht Soldaten waren überraschend getötet worden. Nicht einer von ihnen hatte seine Axt aus der Halterung auf dem Rücken gehoben oder auch nur einen Dolch in der Hand. Den Meisten war von hinten die Kehle durchgeschnitten. Die Wenigen, welche keine solchen Wunden zeigten, hatten Flammenbälle oder Blitze das Leben geraubt. Am schlimmsten war es jedoch den Wachen vor der Waffenkammer ergangen. Ihre Körper waren wortwörtlich zerschnitten. Sie müssen sich erbittert gewehrt haben, denn dort fand man auch die meisten toten Angreifer.

Die Gefangenen wurden umgehend vernommen, doch waren die meisten so schwer verwundet, das sie nicht einmal mehr ihren Namen wussten, wenn sie überhaupt noch in der Lage waren zu antworten. Nujera war bei der Befragung unnachgiebig und hart. Ich ahnte, warum und am Nachmittag erlangte ich Gewissheit. Sie wollte die Diebe verfolgen, doch brannte ich selbst darauf sie zu stellen. Ingrimm war den Zwergen geraubt. Das Geschenk für ihren Gott war verschwunden und so lag es bei ihnen es wiederzuerlangen.

Am frühen Abend verließen Nujera, Werin und ich den Hohentann. Wir folgten der Spur, welche die Angreifer überdeutlich zurückgelassen hatten. Nach Süden führte sie, über schmale Gebirgspfade. Dank Werin und seinen scharfen Augen kamen wir selbst nach Einbruch der Dunkelheit noch gut voran. Wir gingen so schnell es Licht, die Spur und der Pfad zuließen. Wir wussten, dass wir schneller sein mussten als die Verfolgten, denn von uns hatte keiner Wunden davongetragen und aber viele solche hatten wir verteilt. Nujeras Kampfstab hatte an beiden Enden scharf geschliffene Kristallklingen und, wie ich selbst gesehen hatte, sie wusste ihn nur zu gut zu führen.
Drei der der fünf Dolche, die ich dem Kijndijr übergeben hatte, waren in toten oder verwundeten Menschen gefunden worden, zwei vermissten wir noch, doch waren sich alle einig, dass Werin getroffen haben musste. Das Kurzschwert wies ebenfalls Blutflecken und einige Scharten auf. Auch wenn ich Werin aus den Augen verloren hatte, als wir die Angreifer während des Kampfes attackierten und verfolgten, so hatte manche anderer Zwerg von diesem kleinen Wirbelwind geschwärmt, bald hier bald dort Sehnen oder Fleisch durchtrennt hatte.

Der Mond ging im Osten auf. Blutrot erschien er mir, aber, er war voll und spendete ausreichend Licht für Zwergen- und Kijndijraugen. Die Berge schwiegen, der Wind ruhte, als hätten die guten Götter der Welt befohlen mit den Zwergen meiner Heimat zu trauern. Rei Neral, der Stern Nerals stand hoch im Norden und diente unserem Pfadfinder - Werin - wie er sich selbst nannte, als zusätzliche Orientierung. Er sagte, dass wir auf dem richtigen Weg sein, solange dieser Stern in unserem Rücken stünde. Nun, wir Zwerge wissen nicht viel von den Himmelslichtern, wenn gleich es auch in unserem Volk Gedichte über sie gibt. Dass sie Seefahrern zur Navigation oder Waldläufern zur Orientierung dienen, ahnen nur die Wenigsten von uns.

Als der Himmel langsam heller wurde und die Sterne blasser, hieß Werin uns halten und ging ein Stück allein voraus. Nur etwa zehn Minuten später kehrte er zurück. ”šSie rasten.”™ sagte er aufgeregt, ”šviele lassen ihre Wunden verbinden. Ich glaube nur eine handvoll ist nicht verwundet. Aber näher dürfen wir jetzt nicht heran, sie haben Wachen aufgestellt, doch das werden sie bald lassen. Ich hab gehört, wie zwei der Wächter sich unterhielten und meinten, dass die Zwerge sich sowieso nicht aus dem Berg trauen. Doch, sie müssen noch nicht jetzt erfahren, dass sie sich irren. Ihr macht zuviel Krach.”™ Nujeras Gesicht verfinsterte sich und es klarte auch nicht auf, als ich mich für den Lärm entschuldigte, den ich allein machen würde. Insgeheim wissen wir Zwerge ja, dass wir nicht zum Schleichen geboren sind, doch mögen wir es überhaupt nicht, wenn man uns das derart deutlich sagt. Werin bot an, mir zu zeigen, wie man sich leiser bewegt. Ich willigte ein. Was man alles über sich ergehen lassen muss, wenn man einem Kijndijr erlaubt Ratschläge zu erteilen. Begeistert begann er alle Gegenstände in meinem Tornister, die auch nur das leiseste Geräusch machen könnten, zu umwickeln. Hin und wieder nahm ich dann etwas, dass sich in seine Taschen und Beutel verirrte, aus diesen heraus und gab sie ihm erneut. Zu guter letzt, als er alle Schnallen am Tornister, an meiner Lederrüstung und was sonst noch klappern konnte, verbunden, oder zu jeder Bewegung unfähig verknotet hatte, umwickelte er meine Stiefel noch mit einigen Lappen. Er war wohl der Meinung, dass die Stahlsohlen zu viel Lärm machten. Nujera, die den Kijndijr immer noch mit kalten Blicken bedachte, achtete jedoch genau darauf, was er mit den Dingen in meinem Rucksack anstellte und sorgte ihrerseits selbst dafür, dass von ihren Taschen und ihrer leichten Rüstung keine Geräusch mehr ausging. Als Werin gerade den letzten Lappen an meinen Stiefeln mit einem Riemen festzog, begann sie die ihren mit einigen Stofffetzen zu polstern.

Danach kamen allerlei Übungen für mich, in denen ich lernen sollte, wie man schleicht. Werin kannte keine Gnade bei diesen und auch seinem Gespött schien dieses Wort fremd. Irgendwann, ich machte für ihn zwar immer noch Krach wie eine betrunkene Kompanie Barbaren, war er jedoch zufrieden. Nujera hatte sich die Übungen missbilligend angesehen, aber, so schien es mir, sich alles genau eingeprägt.

”šWerin, könntest du in der Nähe der Menschen einen Posten beziehen und uns wecken, wenn sie weitermarschieren?”™ fragte ich den kleinen Kerl, der freudig zustimmte. ”šMach keinen Unfug, sie dürfen uns noch nicht bemerken. Ich werd auch noch ein bisschen schleichen üben.”™ Rief ich ihm nach, denn da war er schon auf und davon, und zwischen den kargen, aber dicht stehenden Tannen verschwunden.

Indes hatte Nujera hinter einem Felsvorsprung, geschützt vor zu neugierigen Augen, ein kleines Feuer entzündet. Trockenes Holz hatten wir genügend gefunden und so stieg kaum Rauch auf. Wir entrollten unsere Decken und jeder kroch unter die seine. Eine Weile sprachen wir noch, aber dann wurden wir beide müde und schliefen ein.

Es waren vielleicht zwei Stunden vergangen, da weckte mich ein seltsames Geräusch. Ich schlug vorsichtig die Augen auf und da sah ich Nujera, die zusammengekauert, in ihre Decke eingeschlagen dasaß und ihr Gesicht glänzte Tränen nass. Vorsichtig stand ich auf und ging zu ihr herüber. Zwerginnen mögen es nicht, wenn Fremde ihre Gefühle beobachten können. Ich hockte mich also leise hinter sie und strich ihr sanft übers Haar. Zu meiner Überraschung lehnte sie sich nach hinten, in meine Arme und zog meine Decke, die ich noch über meinen Schultern liegen hatte, fest um uns beide zusammen. Da saßen wir beide, der Tag war noch jung und genossen die Wärme des Anderen. Wie sprachen nicht, gaben uns nur Halt. Zwei Zwerge, die lieber unter dem Berg als darüber sein wollten, in zweifelhafte Mission etwas, dass nicht ihnen gehörte wieder zu finden und dem rechtmäßigen Besitzer zu übergeben.

Nach einer Weile sagte Nujera, als hätte sie meine Gedanken erraten, ”šNa wenigstens haben die Diebe die gleiche Richtung, die wir auch hätten nehmen müssen. Hoffentlich ist Werin so schlau und zählt sie. Wir müssen schließlich irgendwann mit ihnen kämpfen und ich wüsste schon gern, wie viele Gegner wir dann haben werden”™. Ich sagte nichts, sondern nickte nur stumm. Sie wand jedoch in diesem Moment ihren Kopf zu mir und unsere Lippen berührten sich. Für einen Augenblick verschwand die Welt um mich und ich sah mich, mit ihr, gemeinsam in meinem Haus sitzen, frühstücken und über unsere vergangenen Abenteuer reden.

”šHey ihr zwei Turteltäubchen, ich sollte euch doch wecken, wenn die Menschen weiterziehen. Sie brechen gerade auf.”™, drang die klare, helle Stimme des Kijndijrs an meine Ohren. Nujera lief bis zu ihren Haarspitzen rot an, lächelte jedoch. ”šDann sollten wir uns wohl auch auf den Weg machen.”™ Und ehe ich es mich versah, fing sie an die Decken - auch die meine - zu verstauen.

Bald hatten wir die Diebe eingeholt und blieben knapp außerhalb ihres Sichtbereichs. Überhören konnte man sie nicht. Sie schimpften über die Steine, die Bäume, den Tag, die Vögel, über alles, was ihr euch denken könnt. Sie stapften missmutig durch die Tannen. In wenigen Stunden hätten wir den Fuß der Berge erreicht. Dann müssten wir vorsichtiger sein, oder aber, wir griffen vorher an, doch bisher fehlte die Gelegenheit. Leise verfolgten wir sie, zu mindestens leiser, als sie vor uns herliefen. Immer lauter murrten die Verwundeten und immer bösartiger wurden die Bemerkungen über uns Zwerge. Sie verspotteten die Gefallenen und meinten, sie wären mit uns allen fertig geworden. Ich sah Nujera an, dass es ihr ging, wie mir. Die Wut kochte in uns beiden. Jedes Wort der Mörder, Meuchler und Diebe vor uns ließ uns nur noch aggressiver werden.

Sie hielten an. Sie machten Feuer. Nujera stellte ihren Tornister ab, ich tat es ihr gleich und Werin verstand. Er nahm einige Dolche - über deren Herkunft ich ihn nicht befragte - und verstaute sie an seinem Gürtel. Seine Beutel legte er zu unseren Rucksäcken. Ich löste den Streithammer aus seiner Halterung und steckte die beiden Wurfäxte in meinen Gürtel. Werin sollte das Lager umschleichen und dann das Signal zum Angriff geben. Er würde von Süden heimlich einbrechen und wir ganz offen von Norden.

Ich sah Nujera an. Sie war tief in Gebete versunken. Dann hob sie ihren Kopf. Ihre Augen hatten sich verändert und strahlten jetzt förmlich. Das Stahlblau hatte einen goldenen Rand erhalten. In diesem Moment sang eine Nachtigall auf der anderen Seite des Feindeslagers. Das Zeichen zum Angriff. ”šAr Barox a Ar Jadara”™ schrieen Nujera und ich wie aus einer Kehle. Dann blitzte ein Licht auf und um uns legte sich ein Schleier. Ein warmes Gefühl mache sich in mir breit und der Duft einer Blumenwiese lag in der Luft. Da stürmte Nujera los und ich neben ihr. Der Hammer sang sein Lied auf den Köpfen, an den Schultern und den Beinen der Menschen. Diese wollten ihr Heil in der Flucht suchen, doch der Schreck saß tief. Nujera ließ den Kampfstab mal hoch über ihrem Kopf kreisen, mal nach links, mal nach rechts, nach vorn und hinten gleiten. Stöhnen und Schreien war zu vernehmen. Die Menschen stoben auseinander und mache stolperten. Gnade gab es keine, denn vor meinem Auge standen die Bilder des heimtückischen Angriffs, die zerstückelten Wächter, der aufgeschlitzte Sohn des Bäckers, die enthaupteten Töchter des Generals, die verbrannten Soldaten der Palastwache. Plötzlich stand einer der Drax vor mir und ich sah, dass er sich in magischer Extase befand. Seine raue Stimme sang die Worte der Magie und dann schoss ein grelles oranges Licht auf mich zu. Ich spürte den Aufprall des Feuerballs, doch nicht seine Hitze, wohl aber seine Kraft, und wurde nach hinten geschleudert. Ich hatte damit gerechnet, dass mein Fleisch von meinen Knochen schmelzen würde, doch, das blaue Licht bewahrte mich davor. ”šDoraja Barox”™ stieß ich heißer die Worte des Dankes hervor. Sprang auf und stürzte mich auf den überraschten Draxmagier. Er wird nicht verstanden haben, was geschehen war, denn ich schlug mit dem Hammer auf seinen Kopf. Er sank in sich zusammen, als hätte ein Puppenspieler seine Hand von ihm genommen. Aus dem Augenwinkel sah ich eine bunte Gestalt an den anderen Draxmagier heranschleichen. Ich erkannte bereits an seinen Händen, dass er einen Spruch werfen wollte. Ich hörte die Worte, die er sprach, verstehen konnte ich sie nicht. Der Singsang jedoch ging in ein Gurgeln über, als Werin ihn von hinten ansprang und Vergeltung für die überraschten Torwachen übend, die Kehle des Magiers durchschnitt. Der Zauber verpuffte und der Körper des Drax tat das Gleiche. Die Menschen flohen. Wir verfolgten sie nicht, denn wir fürchteten, dass sie ihrerseits nun einen Hinterhalt legen könnten. Im Wald lagen nun zwölf erschlagene Menschen und zwei tote Draxmagier. Einige mehr mussten verwundet sein. Mehr als die Hälfte der Angreifer hatte nun also sein Leben entweder bei dem Angriff auf Hüglingen oder dem Scharmützel im Wald verloren. Die Übrigen flohen nach Süden.

Eine Stunde verging bis wir das Lager durchsucht und die Leichen gezählt hatten. Einer war noch am Leben gewesen, als wir ihn fanden. In seiner Brust steckte einer von Werins Wurfdolchen. Bevor er seinen letzten Atemzug tat, erzählte er uns, dass vor drei Tagen der Anführer aufgeregt aus seinem Zelt nordwestlich des Tannenbergs gestürmt wäre und berichtet hätte, dass Necrora sie aussenden wollte um eine Doppelaxt aus Hüglingen zu stehlen, die unbedingt bis zum 23. Mai am Auge des Neral sein müsste.

Nujera sah mich verwirrt an. ”šDas wäre vier Tage nachdem Ingrimm in Seglan Baro Son sein sollte”™. Mir war noch nicht ganz bewusst, was dies alles zu bedeuten hatte. Doch wusste ich, dass wir nur noch acht Tage hatten, bis wir Ingrimm abliefern sollten. Ich war mir nicht ganz sicher, ob es mir schon vorher einmal aufgefallen war, aber, für den Weg benötigte man zu Fuß normalerweise gut einen Monat. Ich ahnte, dass Nujera noch eine Überraschung für mich bereithielt, doch, dies war bevor Ingrimm gestohlen wurde. Welchen Einfluss mochte dieser Zwischenfall nun auf unsere Reise haben?”œ

Der Zwerg nahm einen tiefen Schluck aus seinem Bierkrug. Die Tür zum Gasthaus hatte sich noch einmal geöffnet und zwei Natlahändler waren herein getreten. Miro sprang auf um die Karren der Händler im Hinterhof abzustellen. Darea eilte zum Tresen um die Getränkebestellung der Beiden zu erfüllen. Freundlich zogen die beiden Natla vor dem Zwerg den Hut und entschuldigten sich für die Unterbrechung. Doch Stoachan Eisenhand winkte nur ab, dies störte ihn nicht im Geringsten. Jeder sucht des Nachts ein sicheres Dach über dem Kopf und, wer, wie er, viele Nächte unter freiem Himmel verbracht hatte, wusste dies.


*ooc on* Ich hoffe mir wird verziehen, dass ich erst heute wieder etwas geschrieben hab. Bissle viel um die Ohren zur Zeit, da ist man nicht so, naja, ich denk, ihr wisst, was ich meine.

Es sind 6 A4 Seiten in Times New Roman 12px. Tut mir leid, sollte eigentlich nicht schon wieder soviel werden. *ooc off*

Heimdall
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Beitrag von Heimdall » 16. Jun 2006, 01:22

Feedback:

Der Stil ist wirklich sehr gut, obgleich mancher Satz etwas verworren und zu lang wirkt, aber ich kann dir trotzdem nur großes Lob aussprechen.

Die Geschichte an sich ist wirklich spannend zu lesen, du solltest ernsthaft darüber nachdenken sie als Buch zu veröffentlichen, wer das leist will immer mehr und kann nicht aufhören, ich habe schon lange keine so gut durchdachte Geschichte mehr gelesen.

Gerade die kleinen Details am Rande machen die Geschichte so wahnsinnig interessant, ich möchte sie nicht missen müssen.

Alles in Allem nur weiter so!

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vnv_nation
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Beitrag von vnv_nation » 9. Jul 2006, 17:00

Kapitel 5 - Zwergenschrecken, Kijndijrfreude

Die Natla ließen sich von Darea zu einem Tisch am Ende des Schankraumes führen, doch bestellten sie nichts weiter als eine Suppe und einen heißen Tee mit Schattenwespenhonig, einer wahren Rarität in diesen Breiten und nicht gerade billig. Dann wandten sie ihre Köpfe ebenso in die Richtung in welche die gesamte Wirtshausgemeinschaft noch immer blickte.
Stoachan nahm einen kräftigen Schluck aus seinem großen Bierkrug, stellte ihn mit einem halblauten Krachen auf den Tisch und tat, was Zwerge nun einmal machen um den Wirt zu ehren. Die Kinder kicherten und über Barisnas Gesicht lief ein breites Lächeln, ob der teilweise betretenen Gesichter der anwesenden Menschen und Onlos. Der Wirt jedoch neigte seinen Kopf und rief ”Wohl bekomm”™s”œ. Er kannte diese Eigenart und ließ sich von dieser nicht abstoßen. Stoachen nickte in seine Richtung und sagte dann ”Mein Kompliment an den Braumeister und den Wirt”œ.
Lena, das Mädchen, welches wieder und unter einigen Mühen auf den Schoß des Zwerges gekrabbelt war, trank einen Schluck Largudsaft und wollt, nach feiner Zwergenmanier auch ihre Hochachtung ausdrücken, erntete dafür ein beherztes Lachen der wissenden Anwesenden und einen leicht schockierten Blick seiner Eltern.

Die übrigen Kinder, die noch immer um den Stuhl des Zwerges, zu seinen Füßen saßen, wirkten keineswegs müde, ihre Augen strahlten und während der Unterbrechung hatten sie einige der Schlachtszenen begeistert nachgespielt. Doch nun schwiegen sie wieder erwartungsvoll, so wie ihre Eltern, nur mit einem viel breiterem Lächeln auf den Lippen.

”Nun”œ, sagte der Zwerg, ”ich hab euch ja erzählt, dass wir die Schurken nicht verfolgten, weil wir nicht wollten, dass sie den Spieß umdrehten und nun uns eine Falle stellten. So verließen wir den Ort sehr schnell, sammelten unsere Sachen, die wir ein gutes Stück nördlich vom Schauplatz des Kampfes zurückgelassen hatten ein und wanderten dann rasch noch zwei Stunden lang nach Südwesten, in der Hoffnung, dass wir diesen Spitzbuben nicht über den Weg laufen würden. Werin führte uns, obwohl wir Zwerge des Nachts sehr gut sehen können. Allerdings ist das mit dem Spuren lesen bei uns so eine Sache. Sie muss schon fast von einem Zwergen oder einem Uljaron stammen, dass wir sie finden. Ihr versteht sicher, dass dieses Talent ein wenig hinderlich ist, wenn man vermeiden will einigen, nicht gerade wohl gesonnenen Tagedieben zu entgehen. Werin hingegen lenkte unsere Schritte bald hierhin, bald dorthin. Die Flüchtenden waren sicher nicht unwesentlich leiser, als unsere kleine Gruppe und so konnten wir es dank des kleinen Kijndijrs vermeiden ihnen in dieser Nacht erneut zu begegnen. Einige Male blieb er verwirrt stehen, doch konnte uns nicht genau sagen, warum, doch ein unheimliches Gefühl beschlich ihn.”œ

”Ich hab euch ja schon erzählt”œ, erklärte Stoachan den Kindern, ”das Kijndijr unglaublich neugierig sind und umso vorsichtiger sollte man sein, wenn sie ein unheimliches Gefühl haben. Meist ist dann etwas nicht so, wie sie es erwarten. Und das bei Leutchen, die ohne mit der Wimper zu zucken versuchen würden den Geist der Depression durch Kitzeln von seiner Melancholie zu befreien, oder die Funktionsweise von Larpans Tentakeln genau zu analysieren.”œ

”Immer wieder innehalten zogen wir also durch den lichter werdenden Wald, über immer ebeneres Land. Zwei Stunden lang und der silberne Mond, Endarian, stand bereits weit im Westen, als wir unser zweites Lager für diese Nacht aufschlugen um uns einige Zeit schlafen zu legen. Im Südwesten glitzerte Jadaras Baum in seinen vielen Farben und plötzlich spürte ich eine kleine Hand in meiner.”œ
”Ein süßlicher Duft weckte mich, ich hob leicht den Kopf von meiner Felldecke und sah Njuera an einem Feuer sitzen und zwei Kaninchen am Spieß braten. Werin saß daneben, befreite die nun stattliche Anzahl von 16 Wurfdolchen mit klarem Wasser von Blut der Feinde. Ich sparte mir die Mühe zu fragen, woher er diese hatte, denn ich war mir sicher auf zwei Griffen draxiader Schriftzeichen zu erkennen und vermutete, dass er sie den Magiern, wie den wenigen Kampfdrax unter den Dieben abgenommen hatte. Sie waren allesamt ein klein wenig größer, als die fünf, die er von mir erhalten hatte, doch zweifelte ich nicht im Geringsten daran, dass Werin wusste, wie sie zu verwenden waren und sie sich in seiner Hand zu einer sicher recht tödlichen, weil sehr schnellen Fernwaffe entwickelten. Dennoch war ich überrascht, wie leichtfertig er unser Wasser verschwendete. Als ich ihm das sagt, erntete ich ein breites Lächeln von ihm. Mein verdutztes Gesicht musste ihn jedoch davon überzeugt haben, dass ich nicht wusste, wo wir nun eigentlich steckten. Er legte seine Hand ans Ohr und fragte mich, ob meine Ohren wirklich so schlecht sein. Und da bemerkte ich es. Ein tiefes Rauschen was noch aus einiger Entfernung heraufdrang. Ich nickte verstehend. Doch irgendwas ließ mich innehalten. Ich sah Njuera länger an. Sie mied meinen Blick und kümmerte sich betont auffällig um die Kaninchen, die nun einen würzigen Duft verbreiteten und der sich unwiderstehlich in meine Nase drängte. Irgendetwas stimmte hier überhaupt nicht. Doch in diesem Moment hielt mir Njuera ein Stück Kaninchenfleisch neben einer großen Scheibe Brot unter die Nase. Ausgehungert, wie ich nach nun fast zwei Tagen war, schlang ich es mehr herunter, als das ich es genießen konnte.”œ

”Ihr wisst ja, dass Zwerge gutes Essen zu schätzen wissen”œ, sagte der Zwerg lächelnd zu den Kindern, die eifrig mit den Köpfen nickten, ” und Zwergenfrauen sind ausgezeichnete Köche. Nichts gegen dich Barisna und auch nicht gegen deine Speisen”œ, fügte er eilig hinzu in Richtung der Sera und des Wirtes hinzu. ”Doch, so eine deftige, kräftig gewürzte Zwergenmahlzeit, oh ja, das ist schon etwas Außergewöhnliches. Es fehlte nur das kräftige Bier und das Mahl wäre vollkommen gewesen, doch für den Augenblick tat es auch das kühle, frische Wasser.”œ

Der Zwerg nahm, wie zur Bestätigung seiner Worte, seinen Bierkrug zur Hand, prostete in die Runde und zweimal dem Wirt zu, dann trank er einen großen Schluck des edlen, gold-gelben, frischen Gebräus und dankte nach Zwergenart dem Wirt.

”Sei es, wie es war, nach dem Frühstück brachen wir auf und es muss ein wahrhaft gutes Essen gewesen sein, denn das nächste Mal, dass ich das Rauschen bemerkte, welches ich zuvor nur aus der Ferne vernommen hatte, war, als wir am Ufer des Agarion, des goldenen Flusses standen. Erschrocken sah ich zu Njuera, dann zu Werin, dann zu Njuera und wieder zum Kijndijr. ”šDas kann nicht euer Ernst sein!”™ rief ich erschrocken. ”šNein, vergesst es, ich überquere den Fluss nicht. Ich hab mir geschoren nie wieder einen Fuß in solche Ströme zu setzen. Das Erlebnis letztes Jahr reicht. Nie wieder”™ und mit diesen Worten wollte ich mich an den Waldesrand setzen. Werin lachte jedoch. Dann sagte er mir, dass wir den Fluss gar nicht überqueren müssten. Erleichterung machte sich für einen Moment in mir breit.”œ

Er sah die Kinder an und diese ihn, dann verstand er. ”Nein, es ist nicht so, dass wir Zwerge Wasser nicht mögen oder es fürchten, nun zu mindestens so lange nicht, wie es sich wohl gewärmt in einem Badezuber oder kalt und frisch in einem Eimer befindet. Aber Seen und Flüsse sind uns ein Graus und so jagt ihr Menschen, Onlo, Seri oder Natla uns ein ums andere Mal großen Schrecken ein, wenn ihr so leichtsinnig in dieses unberechenbaren Element springt und darin schwimmt oder taucht, darauf mit Booten umherfahrt. Wasser gehört nun einfach in einen Krug oder eben in einen Badezuber, als kontrollierbare Menge. Nicht so, wie es in den Teichen und Tümpeln, Bächen und Flüssen ist.”œ
”Jedenfalls, für den Augenblick war ich erleichtert, doch dann machte Werin einen großen Fehler. Aufregung verspürend fing er an ein wenig zu hüpfen und so konnte ich ein Blick auf das Gesicht der mir liebgewordenen Klerikerin erhaschen. Sie war bleich und ihre Lippen formten seltsame Worte. Hätte sie in diesem Moment vor einer gekalkten Wand oder einem Berggletscher gestanden, so wäre ihr Gesicht von keinem dieser zu unterscheiden gewesen. ”šNEIN, NEIN, IHR SPINNT”™, schrie ich in meinem Entsetzen. Doch schon sah ich, was sich, nach dem Njueras Lippenbewegung geendet hatte, aus dem Wasser erhob. ”šDa, da”¦ Da setz ich mich nicht, nein, niemals. Ohne mich”™, stammelte ich vor schierem Entsetzen. Werin jedoch plapperte munter drauf los und hopste zum Boot hin. Sprang hinein, verlor den Halt und platschte auf der anderen Seite ins Wasser. Nach einigen Augenblicken kam er auf der, zur Flussmitte zeigenden Bootseite prustend wieder zum Vorschein. ”šDas war toll, ganz anders als beim letzten Mal”™, und mit diesen Worten kletterte er, triefend nass, doch mit einem so glücklichen Gesichtsausdruck, dass ich ihn in diesem Moment einfach hassen musste, in das Boot und starrte uns Zwerge am Ufer herausfordernd an. Njueras Kiefer waren verkrampft, ihre Hände zitterten, trotzdem ging sie auf das Boot zu, hielt sich am Rand fest und stieg ein. Ihre Augen starr geradeaus gerichtet und ohne ein Wort. ”šNein, da mach ich nicht mit. Wenn ihr euch umbringen wollt, bitte. Ich bleib hier. Ich geh zu Fuß und da komm ich wenigstens lebend an”™. Doch da sah Njuera mich plötzlich durchdringend an ”šNun gut, dann werd glücklich hier. Mal sehen, was Barox zu soviel Feigheit sagen wird. Warst doch nicht der richtige Schmied, ich habs ihnen gesagt, sie wollten nicht hören”™. Dann richtete sie ihren Blick wieder nach vorn, hielt mit beiden Händen die Bootsränder umklammert und wartete darauf, dass Werin das Boot vom Ufer abstieß. Zwei Augenblicke später saß ich hinter der Klerikerin. Oh, wie ich sie in diesem Moment verabscheute. Ich saß in einem Boot, auf einem reißend schnellen Fluss, auch wenn Werin das Gegenteil behauptete und sagte, der Agarion wäre ein behäbig dahin fließender Strom, und alles nur wegen, wegen, dieser Frau.
Der Kijndijr griff ein Ruder und stieß uns vom Ufer ab. ”šVerzeih mir”™, hörte ich Njuera gequält durch ihre Lippen pressen und als sie sich mit viel Mühe zu mir gewandt hatte, erkannte ich, dass in ihrem Blick mehr als nur die Bitte um Verzeihung lag, sondern auch ein Ausdruck tiefer Dankbarkeit. ”šHey ihr zwei, einer von euch muss das Ding hier nehmen, allein schaffe ich das nicht”™, drang die schimpfende Stimme des Kijndijrs an mein Ohr. Ich griff mir also ein Ruder und ließ mir erklären, wie man ein Boot zu führen hatte. Nach einigen Drehungen unseres Wassergefährts um sich selbs,t erkannte Njuera, dass Werin auch noch nie in einem Boot gesessen hatte und nahm das dritte Ruder zur Hand, denn das des Kijndijrs trieb nun rasch Fluss abwärts. ”šWo fahren wir hin?”™ fragte ich sie vorsichtig. ”šPoria Seglan”™, antwortete sie immer noch mit dieser gequälten Stimme. Ihr bleiches Gesicht zeigte nun einen Hauch von Grün, und ich war mir sicher, dass ich genauso aussah. Lediglich Werin hatte seinen Spaß an dieser Fahrt. Jauchzend schaute er bald über den linken, bald über den rechten Bootsrand, versuchte Fische zu schnappen, rief Wasservögeln zu sich. Sie kamen nie, sondern stoben aufgeregt von dannen, wobei manch einer uns einen gar verwunderten Blick zuwarf, so als hätte er noch nie zwei Zwerge und einen Kijndijr in einem Boot gesehen. Wer mochte ihnen das verdenken?”œ

”Schnell kamen wir voran, weit schneller, als zu Fuß. Werin saß nun im vorderen Teil des Bootes, wo ihn Njuera Platz nehmen geheißen hatte, nach dem er das dritte Mal vor lauter Begeisterung über all die aufregenden Dinge ins Wasser gefallen war und von wo aus er nun eifrig Ausschau hielt. Plötzlich lag wieder diese angespannte Aufregung in seiner endlosen Plapperei. Nicht einmal die Drohung bald selbst ein Fisch zu sein hatte ihn stoppen können - er hielt das für eine sehr interessante Erfahrung und wünscht sich seit einigen Stunden nichts sehnlicher, als in seinem nächsten Leben im Wasser wohnen zu können - und er deutete mit seinen kleinen, schlanken Fingern auf Etwas, dass in einer roten Lache im Wasser trieb. Als wir näher kamen, erkannten wir, dass es sich um einen der Drax handelte, welche die Diebesbande begleiteten. Njuera und ich hielten Werin am Gürtel gepackt, als er die Leiche im Wasser drehte. Die Kehle des reptilartigen Wesens war durchgeschnitten. Angewidert von diesem Anblick, ruderten wir weiter und Werins Augen wanderten nun neugieriger als zuvor - und wenn das überhaupt möglich war - über die Wasseroberfläche und immer wieder hin zu den Ufern des Agarion. Bald danach wies seine Hand zum linken Ufer. Eine kleine Rauchsäule stieg dort auf. Rasch wendeten wir das kleine Boot und ruderten, so schnell es uns ungeübten Bootsführern möglich war, zum Schilf. Werin sprang aus unserem Gefährt, hielt es mit aller Kraft fest und ermöglichte es uns so, recht trockenen Fußes an Land zu gehen. Wir suchten einen starken Stamm an der Uferböschung, banden das Boot fest und gingen mit gezogenen Waffen in Richtung des Ursprungs der Rauchsäule los.”œ

”Es dauerte nicht sehr lang, bis wir den Ort erreichten, doch, was wir da sahen, verschlug uns die Sprache. Ich kann bis heute nicht mit Gewissheit sagen, was dort geschehen ist, nur berichten, was ich denke. Im nahen Wald des Flusses, lagen die meisten der Diebe tot auf dem Boden. Ihre Leiber brannten zu einem großen Teil noch, wie auch einige der umstehenden Bäume. Es sah aus, als wäre eine Sumpfgasbombe explodiert und ein beißender Geruch lag in der Luft. Wir nahmen daraufhin an, dass es wohl Streit unter den Dieben gegeben haben muss und das sich zwei oder drei, aber allerhöchstens fünf Menschen der Bande einig waren und die übrigen ermordet hatten. Ob die Toten, die da lagen nun jene waren, die Skrupel bekamen, oder die Waffe lediglich teuer und an einem anderen Ort verkaufen wollten, fanden wir nicht heraus.”œ

”Langsam kehrten wir zu unserem Boot zurück, rätselnd, warum so viele der Diebe nun tot im Wald hinter uns lagen. Als plötzlich ein Pfeil krachend neben uns in den Boden einschlug.”œ

Der Zwerg hob das Mädchen von seinem Schoß, lächelte die Zuhörer an, ”Und nun entschuldigt mich einen Augenblick, ich glaub das viele Gerede von fließendem Wasser lässt die Natur rufen”œ. Und mit diesen Worten bahnte er sich einen Weg zur Tür und ging hinaus und über den Hof des Gasthauses. Im inneren der Schankstube war nun wieder eifriges Gemurmel zu hören. Barisna lächelte. Oft genug hatte sie die Geschichte gehört, nie dichtete er etwas dazu oder ließ auch nur ein Detail aus und auch dieses aufgeregte, neugierige Gemurmel war sie schon gewöhnt, obwohl, wie sie glaubte, nun eigentlich jeder schon einmal des Zwergen Bericht vernommen haben musste.

* OOC * Ein klein wenig kürzer als die ersten 4 Kapitel, ich hoffe man sieht mir das nach, muss mich erstmal wieder daran gewöhnen, dass ich eine Geschichte erzähle, in der ein Zwerg Kindern ein Geschichte erzählt ;) * OOC ENDE *

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DARK MAGICIAN DER SAURE
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Beitrag von DARK MAGICIAN DER SAURE » 15. Okt 2006, 02:38

Heimdall hat geschrieben:Feedback:

Der Stil ist wirklich sehr gut, obgleich mancher Satz etwas verworren und zu lang wirkt, aber ich kann dir trotzdem nur großes Lob aussprechen.

Die Geschichte an sich ist wirklich spannend zu lesen, du solltest ernsthaft darüber nachdenken sie als Buch zu veröffentlichen, wer das leist will immer mehr und kann nicht aufhören, ich habe schon lange keine so gut durchdachte Geschichte mehr gelesen.

Gerade die kleinen Details am Rande machen die Geschichte so wahnsinnig interessant, ich möchte sie nicht missen müssen.

Alles in Allem nur weiter so!
ich hab sie zwar nicht gelesen, wegen der für ein Ich-Les-Dich-Nachts-Um-2-Forum-Postlängenüberschreitung aber ich hab mir die Feedbacks durchgelesen und wegen dem einen Zitat fühl ich mich grade schon sehr hingezogen den Rest zu lesen >_< aber die hat ja wieder kein Ende da denk ich dann Wochen nach was wohl passiert ist :D also wenn du nen Buch machst kauf ichs das steht fest : ) immer schön weiterschreiben
Tamtam...

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