Stered Wegilt

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vnv_nation
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Beitrag von vnv_nation » 28. Aug 2005, 06:06

So, diesmal gibts eigentlich nichts anzumerken. Ich halt mir aber lieber mal den Post direkt hinter dem Text noch offen, falls mir doch noch irgendetwas Wichtiges einfällt, was erwähnt werden sollte, könnte und müsste...

Achja, mopf, tut mir leid, dass ich immer nur drei Zeilen schreibe. Ich gelobe Besserung ;)

Hmmm, dann war noch Jemand, der fragte, ob er das lesen müsse bzw. selbiger sagte im RP Chat, dass er es nicht liest, weil es zu lang ist. Ähm, tut mir leid, es ist nicht als Film geplant und auch nicht als Hörbuch. Naja, es ist eigentlich auch nicht gut genug dafür und, es sind auch keine Bilder drin... Aber, vielleicht gibt es ja einen kleinen Einblick und eine Begründung, warum ich manchmal die Wand neben der Tür aufsuche. ;) .oO(Ja, ich weiß, die Wand Geschichte nervt ein bissel, aber, wenn du ehrlich bist, du weißt, dass ich in gewisser Weise Recht habe. So, wie ich zugebe, dass auch du ein wenig im Recht bist ;) )

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vnv_nation
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Wichtige Änderung in Kapitel 3

Beitrag von vnv_nation » 29. Aug 2005, 02:20

Ist mir doch ein Fehler unterlaufen, den ich nun korrigiert habe. Im dritten Kapitel gab es im vorletzten Absatz "Seltsam, seltsam", einen Denkfehler meinerseits, genauer, ich hatte am Ende noch etwas geänderte, doch vergessen das in dem vorherigen Absatz zu übernehmen...

Tut mir leid, so wie es jetzt ist, wirkt es nach meiner Auffassung einfach ein kleinwenig mystischer, obgleich ich ja nun, zumindestens all jenen Leseeifrigen, schon etwas verraten habe, was nun eigentlich erst in Kapitel 5 oder 6 gelüftet werden soll... Ich hoffe, ich habe euch nicht den Spass verdorben und ihr lest fleissig weiter. Achja, Anregungen, Hinweise, Fragen, bitte einfach Stellen, ich brauch das Feedback...

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Beitrag von vnv_nation » 26. Sep 2005, 01:53

Kapitel 4 ist in Arbeit... nur damit Mancher schon mal Taschentü... äähm, Druckerpapier kaufen geht ;) Ich denke am Mittwoch gibts das dann zu lesen.

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vnv_nation
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Beitrag von vnv_nation » 27. Sep 2005, 00:44

Salz und Serum

Viele Tage und Nächte waren vergangen und sie wanderten immer noch durch dieses leere Land, welches aus Salz zu bestehen schien. Nicht außer einer flachen, weiß leuchtenden Fläche vor ihnen, nichts hinter ihnen, nichts zur Linke oder zur Rechten und darüber ein stetig dunkelblauer Himmel. Sie, drei weiß gekleidete, hinter Kapuzen verborgene Wesen, dazwischen, den Blick, auf der Suche nach einem Weg durch dieses unfreundlich, tagsüber heiße und nachts kalte, trostlose Land, oder besser, in der Hoffnung den Weg hindurch bereits gefunden zu haben, nach Westen gerichtet. Vorn ging eine Frau, deren Alter nicht zu schätzen war, scharfe, klare, schwarze Augen, die nicht das geringste Zeichen der Jahre, welche sie bereits gesehen hatten aufwiesen, lagen in einem bleichen Gesicht, welches wellenförmig von langen, in ihrer Augenfarbe schimmernden Haaren eingerahmt war. Direkt hinter ihr ein alter, kleiner Mann, dessen Augen so tief wie die Zeit selbst waren, in denen Witz und Weisheit glänzte, aber auch noch etwas Unbekanntes, als hätten sie die Jahrtausende gesehen und die Jahre all Jener, die leben und einst lebten. Ein Stück dahinter ein junger Mann mit Augen so rein, wie sein Herz, denen man ansah, dass er noch näher an seiner Kindheit war, denn an seinen besten Jahren. Er hatte schon Einiges erlebt, wenngleich nur wenig mehr als nichts. Das Entsetzen über das vor kurzem erst gesehene Leid und den Tod stand noch in sein Gesicht geschrieben und die Falten in diesem verrieten, dass er tief in eigenen Gedanken versunken war. Doch trotz alledem und kaum auf seinem Antlitz wahrzunehmen, schmal, wie ein Silberstreif am Horizont und nur von jenen zu bemerken, welche immer ein Stück weiter, tiefer sehen, konnte man erkennen, dass ein angenehmes Gefühl in ihm wuchs, während sie zu dritt durch dieses seltsame, wasserlose Land zogen. Er selbst hatte es bisher noch nicht bemerkt, aber manchmal wunderte er sich, warum die Augen in seinen Träumen schwarz wurden, das Gesicht bleicher und die wallenden blonden Haare sich verdunkelten. Wie schon so oft, seit sie die Berge hinter sich gelassen hatten, erschöpft von den weiten Strecken, welche sie zurückgelegt hatten, gingen seine Gedanken auf Reisen und der salzige, weiße Boden färbte sich grün. Ihm wohlbekannte Berge erschienen mitten in der Luft und ein leises Kichern klang in seinen Ohren wieder. Obwohl er wusste, wie dieser Tagtraum endete, genoss er dessen Anfang und seinen Verlauf bis zu dem Punkt, an welchem jenes bleiche, durchscheinende Gesicht mit den glutroten Augen voll Zorn auf der Spitze des Berges Arewendel, dem Dunklen und Kalten, fern im Südwesten seiner Heimat, dem Lande Konlir, erschien.
Müde trottete ich hinter den anderen beiden her. Meine Augen mal auf ihre Fußspuren, mal auf das Land in meinem Rücken gerichtet, doch mein Geist in der Ferne.

Eilig huschte die kleine Gestalt in der nachtblauen Robe über den Pfad. Kaum ein Geräusch wurde dabei laut. Kein Rascheln ihres Gewandes, kein Klacken oder Schaben des Stockes auf dem Weg oder an einem Stein, kein unbedachtes Knirschen unter ihren Füssen. Klar konnte er neben ihr die Hänge erkennen, welche hinauf führten zu jenem Schreckensberg, dem Talwächter, dessen Wachen selten nur gute Nachrichten für die Dörfer Konlirs brachten, wenn auch sie den schmalen Durchgang zum dichten Wald des einsamen Baumes gut zu verteidigen wussten. Ruhig lag die Gestalt nun hinter einem der zahlreichen Sträucher denn eine Schar Bewaffneter kam auf den alten Dorfweg, der Verbreiterung des Grünwegs nur noch selten genutzt wurde, entlang. Trotz der Entfernung, welche noch zwischen ihnen und der Versteckten bestand, konnte sie gut erkennen, dass die Meisten verwundet waren, hinkten oder müde ihre Hellebarden aber auch Schwerter hinter sich herzogen, erschöpft von tagelangen Kämpfen. Kaum ein Wort drang zu ihr. Nur das stetige Schaben von Holz auf den kleinen Steinen des ausgetretenen Weges. Sie spürte eine Bewegung hinter sich, doch bevor sie sich umdrehen konnte, legte sich eine starke Hand über ihren Mund und ein kräftiger Arm riss sie aus ihrem Versteck. Ein blaues Licht flammte auf, und ein Schrei zerfetzte die Stille.

”Willst du noch mal? Nur falls dich noch nicht all unsere Feinde gehört haben!”œ zischte mir eine weibliche Stimme zu. Ich sah nach oben und in ihre tiefen, schwarzen Augen. Unfähig etwas zu sagen schüttelte ich nur den Kopf.
”Langsam glaube ich wirklich, dass ihm der Schlag geschadet hat”œ, sagte sie giftig zu dem alten Mann neben sich, der mich ebenfalls ansah, doch dessen Augen keine Regung verrieten.
Wieder schüttelte ich den Kopf, immer noch meiner Stimme beraubt. Wütend warf sie ihren Tornister auf den Boden. Zischend und murmelnd ging sie einige Schritte vorwärts, dann wieder zurück und sah aus, als würde sie gleich vor Zorn platzen.
”Ich glaube, auch dir hat der Schlag auf seinen Kopf ein wenig geschadet”œ, fuhr der alte Mann sie an. Sie riss augenblicklich die Hände hoch, und ließ sie wieder fahren, dabei stieß sie einen gedämpften Laut aus. Ihre Augen fixierten in rascher Folge erst den Alten, dann mich.

”Verdammt!”œ sagte sie, ging wieder einige Schritte voraus und ließ sich dann auf den Boden fallen. Leise schimpfte sie vor sich hin, doch der alte Mann lächelte nur.
”Na Manor, wieder mit offenen Augen geträumt?”œ
”Ja.”œ
”Hmmm, ich frage mich, ob sie mit dem Schlag nicht Recht hat?”œ
”Nein!”œ
”Sicher?”œ
”Ja, ganz sicher. Es war nur der Traum. Jala, ihr ist Etwas geschehen.”œ
”Ist es nicht.”œ
”Es ist”¦ Sie wurde ”¦ Jemand ”¦ hat ”¦”œ
”Du bist dir ganz sicher, wegen des Schlages?”œ
Ich verdrehte die Augen, ließ den Alten stehen, wo er war und ging einige Schritte vorwärts und nahm neben der immer noch schimpfenden Sirajarta Platz.
”Tut mir leid”œ, sagte ich zu ihr.
”Ich weiß!”œ schnappte sie und das Funkeln in ihren Augen wurde deutlicher. ”Es war wieder sie, oder? Das Mädchen?”œ
”Ja, Jala, meine Schwester. Jemand hat sie angegriffen.”œ
”Es hat sie Niemand angegriffen. Das sind nur Träume und Ängste”œ, erwiderte die junge Frau und langsam wichen die Zornesfalten von ihrer Stirn.
”Sie wurde angegriffen!”œ sagte ich laut und nun stieg Zorn in mir auf.
”Versuch bitte dich zu beherrschen. Der Kampf mit den Tarunern müsste dir doch gezeigt haben, dass dieses Land nicht sicher ist. Du lockst sie noch auf unsere Fährte”œ, raunzte sie zurück, obgleich sie langsam ruhiger wurde.
”Nun fang wieder damit an”œ, blaffte ich, erhob mich, ging auf den alten Mann zu, warf ihm einen giftigen Blick zu und setzte mich etwa sechs Schritt von ihm entfernt wieder hin.
”Wenn ihr beiden Turteltäubchen fertig seid, könnten wir uns eigentlich eine Stelle zur Rast suchen.”œ Kaum hatte der Alte die Worte ausgesprochen, spürte er unsere zornigen Augenpaare auf sich ruhen. Ohne ein Wort nahmen wir beide unsere Rucksäcke auf, schulterten sie und stapften wütend, aber nebeneinander, davon.
Stered Wegilt zuckte nur mit den Schultern und ging hinter uns her. Das gedämpfte Schimpfen vor ihm konnte er nicht verstehen, doch, dies musste er auch nicht, er wusste genau, dass wir uns über ihn unterhielten, eifrig dabei zu leugnen, dass wir irgendwelche Sympathien für einander hegten. Wir hatten keine Ahnung, dass er uns nachts während wir schliefen oder unsere Wache hielten, beobachtete. Ihm war nicht entgangen, dass wir bei einander saßen, oder aber sowohl Sirajarta, als auch ich selbst ruhiger lagen, mit dem jeweils anderen an unserer Seite. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. Er kannte die Herzen der Wesen zu gut, um nicht zu wissen, dass dies dazu gehörte.

Die Dämmerung nahte und in Kürze wären zahllose Sterne am Himmel zu sehen. In diesem Land spielte es keine Rolle, ob es Tag oder Nacht war. Der Himmel zeigte immer ein tiefes Blau und unsere Silhouetten hoben sich beständig gegen ihn ab.
Wir näherten uns einem der wenigen Hügel in diesem, sonst so flachem Land. Oft mussten wir bis tief in die Nacht suchen, doch nun war uns das Glück einmal hold. Kurz genug war die Rast am Tag zuvor gewesen. Der Mond hatte sich bereits wieder dem Horizont genähert, als wir endlich einen Unterschlupf gefunden hatten.
Eilig knöpften wir unsere Roben zusammen und entrollten unsere Decken darunter. Stered saß, wie so oft, vor unserem Notzelt und bereitete das Abendessen. Er würde auch, wie immer, die erste Wache übernehmen. In den letzten Tagen hatte er uns meist erst geweckt, wenn die Zeit zum Aufbruch gekommen war. Wir fragten uns, wie er das nur durchhielt. Wir beide konnten oft nach den endlosen Märschen kaum noch unsere Löffel halten, er aber schien von einer seltsamen Macht beseelt zu sein und endlose Kraft zu besitzen.
Sirajarta und ich setzten uns zu ihm, spähten in die beginnende Nacht oder sahen den aufgehenden Sternen zu. Nach dem Essen, glitten wir in das Zelt und schliefen ein. Ich hoffte nur, dass mich die Bilder unseres letzten Kampfes nicht einholten.

Vor ihr stand ein Mann im mittleren Alter und er rieb sich mit der rechten Hand den linken Arm. Immer noch, so schien es ihr, liefen Wellen des Schmerzes durch diesen. Er redete, doch sie hörte ihm nicht zu. Zu sehr war sie damit beschäftigt auf das Geschehen um sie herum zu achten. Abgesehen davon, dass sie beschlossen hatte diesem Mann nicht zu antworten. Sie standen vor einem kleinen Zelt, welches, so hatte sie zu mindestens ihren Häscher verstanden, dem Kommandeur der Bergwache gehörte. Im übrigen Lager herrschte reger Aufruhr und hier, wie dort, wurden Befehle gebrüllt, klapperten Schwerter oder Pfeile in ihren Köchern, kratzen Schilder über Rüstungen oder klirrten Kettenhemden. Einige der Soldaten gossen Pech über Strohballen, tauchten Pfeile hinein, andere füllten diese zähflüssige Masse in einen Kanal aus ausgehöhlten und dann geteilten Baumstämmen.
”Hast du mich verstanden?”œ
Das Mädchen sah verwirrt den Mann vor sich an. Sie überlegte einen Moment, was sie sagen könnte und antwortete dann einfach, ”Ja, Meister”œ.
”Gut, dann geh jetzt hinein”œ, sprachs und hob einen der Vorhänge, welche den Eingang sonst verbargen.
Schnell huschte sie in das Zelt. Ein einfacher Tisch stand in dessen Mitte, dahinter ein ebenso einfacher Stuhl. An der einen Zeltwand standen zwei Truhen, eine sehr alte und eine etwas neuere, an der anderen ein Waffenschrank auf welchem ein silbrig glänzendes Schwert lag, welches sicherlich ebenfalls schon bessere Zeiten gesehen hatte, dennoch keinerlei Rost aufwies. Darunter stand ein Leder bespannter Schild, etwas kleiner, als sie selbst und etwa 2 Fuß breit, auf dem Schildbuckel prangte des Wappen Konlirs. Daneben, leicht an das Gestell gelehnt, eine schwere Armbrust, ein lederner Bolzenköcher.
”Guten Abend, meine Dame”œ, sagte eine angenehme, tiefe Stimme hinter ihr.
Erschrocken wand sie sich um und sah in die klaren, grünen Augen eines Mannes, der kaum älter als ihr Bruder Manor sein konnte. Er trug eine einfache, leichte Lederrüstung mit einer Vielzahl Nieten, dazu Kettenarmschienen. Über seiner linken Schulter war das Griffstück eines Kurzschwertes zu erkennen und in der Hand des gleichen Arms hielt er einen Langbogen. Jalas Mund klappte auf, wieder zu und wieder auf.
”Guten Abend, mein Herr”œ, stieß sie schließlich beinahe tonlos hervor.
”Nun, setzt Euch”œ, sagte er mit einem Lächeln und wies auf den einzigen Stuhl im Raum. Sie folgte seiner Hand. Während sie langsam auf den angewiesenen Platz zuging, spürte sie seine Augen in die ihren Blicken. Als sie sich gesetzt hatte, sagt er, ”Ihr seid keine Spionin. Das erkennt ein Blinder. In Euren Augen ist zuviel Leben. Ich muss Euch also um Verzeihung bitten für die übereifrige Tat meiner Wächter.”œ
Sie nickte nur kurz. Immer noch sah sie in das jugendliche Gesicht des Mannes vor sich und viele seltsame Gedanken jagten durch ihren Kopf.
”Ihr müsst verstehen, dass wir heute Nacht einen Angriff der Seri erwarten und damit rechnen, dass viele ihrer Späher während des Überfalls auf den Naworpass versucht haben Konlir zu betreten. Ich möchte nicht, dass eine Schar dieser Wesen plötzlich in unserem Rücken auftaucht.”œ
Sie nickte erneut und suchte Worte um ein wenig mehr zu sagen, als jenes ”Guten Abend”œ.
Doch noch immer versuchte sie verzweifelt ihre Gedanken zu sammeln und wieder einen klaren Kopf zu bekommen.
”Ich möchte Euch bitten mein Gast zu sein. Ein Zelt wird soeben für Euch bereitet und Ihr werdet Speis und Trank vorfinden.”œ
”Habt Dank”œ, stammelte sie und errötete.
”Wohin führt Euch Euer Weg? Und wieso reist Ihr allein, die Lande sind gefährlich in diesen Tagen.”œ
”Ich hab gehört, dass noch einige der Meinen im fernen Buran leben sollen. Nach diesen will ich suchen”œ, und endlich klang ihre Stimme wieder nach der ihren und die Worte fielen nicht mehr stoßweise aus ihrem Mund.
”Ein wahrhaft weiter Weg und, so muss ich Euch sagen, gefahrvoller denn vormals.”œ
”Doch ich muss ihn wagen, alle Menschen, die ich sonst kannte, sind verschwunden”œ, antwortete sie mit zitternder Stimme. Er musterte sie erneut, doch seine Züge verrieten nicht, ob er ihre Lüge durchschaut hatte, oder nicht. Er nahm sie lediglich bei der Hand und führte sie aus dem Zelt, hinüber zu einem weiteren und verabschiedete sich vor diesem von ihr.
Als sie gerade hineingehen wollte, wand sie sich noch einmal um.
”Viel Glück, mein Herr”œ, und ihre Stimme war fest und aufrichtig.
”Ich muss Euch jedoch bitten Euer Zelt heute Nacht nicht zu verlassen”œ, gab er kühler als zuvor zurück, dann verbeugte er sich und ging davon.
In Gedanken versunken glitt sie durch den Vorhang und fand alles, wie beschrieben vor. Eilig schlang sie das Essen hinunter. Vier Tage war sie unterwegs und hatte seitdem nur wenig zu sich genommen.
Dann setzte sie sich auf das Bett, ließ ihren Oberkörper in das weiche Stroh fallen und schlief beinahe sofort ein.

Die Kerze auf dem Tisch war heruntergebrannt. Das Zelt lag beinahe in völliger Dunkelheit. Sie sah hinüber zu den Zeltwänden. Im Schein der Feuer vor dem Zelt, sah sie Schatten über den Stoff huschen. Schnell sprang sie auf, lief so rasch sie konnte zum Tisch, schnappte sich das kleine Messer, welches von ihrem Abendmahl dort liegen geblieben war und versteckte sich im Schatten neben dem Eingang. Sie hörte zwei zischende, hohe Stimmen. Schleppend sprachen diese miteinander und nur wenig verstand sie von dem, was sie sagten.
Dann öffnete sich der Vorhang. Eine bleiche Hand hielt knapp neben ihrem Gesicht inne. Eine große, fahlhäutige Gestalt trat ein, eine weitere folgte. In ihren Händen trugen sie Waffen, die in einem unheiligen Licht erstrahlten. Langsam gingen die beiden Gestalten vorwärts und die Klingen tauchten das Zelt in ein giftiges Grün. Glitten beinahe lautlos an ihr vorbei. Doch sie bewegte sich behände und ebenso geräuschlos hinter die erste der beiden. Ehe das zweite Wesen noch begriffe, was das gurgelnde Geräusch hinter ihm bedeutete, spürte es, so wie kurz zuvor sein Gefährte, eine schneidenden Schmerz an seiner Kehle. Klirrend landete sein Säbel auf dem anderen, der unhörbar auf den Boden aus Gras gefallen war, als der Sterbende seine Hände um seinen eigenen Hals schloss.
Keuchend stand sie über den Toten, ihr Herz raste. Das kleine Messer entglitt ihrer Hand und Tränen schossen in ihre Augen. Doch bevor sie auch noch zu weinen anfangen konnte, hörte sie eine Stimme in ihrem Kopf. ”Gut gemacht Kleine und nun nichts wie weg!”œ
Sie bückte sich und griff mit der linken Hand nach einem der grünlich schimmernden Säbel. Mühsam unterdrückte sie einen Schrei, als ein brennender Schmerz durch ihren Arm raste. Schnell ließ sie die Waffe los und taste, im Schatten neben den Klingen der Seri nach ihrem kleinen Messer. Sie verstaute es im Gürtel ihrer Robe und ging dann leise hinüber zum Tisch, dort fand sie ihren Holzstock gegen die Platte gelehnt. Sie griff ihn fest mit beiden Händen, obgleich ihr linker Arm noch immer schmerzte. Dann huschte sie lautlos aus dem Zelt. Vorsichtig eilte sie von Schatten zu Schatten. Ihr Entsetzen über ihre eigene Tat wich, je weiter sie durch das Lager kam. Überall fand sie tote Wächter, kopflos oder mit tiefen, klaffenden Schnitten in Brust und zumeist im Rücken. Im Tal hörte sie das Klirren von Stahl auf Stahl. Vom Ausgang des Lagers konnte sie das ganze Schlachtfeld überblicken. Das Pech, welches die Soldaten zuvor in die halben Holzrohre geschüttet hatten, brannte im Tal. Im flackernden Licht der Flammenwand konnte sie wenige Soldaten Konlirs gegen eine Übermacht von Seri kämpfen sehen. Brennende Pfeile ergossen sich über die Angreifer, feurige Strohballen wurden auf sie herabgerollt und doch schien der Kampf aussichtslos. Ihr Herz sprach vor ihrem Verstand und als dieser wieder einsetzte, war sie bereits den halben Weg ins Tal hinab gerannt. Nun wurde sie vorsichtiger und näherte sich langsamer mit Bedacht der Schlacht. Sie sah zwei Gestalten durch die Büsche huschen. Sie näherten sich der Stelle an der einige Wächter die Strohballen anzündeten und sie ins Tal rollten. Sie rannte los und schrie Warnungen in die Nacht. Einige der Soldaten wanden sich den nun selbst überraschten Seri zu und nach kurzem Handgemenge lagen beide erschlagen vor ihnen. Ihre bleichen Gesichter durch das kalte Licht der Waffen grünlich schimmernd, ihr Augen rot, aber leerer als zuvor.
Jala jedoch kümmerte sich nicht um die Toten, auch nicht um die Rufe der eben geretteten Soldaten. Im Tal hatte sie etwas gesehen, was ihr Herz in Aufruhr versetzte. Sie rannte hinab, schneller als je zuvor. Ihr Herz raste, ihre Lunge brannte.

”Vorsicht Manor”œ, sagte die junge Frau an meiner Seite. ”Sie dürfen uns nicht sehen, sonst können wir sie nicht überraschen”œ. Ich nickte und hielt in meiner Bewegung inne.
”Wie nun weiter”œ, fragte ich sie. Ihre Augen leuchteten kurz auf, es war der gleiche kurze Anflug von Verärgerung, der in ihnen gestanden hatte, als ich vor wenigen Tagen in Lardikia beinahe über sie gestolpert war.
”Zählen”œ, antwortete sie kurz und als wenn ich nicht wüsste, wie sie dies meinte, hob sie ihre rechte Hand und ließ nacheinander alle Finger empor schnellen. Mein Blut wallte auf, doch ich mahnte mich zur Ruhe. Sie hatte Recht, die Frage war überflüssig gewesen. Vorsichtig robbte ich seitwärts. Als ich mich zu ihr umsah, traf mich ein fragender Blick. Ich bedeutete ihr zu warten und wies nach Links, vollführte dann eine Halbkreisbewegung mit meiner Hand. Sie nickte zustimmend und ihre schmalen Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. Langsam robbte ich weiter und umrundete den letzten Wagen der Händlerkarawane. Auf der linken Seite entdeckte ich zwei weitere Taruner. ”šWenn du welche siehst, pfeif ihre Anzahl, wie ein Salzvogel”™ hatte sie gesagt. Nur, wie pfiff ein Salzvogel? Ich spitzte die Lippen, entschied mich dann jedoch zurück zu robben. Als ich Sirajarta sah, hob ich meine Hand. Sie nickte verstehend, warf mir aber einen giftigen Blick zu und ich konnte ihre Gedanken hören. Ich sah entdeckte ein Lächeln auf Stereds Gesicht neben ihr und ich wusste, dass ich richtig geraten hatte.
Wenige Augenblicke später hörte ich ihre helle Stimme. Ich sprang auf, zog das Schwert, das ich seit meiner Prüfung auf dem Plateaus am Berg Eriandira bei mir trug und rannte auf den ersten Taruner zu, der mit dem Rücken zu mir stand. Er kam nicht einmal mehr dazu sich umzudrehen. Mein Schlag trennte sein Haupt von seinem Rumpf. Die Macht, welche seinen Körper hielt war gebrochen und sein Körper zerrieselte zu feinem Sand. Der andere Taruner war durch die Wagenreihe gestürmt und den anderen beiden zu Hilfe geeilt. Ich huschte durch eine Lücke und blockte seinen ersten Schlag gegen Sirajartas ungedeckte Flanke. Er wand sich mit atemberaubender Geschwindigkeit mir zu und mir blieb nichts anderes übrig, als unter seinen heftigen Schlägen langsam zurück zu weichen. Das Schwert wurde immer schwerer. Ich schwitzte unter dem Lederwams und mein Hals, wie meine Arme schmerzten. Ich konnte einen Blick auf Stered erhaschen, wie er gerade seinen Stock wegwarf und seine Hände nach vorn schnellen ließ. Ein Feuerball traf den Taruner und er zerfiel, bis auf jenen Teil, welchen die Hitze des Zaubers zu Glas verschmolzen hatte. Doch Stered war weit entfernt und Sirajarta war in ärgere Bedrängnis geraten. Ebenfalls den schweren Schlägen rückwärts ausweichend, war sie über eine Bodenwelle gestolpert und gestürzt.
Meinen Schrecken bezahlte ich teuer, denn der Taruner traf mich am Kopf.

Ich wachte auf. Sirajarta saß neben mir und streichelte vorsichtig meine Hand. Das Hemd unter meinem Lederwams klebte an meiner Haut und die Wunde an meinem Kopf brannte wieder, obgleich sie von einem feuchten Lappen gekühlt wurde.
”Ich sag ja, du hast mehr abbekommen, als du zugeben willst”œ, fing sie an.
”Naja, wenigstens hat es sich gelohnt und wir sind nicht in eine Armee Seri gelaufen”œ, fuhr sie fort. Doch dann sah sie die Trauer, die sich in mein Gesicht geschlichen haben musste.
”Es war nicht deine Schuld. Wir waren einfach zu spät dort und Stered hat versucht, was er konnte, damit der Händler überlebt.”œ
Meine Augen fanden die ihren. Ein leises Flehen stand darin geschrieben und ich bemühte mich die Sorgenfalten und die Traurigkeit aus meinem Gesicht zu wischen. Sie mochte nicht daran erinnert werden.
Doch, was immer ich versuchte um nicht länger an diesen Abend vor drei Tagen zu denken, es gelang mir nur selten. Wir waren einer Armee Seri auf dem Weg nach Kuridan entkommen. Nun wollten wir uns nach Mentoran durchschlagen, erst durch Salz und dann durch Sand, immer unter der erbarmungslosen Sonne. Aber noch etwas Anderes beunruhigte mich, wenn die Seri in Nawor waren, gen Kuridan zogen, wie lange würde es dauern, bis sie versuchen würden Konlir anzugreifen, wenn sie damit nicht schon längst begonnen hatten?
Ein seltsames Gefühl hatte mich seit dem ich nach dem Schiffbruch erwacht war beschlichen. Ausgelöst hatte es dieser seltsame, immer und immer wiederkehrende, sich jedoch langsam verändernde Traum. Eine Ahnung, in gewisser Weise eine Hoffnung, dass Jala nicht mehr bei unseren Großeltern, ja nicht einmal mehr in Konlir war.

Stered hob die aus Roben bestehende Plane unseres Unterschlupfs und Sirajarte ließ meine Hand fahren. Mühsam erhob ich mich, meine Glieder schmerzten, als wäre ich in der Nacht einfach weitergelaufen. Eilig entwirrten wir die Roben, zogen sie an um wenigstens ein wenig vor unfreundlichen Augen verborgen zu sein. Dann schlangen wir unser Frühstück herunter und setzten unseren Weg gen Westen fort. Im Osten kündete ein blutroter Himmel von den Schrecknissen der gleichen Nacht, fern in meiner Heimat und die Sorgen, wie die Trauer, welche in Stereds Gesicht geschrieben stand, war bald auch auf unseren zu sehen.
Sirajarta lief wie immer an der Spitze, ich übernahm die Nachhut. Stered murmelte seltsame Dinge in seinen Bart. Wovon er sprach verstanden wir beide nicht, entweder war es zu leise, ergab keinen erkennbaren Sinn oder war in einer fremden Sprache.

Die Sonne war weit über den Himmel gezogen. Unser Marsch hatte sich verlangsamt, da das Salz des Bodens hier zerklüfteter und von Wasserlöchern durchzogen war. Die Oberfläche glänzte schmutzig weiß und das Wasser selbst schien ungenießbar zu sein, dickflüssig und zäh wie es war. Der Tag zog sich endlos hin und die Augen schmerzten. Schloss man sie, sah man weiße Sterne vor den Augen tanzen und beständig flossen Tränen aus ihnen hervor. Keiner von uns war noch in der Lage wirklich deutlich zu sehen, selbst die Konturen in unmittelbarer Nähe verwischten, mischten sich mit dem Hintergrund. Am Abend, als die Sonne sich im Westen neigte und das blendende Weiß sich verdunkelte, ließen die Schmerzen nach, das Tränen hörte auf und wir sahen in der Ferne, nur knapp einen Tagesmarsch voraus die aufragenden Gipfel eines Gebirges. Sirajarta hielt an und alle drei beschlossen wir die Nacht hindurch zu wandern. Der Anblick der Berge hatte uns neue Kraft und neuen Mut gegeben. Wir kamen schneller vorwärts und brauchten weniger Pausen. Unter dem klaren Himmel im hellen Schein des Mondes und der Sterne, näherten wir uns den Bergen.
Das Wasser in den zahlreicheren Löchern im Boden wurde klarer, dünner, blieb jedoch salzig und somit ungenießbar, doch wir spürten, dass wir dieses furchtbare Land bald hinter uns gelassen hätten.
Hoch standen die Berge vor uns, als im Osten die Sonne erneut aufging und eine spärliche gelbgrüne Fläche breitete sich zu ihren Füssen aus. Dann sahen wir sie. Schwarze Säulen aus Rauch, vereinzelt, an den ersten Hängen des Gebirges. Die Dörfer des Bergvorlandes brannten.
Alle Müdigkeit war verflogen. Wachsam schlichen wir zuerst geduckt, dann aufrechter an den Hügeln vorbei, versteckt hinter den spärlichen Sträuchern, hin zu den ersten sieben oder acht, sich vom Himmel abhebenden dunklen Säulen. Der Wind, welcher die Berge hinabwehte, blies sie landeinwärts. Wie lange schwarze Kratzer auf einer glatten, feinen, blauen Haut wirkten sie im Gesicht des Himmels. Der Gestank, welchen der Wind mit sich trug war beinahe unerträglich. Eilig banden wir uns einige, in den Wasserlöchern befeuchtete Tücher vor die Nasen, welche den üblen Geruch dämpfen sollten. Doch selbst diese waren bald durchdrungen.
So betraten wir das erste Dorf, gewarnt vor dem, was wir zu sehen bekämen, voller Angst dieser schrecklichen Wahrheit ins Gesicht sehen zu müssen. Immer noch brennende Häuser, auf geschwärztem Boden trieben die Rauchsäulen in den Himmel. Zertrampelte oder verbrannte Felder und Gärten vor und um die Gebäude. Langsam gingen wir vorwärts, hin zur Mitte des Ortes. Der Gestank wurde nun vom Summen einer Vielzahl hässlicher, fetter Fliegen begleitet, er wurde unerträglich und nur mit Mühe gelang es uns das Aufbegehren unserer Mägen zu kontrollieren. Sirajarta stieß einen spitzen Schrei aus, kaum das wir den Marktplatz des Ortes erreicht hatten. Ich wusste, seitdem wir diesen schrecklichen Wald in Lardikia durchquert hatten, dass der Tod viele Gesichter besaß, doch hier zeigte er uns seine Fratzen und schnitt uns Grimassen. Die Angst verzerrten und von Schmerzen entstellten Gesichter der Männer und Frauen, Mädchen und Jungen verrieten uns, welche Qualen sie erlitten haben mussten und, dass sie all dies Torturen bei vollem Bewußtsein durchlebten.
Wir gingen weiter, den Blick auf den Boden oder zum Himmel gewandt, als wir plötzlich eine klare Stimme vernahmen.
”Heiltränke, Waffen, Schilde, Pergamente, Duftstoffe”œ
An einer Ecke des Marktes stand ein Mann. Wir sahen uns an und ich spürte ein Brennen in meinem Magen.
”Heiltränke, Waffen, Schilde, Pergamente, Duftstoffe. Allesamt zu günstigen Preisen. Für jeden Geldbeutel etwas. Kauft Leute, kauft. Na, die Herrschaften, darf ich Ihnen meine erlesenen Waren feilbieten?”œ
Ich sah in die kältesten Augen, die ich je geschaut. Das Brennen wurde zu einem Würgen. Ich übergab mich. Neben all diesen Zerfetzten, Verstümmelten, Zerrissenen, Gehäuteten, Verbrannten, Vergifteten, Verätzten, stand ein Mann und bot uns seine Waren an. Ich wand mich ab, ließ mich an einer nahen Hausmauer nieder und sah, dass es Sirajarta nicht besser erging. Bleicher und schmaler als zuvor, sank sie neben mir zu Boden. Ihr Körper zuckte und aus ihren tiefen, schwarzen Augen schossen Tränen, ihr Schluchzen ging in Würgelaute über. Ich konnte nicht zu sehen. Ich schloss meine Augen und kämpfte gegen den Hass in mir.
”Sonderrabatte für alle Neuankömmlinge, kauft solange ihr könnt!”œ
Stered ging auf den Mann zu, grüßte ihn freundlich und erwarb drei Wasserschläuche. Dann sprach er eine zeitlang mit dem Händler. Ich konnte nicht verstehen, was sie zu bereden hatten. Sirajartas Würgen übertönte die gedämpften Stimmen. Ich suchte mit meiner Hand nach ihrem Körper und als ich ihn fand, tastete ich mich langsam zu einer Schultern empor. Das Würgen schwand, es blieb nur noch das Schluchzen und irgendwie vertrieb dies den schrecklichen Gestank. Ich nahm nichts sonst mehr wahr, nur sie. Eine Bewegung an meinem Arm sagte mir, dass sie sich wieder aufgerichtet hatte. Weiches Haar streifte meine Wange, als sie ihren Kopf auf meine Schulter legte. Ich spürte ihren zitternden Körper. Ihre Wut war greifbar und ihre Abscheu, aber auch ihre Dankbarkeit. Da bemerkte ich diese auch in mir. Ich war froh, dass ich nicht allein war, ich war froh, dass nicht nur Stered bei mir war. Ich sah nicht wieder in die Mitte des Marktes als ich aufstand. Ich nahm ihre Hand und wir gingen ohne uns umzusehen aus dem Dorf hinaus. Stered hatte mir kurz zugenickt, er hatte verstanden, dass dies zu viel für uns war. Am Westrand des Dorfes war der Gestank verschwunden, der Duft einiger weniger Blumen stieg uns in die Nase und so ließen wir uns an einem der Bäume nieder. Ich sah in die Ferne, hin zu den Bergen. Hinter diesen lag ein Land, das gefährlicher war als dieses. Ein Land, in dem es sicher keine solch geschändeten Orte gab, denn, aus diesem Land stammten jene, die dieses Dorf verwüstet hatten.

Die Zeit verging langsam, ein Schmetterling flog über die Wiese, einige Vögel zwitscherten. Ich konnte weder das eine, noch das andere genießen. Obwohl ich müde war, gelang es mir nicht die Augen zu schließen, denn dann stand ich wieder in diesem Dorf, sah wieder die Leichen und all das wollte ich nicht noch einmal sehen.
Nach einer Weile kam Stered zu uns an den Baum. Er gab Sirajarta und mir je einen Wasserschlauch. Beide tranken wir das, trotz der Hitze, kalte Wasser. Als jedoch der Händler wieder seine Stimme erhob, sahen wir den alten Mann vor uns flehend an.
”Ja, wir gehen besser weiter.”œ

Viele Stunden wanderten wir noch an diesem Tag. Als wollten Sirajarta und ich vor irgendetwas davonlaufen, kämpften wir gegen die Müdigkeit an. Stered sagte nichts, doch, er führte uns um die übrigen unheilvollen Orte herum. Nicht eines der noch brennenden Dörfer betraten wir. Der Alte ließ nicht einmal zu, dass wir auch nur dem Geruch dieser Orte zu nahe kamen. Erst als wir die felsigen Vorboten des Gebirges erreicht hatten, ließen wir uns nieder. Schweigend bereitete Stered das Abendmahl. Schweigen aßen wir es. Dann legte Sirajarta ihren Kopf in meinen Schoß und ich strich ihr durch das schwarze, nun zerzauste Haar.
”Wer war dieser Händler?”œ fragte ich den alten Mann.
”Noruk Larujat.”œ
”Und, kam er erst ”¦”œ wollte ich wissen, doch war ich nicht in der Lage das Gesehene in Worte zu fassen.
”Nein, er war dabei.”œ
”Wie ”¦?”œ doch Stered unterbrach mich.
”Er ist ein Natla. Sie kämpfen nicht und sind allen Wesen wohl gesonnen.”œ
”Er hat das alles mit angesehen? Er hat zugesehen und nichts dagegen getan?”œ
”Natla mischen sich nicht in die Streitigkeiten der Wesen dieser Welt ein. Sie haben es irgendwie geschafft sich aus diesen zu lösen und sind nur noch handelndes Volk und man zahlt bei diesem und bei diesem mit Gold.”œ
Mir wurde erneut übel. Ich konnte und ich wollte nicht glauben, was Stered da erzählte. Eine Rasse, der es egal war, wenn sie dabei zusahen, wie Menschen geschlachtet wurden, ja, der es so egal war, dass sie nebenbei noch Handel trieb. Wieder spürte ich dieses Brennen und nur mit viel Mühe konnte ich dagegen ankämpfen.
”Ruh dich aus Junge, der Morgen kommt schneller als du denkst und der Abend auch. Wir werden erst morgen Abend weitergehen, erholt euch und vergesst, was ihr gesehen.”œ
”šVergessen?”™ dachte ich bei mir ”šnie im Leben werde ich diese Bilder los.”™
Ich schloss die Augen und hörte, wie Stered seltsame Worte murmelte, dann sank ich in einen traumlosen Schlaf.
Das Mädchen erreichte das Tal. Sie hatte das Gefühl, als würde ihre Lunge gleich bersten und ihr Herz vor Anstrengung platzen, doch sie rannte, nach einem kurzen Augenblick des Luftholens, weiter. Sie sprang über Tote und Verwundete. Zwei Soldaten, die sie sahen und ihr rufen hörten, folgten ihr, hin zu einer Traube der Angreifer. In der Mitte focht und schlug, hackte und riss der junge Mann, der ihr als Kommandeur angekündigt worden war. Von Zeit zu Zeit hob er seine Armbrust und schoss einem der angreifenden Seri in den Kopf, ins Herz oder aber in die Gliedmaßen. Das unheimliche Geräusch brechender oder splitternder Knochen erfüllte die Luft. Die Seri schrieen nicht, wenn sie getroffen wurden, weder durch einen Schlag, noch durch einen Bolzen. Sie starben oder kämpften. Mehrere blutig - zuckende Hände griffen nach Jalas Beinen oder versuchten mit kleinen Messern, Stacheln oder einfach ihren Nägeln die Haut des Mädchens zu verletzen. Die beiden Soldaten stürmten an Jala vorbei und hackten sich einen Weg zu ihrem Kommandeur. Kaum das sie ihn erreicht hatten, traf ihn einer der Serumgeister mit der Längsseite seines Säbels. Der junge Mann taumelte nach hinten, stolperte über einen der Toten und verlor das Gleichgewicht. Er stürzte und Jala schrie. Der Serumgeist sprang über ihn und hob seine grünlich leuchtende Klinge. Seine Haut riss es von seinem Körper, sein Fleisch verbrannte und nur geschwärzte Knochen blieben übrig. Die übrigen Seri wanden sich um. Sie griffen nun, als hätten sie den Kommandeur vergessen alle gleichzeitig Jala und ihre zwei Gefährten an. Doch Feuerball um Feuerball raste von den Händen des Mädchens in die fahlhäutigen Angreifer und ihre Zahl schwand rasch. Die beiden Soldaten hatten ihren Hauptmann erreicht und ihm aufgeholfen. Doch Jala bedurfte keiner Hilfe mehr. Sie war umgeben von einem blauen Licht und orangerot flackernd rasten Feuerpfeile, Feuerbälle, flammende Lanzen und Flammenwände von ihr geworfen auf die restlichen Seri zu. Der Kommandeur rief sie und sie folgte ihm. Er brachte sie aus dem Schlachtgetümmel, ihre Augen loderten, doch in ihr Gesicht war die Erschöpfung gezeichnet. Kaum, dass der Lärm der Schlacht leiser wurde, sie eine kleine Baumgruppe erreicht hatten, verlosch die Aura, welche sie umgeben hatte und ihre Beine versagten ihr den Dienst. Gerade rechtzeitig umfasste der junge Mann ihre Hüfte, sonst wäre sie gestürzt. Er befahl den beiden Soldaten bei ihr zu bleiben und kehrte selbst auf das Schlachtfeld zurück.

Jala blieb sitzen, schloss die Augen und schlief beinahe sofort ein. All ihre Energie war verbraucht, sie hatte sich nie zuvor so erschöpft gefühlt, doch ein Gedanke begleitete sie in den Schlaf. ”šWie hab ich das gemacht?”™
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Die üblichen Anmerkungen

Beitrag von vnv_nation » 27. Sep 2005, 00:50

So, ich gebe zu, dass ich mit diesem Kapitel nicht ganz glücklich bin, zumindest mit den ersten 2 Seiten, allerdings, ähm, ich gestehe, ich hatte irgendwie eine hmmm, Schreibblockade... Kenn ich von mir gar nicht, aber, kommt auch mal vor.

So, kleinere sprachliche Änderung könnten vorkommen, aber am Inhalt wird sich diesmal (im Gegensatz zu einem ganz Satz in Kapitel 3) nichts ändern.

Es sind 8 1/2 Seiten im OpenOffice, Schriftgröße 12 Times New Roman (im MS Word wird das also genauso groß sein) damit wächst die Gesamttextlänge auf 35, wenn man so ein Verschwender ist, wie ich und ein Kapitel, wie es sich gehört, auf einer neuen Seite beginnt...

Es wird nach wie vor keiner gezwungen zu lesen, gleich vorweg, diesmal gibts echte Leichen (igitt, ich komm mir vor wie bei nem TV Sender :-s Aber, sie waren alle 5oo nötig)

Nochmal, bevor es zu undurchsichtig wird:

Manor Altbach << Ich Erzähler
Jalare Altbach << Schwesterchen von oben

Stered Wegilt << die es noch nicht raushaben, schön weiter rätseln
Sirajarta Tolwen << Ähm, eine junge Frau, die Stered und Manor in Lardikia aufgegabelt haben (und noch ein bissle mehr is auch an dran ;) wird aber noch nicht verraten)
Noruk Larujat << ein Händler im fernen Orewu

Arewendel << ein Berg im Südwesten Konlirs
Fermalinus << der Berg über dem Heilbrunnen in Konlir
Eriandira << der Berg in der Mitte von Lardikia
Karmelin << der Berg schräg (also NO) über dem Salzshop

Naworpass << Konlir / Nawor, Kathedrale, Zaubererhaus
Grünweg << eine (unsichtbare) Strasse zwischen Krato und Kuridan (alle diese Gebiete sind tatsächlich durchweg bewachsen)
Steinweg << eine (unsichtbare) Strasse von Mentoran nach Latenien (ja, es ist ein grünes und ein weißes Gebiet, aber hey, wer wird so kleinlich sein)

Das Gebirge, auf welches die kleine Gruppe um Manor nun schaut, ist das oberhalb des Durchgangs Mentoran Orewu (neben der Clanpostvogelversandstelle)

So, da sich Noruk Larujat ja als Natla enttarnt, nochmal klar und deutlich: Ich habe nichts, aber auch gar nichts gegen Natla... Ich zeige hier lediglich auchmal, was es bedeutet aller Leute Freund sein zu wollen...

Snow
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Beitrag von Snow » 27. Sep 2005, 17:57

So, habe jetzt endlich mal alles nachgelesen und wollte bloß nochmal sagen, daß ich die Geschichte immer noch toll finde. Wahnsinn, was du aus den paar Kartenfeldern und Zahlenspielen von FW machst!

Bloß den einen Satz [...] fand ich etwas seltsam: [...] -- Editiert, hat sich ja erledigt --

Oh, und die Figur des Natla finde ich sehr überzeugend. (Auch wenn er kein sehr guter Händler ist - ein guter Händler würde mehr Rücksicht auf die Psyche seiner potentiellen Kunden nehmen, denke ich...)
Zuletzt geändert von Snow am 28. Sep 2005, 03:55, insgesamt 1-mal geändert.

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Beitrag von vnv_nation » 27. Sep 2005, 18:09

Hmmmm, war ungünstig formuliert, stimmt...
welche Qualen sie erlitten haben mussten und, dass sie all dies Torturen bei vollem Bewußtsein durchlebten.
heißt es jetzt.

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Beitrag von vnv_nation » 10. Mai 2006, 03:42

Es hat eine Weile gedauert, geb ich zu, ich brauch Muse zum Schreiben und in den letzten Wochen, ja Monaten, war sie reichlich rar, dennoch, heute hat sie mich gepackt, aber genug der Vorrede

- Kapitel 5 -

Umkehr und Heimweg

Die Sonne versank hinter dem Gipfel des Arewendel und der Fermalinus trug eine silberne Krone aus reinem Mondlicht. Seltsame Stille herrschte ringsumher. Kein Vogel sang, kein Tier huschte durch den Wald und kein Blatt lies ein Rascheln im Wind vernehmen. Es war, als hätte etwas Unaussprechliches alle Töne verklingen, alle Geräusche verstummen lassen, ja selbst das Echo der Gedanken ausgelöscht. Langsam stieg der Mond höher und höher. Schwarze Streifen übermalten teile seinen Angesichts und dann mischte sich ein orange-rotes Flackern in die zunehmende Schwärze der Nacht. Doch nichts drang von jenseits des Passes zwischen Arewendel und Jirnarol in die weiten Ebenen, in die Gassen und Strassen, hin zu den Wiesen Konlirs vor. Ein unheimliches, ja unheilvolles Schweigen erfüllte die Luft und verdickte diese. Schwer und doch geräuschlos atmeten die Menschen ein und aus. Ihre lautlosen Schritte auf den gepflasterten Strassen wurden langsamer und ihre Köpfe huschten schneller. Kein Plätschern war aus den Brunnen und Tränken zu vernehmen, kein Getrappel der Hufe der Pferde, wie Schafe erklang, nicht einmal das Klopfen an den Türen der Nachbarn zerriss diese grausame Stille.

Ein Mädchen, kaum volljährig, saß auf einer kleinen Anhöhe und sah hinüber, nach Westen, hin zu ihrem Dorf. Drei Männer ruhten neben ihr, doch ohne ein Klappern hob und senkte sich die Brust des einen, wie des anderen im schweren Kettenhemd. Das Mädchen rieb immer wieder ihre Hände an ihren Knien und besah sie dann. Ein kleiner Dolch lag griffbereit neben ihr, doch ahnte sie, dass sie ihn nimmer nutzen bräuchte. Vor zwei Nächten hatte sie dort an jenem kalten Berg gekämpft. Feuer war aus ihren Händen geschossen und so manch Seri lag nun verkohlt auf der Ebene hinter jenem hart umkämpften Pass, so manch Mann der Wache zu Konlir neben ihm. Blutig war die Schlacht und verlustreich auf beiden Seiten. Doch, die Garnisionstruppen am Arewendel hatten gehalten, der Feind war nicht durchgebrochen. Doch schlimme Post kam aus den Ebenen Nawors und nur wenig besser erwies sich jene aus Kuridan. Dort hielt zwar die Armee der kuridanischen Fürsten noch aus, doch die Zahl der Truppen schwand. Sie standen zwei Gegnern gegenüber, Tarunern, die Orewu überrannt und Seri, welche sich durch die Niederungen der Naworschen Flüsse geschlagen und die dort stationierten Truppen der Konlirer hinweggefegt hatten.
Das Mädchen hatte erst gestern zwei junge Soldaten gesehen, die mit zerfetzter Rüstung, zahlreichen Wunden und ohne Waffen über den Bergkamm gestolpert waren und völlig orientierungslos umher irrten, selbst mehr Geist denn Mensch. Sie hatten sie begleitet und in der Garnision am Naworpass, jenem kleinen Durchgang zwischen Silarion - dem Silbernen - und Endanor - dem Erhabenen - zurückgelassen, wo sich Heiler um deren Wunden und Hauptmänner um ihre Moral kümmerten. Schreckliches hatten sie berichtet und noch Schlimmeres gesehen. Das Mädchen war nach einer halben Sanduhr aus dem Saal des Haupthauses gegangen und hatte sich im Hof niedergelassen und den Soldaten gelauscht, welche die Botschaft der Kuridaner überbrachten.
Die Armeen dort standen auf verlorenem Posten, wenn nicht bald die Ferdolier, die wenigen der Wilisier und die kräftigen Torihner zu den Waffen greifen würden. Doch bisher sonnten diese sich noch im Schutze der Konlirer und Kuridaner. Hauptmann Anjoun, der Jüngste ihrer Begleiter, hatte sich bereit erklärt gen Norden zu wandern und bei den Herren von Wilisien vorzusprechen. Leutnant Himlan und Leutnant Branko wollten jeweils den Fürsten Torihns und den Herzog von Ferdolien aufsuchen, vorher jedoch, so hatte eine ältere Zauberin verfügt, sollten sie Jala zum Haus der Zauberer begleiten und, so der Älteste dort sie für wert befand, hatte ihr Weg sie an der Seite von Hauptmann Anjoun zur verborgenen Akademie der magischen Künste in Wilisien zu führen.

Jala selbst schauderte bei dem Gedanken, dass sie erneut einem ausgebildetem Magier erklären sollte, was geschehen war. Das Gesicht der Zauberin in der Garnision am Naworpass war zwar regungslos geblieben, als der junge Hauptmann ihre Geschichte bestätigte, doch da war etwas in ihren Augen und ein leises Murmeln war ihrer Anweisung vorangegangen, etwas, dass wie ”Winterschatten”œ geklungen hatte.
Ich erwachte aus einem seltsamen Traum durch ein heiseres Stöhnen neben mir. Sirajartes Stirn glühte. Stered saß bereits neben ihr und versuchte ihr Leid zu lindern, doch das Wasser in den Schläuchen war immer noch, und das trotz der unglaublich kalten Nächte in diesem Land, warm. Vorsichtig stand ich auf, rollte das Fell unter dem ich gelegen hatte zusammen und verstaute es rasch in meinem Rucksack. Dann sah ich Stered eine Weile zu. Ich war eine sehr geringe Hilfe, denn nichts wusste ich über das Heilen und noch weniger über die Wirkung von Giften. Stered jedoch sah nicht zu mir, er prüfte den Verband und die tiefe Falte auf seiner Stirn glättete sich ein wenig. ”Es heilt”œ, murmelte er leise, hob den Kopf und ich konnte das erste Lächeln seit Tagen, auf seinen Lippen erkennen. Ein wenig meiner Sorge wich, doch gänzlich schwinden mochte sie noch nicht. Immer noch hatten wir nicht herausgefunden, wie wir das Gift in ihrem Blute bekämpfen sollten. Vor zwei Tagen, wir waren gerade aufgebrochen und hatten die bei den Menschen namenlosen Berge hin nach Mentoran begonnen zu erklimmen, da war eine Patroullie Taruner vor uns aufgetaucht. Stered hatte Kräfte gezeigt, die ich bisher nicht gesehen, aber auch Sirajarta hatte gekämpft, wie einer dieser Sandhunde, denen man hier an allen Orten begegnete und die ausgesprochen zäh waren. Dann jedoch war ein vergifteter Pfeil in ihren rechten Oberschenkel eingedrungen und hatte ihn der Länge nach durchschlagen. Sie brach vor meinen Augen zusammen und nur mit viel Mühe konnten wir die übrigen vier Taruner, welche sich sofort auf sie stürzten, töten. Unglaubliche Kämpfer waren sie und hätten wir die Zeit gehabt, wären sie von uns mit den Ehren, welche großen Kriegern zustanden bestattet worden, allein die Angst, dabei von einer weiteren Patroullie überrascht zu werden hielt uns davon ab. So schnell es ging, hatten wir, Sirajarta tragend, den Ort des Kampfes verlassen, nicht jedoch ohne die Körper der toten Taruner, mit den Waffen in der Hand und den Schilden auf der Brust, nebeneinander zu betten. Nur langsam kamen wir seitdem voran, doch hatten wir bemerkt, dass Streifen von Tarunern in diesem, ihrem eigenen Land, nun, da überall Krieg zu herrschen schien, weit spärlicher unterwegs waren, als in Orewu, Nawor, oder gar in Lardikia. Ebenso war uns aufgefallen, dass sie sich noch seltener in der heißen Sonne zeigten. Ihre Zeit war die Nacht, darum unsere nun der Tag. Schwerer, doch sicherer machte dies unseren Weg. Siedlungen mieden wir und auch die Übergänge zwischen den Gebirgen hatten wir schnell überwunden. Meist musste Sirajarta danach eine Weile getragen werden, auch wenn ihr Stolz ihr meist verbot darum zu bitten, so sah man ihr doch an, dass ihr der Weg, nun, da sie verwundet war, mehr als zusetzte. Doch weiter mussten wir und nur wenig Hoffnung wohnte in unseren Herzen, dass wir den Serianarpass - jenen schmalen Durchgang zwischen Mentoran und Reikan - unbewacht vorfinden würden, denn Kerdis war nun unser Ziel. Wir hatten erfahren, dass sich eine weitere große Armee der Seri in deren Heimat gesammelt und eine große Schlacht an den Hängen des Arewendel, an welcher jedoch nur ihre Vorhut beteiligt war, stattgefunden hatte. Aus diesem Grunde hatten wir uns entschieden nicht durch Reikan zu ziehen um nach Konlir zu kommen, sondern den Weg über Kerdis nach Loranien zu suchen, in der Hoffnung, dass wir heil durch Plefir und von dort nach Urdanien ziehen könnten. Stered hatte mir noch nicht verraten, warum er unbedingt in dieses karge Land der spärlichen Wiesen wollte, doch irgendetwas Besonderes musste es dort geben.

Sirajarta erwachte, lächelt und wollte aufstehen, doch Stered hieß sie sitzen bleiben und mich wies er an, mich um ihren Bettstaat zu kümmern. Eilends folgte ich dieser Anweisung, denn ich wusste, dass die Zeit drängte, bald würde die Sonne über einem dieser Berge im Osten aufgehen und heiß auf uns hernieder brennen, heißer, als noch in Orewu, herunter von einem ewig blauem Himmel, in einem Land, in welchem Wasser weit mehr Wert besaß als ein großer Sack voller Gold.
Wieder stand uns ein Tag voller Mühsal und Kletterei bevor, waren die Hänge doch steil und die Berge scharfkantig, so dass wir oft genug umkehren und den Aufstieg an anderer Stelle von neuem beginnen mussten. Manchmal hatten wir den Eindruck, als würden wir nur im Kreise laufen, denn jeder Hang sah aus, wie der vorherige und jeder Gipfel offenbarte den Blick auf endlose Weiten schräg zu unserer Wegrichtung verlaufender Felsgrate, welche es noch zu bezwingen galt. Vor uns und hinter uns nichts als Berge, graue, Stein gewordene Alpträume. Oft fragte ich mich, wenn wir eine Felswand hinauf, oder eine andere hinunter stiegen, ob wir jemals wieder über ebenes Land laufen könnten. Doch diese düsteren Gedanken unterbrach in letzter Zeit recht häufig eine sanfte Hand, welche sich in die meine legte, meist in der sanften Bitte ihre Besitzerin zu stützen, mal einfach, weil sie wusste, welch Finsternis in meinem Geist herrschte und wie verloren, vergessen und klein ich mir zwischen all diesen riesigen Wänden, welche sicher seit Äonen hier standen, Wind und Wasser, Feuer und Beben widerstanden hatten, vorkommen musste.

Stered hingegen wanderte meist wortlos neben uns. Seine Stichelein hatten aufgehört und oft saß er abends lange auf einem höher gelegenen Fels und schaute in die Ferne, doch war sein Blick offenbar nicht durch das Gebirge beschränkt. Häufig sah ich seine Augen danach nass glänzen, als hätte er schreckliche Dinge gesehen und großes Leid erlebt, doch nie sprach er darüber, noch murmelte er im Schlaf. Er war verschlossener geworden denn je zuvor und immer mehr drückte seine Stimmung auch die unsere. Doch schwer lastete sein Schweigen auf mir, schwerer und härter noch, als es unser Weg jemals vermochte und ich hatte nur eine leise Vorstellung davon, wie lang er noch werden sollte. Eigentlich hätte ich glücklich sein sollen, hatte ich doch Etwas in meinem Herzen entdeckt, was viele Menschen die überschwänglichsten Dinge vollbringen lässt. Der Anlass jedoch war bitter genug und die Furcht wurde zwischen all den grauen Ungetümen, die sich drohend mal über mir erhoben und mal unter meinem Blick erstreckten, nicht kleiner. Als Sirajarta verwundet wurde, erfuhr ich eine Angst, welche ich sonst nur bei einem Gedanken an Jala verspürte. Ich fürchtete, bei beiden, dass ich sie verlieren, niemals wieder ihr Lachen hören und ihre Augen sehen könnte. Doch Jala, so glaubte ich, war daheim, bei jenen beiden alten Leuten, sie war für mich in Sicherheit, Sirajarta allerdings schwebte mit mir in Gefahr und dies Wissen und dies Unwissen mehrte meine Angst um jene Frau an meiner Seite.

Der junge Hauptmann erhob sich aus dem Gras. Er sah das Mädchen eine Weile an und sagte dann, ”Mach dir keine Sorgen, sie werden erkennen, wenn etwas Magisches in dir steckt”œ.
Jala erschrak. Sie hatte nicht bemerkt, dass er erwacht war. Wie auch, dachte sie bei sich, in all dieser Stille, und wie zum Beweis, dass die Töne aus der Welt verschwunden waren, schwebte eine Biene lautlos an ihnen vorbei. Dennoch, seine Stimme war zu ihr durchgedrungen und plötzlich vernahm sie auch ein leises Rascheln im Gras und sah, als sie in die Richtung schaute, aus welcher es gekommen war, eine kleine Maus eilends davonhuschen. Nur langsam, als müssten sie gegen etwas Zähes, Klebriges ankämpfen, kehrten die Geräusche in die Welt um das Mädchen und den jungen Mann zurück. Sie hörten das Atmen der beiden Schlafenden, dass Sirren der Insekten, selbst der Gesang der Vögel kehrte wieder. Doch dann waren da andere Klänge. Der Wind wehte sie heran und das orange - rote Leuchten schien näher zu kommen. Donner grollte und das Geläut einer um die andere Glocke mischte sich mit ein. Es schwoll an und viele weitere Töne kamen hinzu und dann sahen sie im Südwesten, dass die Garnison angegriffen wurde. Hauptmann Anjoun konnte nur mühsam den Drang bekämpfen, seine Waffen und sein Schild anzulegen und so schnell als möglich zurück zum Naworpass zu eilen. Stattdessen weckte er die beiden anderen und hieß sie ihre Sachen aufnehmen und dann eilten sie nach Osten, denn nur ein bis zwei Wegstunden trennten sie noch vom Haus der Zauberer.

Der Lärm der Schlacht war leiser geworden, doch noch immer grollte Donner übers Land und läuteten die Glocken. Nun standen sie vorm Haus der Zauberer und sahen viele, die eilends den Hof verließen. Manche mit Hilfe von grünen Kugeln, anderen durch das Lesen von Pergamenten und wenige jüngere zu Fuß. Ihre Gesichter zeigten Sorgen, Angst und Verzweiflung. Was immer dort im Tal geschah, sie wussten, dass es sie ohne weiteres ihr Leben kosten könnte und viele auch würde.
Der Älteste stand im Hof und sprach den Vorübergehenden Mut zu, gab ihnen Pergamentrollen oder drückte ihnen Vulkanglasdolche in die Hand. Bald waren nur noch wenige der hier wohnenden Zauberer übrig. Die meisten so alt, wie die vier Neuankömmlinge zusammen. Doch viele von ihnen trugen bereits Kampfroben und trugen kleinere Kisten in den Hof, welche beinahe allesamt mit Schriftrollen gefüllt waren. Feuerstäbe wurden ausgeteilt und Zepter der Zeit vergeben. Einige Magier, jene in hellblauen Roben, hielten Heilstäbe, sprachen Zauber über Heilkristalle. Das Ganze wirkte, als machten sie sich zum Kampf bereit.
Hauptmann Anjoun hieß seine drei Gefährten warten und ging dann hinüber zum Ältesten, der mal hierhin und mal dorthin weiß, einige säumige Zauberer zur Eile trieb. Nach wenigen Worten kehrte der junge Mann zurück. ”Etwa Achthundert Seri sind durchgebrochen”œ, rief er ihnen zu. Himlan und Bronko ließen ihre Sachen fallen, wo sie standen, zogen gegenseitig die Kettenhemden fest, prüften den Sitz der Schwerter und dann eilten sie gemeinsam mit Anjoun zurück zum Tor des Hofes des Hauses der Zauberer. Jala kam sich seltsam verloren vor. So legte sie ihre Sachen vorsichtig neben die der Männer und straffte ihre blaue Robe. Der Dolch störte sie und so verstaute sie ihn in ihrem Rucksack. Dann ging sie vor zu den Zauberern und den wenigen Zauberinnen an der Mauer, welche das Haus der Zauberer umgab. Der Lärm rückte näher. Blitze fuhren vom Himmel und seltsam kreischende Laute erklangen. Dann kamen einige hellblau gewandete junge Männer. Sie trugen andere und viele von ihnen, so konnte Jala, während die Träger vorbeieilten, erkennen, waren schwer verwundet. Ein älterer Mann erschien im aus dem Nichts im Hof, verbarg eine Zauberkugel in seinem Gewand und rief dem Ältesten zu, ”Zweihundert haben wir erledigt, die übrigen kommen hierher. Der Rest von uns”¦”œ. Er sprach nicht weiter, den die, welche er wohl gemeint hatte, erschienen bereits nacheinander im Hof. ”Wie ergeht es den Adepten, Rilvald?”œ, rief der Älteste einem der Neuankömmlinge zu. ”Der Plan geht auf, die Seri folgen. Doch sind sie gut bewaffnet und einige der Dunklen sind in ihren Reihen, auch einige Serumpriester”œ.

Das Geheul und Getöse kam näher, der Donner grollte nun laut über dem Haus der Magier, zahlreiche junge Magier stürmten durchs Tor, die meisten verwundet, doch schnell eilten die hellblau Gewandeten herbei und die Wunden der tapferen Adepten schlossen sich, ihre Gesichter gewannen Farbe zurück. Keiner blieb länger als eine kleine Sanduhr auf seinem Lager, die meisten sammelten sich im Hof. Dann rief Hauptmann Anjoun, dass er die Spitze des Serumangriffes sehen konnte. Reihum verschwanden Zauberer und Jala hielt plötzlich eine Schriftrolle in der Hand. Eine Stimme flüsterte ihr zu, ”Lies!”œ. Sie tat wie ihr geheißen und ein warmes Kribbeln fuhr ihr über die Haut. Sie fühlte sich seltsam leicht und sah an sich herunter, doch, und ein kleiner Schreck durchfuhr sie, ihre Beine waren verschwunden, auch ihre Hände konnte sie nicht mehr sehen.
Nur wenige Magier blieben sichtbar, zumeist jünger, doch immer vier von ihnen begaben sich an eine der mit Schriftrollen beladenen Kisten. Hauptmann Anjoun und die beiden anderen Soldaten standen etwa 2o Schritt vom immer noch weit geöffneten Tor entfernt. Einige Zauberer kamen hindurch gerannt und hasteten zu einem kleinen Haus an welchem eine hellblaue Flagge hing. Jala konnte erkennen, dass sich die Wunden der eben Eingetroffenen schlossen. Ein kalter Schauer fuhr ihr über den Rücken, denn ein spitzer Schrei drang vom Tor her an ihr Ohr. Die Seri waren hindurch getreten. Hauptmann Anjoun focht mit einem, der ihn um über einen Kopf überragte und fast doppelt so breit war, wie er. Mit Hass verzehrtem Gesicht führte der Serum Schlag um Schlag aus und Hauptmann Anjoun, aber auch Himlan und Bronko, die mit nur unwesentlich schwächeren Gegnern fochten, wichen Schritt um Schritt zurück. Die Seri rannten durchs Tor. Feuerbälle rasten auf sie zu und Flammenpfeile, Eissplitter trafen sie hart und Blitze zuckten aus dem wolkenlosen Himmel auf sie herab. Doch an so mancher Stelle, an der eben noch eine feurige Hand, einen Serum angriff, erschien ein Zauberer, meist zu Tode getroffen und nur wenige konnten hinüber zu jener blauen Flagge kriechen. Jalas Herz begann zu kochen, Wut gärte in ihr, Zorn raste durch ihre Adern und dann spürte sie ein Kribbeln im Nacken, welches durch ihren ganzen Körper lief. Ohne recht zu wissen, was sie tat, rannte sie los. Ihre Hände flogen abwechselnd nach vorn und jeder Schlag gegen die Luft, ließ einen Feuerball aus dem Nichts erscheinen und diesen den angreifenden Seri entgegenjagen. Dann erreichte sie Anjoun und der riesige Serum spürte sicherlich weder das Eindringen des Schwertes des Hauptmanns, noch die Vulkanglasdolchklinge eines Adepten, denn so, wie diese ihn trafen, riss eine riesige Flammenkugel ihm das Fleisch und die Muskeln von den Knochen und ließ nichts als sein klappernd in sich zusammenfallendes Skelett zurück. Die übrigen Magier fassten nun Mut und sie griffen, obwohl unterlegen, tapfer die Eindringlinge an. Die Macht der Magie an diesem Ort war spürbar. Die wenigen dunklen Magier und Serumpriester, welche bei dem Durchbruch durch die Truppen der Wache am Naworpass mit ins Konlirer Land gespült worden waren, erkannten als erste, dass die Schlacht verloren war und verschwanden rasch. Die wenigen Seri, die sich zur Flucht wanden kehrten nie nach Reikan zurück, denn sie rannten in die, vom Naworpass nachsetzenden Truppen.

Doch, in all die Freude über den raschen Sieg, mischte sich die Trauer, denn nur die Hälfte der Magier hatte diese Schlacht überlebt. Viele starben noch Stunden später an der Wirkung unbekannter Gifte und so mancher von ihnen hatte einen langen Kampf gegen das Serum des Todes, welches durch die Wunden, egal ob durch Pfeil oder Schwert beigebracht, ins Blut gelangt war. Jala stand noch lange neben Rieon Anjoun, der seinen Arm auf ihre Schulter gelegt hat, und blickte mit ihm - wortlos - auf die langsam ansteigenden Wiesen.

Das Wetter hatte umgeschlagen. Wind blies aus dem Süden herauf und trieb den feinen Sand der Wüste in die Berge. Noch schwerer war nun der Aufstieg, doch wenigstens schien Stered ein wenig munterer geworden zu sein. Leise pfiff er ein mir damals unbekanntes Lied vor sich hin und sah oft nach Nordosten, in jene Richtung, in der, wie ich wusste Konlir liegen musste. Sirajarta und ich lauschten ihm, denn dieses Lied gab uns Kraft. Seltsamerweise sah ich plötzlich nicht mehr nur die grauen, schroffen, gezahnt - gezackten Kämme dieses unwirtlichen Gebirges. Ich erblickte kämpfende Männer und Frauen, die eine harte, grausame Schlacht schlugen. Feuer raste von ihren Händen und Eisgeschosse trafen ihre Gegner, ließen ihnen das Blut gefrieren oder sengten die Haut vom Körper, rissen das Fleisch von den Knochen. Dann wurde Stereds Pfeifen leiser und ich sah eine Frau neben einem Mann stehen, sie war in einen undurchdringbaren Schatten gehüllt, doch ihr goldenes Haar glänzte im hellen Licht, welches von jenem Manne ausging. Das Pfeifen erstarb und ein herzhaftes Lachen löste es ab. Sirajarta und ich wandten uns um. Stered hatte sich auf einen Felsen gesetzt und lachte aus vollem Halse. Verwundert sahen wir ihn beide an. Hatten ihm der lange Weg und die Hitze so zugesetzt? Hatte er vielleicht den Verstand verloren. Doch er wies mit der Hand noch Westen und da sahen wir es, ein gelbes Tal und dahinter ein weiteres Gebirge. Wir hatten den Serianarpass erreicht. Sirajarta nahm neben Stered Platz und ich rollte eilends ihre Decke aus, damit sie ruhen konnte. Dann legte auch ich mich zur Nacht hin, während Stered leise vor sich hinmurmelte. Es klang, als würde er immer wieder sagen, ”Sommermond, Winterschatten, Herbstsonne, und wer ist nun die Frühlingsdämmerung?”œ.

Anmerkungen:

Diesmal sinds nicht ganz 4 Seiten. Wörtliche Rede ist kaum drin, darum mach ich mir jetzt nicht extra die Mühe, sie explizit hervorzuheben, ich hoffe auf euer Verständnis. Kritik wird immer gern genommen, Hinweise auf Fehler natürlich auch, ansonsten viel Spass beim Lesen, wems nicht gefällt, zu lang ist, zu viele Namen vorkommen etc.pp. Sorry, ich mag Geschichten nun mal mit Inhalt ud kanns nicht leiden, wenn man immer nur von Bergen redet (und als Aushilfszwerg ist es mein gutes Recht den steinigen Dingern, mit den OttoNormalMensch/Onlo/Taruner/Serum/Natla nischt anfangen kann, einen Namen zu geben ;) )

Der Naworpass befindet sich bei x: 100, y: 104 (ergo ist der Silarion auf x:99, y: 104 und der Endanor auf x: 101, y: 104)

Der Serianarpass befindet sich bei x: 97, y: 113

Das Haus der Zauberer ist tatsächlich das Haus der Zauberer in Konlir.

Tja, ähm, sollte als Erklärung reichen, wo der Arewendel und der Fermalinus sind, sollte eigentlich jeder noch wissen, achja,
der Jirnarol ist der Berg gegenüber des Arewendel ähm, müsste bei x: 95, y: 103 sein.

Mirari
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Beitrag von Mirari » 16. Mai 2006, 16:01

Ich find deine Geschichte einfach genial. Ich will meehhrrr^^

Estron Dekal
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Beitrag von Estron Dekal » 31. Mai 2006, 19:17

hab die geschichte jetz auch endlich fertig^^

sehr gut geschrieben und ich warte schon (sehn-)süchtig aufs nächste kapitel^^

-->Dafür :D

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Beitrag von this91 » 1. Apr 2007, 14:21

vnv_nation, ist ja wahnsinnig! eine literarische höchstleistung! :wink:
Timeo danaos et dona ferentes. Und zwar grundsätzlich.

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Beitrag von vnv_nation » 1. Apr 2007, 23:24

Und ich müsst mal weiterschreiben :-s Aber danke für's Kompliment

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Beitrag von Crypto » 23. Mai 2007, 16:15

Als ich gesehen habe das es schon 5 Kapitel gibt dachte ich :shock: da komme ich ja nie hinterher... aber ich habe einfach alles für den i-Pod klar gemacht und mir wirklich die komplette Geschichte auf mein i-Pod durchgelesen! Ich glaube jetzt sind meine augen zwar nachhaltig geschädigt und ich werde diese Flimmern was ich in diesen Tagen in denen ich es während der Schule, der Bahnfahrt, oder sonst wo gelesen ahbe oft zu spüren bekam... :(
Doch nun... will ich MEHR!
Also las ^ihn^ sehen!
Natürlich gibt es ein Jenseits. Die frage ist nur: Wie weit ist es von der Innenstadt entfernt und wie lange hat es offen:wink:

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Geist von Fool
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Re:

Beitrag von Geist von Fool » 2. Dez 2007, 10:33

vnv_nation hat geschrieben:Und ich müsst mal weiterschreiben :-s
[x] Ja.

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Feuervogel
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Re: Stered Wegilt

Beitrag von vnv_nation » 13. Feb 2008, 20:28

So, ich weiß nicht, ähm, ja, ich lass die Geschichte für sich selber sprechen, Kommentare sind wie immer erwünscht.

Wälder und Seen

Stille. Diese unsägliche, unfassbare Abwesenheit von Geräuschen, noch nie zuvor hatte er sie in solch Intensität verspürt, nie zuvor hatte er in einer solchen Umarmung gelegen. Die Blätter an den Bäumen bewegten sich stumm, Bienen flogen lautlos über die Wiese in mitten des Waldes. Das Zirpen der Zikaden und Schrecken war verstummt und doch saß keine zwei handbreit von ihm entfernt, auf einem Ast am Boden zu seinen Füßen nun eine, deren Flügel in regelmäßiger Heftigkeit über ihre Beine zuckten. Ein leichtes Brennen breitete sich von seinem Nabel beginnend, nun allmählich über seinen Bauch in alle Richtungen seines Körpers aus. Es verdarb ihm die Stille, es verdarb ihm die Ruhe und die Starre seiner Augen, die wohl bald endgültig werden sollte, fand ein Ende. Ein Rauschen, den im Sturme stetig wachsenden Wellen des Meeres gleich lief an seine Ohren heran, zog sich zurück und kehrte mit größerer Macht zurück. Die Sonne stach ihm plötzlich in die Augen, die Geräusche prasselten wie ein Pfeilhagel auf ihn hernieder und dieses brennen war zu einem unerträglichen Schmerz angewachsen. Er fiel auf die Knie, Tränen füllten seine Augen. Da griff eine Hand von hinten nach seinem Kinn. Ein sanftes Ziehen lief durch seinen Hals und er sah in die kalten Augen seines Gegners. Trauer stand in diesen geschrieben. Ein sengender Schmerz durchfuhr seinen Hals und die Welt vor seinen Augen war plötzlich hinter einem roten Schleier verborgen, dessen Farbe nun langsam ins Schwarz überging. Die Geräusche schwanden erneut und Stille umgab ihn wieder. Er spürte, ein kurzes, heftiges Brennen in seinem Bauch, als er nach vorn fiel und das weiche Gras seine Stirn auffing. Der Schmerz verging, die Welt entschwand und kein Gedanke regte sich mehr in ihm.

Die Hand, welche eben noch, beinahe zärtlich seinen Hals gestreckt, schloss ihm die noch halb geöffneten Augen. Dann traf ein schwerer Stiefel den leblosen Körper an der Hüfte und er kippte nach Rechts. Die Hand griff nach dem Heft des Schwertes, welches bis zum Klingenansatz durch den Leib getrieben war. Ein kurzes, metallisches Schaben später erstrahlte das Schwert in blut-silbrigen Glanz. Der Besitzer des Schwertes umfasste das Heft der Waffe mit beiden Händen. Er hob es. Er zielte. Er traf. Dann fuhr das Schwert in die Scheide. Er bückte sich, zog den Rest des Körpers gerade und rammt die Waffe, wie den Schild des Toten in den Boden. Danach griff er sich den abgetrennten Kopf und ging mit diesem, ihn etwas von seinem Körper entfernt an den Haaren haltend, hinüber zu einem schwarzen Rappen, dessen Haupt stolz in die Luft gereckt zu sein schien. Nicht weit von diesem prächtigen Tier, ein wenig tiefer im Wald, versteckt im Schatten, stand ein kleineres, aber weit kräftigeres Pferd. An seiner Flanke hing ein Weidenkorb. Dieser war das Ziel des Wesens. Als er den Korb öffnete, breitete sich ein unglaublicher Gestank von diesem aus. Selbst dem Pferd schien er die Tränen in die Augen zu treiben und es stapfte unruhig auf der Stelle. Sanfte Worte beruhigten es und das ekelhafte Geräusch, welches der Kopf von sich gab, als er zu den übrigen in jenem Fliegen verseuchtem Korb geworfen ward, schien das Tier nicht mehr wahrzunehmen. Der Weidenkorb wurde geschlossen. Der Mann umfasste das Zaumzeug des braunen Hengstes, und führte ihn zu seinem Rappen. Er warf einen Blick auf die Wiese, dort wo das Schwert und der Schild den Leichnam verkündeten. Er ging um das braune Pferd herum, griff nach einem Feuervogel, der dort in einem Holzkäfig untergebracht, hing. Leise flüsterte er mit ihm, warf ihn dann in die Luft und sah zu, wie er sich gen Süden auf den Weg machte.
Einen Moment wartete er. Dann band er die Führungsleine des braunen an den Sattel des schwarzen Hengstes. Er saß auf und führte beide Pferde im sanften Gang zurück zum Waldweg. Eine schemenhafte Gestalt erwartete ihn dort.
War die Jagd erfolgreich”œ, krächzte sie heiser, ”Meister?”œ, fügte sie nach einem strengen Blick ihres Herren hinzu.
Die Jagd, wie du es nennst, war eintönig. Sie nennen sich Krieger, Kämpfer, Ritter, Recken, Mörder, Assassinen und Attentäter, doch am Ende landen sie alle in meinem Korb, ein jeder mit dem letzten Gebet auf den Lippen und jenem Flehen in den Augen all das zu beenden”œ. Der Mann spuckte aus. ”Nun setz dich schon auf das Pferd, sonst muss ich mir wieder Tage lang dein Gejammer anhören!”œ, fuhr er die noch immer nur als Schatten wahrzunehmende Gestalt an. ”Wie lange hält der Zauber noch?”œ, wollte er wissen. ”Ich denke”œ, erhob sich wieder die kratzende Stimme, ”in einigen Augenblicken ist er”¦”œ.
Eine hässliche, weißliche Gestalt, mit papierner Haut und knorrigen Fingern wurde sichtbar. Die linke Hand spielte unsicher im Spinnenseiden feinen Haar. Das Wesen war so dünn, dass man unweigerlich das Gefühl haben musste, dass es in der Mitte durchbräche, wenn der Wind nur ein wenig heftiger wehte. Ängstlich blickte er sich um. Man konnte deutlich sehen, wie seine Augen hervortraten, als er versuchte im dichteren Holz etwas zu erspähen.
Nun steig schon auf, der Weg ist weit bis zum Dämmerpass von Reikan, dort warten die übrigen Iranturi auf uns[/b][/i]”œ.
Ja, Meister, sogleich, ich dachte nur, dass dort,”¦”œ, krächzte der Dürre. ”Du denkst immer, dass irgendwo, irgendwer lauert, und nun aufs Pferd mit dir, wir haben es eilig!”œ.
Unter einigen Verbeugungen und gekrächzten Entschuldigungen, was den Vorgang nicht beschleunigte, hievte sich die Gestalt auf das brauen Pferd. Dieses erleichterte ihm das Aufsteigen auch durch sein nervöses Getänzel nicht. Erst die gleichen sanften Worte, welche der hoch aufgewachsene Mann gesprochen, als er den Weidenkorb befüllte, beruhigten das Tier. Die kleine Gruppe setzte sich in Bewegung, tiefer hinein in den dichten Wald von Gobos, hinüber nach Reikan. Ein Wind kam auf und trieb den ekelhaften Geruch nach Verwesung von den beiden Reitern hinüber in das Unterholz, welches der Dürre zuvor fixiert.

Zwei grüne Augenpaare blitzen dort nun auf und leises Rascheln mischte sich in das sanfte Rauschen der Blätter. Dann traten zwei Onlo aus dem Unterholz. Rasch und beinahe lautlos, oder besser, im Gleichklang mit der Stimme der Bäume, bewegten sie sich auf die Lichtung zu. Sie sahen den Schild und einem der Waldbewohner entfuhr ein Geräusch. Zorn lag darin, Abneigung und jede Menge Hass. Sie blieben an der Leiche stehen. Der eine Onlo bückte sich, Wut spiegelte den Toten in seinen Augen wieder. Er griff nach dessen linker Hand. ”Er ist es, Aenfar, er ist es!”œ. Der so angesprochene ging ebenfalls in die Hocke, er besah den Siegelring, er griff nach dem Tornister des Mannes und wühlte darin herum. Ein kleines Amulett zog er nach einigen Augenblicken hervor. ”Der Mörder unserer Schwester, hier liegt er, verflucht sei er!”œ. Der scheinbar Jüngere sah in an. ”Du willst ihn so,”¦”œ ”Ja, so wie der schwarze Kämpfer es bestimmt hat!”œ. ”Aber Bruder, was, wenn er”¦, wenn”¦”œ, er brach den Satz ab, denn er hatte das Aenfars Gesicht gesehen und selten hatte ein Onlo soviel Hass gezeigt und ein anderer soviel davon erblicken müssen. Der Ältere erhob sich. ”Dann soll er doch mit den Untoten wandeln, er hat es nicht anders verdient! Und wenn ihn tatsächlich ein Iranturi getötet hat, dann ist ihm dieses Schicksal gewiss, Ci-jindar.”œ
Der jüngere Onlo sah ihn fragend an. ”Die Iranturi sind die Jäger der Verderbten. Sie stellen all jenen nach, die mit Freude töten und sich am Morden berauschen. Sie kennen dabei weder Gut noch Böse, sie haben nur die eine Aufgabe, Jenen das Leben zu nehmen, die andere mordeten und eine angemessene Zeit auf Erden zu halten, solang, bis sie für jedes einzelne Verbrechen bezahlt haben und von sich aus Reue zeig”¦”œ Aenfar sah hinab auf den Boden, denn ein erster Schatten der Bäume, von der gegenüberliegenden Seite der Lichtung, tief im Westen, hatte den Schild des Toten berührt. ”Wenn es stimmt Ci-jindar, dann sollten wir uns nun zum Kampf bereit machen, denn er wird aufstehen und heute Nacht noch einmal sterben”œ.
Die Schatten krochen näher, die Brüder zogen ihre Waffen. Der kopflose Leichnam begann zu zucken, die Sonne verließen die Welt für eine Weile und das spärliche Licht zweier Viertelmonde und zahlloser Sterne hüllte die Lichtung in ein blasses Blau - Grün.
Die Leiche erhob sich. Schemenhaft saß ein Kopf auf seinem untoten Körper. Die Onlo grüßten ihn und ließen ihm Zeit nach seinen Waffen zu greifen. Dann hob der Kampf an und das Klirren von Metall auf Metall, das stumpfe Geräusch, wenn es mal lebendiges, mal totes Fleisch schnitt, Schreie der Schmerzen und der Verzweiflung, erfüllten die Nacht und irgendwann endete wohl auch dieser Kampf.

Der Alte sah hinab in das Tal. Ein Monat war vergangen, Wunden waren geschlagen worden und wieder verheilt. Einige Narben hatten seine beiden Begleiter davon getragen und nun waren sie hier. Dieses Hier, war scheinbar der einzige noch friedliche Ort auf dieser Welt, ein See umzingelt von Bergen, der jedweden Zorn, jede Wut und jeden Hass verschwinden ließ. Doch auch in dieses Idyll, so hatten sie bei ihrer Ankunft vor zwei Tagen erlebt, war bereits befleckt. Zahllose tote Fische trieben auf der Oberfläche, als sie das große, weite Wasser das erste Mal erblickt. Ein unheimlicher Gestank hing zu diesem Zeitpunkt über dem See. Kaum hatten sich jedoch die stinkenden Wolken verzogen, kamen Menschen aus Kerdis und Loranien zu einem rauschenden Fest zusammen. Sie alle sahen die schwarzen Finger des Krieges am Himmel und vielleicht war deshalb die Feier umso ausgelassener. Auch Manor und Sirajarta hatten getrunken, gegessen und getanzt. Erst als die Nacht sehr alt war und beinahe dem neuen Morgen wich, da waren sie zu Bett gegangen. Stered hatte sie schlafen lassen, denn solch friedliche Augenblicke auf einer weichen Schlafstatt waren selten und wenn er so zurückdachte, dann hatten sie diesen Moment der Stille und Zufriedenheit verdient. Kerdis, das Steppenland, spärlich bewachsen und doch reich bevölkert, von Nomaden und Hirten, Staubschleiferzüchter und einigen Bauern, hatten sie zuletzt durchwandert. Nur wenig war in diesen Breiten vom Krieg zu spüren, nicht zu letzt, weil es hier für die Taruner nicht mehr gab, als in ihrem eigenen Land und den See des Friedens konnten sie nicht so einfach durchqueren, Wochen, ja Monate hätte es gedauert und wahrscheinlich wäre die Armee umgekehrt, bevor sie die zwei Tagesmärsche zum Nordpass nach Loranien vollendet hätte. Nichtsdestotrotz hatten sie kleinere Scharmützel auszustehen, denn Banditen gibt es an allen Orten und noch mehr, wenn die Truppen an den Grenzen verstärkt werden müssen. Eine gute Zeit, für Raub und Mord, dachte Stered so bei sich, eine traurige Zeit für Frauen und Mädchen. Er schloss die Augen, sein Blick glitt in die Ferne und was er dort sah blieb sein Geheimnis, bis es vor Aller Angesicht trat.

Manor erwachte, die Sonne stand hoch am Himmel und Sirajarta lag, mit offenen Mund, überstrecktem Nacken und einer Hand in der seinen, neben ihm. Er konnte sich ein Grinsen nur schwer verkneifen. Der Wein der Loranier war süß und das Bier der Kerdisianer stark, und beides zugleich zu genießen, ein Fehler. Zumindest, wenn er davon ausging, wie er sie zu Bett gebracht hatte. Ihre Zunge schwer, ihre Schritte unsicher und ihre Hände auf Abwegen. Sie waren sich nun schon einige Zeit zugetan, und er konnte nicht verhehlen, dass er all das, was sie in der Nacht vorgeschlagen nicht auch begehrte, doch die Vernunft hatte gesiegt und sich schließlich der Rausch dem Schlaf ergeben. Sirajarta schnaufte , schluckte, hustete und stöhnte dann. Beide Hände führte sie an ihren Kopf. Ihr Gesicht war bleich und ihre Augen trüb. Sie sah Manor mit zusammengekniffenen Augen an. ”Atme leiser, mir platzt gleich der Schädel”œ. In diesem Moment wurde die Zeltplane zurückgeschlagen und ein heiter wirkender Stered wünschte mit lauter Stimme einen schönen, guten Morgen. Sirajarta riss ungestüm die Decke über ihren Kopf und dabei Manors Unterlage weg. Er fiel aus dem Bett und stieß sich unsanft den Kopf. ”Junge, was machst du denn da am Boden?”œ, wollte Stered wissen. ”wenn du den Wein nicht verträgst”œ, fügte er hinzu, ”dann solltest du nicht soviel trinken. Und jetzt auf, auf, und in den See gesprungen, der Tag ist alt, der Weg noch weit. Die weißen Türme stehen nicht ewig!”œ. Dann klatschte der Alte zwei-, dreimal in die Hände und ging fröhlich pfeifend aus dem großen Zelt. Sirajarta stöhnte noch einmal, kniff die Augen zusammen und machte sich daran langsam aufzustehen. Manor indes saß auf dem Boden, schüttelte den Kopf und fragte sich, warum ihn auch nur ein Satz des alten Mannes noch immer im Geringsten verwunderte.
Eine gute Stunde und ein noch besseres Frühstück später, verabschiedeten sich die drei Wanderer von den Kerdisianern und folgten dem Tross der Loranier gen Norden. Sirajarta ging es nach ihrem dritten Koloakaffee wieder besser, obgleich sie noch immer mit arg zusammengekniffenen Augen durch den Tag ging und so manches laute Geräusch mit einem Stöhnen oder auch einem mittleren Wutanfall bedachte. So fuhr sie zwei kleiner Loraner Jungen an, die mit einer Trommel und einer Trombone vor Stered her marschierten und stolz ein Lied über Jaurik Baumwächter sangen, welches er sie gelehrt hatte.
Nach einer Weile, die Sonne sank und Sirajartas Unwohlsein hatte sich gelegt, erhoben sich gleich hinter der Biegung einer Felswand neun strahlend weiße Türme und reckten ihre Minarette in den Himmel. Manor konnte nicht anders, als innezuhalten und ihre Schönheit zu bewundern. Stered hatte berichtet, dass dies die Bauwerke des Volkes der Loraner wären, und, dass sie vor dem letzten Krieg verschwanden. Einige, so erzählte er, hätten jedoch geschworen all jenen entgegen zu treten, die voll Freude dem Töten nachgingen, und sie für diesen Frevel zu strafen. Doch lange Zeit hat man von diesen nichts gehört und bei vielen Völkern ist dies Wissen längst verloren oder in die Mythen eingegangen, lang bevor der Stein über die Welt kam und das Vergessen Alltag und das Sterben Gewohnheit wurde.

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