Über das Musik hören

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Thunderfighter
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Über das Musik hören

Beitrag von Thunderfighter » 5. Nov 2009, 19:00

Hallo allerseits =)
Ich hoffe zumindest einige der User in diesem Forum nehmen sich die Mühe den Text trotz seiner Länge zu lesen ;)
Ein angenehmes Leseerlebnis wünscht Thunderfighter



Über das Musik hören

Barbara, Jahrgang '49, liebt Musik.
Wobei das vielleicht noch etwas milde ausgedrückt ist; von barockem Bach, bis hin zu zeitgenössischem Zeman, von äolischen Kirchentonleitern über alterierte Jazz-Skalen bis hin zu zarter Zwölftonmusik - was in den letzten 400 Jahren komponiert, interpretiert oder arrangiert wurde, und darauf würde Barbara ihr Grammophon verwetten, hat sie schon mal gehört und kann es, in vielen Fällen auch dem entsprechendem Komponisten bzw. der passenden Epoche zuordnen.

Barbara gehört im 21. Jahrhundert zu einer, vom Zeitgeist (der sich u. A. in Form von blank polierten i-Pods äußert) bedrohten Art, nämlich zur einst verehrten, nun mitleidig belächelten Gruppe der Musikliebhaber, die zwar nicht ständig und überall mindestens einen weißen Kopfhörer im Ohr haben, dafür aber wenn sie Musik hören, dies zumindest bewusst machen, und nicht nur um die Wartezeit in öffentlichen Verkehrsmitteln angenehmer zu gestalten, sich im "Shuffle-Modus" von wahllosen Songs dauerberieseln lassen.

Die Mobilmachung von Musikgenuss, die mit dem Walkman von Sony in den 70er-Jahren begonnen hat, hat gleichzeitig die Apokalypse der abendländischen Musik(-hör-)kultur eingeläutet. Auf der einen Seite wird durch die stetig billigeren, kleineren und mit mehr Speicherkapazität ausgestatteten, nennen wir sie mal verallgemeinernd nur MP3-Player gewährleistet, dass eine wesentlich (!) breitere Öffentlichkeit Zugang zu (passivem) Musikgenuss hat, aber eben dies führt auf der anderen Seite auch zu einem rasanten Niveau-Verfall der angebotenen Medien.

Um zu verdeutlichen wie sich die Tätigkeit des Musik hörens in den letzten Jahrzehnten verändert hat, werde ich kurz die italienische Sprache zu Hilfe nehmen, allerdings weder, wegen ihrer historischen Bedeutung in der Musikgeschichte, noch wegen ihres zarten melodischen Klangs; vielmehr geht es um die zwei Wörter "ascoltare" und "sentire", die man zwar annähernd durch "hören"(passive Wahrnehmung) und "zuhören"(aktive Wahrnehmung) andeuten kann, die aber trotzdem auf Italienisch wesentlich differenzierter sind.
Barbara, die uns mittlerweile als Musikfetischistin bekannt ist, hat in ihrer Studienzeit auf die Frage nach ihren Hobbys stets nur mit "Musik hören" geantwortet um sich, wenn man genauer nachfragte, rasend schnell in Einzelheiten ihrer fast schon krankhaften Sucht zu verstricken. Auch heute liest man ständig von jungen Menschen, die scheinbar "ohne Musik gar nicht mehr leben" könnten. Fragt man genauer nach, wo denn eine solche Identifikation mit Musik herrührt, bzw. ob sie denn selbst ein Istrument zu spielen vermögen, stellt sich meist nach einer kurzen Konversation heraus, dass sich ihre Verbindung zur Musik auf den Besitz eines i-Pods und ständige Dauerberieselung im eigenen Zimmer beschränkt. Ohne jetzt eine ganze Generation von designbewussten, individuellen und globalisierten Jugendlichen (der ich ja selbst auch angehöre) vor den Kopf stoßen zu wollen, wage ich es die Behauptung aufzustellen, dass der Trend des perzeptiven Musikgenusses ein Problem ist, das sich mit einem gewaltigen Crescendo auf ein Finale zubewegt, das vor lauter Polyrhythmik und Polyphonie (nur um nicht Chaos zu sagen) kaum noch zu ertragen ist. Wo ist die gute alte Zeit geblieben, als man sich zuhause noch (alleine oder mit Freunden) Vinylplatten oder CDs oder Kasetten angehört hat, aber aus Lust an der Musik, und nicht als Berieselung für eine andere Tätigkeit die man sonst, weil bei überstimulierten "New-Generation-Kids" ständig alle Sinnesreize gefordet werden müssen, nicht mehr machen würde.

"Musik hören" war mal eine vollwertige Tätigkeit, so wie "fernsehen" oder "schwimmen".
Im digitalen Zeitalter ist aber die Apperzeption, also das bewusste Wahrnemen von Sinneseindrücken, auf sehr wenige Tätigkeiten beschränkt. "Musik hören" ist leider ebenso wie "Foto-Alben ansehen" oder "Backgammon spielen" in letzter Zeit immer mehr zu einer perzeptiven Tätigkeit verkommen, bei der man zwar hört, aber nicht zu-hört, bei der man zwar steht oder liegt, aber nicht ver-steht was dahinter liegt.
Ich will nicht behaupten, dass jeder der Musik hört ein diplomierter Musiktheoretiker sein muss, auch bin ich ein überzeugter Gegner von einer zunehmenden Rationalisierung der Musik, doch ich finde, wenn man Musik hört, sollte man sich auch gewisse Gedanken machen, wie bewusst man es eigentlich tut; und eine gewisse Basis, was die Musiktheorie anbelangt, hat noch keinem geschadet.

Auch Barbara hat mittlerweile einen i-Pod.
Ihre Nichte war überzeugt von der Notwendigkeit des Geschenks. Seit Barbara aber einmal
von den Paukenschlägen des "Also sprach Zarathustra" von Richard Strauß dermaßen ergriffen war, dass sie einen mittelschweren Fahradunfall verursacht hat, verwahrt sie den apokalyptischen Reiter des perzeptiven Musikgenusses sicher in ihrer Kommode.

Valentin Gasser
Chadone hat geschrieben: Und zu Thunder, haette gerne zu der Zeit gespielt, als er noch spielte, man hoert da ja echt die spannensten Geschichten ueber diese Zeit. Kam leider nur wenige Tage zu spaet...

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Re: Über das Musik hören

Beitrag von Frozen » 5. Nov 2009, 19:23

wohl wahr... dies lässt sich heutzutage überall beobachten.
allerdings sehe ich es als unausweichlich an, da es mit dem technischen fortschritt einher geht.

und ich persönlich habe auch nichts gegen diese berieselung, denn auch ich versüße mir läste aufgaben oder wartezeiten gerne damit. wenn ich mich direkt auf die musik konzentrieren will, dann tue ich das. nur, weil man sich berieseln lassen kann, heißt es nicht, dass man es auch ununterbrochen tun MUSS... die bewusste wahrnehmung der musik leidet also eher nicht. (jedenfalls ist es bei mir so)
Verfallen wir nicht in den Fehler, bei jedem Andersmeinenden entweder an seinem Verstand oder an seinem guten Willen zu zweifeln.
- Otto von Bismarck

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Re: Über das Musik hören

Beitrag von Ryo » 5. Nov 2009, 19:35

Ich kann mich wirklich vollkommen mit diesem Text identifizieren. Ich hab mich nunmal schon so sehr an die "Wartezeit-Musik" gewöhnt, dass ich ohne nicht mehr kann! Auch wenn mir die Songs gefallen, und ich wirkliche zuhören, NUR Musik hören, nee, das kann ich nicht. Das ist für mich wie eine Art Begleitmusik zum Leben.
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Andi90
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Re: Über das Musik hören

Beitrag von Andi90 » 5. Nov 2009, 19:38

Ich find den Text toll, er hat durchaus was wahres. Nur werden hier zwei Extreme beschrieben.
Der beschriebene Niveau-Verfall der Musik ist sehr subjektiv. Der eine kann halt mit Klassik nichts anfangen, der andere mit modernem Hip-Hop...

Bei mir läuft praktisch immer Musik. Sei es zur Ablenkung im Pendlerverkehr, zur Entspannung abends oder zu einer besseren Konzentration während dem Arbeiten. Und dazwischen gibts aber durchaus auch Phasen, in denen ich Musik höre um Musik zu hören ;)

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Schmiddi
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Re: Über das Musik hören

Beitrag von Schmiddi » 5. Nov 2009, 21:20

Wenn ich schon höre, dass das Niveau dadurch sinke, dass man heutzutage nicht mehr zu Hause sitzt, um sich Interpretationen beim Hören klassischer Musik durch den Kopf brausen zu lassen, sondern einfach Musik hört, die einem schlichtweg gefällt(sei es der Text oder die Musik an sich)
Der Musik zuzuhören wird hier als Hobby dargestellt, was immer weniger Anhänger findet. Da frag ich mich: Wen interessiert das? Wers macht, solls machen, wer nicht, der halt nicht

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Re: Über das Musik hören

Beitrag von Sel-lej kemmna » 5. Nov 2009, 21:40

Es gibt für mich zwei Arten, Musik zu hören.
Einmal wäre da eine typische Situation: Ich geh aus dem Haus mit 'meinem' Sound (Musik, die ich wirklich mag) in der Tasche, setz mich ins Tram, les was oder träum vor mich hin und lass mich nebenbei von der Musik berieseln. In letzter Zeit habe ich diesen gedankenlosen Konsum von Musik zurückgeschraubt.
Viel lieber höre ich nun bewusst meine Musik während dem ich entspannt rumhäng bis rumliege. Ich höre dann ausschliesslich Musik, am liebsten mit geschlossenen Augen. Ein komplett anderes Erleben ist die Folge. Ich entdecke leise rauschende Kieselsteinbäche, die sich durch den schrillen Urwald schlängeln. Neben dominaten Affen- und Vogelgeschrei tut sich mir eine bis anhin ungehörte Quelle von Klängen und Tönen auf. Das ist wunderbar. Und die investierte Zeit auf jeden Fall wert.
Fanatischer Anhänger des Seppel-Clan!

Und da ist er

FairesHandelsViech
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Re: Über das Musik hören

Beitrag von FairesHandelsViech » 5. Nov 2009, 22:39

WOW, dein Aufsatz ist großartig, wie stehst du selber dazu?
Du beschreibst die kritische Musikhörentwicklung machst sie anhand der fiktiven Barbara fest.
Wobei dir dies sehr humorvoll aber trotzdem ernsthaft gelingt, ich bin beeindruckt von deinem Werk und eventuell sogar froh, dass ich weder I-Pod noch Handy hab. (=
"Also sprach Zarathustra" werde ich mir mal anhören, dass begeistert nicht nur Barbara.
Es fängt jetzt an und ich will mich jetzt auf die Musik konzentrieren *smile*
Aber danke dafür, dass du dies gepostet hast, ich darf mir das doch kopieren.

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Bombenpflanze
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Re: Über das Musik hören

Beitrag von Bombenpflanze » 6. Nov 2009, 10:48

Super Text, kann mich da meinen Vorpostern nur anschließen :)

Bezüglich der Kernaussage kann ich nur sagen, dass mir das auch so vorkommt. Aber jedoch dies wie schon geschrieben, auch etwas mit der Entwicklung zu tun hat, sodass es nciht nur ermöglicht wird Musik ständig dabei haben zu können, ohne einen Plattenspieler dabeihaben zu müssen ;)

Ich persönlich muss leider zugestehen, dass ich wirklich relativ oft Musik einfach nebenbei konsumiere...ich finde es zwar schade...abner ich weiß auch, dass es wahnsinnig oft Zeiten gibt, in denen ich wirklich genau auf die Musik achte - bewusst zuhöre.
Kennt sicherlich auch jeder, wenn man kalte Schauer über den Rücken kriegt, oder wenigstens Gänsehaut am Arm, weil die Musik entweder so dermaßen berührt...oder weil sie genau jetzt in diesem Augenblick zu genau dieser Situation perfekt passt; aus der Seele spricht.
Aber wir verbinden ja auch Musik mit diversen Situationen / Gefühlen / Menschen...selbst wenn wir diese Musik damals nur "passiv" eingesogen haben. Ich denke nicht, dass dies verallgemeinert werden darf!
Musik kann so unendlich viel sein und bedeuten...
Das fängt bei Clicks'n'Cuts an, geht über Rap und Sprechgesang zu Opern. Jeder Mensch empfindet Musik anders, definiert sie womöglich anders...hat Liebelingsgenres, was ich wunderbar finde.
Erst vor kurzem hab ich zB gewisse Elektroformen für mich entdeckt. Kannte und hörte es schon damals einige Zeit...aber nun wage ich mich selber ran, setze eigene Beats auf etc.
Dazu muss ich leider sagen, dass man schon arg merkt, dass Musik im Allgemeinen etwas...naja, ich kanns nciht beschreiben, aber es ist...zu digital geworden. Ich merk es selber: Setz gier und dort ein paar Klicks und schon hab ich eigentlich einen halbwegsguten Beat(um bei Bsp zu bleiben).
Es fällt nun also leichter Musik "herzustellen", weil jeder Mensch nun kein gesamtes Orchester benötigt, sondern nur einen PC. ( Oder nicht mal das, wenn er gewisse andere Formen mag ;) )
Vielleicht kann man dadurch den Schluss ziehen, dass Musik aufgrund der Einfachkeit, sie zu erstellen, womöglich an Qualität verliert. Sicherlich - in gewissem Maßen. Unreflektiert darf auch das nciht gesehen werden: Sicherlich gibt es jetzt mehr und mehr. Aber dadurch kristallisieren sich für uns die eigentlich "Besseren" heraus und wir können unseren Musikgeschmack so besser formen :)
Your skill in Reading has increased by +1 Point.

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kaot
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Re: Über das Musik hören

Beitrag von kaot » 6. Nov 2009, 22:56

hm...
witzigerweise habe ich mich grad kürzlich mit jemandem genau darüber unterhalten, und dabei festgestellt das ich Musik - und zwar durchaus dieselben Stücke - auf beide Arten höre. Wenn ich sie bewusst höre mache ich maximal nebenher Sport, d.h. 0 Hirn nur physische Anstrengung, meistens nichtmal das. Andererseits habe ich die Stöpsel eben auch bei praktisch jeder Bus&Bahnfahrt, längeren Fußwegen drin, und Musik beim surfen, lesen, zocken etc. gehört ohnehin dazu.
Ich wage mal (anhand der erwähnten Eigenerfahrung) die ganz dreiste Behauptung: Je Pop desto Konsum.
Höre ich bewusst, schalte ich bestimmte Lieder nach den ersten paar Tönen weg, dies sind meistens eben die, die näher am Mainstream-Pop liegen. Näher weil dazu auch lieder vom Rand des Mainstreams von Subway to Sally, Rammstein o.ä. gehören.
Andersrum: Beim nebenbei-hören (im Bus) werden gerade die Werke mit bedeutsamerem Text weitergeschaltet, weil das Hirn grade keine Zeit hat.

Beethoven (oder auch die Musik zu (den echten) Star Wars Filmen) wird ausschließlich bewusst und ohne Ablenkung gehört.
Bazinga!

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Thunderfighter
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Re: Über das Musik hören

Beitrag von Thunderfighter » 6. Nov 2009, 23:07

Also erstmal danke für die vielen Komplimente, ich bin froh, dass ihr mit dem text was anfangen könnt ;)
Um gleich zu Anfang ein Missverständnis aus dem weg zu räumen: ich bin keinesfalls der Meinung, dass man Musik ausschließlich aktiv (wie im text beschrieben) hören soll, ich wollte eigentlich mehr darauf aufmerksam machen, wie ich persönlich die Entwicklung erlebt habe.
Außerdem bin ich froh, dass ich persönlich tatsächlich seit 3 Jahren keinen MP3-Player benutzt habe, und mir fehlt es irgendwie gar nicht... in wartezeiten in denen ich sonst (früher mal ab und zu) musik per kopfhörer gehört habe, denke ich nun einfach an songs, stelle mir sie vor, und gehe sie im kopf durch. je mehr ich das mache, desto weniger reizt mich der Gebrauch eines i-Pods o. Ä.
aber damit will ich weder behaupten, dass meine sichtweise allgemeine gültigkeit hätte, noch dass jeder der einen i-Pod benutzt von vorneherein seine Musik(-hör-)kultur verschlechtert. Es ist lediglich eine Beobachtung.


mfg valt g.
Chadone hat geschrieben: Und zu Thunder, haette gerne zu der Zeit gespielt, als er noch spielte, man hoert da ja echt die spannensten Geschichten ueber diese Zeit. Kam leider nur wenige Tage zu spaet...

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Re: Über das Musik hören

Beitrag von Andi90 » 6. Nov 2009, 23:23

Jetzt fällt mir grad noch was ein:

Manchmal hab ich Phasen, in denen ich kurzzeitig und intuitiv zwischen passivem und aktivem Musikgenuss wechsle. Das geschieht z.B. bei einem Gitarren-Solo, das mir gefällt, bei einer besonders guten Bridge oder auch bei ganzen Songs. Meist verbinde ich diese Stellen mit speziellen Gefühlen oder Erinnerungen.
So kann ich während einer Bahnfahrt im einen Moment ne Zeitung lesen, mich auf das Geschriebene konzentrieren und im nächsten Moment nur noch die Musik hören. Dann ist es auch unmöglich, mich wieder mit der Zeitung zu befassen, bis diese besondere Stelle vorbei ist. :)

Kennt ihr sowas auch oder ist das ne Eigenheit von mir?^^

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Re: Über das Musik hören

Beitrag von Noctifer » 7. Nov 2009, 00:04

kaot hat geschrieben:Ich wage mal (anhand der erwähnten Eigenerfahrung) die ganz dreiste Behauptung: Je Pop desto Konsum.
Allgemein würde ich mich dem anschließen.
Ich höre zwar manchmal auch alte King Crimson-Alben oder ähnliches nebenbei, aber das ist wirklich eher die Ausnahme.

Persönlich höre ich Musik aber mehr bewusst als unbewusst, und zwar auch wenn ich mit Bus, Bahn oder zu Fuß unterwegs bin; zumindest wenn ich die Strecke schon kenne. Meine Beine laufen die sozusagen eintrainierte Strecke ab, während mein Kopf sich ganz auf die Musik konzentriert. Teilweise ist mir auch schon ähnliches passiert wie (der fiktiven?) Barbara: Bin einige male versehentlich fast gegen Straßenlampen oder ähnliches gelaufen, weil ich so in der Musik versunken war.

Oft genug höre ich aber auch vollkommen bewusst Musik, soll heißen ich mache nebenbei nichts anderes.

... und ich glaube ich habe noch nie wirklich einen Shuffle-Modus benutzt. Eventuell in kleinen Playlisten, in denen mir die Reihenfolge egal war, aber nie einfach mit all meiner Musik. Dazu ist der ganze Kram in sich zu unterschiedlich.
Andi90 hat geschrieben:Kennt ihr sowas auch oder ist das ne Eigenheit von mir?
Mir geht's ähnlich, aber es muss sich nicht mal um etwas so prägnantes wie ein Solo handeln; mir sind z.B. die Texte bei der Musik sehr wichtig, so dass ich mich oft spontan vollkommen auf die Musik konzentriere, wenn gleich ein bestimmter Textfetzen kommt, der mir besonders gefällt.

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Re: Über das Musik hören

Beitrag von Trianon » 7. Nov 2009, 00:37

Ich seh den Unterschied zwischen heute und vor der Einführung tragbarer Medien nicht.
Musik wir bequemer mit der Zeit, ist leichter zugänglich, dank Youtube und co. kosten aber nichts, klar. Aber ich hab auch vorher gern das Radio angemacht oder mal nebenbei ne Platte eingelegt ohne wirklich vorgenommen zu haben mich berieseln zu lassen, dass hat sich nicht erst durch den Walkman ergeben. Man muss schon einige Jahrzehnte in der Vergangenheit gelebt haben um das erst jetzt zu bemängeln, in einer Zeit in der es noch purer Luxus gewesen ist ein Radio, Venyl oder ähnliches zu besitzen oder man wirklich ausgehen musste um Musik zu erleben..
Ich bezweifel auch, dass "Musik hören" jemals ein ernst zunehmendes Hobby gewesen ist, oder man sich in einem meditationsartigen Zustand befinden muss, dass man Musik nicht in der U-Bahn, auf dem Fahrrad oder bei der Arbeit wirklich "hören" kann.
Niveauabfall in der Neuzeit ? Kann ich eigentlich auch nicht bestätigen, Musik verändert sich wie Mode, es wäre doch traurig wenn wir nur bei einem Genre hängen geblieben wären. Mittlerweile ist es auch so, dass verschiedene Lieder in mehren Genres gecovert oder genutzt werden. Ich meine auch, dass man auch von neuzeitlicher Musik ziemlich erregt werden kann.
Die Person, die aufsteht und sagt: "Das ist bescheuert!", wird entweder aufgefordert sich zu benehmen, oder, schlimmer noch, wird begrüßt mit einem freudigen: "Ja, das wissen wir. Ist das nicht toll?"
Frank Zappa

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Re: Über das Musik hören

Beitrag von Schmiddi » 7. Nov 2009, 01:13

Andi90 hat geschrieben:Kennt ihr sowas auch oder ist das ne Eigenheit von mir?^^
Meinst du, dass man von einem Moment aufm anderen völlig vertieft in Gedanken ist, was aber nachn paar Sekunden bzw. Minuten wieder umschlägt?
Hat hoffe ich jeder :D

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Re: Über das Musik hören

Beitrag von Gurry » 7. Nov 2009, 14:31

kaot hat geschrieben: Beethoven (oder auch die Musik zu (den echten) Star Wars Filmen) wird ausschließlich bewusst und ohne Ablenkung gehört.
Kann ich mich nur anschließen. (+ein paar weitere)

Denn, wenn Gute Stellen kommen, kann ich garnicht anders, als diese bewusst zu genießen...
Bei den heutigen liedern ist dies ja nicht mal mehr möglich, denn... die Lieder, die im Radio kommen, sprechen mich nicht mehr wirklich an..
Jedoch Geschmackssache

Und das gesagte "Musik nebenbei" hören kann ich nicht wirklich..
Und wie Noctifer es Schon perfekt gesagt hatte; Man geht, (sitzt) von alleine, Hausaufgaben oder andere sachen könnte ich nicht wirklich dabei machen



Apropo zum Hobby "Musik hören",,,
Wenn man sich bewusst mit einer Gruppe von Musik beschäftigt, deren Platten richtig sammelt und hört (Nein, nicht runtergeladen, und mit anderen Mist durchgewürfelt auf einem Ipod) und ab und zu auf deren Konzerte / Opern / geht, deren Musik spielt (in einer kleinen Band, zb)
Könnte man dann nicht "Musik hören" Als Hobby angeben?

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