Von Entfremdung keine Spur?

Hier kann über alles diskutiert werden, wirklich alles. Betonung liegt auf "diskutiert", das ist also kein Freischein zum Spammen.
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MiXiGoDo
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Von Entfremdung keine Spur?

Beitrag von MiXiGoDo » 14. Nov 2009, 12:44

Wer redet heutzutage noch von Entfremdung oder Unpersönlichkeit? Das Versinken in der Masse war ein oft behandeltes Thema vor einigen Jahren. Doch in einem Zeitalter, wo die Kommunikation über das Internet läuft, steuert die Persönlichkeit eines jeden Menschen in eine ganz andere Richtung. Der so oft zitierte "Menschenzoo", ein verhältnissmäßig kleiner Raum mit tausenden von Menschen gefüllt, existiert zwar immernoch und wird auch nicht so schnell verschwinden, doch gerade in kleineren, sozialen "Gehegen" verläuft die Spur des in der Menge versunkenen Individuums im Sand. Manche beschrieben es als angenehm im Alltag, in der Masse zu versinken. Keiner kennt Niemanden und alles ist in Ordnung. Trotzdem wurde dieses "Problem" häufig diskutiert und debattiert. Die Angst, dass der einzelne Mensch verloren geht, bestand. Das Stadtleben, wo man nicht auffällt. Ein Grund für viele Menschen sich auffällig zu kleiden, einen Kult zu entwickeln. Sich in Gruppen zusammenzufinden und gegen die Masse anzulaufen. Rocker, Punker, Skins, Skater, Hopper und Emos. Gehasst, Geliebt, Akzeptiert. Was wäre eine Stadt ohne eben jene verschiedene Jugendkulturen?

Ich möchte jedoch auf ein ganz anderes Problem hinaus. Während die Entfremdung ihres tut und die Stadt eine soziale Plattform der Unpersönlichkeit wurde, entwickelt sich in den schon angesprochenen Gehegen, wie beispielsweise das einer Schule eine ganz andere Richtung. Durch Soziale-Internet-Netzwerke wie Facebook, schuelervz etc. tritt ein neues Phänomen auf. Der erste [charakterliche] Eindruck ist der wichtigste, heißt es. Und dieser geschieht im Zeitalter des elektronischen Fortschritts nicht mehr "Face-to-Face", sondern schon im Internet. Schon bevor man den Menschen getroffen, oder gar mit ihm geredet hat, kennt man seine Hobbys, seinen Beziehungsstatus, seine Vereine und seinen Freundeskreis. Man weis, wo derjenige im Urlaub war, oder mit welchen Leuten er gerade Stress hat. Dies kann für manche Zwecke hilfreich sein. Beispielsweise für die Beantwortung der Frage "Was hat das süße Mädchen rechts von mir für Vorlieben?" - Perfekt, wenn man schon vorher weis, auf welche Bedürfnisse man eingehen muss. Jedoch gibt es Eindrücke, die schon weitaus gefährlicher sind. Es wird geurteilt über Menschen, mit denen man noch nicht kommuniziert hat. Gerüchte werden gestreut. Passt man nicht auf, mit den Informationen, die man über sich preis gibt, so kann man innerhalb kürzester Zeit als Opfer, Angeber, Weichei usw. abgestempelt werden. Sieht man in die vielen Gesichter seiner Schule kennt man einen nicht unerheblichen Teil schon aus den Netzwerken. Es wird geredet, gelästert und gelacht über Leute, zu denen man noch überhaupt kein Gespräch aufgebaut hat. Mit Stereotypen beginnt die Kennenlern-Phase, die man nicht so schnell los wird. Unpersönlichkeit, Entfremdung, In der Masse versinken. All das gibt es selbstverständlich immernoch. Aber gerade in Schulen, an Arbeitsplätzen, oder an Orten wo eine feste Gemeinschaft besteht, zirkulieren viele Informationen umher, die von jedem anders interpretiert, aufgefasst und verarbeitet werden.

Ein anderer Aspekt sind die Auswirkungen auf das Leben nach der Schule. Arbeitgeber machen sich ein Bild von den künftigen Angestellten, sieben so schon die meisten Leute heraus. Bilder, die einmal ins Internet gestellt wurden, bleiben immer in irgendeiner Form vorhanden.

Kluge Köpfe nutzen das ganze aus. Sie stellen gezielt Informationen über sich ins Internet, die sie gut aussehen lassen. In einem Zeitalter, in dem die non-verbale Kommunikation mehr zählt als alles andere und tausende Menschen an dem Leben eines einzelnen teilhaben, ist es wichtiger den je das Internet zu seinem eigenen Vorteil zu nutzen.

Dennis M.

Nachzulesen auch in meinem Blog: http://mixigodo.blog.de/
Kommentare, Kritik, Ergänzungen und Anregungen sind hier im Thread, oder am besten in meinem Blog, erwünscht.

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Re: Von Entfremdung keine Spur?

Beitrag von My Life » 15. Nov 2009, 20:29

Seltsam .. Gerüchte über Menschen gab es doch bereits vor Erfindung des Internets? Jedoch ist das, was du da ansprichst, ein Schritt gegen die Oberflächlichkeit der Menschen, da sie erst die Persönlichkeit kennen lernen und danach das Aussehen :)
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Marc Uwe Kling hat geschrieben:Die Deutschen wollen rebellisch sein. Sie warten nur auf einen, der es ihnen erlaubt!

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Re: Von Entfremdung keine Spur?

Beitrag von LuBuLegend » 16. Nov 2009, 00:07

und jetzt?
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Re: Von Entfremdung keine Spur?

Beitrag von Pogo » 16. Nov 2009, 02:16

Du hast Talent für sowas Mixi, schonmal über eine Karriere in Richtung Journalist nachgedacht? :wink:

LuBuLegend hat geschrieben:und jetzt?
+1
GoldDrive hat geschrieben:You don't need a woman to feel happy...just to feel happy, then sad, then happy, then really sad.

Just put a wet bagel in the microwave like a normal person.

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Re: Von Entfremdung keine Spur?

Beitrag von Monsi » 16. Nov 2009, 14:32

LuBuLegend hat geschrieben:und jetzt?
/sign...

Ausserdem find ich deine Darstellung ein bisschen übertriben. Zumindest auf Facebook ist es so, dass man i.d.R. keine Einsicht auf Profile hat, deren Person man nicht kennt (bei schuelervz ist das glaube ich anders), da man zuerst eine Freundschaftsanfrage stellen muss. Wenn man jemanden nicht kennt, nimmt man auch die Anfrage nicht an, punkt.


Ausserdem muss jeder, der von sich Daten auf solche Plattformen stellt, sich halt bewusst sein, was das möglicherweise für konsequenzen hat.

Dein Text ist ok, aber ich sehe keinen "Sinn" dahinter, ich sehe nicht worauf er hinausläuft oder was du eigentlich damit kritisieren / aussagen willst... Die Pointe fehlt, sozusagen.
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Giga
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Re: Von Entfremdung keine Spur?

Beitrag von Giga » 16. Nov 2009, 14:45

Was vor allen Dingen fehlt, ist der egozentrische Aspekt. Wenn es wirklich jemals so schlimm wird, dass alle Leute, die peinliche Fotos auf irgendwelchen Plattformen hochgeladen haben / hatten, dann hab ich damit kein Problem, weil ich das nicht mache. Ergo habe ich bessere Jobchancen Wobei das eh zum großen Teil völliger Schwachsinn ist. Eventuell kriegt man keinen Job, wenn man Bilder hochlädt, die einen bei gesetzlich verbotenen Handlungen zeigen, aber wenn man ein Bild hochlädt, wo man mit Shisha und breitem Grinsen in die Kamera guckt, landet man sicherlich nicht sofort im Mülleimer der entsprechenden Institution. . Nur frage ich mich, wie man darauf kommt, eine heranwachsende Gesellschaftskultur würde Vertreter ihrer selbst ausschließen. Immerhin breitet ja fast jeder Jugendliche mittlerweile sein Privatleben im Internet aus - da werden auch einige Chefs der kommenden Zeit dabei sein, die sicherlich kein Problem damit haben, einen Bewerber einzustellen, der bei werkenntwen in der Gruppe "Ich bin auf jeder Party total besoffen und finde das richtig cool!!!!!" ist.

Ansonsten stimme ich Monsi zu 100% zu. Wer peinliche Fotos von sich hochlädt, trägt selbst Schuld daran. Eine andere Sache ist die, dass andere Leute Fotos von einem hochladen. Nur, soweit ich weiß, kann man Verlinkungen von einem selbst auf fremden Bildern bei den gebräuchlichsten Plattformen auch ablehnen. Auch hier trägt man die volle Verantwortung, wenn spätere Arbeitgeber einen damit identifizieren können.
Vince Ebert hat geschrieben:Vor hundertfünfzig Jahren war man sich in der Fachwelt einig, das größte Zukunftsproblem in Großstädten werde der Pferdemist sein. Halten Sie mich für verrückt, aber Pferdemist ist derzeit nicht unser größtes Problem.

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Waldi
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Re: Von Entfremdung keine Spur?

Beitrag von Waldi » 16. Nov 2009, 15:40

Ich will deinen Schreibstil wieder Mixi. Den der gerade raus kommt. Die "direkte Schreibweise" liegt dir viel mehr.
Nichtstun macht nur dann Spaß, wenn man eigentlich viel zu tun hätte.

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Schmiddi
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Re: Von Entfremdung keine Spur?

Beitrag von Schmiddi » 16. Nov 2009, 15:51

Finds immer ziemlich süß, wenn Leute versuchen als Schlimm darzustellen, wenn man seine Daten auf SchuelerVZ oder Vergleichbarem reinstellt(auch wenn ichs mittlerweile nicht mehr hab; hat aber andere Gründe). RTL hat mal nen Lebenslauf von einer Frau über 2 Jahre zurückverfolgt. Na und? Manche Leute haben sich gedacht, dass das schlimm ist, aber warum? Sollen halt alle wissen, dass ich vor 2 Jahren Ski fahren war oO

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Soul
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Re: Von Entfremdung keine Spur?

Beitrag von Soul » 16. Nov 2009, 15:59

Nun; Skifahren mag noch ok sein, aber eine satanistische Sexorgie? :)

Ob soetwas schlimm ist oder nicht, kommt darauf an was man schreibt. Ich könnte mir sogar vorstellen, dass bestimmte Aussagen sogar hilfreich sein könnten.

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My Life
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Re: Von Entfremdung keine Spur?

Beitrag von My Life » 16. Nov 2009, 16:33

Schmiddi hat geschrieben:Finds immer ziemlich süß, wenn Leute versuchen als Schlimm darzustellen, wenn man seine Daten auf SchuelerVZ oder Vergleichbarem reinstellt(auch wenn ichs mittlerweile nicht mehr hab; hat aber andere Gründe). RTL hat mal nen Lebenslauf von einer Frau über 2 Jahre zurückverfolgt. Na und? Manche Leute haben sich gedacht, dass das schlimm ist, aber warum? Sollen halt alle wissen, dass ich vor 2 Jahren Ski fahren war oO
Wie wärs, wenn man auf svz eine politische Meinung angegeben hat, die offenbar deinem Arbeitgeber nicht passt und er dich deshalb nicht einstellt? Oder eben Partybilder .. wenn die Firma, wo du dich bewirbst, dich vor kurzem auf Bildern noch besoffen in der Ecke hat liegen sehen, macht das keinen guten Eindruck...
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Marc Uwe Kling hat geschrieben:Die Deutschen wollen rebellisch sein. Sie warten nur auf einen, der es ihnen erlaubt!

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