Tijana hat geschrieben:Ich verstehe auch nicht was so schlimm daran sein soll wenn jemand eine Waffe trägt/zu hause hat. Die bösen Jungs tuhen es auch so, wer sich eine besorgen will kann sich eine besorgen. Ich hab den Tread nicht vollständig gelesen (also verzeiht mir wenn es schon besprochen wurde), doch mich würde interessieren welche Erfahrungen unsere
Mitspieler aus der Schweiz berichten können, weil soweit ich weiss und was auch Wikipedia bestätigt "die schweizerische Waffengesetzgebung als eine der liberalsten der Welt gilt".
Quelle
Also, erstmal: Ich bin Schweizer, darum will ich hier mal berichten xD
ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass es einen grossen Unterschied bezüglich des Waffengesetzes der Schweiz und Deutschland gibt. Zugegeben, das behaupte ich einfahc mal, ohne die entsprechenden Gesetze zu kennen. Wer in der Schweiz ein Gewehr / eine Schusswaffe kaufen will, braucht meines Wissens genau so einen Waffenerwerbsschein und muss einen Strafregisterauszug vorlegen etc.
Der Wesentliche Unterschied liegt (wahrscheinlich, meines Erachtens) in der
Wehrdienstpflicht. In der Schweiz ist es für jeden jungen Mann pflicht, die Rekrutenschule, die etwa ein Jahr dauert, zu absolvieren. Man kann sich zwar davon drücken indem man körperliche Beschwerden etc. hat, aber über 50% der Schweizer (ich kenn die genauen Zahlen nicht, aber ich wage zu behaupten dass es über 50% sind) haben die Rekrutenschule absolviert.
Im zuge dieser Ausbildung erhält
jeder* Rekrut seine eigene, persönliche Schusswaffe, und lernt den korrekten Umgang mit ihr.
Diese Schusswaffe kann man dann acuh nach der Rekrutenschule mit nach hause nehmen. Momentan ist der gesetzliche Stand der Dinge, dass man die Waffe mit nach hause nehmen KANN (freiwillig), oder man kann sie auch im Zeughaus hinterlegen. Taschenmunition wird jedoch keine abgegeben. Nach der Rekrutenschule werden i.d.R. noch einige Wiederholungskurse fällig. Ausserdem muss jeder, der die Rekrutenschule absolviert hat, 1x im Jahr das Obligatorische Schiessprogramm absolvieren.
Aufgrund dieser Tatsache sind in der Schweiz wohl tatsächlich (prozentual) mehr Schusswaffen im Umlauf als in Deutschland.
Ein Unterschied zwischen Deutschland und der Schweiz könnte übrigens auch darin liegen, dass in der Schweiz der Schiesssport wohl um einiges populärer ist, als in Deutschland.
Alles in allem lässt sich wohl schon sagen, dass es in der Schweiz relativ einfach ist, an eine Schusswaffe zu kommen. Ich sehe darin jedoch kein Problem, die Anzahl der Tötungsdelikte mit Schusswaffen ist nicht markant höher als in vergleichbaren Ländern. Es gibt mittlerweile einige politische Vorstösse, die verlangen, dass man nach der Rekrutenschule die persönliche Waffe zwingend im Zeughaus deponieren muss. Das halte ich allerdings für unnötig, da es pro Jahr durchschnittlich etwa 3 Zwischenfälle mit der Dienstwaffe gibt, wovon geschätzte 2,9 Affekttaten waren. Und wenn bei einer Affekttat kein Gewehr verfügbar ist, tuts ein Küchenmesser genauso.
Vielleicht noch kurz etwas: Ich persönlich (ich bin 21, und wohne in einem kleinen Dorf) hätte ohne Probleme Zugriff zu etwa 10 Schusswaffen, wenn ich es nur möchte. **
Ich hatte bereits mit 16 wärhend mehreren Monaten ein "eigenes" Gewehr in meinem Zimmer, da ich einen Jungschützenkurs besucht habe. (ohne Munition, und
theoretisch ohne den Verschluss. [was die Waffe funktionsunfähig macht])***
Die Rekrutenschule werde ich übrigens diesen Herbst beginnen.
so nun, ich hoffe ich habe die Situation in der Schweiz zufriedenstellend geschildert
*Man kann auf eigenen Wunsch auch einen schusswaffenfreien Dienst absolvieren, das muss man aber beantragen und dann gibts psychologische Gespräche etc.
**Zugegeben, ich bin da vllt. ein schlechtes Beispiel, da mein Vater im Vorstand des hiesigen Schützenvereines aktiv ist.
***Unser Kursleiter hat darauf verzichtet, nach jeder Übung die Verschlüsse einzuziehen und einzusperren... das hab ich aber nie geschrieben!^^
The art of conversation is, like, kinda dead and stuff.