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von Geist von Fool » 5. Aug 2010, 22:33
Danke auch für den Link - ich finde, der Beitrag zeigt sehr schön auf, dass Dicke Menschen genug Einschränkungen und Schwierigkeiten im Alltagsleben haben, dass sie nicht auch noch auf abwertende Kommentare und Geringschätzung angewiesen sind. Es ist eben nicht wie sonst, dass einem mal einer krumm kommt, sondern dass ständig, überall, egal wo man sich unter Menschen begibt diese Blicke und Kommentare da sind.
Und auch die Reaktionen gerade der Leute, die das Mädel eigentlich gut kennen und genau wussten dass das ein Fatsuit ist, sie also in Wirklichkeit alles andere als fett, faul und gefräßig ist, aber dennoch ihren Vorurteilen und reflexartig diskriminierenden Verhaltensmustern nicht entkommen konnten - das zeigt doch, dass diese ganze Argumentation von wegen "die sind selber schuld, die haben sich nicht im Griff, die fressen einfach zu viel, daher haben sie meine Wertschätzung auch nicht verdient" einfach nur vorgeschoben ist: wie immer ist die Zivilisation nur eine ganz dünne Schicht über dem moralfreien, unethischen, egoistischen, hormongesteuerten Säugetier in uns: wir wollen uns einfacher lieber mit Artgenossen umgeben die dem aktuellen Schönheitsideal entsprechen - nicht aus ästhetischen Gründen, sondern weil es unseren eigenen Wert (sowohl in der sozialen Rangordnung als auch bei der Fortpflanzung) zu steigern verspricht. Und weil wir das so nicht unbedingt zugeben wollen nehmen wir eben jede Ausrede und verteidigen sie vehement. Bei jemandem mit einem hässlichen Muttermal oder einer komischen Nase ist das etwas schwieriger, bei dicken Leuten zum Glück ganz einfach, so dass man sie sogar mit einem guten Gewissen in der Rangordnung nach unten treten kann. Je tiefer man selber steht und je höher die Angst ist, selbst unten zu landen, desto besser fühlt sich das natürlich an und desto rücksichtsloser wird das dann auch betrieben.