Teodin hat geschrieben:Die schlechten Beispiele für das Verhalten von Ausländern (z.B. ihr Verhalten bei dem Wohnungsbrand vor einiger Zeit) werden von den Medien aufgepusht und plattgewalzt bis kein Saft mehr rausläuft. Auf der Straße sieht man wie ein Türke einen Deutschen verprügelt, aber die Gründe kennt man nicht, trotzdem sind die Türken die Schuldigen. Diejenigen aber, die sich angepasst haben, was genau dem entspricht was die meisten Deutschen fordern, sieht man einfach nicht mehr. Diese Menschen machen doch wahrscheinlich den Großteil der Ausländer in Deutschland aus, sie finden nur keine Beachtung.
Jein, hier gebe ich dir bedingt Recht, sofern nicht grade "was Wichtigeres" zu finden ist. Wenn man sich mal das mediale Verhalten ansieht, dann ist es eher so:
Ein Deutscher wird von 5 Türken zusammengeschlagen. Ein Türke wird von 5 Deutschen zusammengeschlagen.
Berichterstattung:
Der deutsche Norbert D. wurde heute in den frühen Morgenstunden von 5 Männern türkischer Abstammung in einer tätliche Auseinandersetzung schwer verletzt, er schwebt in Lebensgefahr. Die Täter wurden auf freiem Fuß angezeigt.
Der türkisch-stämmige Atanur Ü. befand sich gerade auf dem Weg von einem Gasthaus zu seiner Wohnung, als er von 5 Männer angepöbelt wurde, die sich nach einem Wortwechsel auf ihn stürzten und ihn verprügelten. Die Täter, die offensichtlich aus Neo-Nazi-Kreisen stammen, zertrümmerten dem Opfer die Wirbelsäule und fügten ihm schwerste Kopfverletzungen zu. Ob Atanur Ü. durchkommen wird, ist unklar, die Täter sind in Haft.
(Die Namen und Beispiele sind erfunden.)
Im Normalfall ist es - beobachtet man das über längere Zeit - tatsächlich noch extremer. Im Fall des Deutschen (oder auch Österreichers, bei uns ist es nahezu ident) wird kaum berichtet - es ist oft schon schwer, festzustellen, WAS dem Opfer überhaupt passiert ist. Unverhältnismäßig ausführlich dagegen die Berichterstattung über das türkische Opfer. Im Normalfall auch vom Aufbau sehr different, Berichte über Staatsbürger deutscher (österreichischer) Abstammung werden sachlich gehalten, während in Berichten über Gewalt gegenüber Ausländern zumeist emotionale Berichterstattung (Interviews etc.) eine wichtige Rolle spielt. Auch ist es im Großteil der Fälle so, dass die deutschen Täter von vornherein aus Neonazi-Kreisen kommen (was dann sehr häufig irgendwann in nem Nebensatz korrigiert wird, wenns nicht stimmte), die ausländischen Täter hingegen sind - außer, es stellt sich bei den Ermittlungen heraus - in kaum einem Fall von vornherein in derartige Dinge verwickelt. In den meisten Fällen ist übrigens auch die Reaktion der Polizei so, wie beschrieben.
Natürlich, das könnte alles Zufall sein, aber ehrlich gesagt, wenn man das über längere Zeit analysiert, glaubt man irgendwie nicht mehr daran.
Ein Beispiel gab es vor Jahren in Deutschland. Eine große Gruppe Rechter oder Neonazis (es dürften, erinnere ich mich recht, über 100 Personen gewesen sein) fand sich an einem See ein, wo eine ausländischstämmige Frau mit ihrem Baby den Tag verbrachte, auch andere Leute waren da. Der Tag verging, am Abend gab es eine Anzeige der Frau gegenüber der Gruppe, sie sei bedroht, ihr Baby misshandelt worden. Gut, Verhaftungen, Anzeigen, Ermittlungen, Zeugenaussagen. Alles - außer den Unschuldsbekundungen der Gruppe - deutet auf schuldig. In den Medien ist tagelang fast nur davon zu lesen. Doch, nach etlichen Monaten gibt es eine Wendung - ein Zeuge sagt plötzlich gegen die Frau aus. Gut, wieder Ermittlungen usw, das übliche Blabla. Schlußendlich kommt zu Tage, die Gruppe war friedlich, die Frau hatte selbst gehandelt, Zeugen bestochen. Wie sie sagte, "um denen eins auszuwischen". Darüber gabs dann einmal eine relativ kurze Meldung, danach verschwand der Fall aus den Zeitungen. (Ich hoffe, ich hab die Details einigermaßen richtig im Kopf gehabt. Ich erinnere mich daran, weil es zugegeben eines der extremsten Beispiele war, die mir je unterkamen.)
Ich habe ein Problem mit Gewalt - von beiden Seiten. Keine der beiden Gruppen hätte sowas machen sollen (wobei, früher gabs doch auch schon oft Schlägereien in / nach der Kneipe, warum liefen die eigentlich fast immer viel glimpflicher ab?), es ist einfach mies. Genauso mies finde ich aber dieses Bild, das durch die Medien gewonnen wird. Ich bin sicher, nicht nur ich bemerke das bei genauerem Hinsehen - sehen das aber jene, für die Ausländer eh schon immer Dreck waren, was sollen die dann denken? Dass jetzt die Medien auf "deren" Seite sind? Dass man wegen "denen" im eigenen Land nur noch geduldet ist? Ich kann nachvollziehen, wenn sich dann jemand dieser Eindruck aufdrängt.
Genau das ist aber einer der schlimmen Punkte, finde ich. Wegschauen wird oft als rein deutsches Problem bei Gewalt gegenüber Ausländern dargestellt. Wenn man aber mal genauer hinsieht, erkennt man, dass es umgekehrt genauso viel Wegschauen gibt.
Mir drängt sich dann die Frage auf - wie soll man denn bitte eine Atmosphäre der Verständigung schaffen, wenn man Gewalt, egal auf welcher Seite, runterspielt? Wie soll denn die "eine Seite" ihre Vorurteile abbauen, wenn sie doch sieht, die "andere" wird generell besser behandelt? Ich finde, da gibt es viel zu oft falsche Toleranz oder Vorverurteilung, siehe den Teil, dass deutsche Täter sofort irgendeiner rechtsextremen Vereinigung angehören müssen. Ich finde diese Dinge genauso schlimm wie umgekehrt Leute, die jede Tat eines Ausländers aufbauschen und breittreten, wie schlecht "die Tschuschen" doch seien. Sorry, meines Erachtens ist beides hinderlich und mindert die Toleranz. Beide Tendenzen sind gefährlich, weil sie damit das Misstrauen automatisch fördern helfen. Von daher finde ich, zuviel political correctness kann genauso schlimm sein wie viel zuwenig.
Und, egal was mancher dagegen sagen mag, hierbei fände ich auch härteres Vorgehen gegenüber Asylanten, die Verbrechen begehen, wichtig und mehr Kommunikation der einzelnen Länder in diesem Bereich. Wer darum bittet, aufgenommen zu werden, sollte auch die Gesetze einhalten - oft wird aber erst nach einem Verbrechen bei uns festgestellt, dass der Täter schon vorbestraft und / oder sogar auf einer Fahndungsliste war. Auch ein Punkt, der die Verständigung zwischen verschiedenen Völkern nicht fördert, wenn hier wieder scheinbar unbegrenzte Nachsichtigkeit der Behörden herrscht. Zuviel Toleranz ist eben oft auch der Weg, der letztendlich zu weniger führt ...
Dann in Schulen - es wird immer wieder von Integrationsbedarf und Projekten diesbezüglich gesprochen. Eine schöne Sache, ich bin voll dafür. Nur, warum gibt es ständig Mischklassen mit ausländisch-stämmigen Kindern, die noch nicht Deutsch können? Jaja, der Ingetration wegen. Aber was ist die Folge? Die Lehrer müssen ihren Stoff anpassen, den ausländischen Schülern gehts dennoch zu schnell, viele andere aber langweilen sich, sehen in ihren Mitschülern einen Hemmschuh, weil auf sie Rücksicht genommen wird. Diese wiederum sind misstrauisch, weil sie schon mal die Sprache kaum verstehen. Dann tuscheln die gelangweilten Schüler natürlich, sind genervt, werfen ebensolche Blicke in ihre Richtung. Und natürlich fasst man das wieder als gerenelle Ablehnung auf, kapselt sich ab ... ich finde, zumindest die gesprochene Sprache sollte vorher beherrscht werden, damit man hier eine bessere Basis schaffen kann.
Besonders schlimm dann, wenn die Eltern selbst eventuell zu Hause nur türkisch (hier beliebige andere Sprache einsetzen - nein, schwyzerdütsch zählt nicht) reden, dann fehlt die Erfahrung mit der Sprache, der Austausch mit den deutschsprachigen Mitschülern, man wendet sich Altersgenossen zu, die man versteht. Analog verläuft das Beispiel bei den deutschen Schülern, sie sehen nur, dass die "eh kein Interesse haben", sich mit ihnen zu verständigen.
Ich denke, hier geschehen ganz gravierende und grundlegende Integrationsfehler, durch die Integration eher zu einer Gefahr als zu einer Chance wird. Ganz besonders idiotisch finde ich Mischklassen, wo nicht nur Deutsche (Österreicher) und Türken (oder wer-auch-immer) drinsitzen, sondern viele Schüler unterschiedlicher Herkunft. Da gibts einige "lustige" Beispiele in Wien, ua. gabs vor wenigen Jahren tatsächliche ne Klasse mit rund 26 oder 27 Schülern, wo fast oder genauso viele Länder vertreten waren ... HALLO?!? Wie soll da auch nur eine Spur von Verständigung entstehen, wie soll Annäherung an eine Gesellschaft erfolgen, wenn diese nicht mal kennengelernt werden kann? Sorry, bei sowas frag ich mich immer nur, ob von "denen da oben", die sowas zulassen, überhaupt einer mitdenkt und versucht, ne Integrationsbasis zu schaffen. Ich mein, solche Kinder (es ging hier insbesondere um Schulneulinge, war wohl verständlich) tun mir vor allem Leid - auf beiden Seiten. Da kann man doch kein Vertrauen in die Umwelt aufbauen, wenn man kein Wort der Mitschüler versteht und keinen hat, mit dem man reden kann ...
In späteren Jahrgängen dann ist hier eher das Problem zwischen Integrations- und Leistungsförderung vorhanden. In Sport hatten wir zwischen 5. und 8. Schulstufe mal öfter Gespräche mit dem Klassenvorstand der Parallelklasse bezüglich der Integration eines albanischen Jungen. Richtig so, weiters - wie jede österreichische Hauptschule hatten wir das Leistungsgruppensystem, also Einstufung nach Leistung in Arbeitsgruppen. Ich denke, das hat verhindert, dass wir uns darüber Gedanken machten, warum es nicht auch spezielle Förderung für Leistungsschwache oder Begabte etc. gab. Dennoch denke ich, das ist auch ein Problem an anderen Schulen, die das System nicht haben. Hier kann ich mich auch irren, ich hab nur oft den Eindruck, es gäbe mehr Förderungsmaßnahmen zur Integration als für die anderen genannten Gruppen - was, wenn dem so ist - mit ein Grund für den Ausgang der Umfrage sein könnte (wie gesagt, ich vermute hier nur, lasse mich gern belehren).
Kopftücher ... hm, ich bin generell für ein Verbot in gewissen Bereichen. Nicht, um den Islam anders zu behandeln, aber ein Kopfkleidungsstück ist prinzipiell etwas anderes als ein Anhänger um den Hals, wie es ein Kreuz wäre. Es verändert das Auftreten, den Sichtkontakt und die Wahrnehmung ganz entscheidend. Beispielsweise erzeugt ein Kopftuch für mich immer den Eindruck, mein Gegenüber möchte allein sein, kapselt sich bewusst ab, sucht Schutz in einer wärmenden Hülle. Ja, das sind sehr subjektive Eindrücke, aber so wirkt eine Frau mit Kopftuch nun einmal auf mich, insbesondere, wenn sie jünger ist. Für mich ist es ein Zeichen der Abgrenzung - nicht so sehr durch die andere Kultur, als deswegen, weil es die Wahrnehmung stark verändert. Man erkennt nicht, welchen Haarschnitt die Frau trägt, meist ist auch nicht so viel wie bei anderen vom Gesicht erkennbar, sodass auch der Augenkontakt darunter leidet. Und es gibt sicher auch noch ungenannte Gründe, warum es in Istanbul selbst an Universitäten Verbote gibt.
Beispielsweise hätte ich kein Problem damit, wenn man in den Nacken geschoben tragen dürfte. Das würde mir vermitteln: ja, ich öffne mich für die Vorlesung, die gleich beginnt, sowie für meine Mitstudenten. Gleichzeitig wüsste ich aber genau, dass die betreffende Kollegin sich zu ihrem Glauben bekennt (sofern wir das jetzt mal als freiwillige, nicht erzwungene Handlung ansehen).
Und jetzt generell ... ich hab kein Problem mit Ausländern an sich. Aber die Entwicklung von Parallelgesellschaften, die durch die Integrationsmaßnahmen eher gefördert als verbessert wird, ist für beide Seiten schädlich. Insbesondere, dass hier manchmal einfach zuviel Rücksichtnahme gezeigt wird, vor allem aus falscher Toleranz. Wenn Menschen in ein anderes Land kommen, bringen sie andere Kultur. Dies sollte dem Austausch mit der eigenen dienen, nicht dem Abkapseln und Nebeneinander. Diesen Austausch gab es schon immer, der ist natürlich und sollte auch gewahrt bleiben.
Was ich aber ablehne ist dieses "Wir brauchen Arbeitskräfte."-Denken. Sind das Rohstoffe oder so, mit denen man schachert? Klar, es gibt Arbeiten, die kaum einer von uns machen würde (schlimm genug, dass man sich dann Willige sucht, die es erledigen ...), es gibt aber auch manche Bereiche, wos wirklich nicht nötig wäre. Und dann gibt es natürlich auch welche, wo das nötig ist. (In dem Zusammenhang find ich auch schlimm, dass man Leute damit ködert. Ich meine jetzt Dinge wie Jobangebote für hunderte Spezialisten für einen Bereich aus irgendeinem Land. Denkt man eigentlich dran, dass diese Fachkräfte dem Land selbst fehlen könnten, wenn man ihnen hier Lebensbedingungen schafft, die man kaum abschlagen kann? Prima - wir holen uns das Nötige, andere Länder dürfen sehen, wo sie bleiben?) Wenn man aber anfängt, zu denken "Dann holen wir halt Tausende dafür.", dann ist das reines Denken in materiellen Begriffen, eine Verwendung von menschlichen Ressourcen. Weil wir nicht in der Lage sind, diese selbst bereitzustellen, greifen wir auf andere zu? Ist in meinen Augen schon mal extremst großer Dünkel, der daraus spricht, auch im Hinblick auf das Fehlen von Fachkräften anderorts ... aber das ist Ansichtssache, denke ich.
Insgesamt hab ich nichts gegen Leute aus anderen Ländern - ich finde aber, Zuwanderung (bzw. wie auch immer das aktuelle politisch korrekteste Wort dafür lauten mag) sollte in einem Maß geschehen, welches Probleme minimiert. Also in einem Maß, das für die Landeskultur und -bevölkerung verkraftbar und für jene, die zu uns kommen, zumutbar ist (wie es mEn nicht sein sollte, zeigt das Beispiel der ersten Klasse aus Wien, wo jeder aus nem andern Land stammt).