Das kleine SChaf hat geschrieben:Ja klar, aber die Diskussion über Gott ist nicht sehr sinnvoll, da sie sowieso zu nichts führt.
Kann ich so nicht unterschreiben. Es mag für viele Außenstehende ja so sein. Doch, all jene, die sich überhaupt an dieser Diskussion beteiligen suchen doch mehr oder weniger, wie Metzle sagte, nach Argumenten anderer und wollen deren Gedanken erfahren, für und wider abwägen und wenn sie dabei nur ihren eigenen Blickwinkel korrigieren, bzw. das Augenmerk auf Dinge lenken, die sie bis dahin nicht beachteten. Im Zweifelsfall führt eine Diskussion, die ähnlich sachlich, vielleicht auch mal nicht ganz so sachbezogen stattfindet, immer dazu, dass man etwas über das Diskutieren an sich erfährt, wie man Fakten zu wichten hat und andere Aussagen prüfen , evtl. bestätigen oder widerlegen kann. Natürlich ist eine Diskussion in diesem Rahmen auch eine Schulung der eigenen Toleranz. Wieviel ist jeder gewillt auf den anderen zu zugehen bzw. auch Abstriche bei sich selbst zu machen. Unsere Meinung kann sich doch nun einmal nur im Dialog formen. Sie besteht aus unterschiedlichsten Einflüssen und Entwicklungsereignissen. Der Eine hat dies gesehen und erlebt, der Nächste etwas vollständig Anderes. Diese Meinungen prallen aufeinander, sie können konträr sein, aber in der Auseinandersetzung mit der des anderen mischt sich die eigene, ein wenig, ein bisschen mehr oder auch gar nicht, aber wenigstens kennt man sie dann, was auch viel wert ist. Denn einander zu zuhören ist ebenso wichtig und kann durch Forengespräche weiter geschult werden. Man ist eben doch gezwungen zu Warten, bis der andere geendet und gesendet hat. Man muss seine Gedanken, Ideen und Vorstellungen lesen bevor man ihm antworten kann. Natürlich ist das nicht leicht, aber, gerade darum geht es ja auch in Diskussionen, man soll konsequent ein Thema verfolgen und bei ihm bleiben. Insofern ist ein Diskussion über Gott und die Welt, über Glauben und Nichtglauben doch wichtig, denn sie bringt die Menschen, welche sich interessieren zusammen und hilft ihnen ihre Gedanken zu tauschen. Wenn du ein Ergebnis in der Richtung: "Ja Gott existiert" oder "Nein, es gibt keinen Gott" erwartest, dann wirst du davon enttäuscht sein, dann hast du aber auch das eigentliche Ziel einer solchen Debatte übersehen. Es geht schlicht um den Gedankenaustausch, das Ziel ist es, die Gedanken und auch die Einstellung manches anderen Menschen zu sehen, sie zu akzeptieren, zu diskutieren und evtl. Impulse zum Überdenke für sich selbst zu erlangen bzw. dem Gegenüber zu geben.
Ich sag dir so wie es ist, ich erwarte nicht, dass mir hier Jemand einen endgültigen Gottesbeweis liefert, ebenso wenig, wie ich glaube, dass einer von uns in der Lage sein wird zu beweisen, dass es dieses metaphysische Etwas, nicht gibt. Jeder hat seine eigene Sichtweise, der eine braucht, wie ich, länger diese darzulegen und begründet sie mit seiner naturwissenschaftlchen Sicht (und ich war nicht in der Lage die Existenz vollständig auszuschließen, auch den übrigen der "Natur"-Seite gelang dies nicht) oder, wie manch anderer mit seine geistlich - religös geformten Einstellung, und andere könne dies in einem Satz für sich klären. Ich weiß nicht mehr genau, wer diesen Satz sagte, ich fand ihn nur faszinierend und hab mich dann etwa 3oo Wörte lang mit diesem einen Satz befasst. "Entweder man glaubt, oder nicht". Darin liegt eben dieses Dilemma, was ist mit jenen, die nicht wissen, ob sie glauben oder nicht. Es gibt für mich, und es wurden viele neue hier genannt, gute Argumente zu glauben und ebensoviele um nicht zu glauben. Die endgültige Entscheidung trifft man allein, die Diskussion jedoch, regt zum Nachdenken an und das ist essentiell, wenn man irgendwann eine Entscheidung treffen möchte (als Anhänger der naturwissenschaftlichen Fraktion, gilt auch die NichtEntscheidung als getroffene).
Josmine hat zum Beispiel ihre Entscheidung getroffen, sie lebt nach den Vorschlägen und moralisch doch hohen Werten dieses einen Buches. Ich kann das respektieren und tolerieren. Ich für meinen Teil fand eines an der Debatte mit ihr unmöglich, das sie sich jeglichem anderen Argument zu verschliessen schien. Sie sollte mich jetzt bitte nicht falsch verstehen, aber ich kenne Menschen, die ebenso dachten und nach dem Buch lebten, eines Tages jedoch fanden sie keine Hilfe mehr im Buch und stellten fest, dass ihr Glaube erschüttert war. Sie hatten so sehr auf die Hilfe des Buches vertraut, dass sie erst einmal brachen und sich dann wiederfanden. Ihre Ansichten hatten sich gewandelt, sie glauben noch heute an Gott, sie betrachten das Buch als Lebensbeihilfe, aber nicht als allgemeingültige Lebensanweisung. Ich kann für mich bereits jetzt sagen, dass es hohe, moralische Werte gibt, die auch in der Bibel formuliert werden, die ich nicht bereit bin jemals in Frage zu stellen, doch, diese fand ich nicht zu erst in der Bibel, sondern in der humanistischen Weltanschauung, welche zwar in Zeiten entstand, da die katholische Religion nahezu allmächtig über Europa lag und sicher auch ihre Wurzeln in ihr findet, doch aber auch andere Wege zeigte. Die Freiheit des Geistes, des Menschen selbst. Eine Formel dieser Zeit hieß Ehre und Blut, die Zeit des Nationalsozialismus und, in meine Heimat des Sozialismus, haben deren Bedeutung verkehrt und es ist beinahe ein Verbrechen heute davon zu reden, dabei wissen viele Menschen nicht einmal, wofür dies einst stand. Ehre, das Bild des Menschen vor sich und dem Herrn, Blut, die Treue zu allen verwandschaftlich Verbundenen Menschen, in guten, wie in schlechten Tagen. Also eigentlich etwas sehr wertvolles. Diese kleine Formel hat für mich Bedeutung und ich lebe damit. Ich muss bei alle meinen Taten und Entscheidungen am Morgen in den Spiegel schauen, ich muss sie vor mir verantworten und all ihre Konsequenzen tragen können. Was ehrenwert ist und was nicht, bestimmt man zu einem Teil für sich selbst und entlehnt es an den moralischen Wertvorstellungen seiner Gesellschaft. Eine religiöse Gemeinschaft kann hohe Wertvorstellungen vertreten, sie kann aber, bei zu blindem Glauben, dem Menschen aber auch unfrei werden lassen, sei es im Geist, oder aber auch am Körper. Für solche Dinge gibt es viele Beispiele in der Geschichte, wie auch heute.
Zum Blute, an aller erster Stelle in meinem Leben steht meine Familie, die, in welche ich geboren wurde und jene, welche ich gewählt habe (Freunde). Es ist nicht immer leicht und das wissen sicherlich alle selbst, der ganzen Familie die Treue zu halten und ich selbst lebe seit 22 Jahren damit, dass ich die Abneigungen meinem Vater und seinem Teil meiner Familie gegenüber, kontrollieren muss und ab und an eine Annährung zu bewältigen habe. Es gelingt mir nur durch Vergeben, nicht Vergessen. In der Bibel heißt es dazu sehr schön: Du sollst Vater und Mutter ehren (Sinnzitat). Doch, wie ehrt man einen Menschen, der die Ehe gebrochen hat? Eben, durch Vergebung, doch die biblische Vergebung erfordert Vergessen und genau das kann und will ich nicht. Ich kann mich also nicht einem Buch unterordnen, dass zwar sehr anspruchsvolle und vor allem zu einem großen Teil richtige Werte vermittelt, aber auf der anderen Seite von mir verlangen würde seine eigenen Prinzipien zu ignorieren.
.oO(Anmerkung: Ich habe mich zu diesem Thema lange mit einem Theologen, eine Pfarrerin und der Tochter eine Theologieprofessorin und eines Pfarrers auseinandergesetzt. Letztere musste vorigens Jahr erfahren, dass ihr all ihre Argumentation gegen das Vorhandensein dieses inneren Widerspruchs nichts half und gestand mir die Richtigkeit meiner Argumentation zu. Von meinem Standpunkt aus betrachtet, wäre es mir lieber, die Diskussion würde andauern müssen.)
Doch, ich will nicht leugnen, dass es Momente gab, in denen mir religiöse Menschen eine große Hilfe waren, im Endeffekt auch in meinem Zwiestreit um die Scheidung meiner Eltern, dies lag jedoch nicht in ihrem Glauben begründet, sondern in ihrer Sichtweise auf die Welt. Diese ist, so habe ich oft den Eindruck, irgendwie "weiter", zumindest bei den Leuten, mit denen ich zu tun hatte. Auch die Diskussion mit ihnen über ihren jeweiligen Gott und meine Ansichten, führte im Endeffekt zu keinem Ergebnis, wohl aber näherten wir uns als Menschen einander an und ich glaube, ob es einen Gott gibt oder nicht, wenn das Reden über ihn, Menschen einander näher bringt und sie dazu bewegen kann über vieles, was einen sonst vielleicht stören würde, hinwegzusehen, dann kann eine Debatte um seine Existenz, über den Glauben und die Form dessen niemals umsonst sein.