Sorry, ich muss hier mal etwas zum Thema "Trolle" einwerfen:
Sascha Lobo hat geschrieben:
Igelbabys gegen Trolle
Trolle verderben einem den Spaß am Internet. Sie deshalb zu verachten oder gar vom Internet-Psychopathen auf den Rest der Menschheit zu schließen, ist falsch: In jedem von uns steckt ein kleiner Pöbler, glaubt Sascha Lobo.
Info
Es ist nicht besonders leicht, im Internet einhelligen Zuspruch zu bekommen - mit drei Ausnahmen. Igelbabys findet jeder süß. Auch Spott über den Internet Explorer 6 geht immer, diese Version des Internet Explorer ist so etwas wie das Pockenvirus des Digitalen Zeitalters. Selbst Microsoft, das Unternehmen, das die Plage erschaffen hat (den Browser, nicht das Pockenvirus), wünscht sich inzwischen seine Vernichtung. Bei der dritten Ausnahme handelt es sich um die Ablehnung von Trollen. Denn Trolle mag niemand, nicht einmal die Trolle selbst. Gravierende Unterschiede bestehen eigentlich nur in der Definition, wer Troll sei und wer nicht.
Wikipedia als Zentralregister der Nerdwahrheit hat sich auf eine Definition geeinigt, die sich weitgehend deckt mit der des Provokateurs um der Aufmerksamkeit Willen. Auch Anonymität findet sich immer wieder als Kriterium in gängigen Trolldefinitionen. In einer der früheren wissenschaftlichen Veröffentlichungen zum Thema Trolle im Internet erklärte MIT-Professorin und Trollforscherin Judith Donath 1996:
"Das Trollen ist ein Spiel der Identitätstäuschung, wenn auch eines, das ohne Einverständnis der meisten Mitspieler gespielt wird."
Für eine bestimmte Art von Höchstleistungstrollen ist das wahrscheinlich zutreffend. Für das Umfeld des Imageboards 4chan.org - aus dem auch die Anonymous-Bewegung hervorging - ist die Vortäuschung oder zumindest das Verbergen der Identität essentiell, wie der gewiefte Sprachanalytiker bereits am Namen Anonymous erkennt. Im Alltag deutschsprachiger Internetnutzer aber spielen diese Profi-Trolle kaum eine Rolle, und damit tritt die Identitätstäuschung als Gemeinsamkeit in den Hintergrund. Vielmehr wird jede Art sozialer Störkommunikation als Trollerei bezeichnet, völlig unabhängig davon, ob sie unter Klarnamen, unter Pseudonymen oder gänzlich anonym geschieht.
Der gemeine Internet-Troll möchte niemanden vernichten
Angelehnt an die Wikipedia-Definition ist es einfach, dem dauerprovozierenden Troll pauschal Hass und Verachtung zu unterstellen und als Herold der "aggressiven Dummheit" zu betrachten. Leider ist diese Betrachtung zu einfach. Um das Phänomen des Trolls zu verstehen, muss man ihn unterscheiden von Leuten, die einzelne Opfer gezielt in die Verzweiflung treiben wollen. Natürlich sind die Grenzen fließend, deshalb ist diese Unterscheidung letztlich willkürlich, trotzdem ist sie notwendig. Der Grat verläuft zwischen nervigen Störern und denjenigen, die einer Person substantiell schaden wollen und dazu jedes ihnen geeignet erscheinende Mittel benutzen - zum Beispiel das Internet. In Ermangelung eines geeigneten wissenschaftlichen Begriffs könnte man sie als Netz-Psychopathen bezeichnen. Solche Leute mit gewöhnlichen Trollen unter einen Hut stecken zu wollen, wäre, als würde man sowohl einen Kiesel wie auch die Zugspitze als Steine bezeichnen. Technisch nicht völlig falsch, aber wenig zielführend.
Der gemeine Internet-Troll möchte niemanden vernichten, selbst wenn er es ins Internet schreibt. Einzelne Trolle können zwar den Beginn eines durchaus bedrohlichen, digitalen Mobs darstellen - das erfordert aber zwingend die (unfreiwillige) Mithilfe der Gegenseite. Daher stammt die alte Netzweisheit "Don't feed the trolls". Allerdings spielen beim digitalen Mob eher gruppendynamische Prozesse eine Rolle als das Wesen des Einzeltrolls, selbst, wenn er als Auslöser fungieren kann. Die sehr verbreitete Reduktion des Trollens auf Provokation um der Aufmerksamkeit willen greift deutlich zu kurz. Dieser Umstand lässt sich am konkreten Beispiel verdeutlichen. Der geschätzte Kolumnenkollege Jan Fleischhauer veröffentlichte vergangene Woche einige trollartig wirkende Kommentare, deren Absonderung er im hauseigenen Forum hatte erleiden müssen. Aus dem Zusammenhang gerissen sahen die Sätze recht offensiv aus: "Einfach nur ekelhaft."
Der Kontext aber offenbart die Wahrheit: Trolle beginnen selten grundlos zu provozieren. Trolle
fühlen sich provoziert - und glauben deshalb, darauf scharf antworten zu müssen. Das entschuldigt ihr überaggressives Verhalten nicht, diese Erkenntnis hilft aber beim Verständnis dieses Phänomens. Im Fall Fleischhauer ergibt die Beobachtung seines gesamtmedialen Oeuvres, dass er selbst mit den Mitteln der Provokation nicht völlig unvertraut scheint. Gerade die Vereinfachung von Zusammenhängen und deren Zuspitzung gehören zu seinen Instrumenten. Das ist absolut legitim und kann sinnvoll sein - aber dass offensive Zuspitzung in der Kommunikation zu weiterer offensiver Zuspitzung führen kann, dürfte nicht unbedingt für einen Platz unter den Top Ten der Internetüberraschungen 2011 reichen.
Zu jedem Troll gehört neben einem Adressaten auch ein Publikum
Trolle sind Wirkungskommunikatoren mit einem Gespür dafür, wie sich die Wirkung steigern lässt. Das eint sie mit Meinungsjournalisten, und das macht ihr Schaffen so interessant für Berufskommunikatoren. Nur, dass Trolle emotional gesteuert sind und kaum strategisch vorgehen. Ein klassischer Internet-Troll reagiert nach eigenem Empfinden bloß auf eine Provokation und schlägt dabei nach dem Empfinden des Publikums über die Stränge. Denn zu jedem Troll gehört neben einem Adressaten auch ein Publikum (beide können auch deckungsgleich sein). Diese Ambivalenz der Trollerei lässt sich mit einem Witz über den Schuldigen einer Prügelei beschreiben: "Es fing damit an, dass er zurückschlug!" In vielen Fällen treten Troll-Elemente der sozialen Störkommunikation auf beiden Seiten auf - Aufschaukelprozesse brauchen mindestens zwei Parteien.
Das wiederum ist der Schlüssel zu einem tieferen Verständnis der Trollerei insgesamt. Denn jeder Internetnutzer hat einen Trollanteil - der im Zweifel von innen wesentlich schwieriger zu erkennen ist als von außen. Wie ungefähr alle anderen unangenehmen Eigenschaften und persönlichen Charakterzüge auch. Natürlich unterscheidet sich der Trollanteil von Person zu Person, vor allem aber tritt der Troll im User in Phasen auf. Denn der gemeine Internet-Troll ist kein Vollzeittroll. Eben noch beschimpft er harmlose Meinungsinhaber als personifizierten Untergang der Zivilisation. Zwei Augenblicke später gibt er eine freundliche Ebay-Bewertung ab: "Alles super, gerne wieder!!!".
Der Text beschreibt eigentlich gut diese Problematik des gegenseitigen Aufschaukelns.
Konflikte treten in jeder Art der Zusammenarbeit auf und müssen ausgetragen, möglichst gelöst werden, das sollte klar sein. Konfliktlösung setzt einen Einigungswillen der Beteiligten voraus. Hier scheitert es in der Regel, da ich leider öfters das Gefühl bekomme, dass es nur darum geht mit aller Kraft seinen Willen durchzusetzen, anstatt gemeinsam an einer Lösung zu arbeiten. Die Konflikte sollten aber eher als Chance verstanden werden. Ihre Bewältigung kann auf beiden Seiten zu Sichtweisen führen, die weiter führen können. Dies setzt bei allen Beteiligten Aufgeschlossenheit gegenüber berechtigter Kritik voraus.
Von der Moderatorenseite scheint das Angebot zu stehen, dass neue Personen eingestellt werden, sofern sich geeignete Kandidaten finden lassen. Die eingeräumte Chance Vorschläge zu unterbreiten scheint eher nicht genutzt zu werden. Auch muss hier klar gesagt werden, dass eine Diskussionsbereitschaft von eurem ModTeam vorliegt.
Sie sollten nicht pauschal, sondern präzise und klar ausgesprochen werden und an konkrete Sachverhalte anknüpfen. Sie sollten sich sowohl auf die erbrachte Leistung als auch auf das Verhalten im Arbeitsumfeld erstrecken.
Anerkennung kann nicht nur durch ausdrückliches Lob, sondern auch durch Freundlichkeit, Aufmerksamkeit und aufrichtigen Dank ausgedrückt werden.
Kritik setzt nur dann positive Veränderungen in Gang, wenn sie als konstruktiv erlebt wird. Pauchalisierungen sind wenig hilfreich, präzise, vorurteilsfreie und sachliche Äußerungen hingegen schon.
Wenn dazu noch Selbstkritik kommt und sich auch mal eingestanden wird, dass nicht immer die anderen am Unheil der Welt sein müssen, sondern dass auch das eigene Verhalten einen Beitrag dazu leistet, könnte sich einiges sicher auch auf diesem Wege regeln.
Nach meiner Erfahrung und Einschätzungen seid ihr in W13 mit einem guten ModTeam ausgestattet und wie hier in dem Thread ersichtlich wird auch mit SMods, die eure Sorgen, Probleme und Kritik sehr ernst nehmen, jedoch auch ein entsprechendes Entgegenkommen von euch erwarten.
Zu den Onlinezeiten der Moderatoren ist noch ergänzend zu sagen, dass es immer Zeiten geben wird in denen kein Moderator online sein wird. Bekanntlich nachts häufiger, aber auch durch viele kleine Faktoren mal am Tage. In FW gibt es kein Schichtsystem, da die gesamte Moderation auf freiwilliger Basis abläuft. Es ist schön, wenn geeignete Kandidaten gefunden werden, so dass der Tag möglichst gut und zu den "Hauptzeiten" abgedeckt ist, aber verpflichten kann man niemanden, da es keine Bezahlung o.ä. gibt.
Für die Fälle, dass kein Moderator online ist, habt ihr die Möglichkeit die Dinge zu melden und sicherlich wird sich dann darum gekümmert, sobald jemand wieder online ist. Sollte derjenige in der Zeit rumspamen, im SC beleidigen oder was auch immer, so stillt ihr den Spieler und gut ist.