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von Ellias Sonnenglut » 24. Jun 2006, 22:18
Jeder, der meine Beiträge bis hierhin aufmerksam verfolgt hat, wird feststellen, dass sich meine Kritik nicht gegen die Wächter oder Questpersonen allein richtet. Ich habe bewusst auf namentliche Nennungen verzichtet, bewusst auf das Ansprechen von Problemen, die zu persönlichen Fehden a la Avalia - Nyrrti hätten führen können, verzichtet und versucht mit meiner Kritik möglichst die Allgemeinheit und die ganze Spielerschaft anzusprechen, und damit dann ja auch schlussendlich mich selbst.
Auf keinen Fall werdet ihr von mir hier Namen zu hören bekommen, wer denn an der ganzen Misere Schuld sei oder wüste Anschuldigung, es würde alles falsch gemacht. Das ist einfach nicht so. Es gibt keinen Schuldigen, keine Problemursache, die man mal eben bannen kann und dann ist die Welt wieder schön und gut und alles trallala.
Ja, in der Tat Perwen, ich habe das von dir zitierte so geschrieben und gemeint und bleibe dabei : Die Spieler waren zu faul, sich ständig neue Questpersonen anzuschauen und neu auf sie zu reagieren und kümmerten sich auch nur sehr unzureichend darum, die Seuche zu verhindern.
Letzten Endes ist das System mit dem wir es hier zu tun haben, doch nichts weiter als eine abgewandelte Form eines P&P-Rollenspiels. Was dort der Meister, ist hier nun mal der/die Wächter bzw. die Questperson/Questpersonen. Ich habe zu keinem Zeitpunkt sagen wollen, die Questpersonen wären dafür zuständig, die Welt zu schaffen, so wie sie sein soll.
Das ist für mich auch weiterhin Aufgabe der Spieler. Die Questpersonen geben nur den ungefähren Rahmen der Handlung vor, nicht die Handlung selbst. Ein vorgeschriebener Quest verliert stark an Reiz, finde ich, und gerade deshalb sollte eine Questperson jedem Spieler hier die Möglichkeit der kreativen Freiheit geben. Auch wenn ich dich, Perwen, und da bin ich nur ehrlich, möge man mir es meinetwegen als Schleimerei auslegen, unter den Wächtern am meisten schätze, so bist und bleibst du dennoch nur ein Spieler wie wir auch, der eine Rolle spielt.
In meinen Augen bist du kein Gott und nur weil du einen Quest erfindest, heißt das lange nicht, dass dieser so, wie ihn dein Hirn ersponnen hat, auch perfekt ist. Es kann immer wieder sein, dass einem Spieler eine bessere Idee kommt, dass die Ursprungsstory einen Logikfehler enthält oder einfach die Umstände ein Umschreiben des Quests erfordern. Und du hast es selbst gesagt, so etwas kommt durchaus vor und auch du fandest die Idee, das Gegenmittel auf der ganzen Welt zu verteilen nur logisch.
ABER so etwas kommt eben nur vor, wenn die Spieler sich auch ernsthaft mit dem gestellten Problem auseinandersetzen. Bei einem P&P-Rollenspiel ist der Meister stets nur so gut, wie die Spieler selbst. Wenn man den Spielern alle 2 Minuten Hilfestellung geben muss, um den Stein wieder von neuem ins rollen zu bringen, dann verliert der Quest sehr an Spannung, finde ich.
Und gerade an diesem Punkt, scheint mir, der ich nun wirklich so gut wie gar nichts von der Seuche mitbekommen habe und der ich nie auch nur die kleinsten Symptome verspürt habe, ist der Quest gescheitert. Nicht an dir, Perwen, sondern an der Spielerschar.
Das eigentliche Thema wurde längst nicht so ernstgenommen, wie es der Fall hätte sein müssen, ja wurde sogar verhöhnt und verspottet. Eine tödliche Seuche über die man sich lustig macht, kann im Rollenspiel nicht ernstgenommen werden. Und dann lautet meine Frage an die Spieler doch :
Wieso macht ihr euch über die Seuche lustig oder behandelt sie für Luft, nur weil sie euch nicht monatelang vergiftet und die Lebenspunkte im Sekundentakt raubt? Ist es denn wirklich nötig, dass solche Effekte zum Einsatz kommen, nur damit so etwas ernstgenommen wird und ihr euch darüber aufregt? Was ist denn dann mit eurer Fantasie, die ihr, sofern ihr denn hier ernsthaft wegen des Rollenspiels spielen sollten, doch in ausreichendem Maße besitzen und benutzen solltet? Ist es denn nicht möglich, sich in die Rolle eines Erkrankten lebensnah hineinzuversetzen?
Denkt ihr denn ernsthaft, die Menschen im Mittelalter hätten die Pest verspottet? Gefürchtet hat man sich, um sein Leben gebangt und gebetet, ein Gegenmittel würde gefunden, ein Gegenmittel würde einen heilen. Ich glaube kaum, dass ihr Perwen die Schuld zu geben habt, dass sich dieser Quest so ewig hingezogen hat und ich persönlich mache dies auch nicht. Ich gebe den Spieler die Schuld!
Bevor jetzt einige lauthals aufschreien, sie haben doch aber dies und das getan, möchte ich anmerken, dass sicherlich auch solche darunter waren, auf mich hat es jedoch die ganze Zeit über so gewirkt, als würde nur eine geringe Minderheit, die Seuche für voll nehmen. Ein Quest geht schon dann in die Hose, wenn der Spielleiter, die Questperson oder wer auch immer, zu sehr nachhelfen muss, damit die Steine ins Rollen kommen und die Story sich etwas weiterspinnt. Im optimalen Falle, gibt der Spielleiter nur den Rahmen vor und der Großteil der restlichen Handlung wird durch die Spieler selbst, deren Handlungen und Äußerungen bestimmt.
Denkt doch einfach mal, wie ihr auch sonst denken würdet und vergesst das es ein Spiel ist. Wieso bitteschön, sollte bei einer Seuche denn nur eine zentrale Questperson auftauchen? Was wäre es da für eine Seuche, wenn es nur einen Erkrankten/Toten gäbe? Sie würde doch lächerlich wirken! Ich denke, Perwens eigentliches Ziel war es, eine Katastrophe, eine tödliche Seuche zu simulieren die übers Land zieht und sämtliches Leben in dieser Welt bedroht. Und bei einer ebensolchen Seuche sterben nun mal einfach nicht nur 1-2 Wesen, sondern viele Hunderte, wenn nicht gar Tausende. Wieso also beschwert ihr euch über die 10-20 Questpersonen mehr als sonst?
Worddatei auf, Name reinkopiert, Beschreibung drunter gesetzt, mit der Questperson unterhalten und wichtige Dinge kurz notiert, nach Verschwinden der Questperson kurz drüber gelesen und zusammengefasst, das wichtigste im Hinterkopf gespeichert und siehe da, schon ist es beim nächsten Zusammentreffen mit dieser Person ganz einfach, sich an alles erinnern. Und wenn doch mal was fehlt, dann seid einfach so ehrlich und sagt das. Ihr spielt dort auch nur ein Wesen, dass die ein oder andere Information vergessen haben kann.
Um es kurz zu machen : Mina hat in meinen Augen vollkommen Recht, wenn sie sagt, nicht Questpersonen sondern Spieler formen die Welt. Aber die Questpersonen geben den Ansatz zum Formen. Ein netter Plausch an der Warteschlange beim Trödler, eine wüste Schlägerei darum, wer den neuen Schmiedehammer erhält oder auch nur, wen ich mit meiner Essenz für Dich beglücke und wen nicht.
Und natürlich, nicht zu vergessen, die Gespräche der Spieler untereinander, auch bei Abwesenheit einer Questperson. Ob man nun eine hitzige Debatte über das kleine Zettelchen an der Eiche führt oder sich lauthals darüber aufregt, dass die Aktien heut wieder so schlecht ständen, das spielt doch keine Rolle. Nur findet das eben immer weniger statt, man geht sich aus dem Weg und rauft sich bei Anwesenheit einer Questperson oder eines großen Ereignisses vielleicht doch einmal auf, die meisten nur in der Hoffnung irgendein tolles Item abzustauben.
Am Ende noch eine kleine Anmerkung meinerseits : Ich spiele nun schon einige Monate auf dem RP-Server, zähle mit Sicherheit zu den aktiveren Spielern und ich muss ganz ehrlich zugeben und mir selbst eingestehen, dass auch ich manchmal den ein oder anderen Fehler gemacht habe, den ich mir nicht eingestehen wollte. Damit möchte ich also noch mal betonen, ich weise keine Schuld von mir, auch ich habe mich manchmal nicht rollenspielgerecht verhalten und von Zeit zu Zeit, fällt mir das auch sehr schwer, weil es hier leider auch einige Spieler gibt, die sich partout nicht unter Kontrolle haben. Dennoch würde ich mir wünschen, dass sich das Rollenspielverhalten insgesamt wieder etwas belebt.