Endlagersuche - das leidige Thema sucht jetzt auch uns heim

Hier kann über alles diskutiert werden, wirklich alles. Betonung liegt auf "diskutiert", das ist also kein Freischein zum Spammen.
(Beitragszähler deaktiviert)
Antworten
megafighter
Kopolaspinne
Beiträge: 895
Registriert: 18. Feb 2011, 18:54
Wohnort: Im einsamen Baum

Endlagersuche - das leidige Thema sucht jetzt auch uns heim

Beitrag von megafighter » 20. Sep 2014, 11:35

Zäune mit Stacheldrahtkronen, schon längst zu Befestigungsmauern ausgebaut, tiefe Wassergräben, Wachtürme, Sondereinheiten der Polizei zur Bewachung des umkämpften Gebiets, Demonstrationen mit mehr als 120.000 Menschen. Brandsätze und Steine fliegen Richtung Polizei, die ihrerseits auf völkerrechtswidriges CN- und CS-Gas zurückgreift. Mehr als 400 Menschen müssen mit teils schweren Verletzungen ins Krankenhaus eingeliefert werden. Polizeiautos werden in Brand gesteckt, Gasgranaten fliegen auf die auch teilweise friedlich protestierenden und auf Zelte des Roten Kreuzes, Grenzen werden dicht gemacht, Hundertschaften der Polizei werden entsandt. Auf friedlichen Demonstrationen schlägt die Polizei mit Gummiknüppeln, Wasserwerfern, Tränengas auf über 30.000 Demonstranten, junge, alte, Kinder, Journalisten ein, ohne Rücksicht auf Tote und Verletzte.

Was auf den ersten Blick Bilder der Ukraine, aus Syrien und dem Irak oder von Pariser Vorortrandalen ins Leben ruft geschah hier in Deutschland - nicht in einer Großstadt - in einem beschaulichen 5000-Einwohner Städtchen namens Wackersorf. Es liegt in der Oberpfalz in Bayern und dort fanden die Ausschreitungen statt.

Diese Kämpfe sorgten 6 Jahre lang für Aufsehen in Deutschland und erst nach 881.000 Unterschriften wurde das Projekt WAA Wackersdorf endlich aufgegeben.

Damals ging es um eine atomare Wiederaufbereitungsanlage, die dort entstehen sollte.Es sprachen sich erst einzelne Gerüchte herum, schließlich fanden Informationsveranstaltungen und Sonntasdemos statt, bis das ganze eskalierte. Mit Tschernobyl im Gedächtnis wurde dann das Projekt nach 6 Jahren, mehreren Toten Polizisten und Zivilisten und Tausenden Verletzten ad acta gelegt.

Heute drohen wieder Pläne, wodurch unsere Gegend atomar verseucht werden könnte: Nur etwas mehr als 100 km von der damaligen Stelle und rund 50 km von meiner Heimat entfernt, soll im tschechischen Dörfchen Manovice ein Atommüllendlager entstehen. Die Endlagerpläne sind bereits sehr detailliert, ohne Wissen der bayrischen Staatsregierung und ohne Absprache mit dem Landrat des angrenzenden Landkreises Cham. Der Widerstand ist groß und Kreisrat sowie viele Bürgermeister und mittlerweile auch schon wieder Bürgerbewegungen haben angekündigt, das Endlager auf keinen Fall enstehen zu lassen - notfalls so, wie die Österreicher, die damals zu tausenden nach Wackersdorf gekommen sind.

So viel zur Information. Meine persönliche Meinung sollte klar sein, aufgrund der Nähe zum geplanten Standort. Aber was haltet ihr davon? Kann ein echtes Endlager überhaupt in der Nähe einer bevölkerten Region entstehen? Wärt ihr dafür, dass ein Endlager gebaut wird, wenn die Bedingungen es zulassen und alles gut geprüft ist? Würdet ihr es dann auch in eurer Nähe akzeptieren? Ich möchte eure Meinungen hören :)

Benutzeravatar
Pennermax
Wächter des Vulkans
Beiträge: 314
Registriert: 28. Jul 2013, 18:01
Wohnort: Düsseldorf

Re: Endlagersuche - das leidige Thema sucht jetzt auch uns h

Beitrag von Pennermax » 20. Sep 2014, 12:19

CN und CS-Gas sind nur in Kriegsgebieten verboten, die Polizei darf es zur Bekämpfung von Unruhen einsetzen.
Leerzeichen vor Satzzeichen sind Idiotenzeichen.

Ich bin die Zuckerglasur von Mutter Natur.
Kollegah - Imperator

Ein kleiner Blog, den Wirrungen meines kranken Geistes entsprungen:
https://www.derhilden.com

Gurry
Gelbbart-Yeti
Beiträge: 1846
Registriert: 25. Aug 2006, 11:36

Re: Endlagersuche - das leidige Thema sucht jetzt auch uns h

Beitrag von Gurry » 21. Sep 2014, 18:47

Denken Castor-Demonstranten eigentlich der Zug dreht um und fährt wo anders hin?
Wenn das die Lösung ist behalt ich lieber das Problem
Zum Glück baut BP keine Atomkraftwerke
Das bisschen Öl.
/Zitat ende

Mr. J:J
Zauberer der Bergwiesen
Beiträge: 433
Registriert: 25. Dez 2006, 10:43

Re: Endlagersuche - das leidige Thema sucht jetzt auch uns h

Beitrag von Mr. J:J » 24. Sep 2014, 11:28

Bayern hat ein Großteil des deutschen Atommülls zu veratworten warum also auch nicht ein entsprechenden Anteil an der Endlagerung?
Und auf die Frage ob ein Endlager in einer bevölkerungsreichen Gegend entstehen kann:
Man hat das Gegenteil doch in Niedersachsen versucht! Gorleben war politisch gewollt, weil wenig Menschen dort leben. Die Tatsache das ein Salzstock als Endlager völlig ungeeignet ist wurde ignoriert.
Wenn man eines aus Gorleben und der Asse gelehrnt hat, dann dass es überall (massiven) Widerstand geben wird und man aus Gründen der Sicherheit gut beraten ist nicht die Politik entscheiden zu lassen wo ein Endlager stehen soll.
Aber ich glaube eh nicht das sowas wie ein sicheres Endlager existieren kann, denn außer den Pyramiden fällt mir relativ wenig ein was Menschen gebaut haben und nicht nach ein paar hundert Jahren zerfallen ist.
In diesem Sinne plädiere ich für ein Endlager in Ägypten :lol:
Sotrax hat geschrieben:In Zukunft einfach die Leute ausserhalb von Freewar beleidigen, da ises mir egal, da darfst du ihnen auch auf den Kopf kacken wenn du willst :D
Liste niveauloser Leute/Igno
SpoilerShow
Piru,Navigationsgerät,warlord aus w1, Rondo

megafighter
Kopolaspinne
Beiträge: 895
Registriert: 18. Feb 2011, 18:54
Wohnort: Im einsamen Baum

Re: Endlagersuche - das leidige Thema sucht jetzt auch uns h

Beitrag von megafighter » 24. Sep 2014, 15:18

Nunja, nicht alleine Bayern...Die 3 südlichen Länder Bayern, B-W und Hessen (die btw einen nicht geringen Anteil an der deutschen Wirtschaft haben, alle 3, aber das lasse ich mal außen vor) produzieren sicher mehr Atommüll als der Rest der Bundesländer.

Was Castor-Transporte angeht gilt da aber wieder etwas anderes: Hier ein Ausschnitt eines Berichts zum bevorstehenden Castor-Transport 2010:
Nach einem internen Arbeitsbericht der Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit (GRS) hat Niedersachsen nur 20 Prozent des in La Hague verarbeiteten atomaren Mülls geliefert, die drei südlichen Bundesländer zusammen 60 Prozent.
Ehm ja...kann denen mal erklären das 20x3 nun mal eben 60 ergibt?!
Es ist also nicht nur der Süden Schuld am Atommüll, auch andere Länder, wie eben Niedersachsen tragen schon auch noch einen Löwenateil.

In diesem Thread geht es allerdings weniger darum, dass in Bayern ein Endlager gebaut wird, es geht eben um das Endlager in Manovice (Tschechien). Und ich kann mit ziemlicher Sicherheit sagen, dieses Endlager wird es nicht geben - genau so wenig wie es das Endlager in Gorleben, Phillipsburg oder Biblis geben wird, denn in jedem noch so kleinen Kaff in Deutschland würden ähnliche bürgerkriegsähnliche Zustände ausbrechen wie seinerzeit in Wackersdorf...

Dennoch, eins muss man sagen: Wir haben ein Problem, das wir beseitigen wollen und wenn wir das Problem beseitigen wollen müssen wir irgendwo hin damit wo es nicht noch ein viel größeres Problem gibt (Stichwort: Grundwasser...).

Ich finde die Politik und die Industrie mittlerweile auch in diesem Thema nur noch zum Kotzen. Wie war das noch an der Asse? Leukämie wars wenn ich mich richtig erinnere...100000000 mal so viele Fälle wie in anderen Wohngebieten...NEEEEIIIN, das hat nichts mit der Radioaktivität zu tun, wahrscheinlich kommts von rücksichtslosen Fahrradfahrern :roll:

Maya Natsume
Kopolaspinne
Beiträge: 1196
Registriert: 11. Dez 2009, 17:24

Re: Endlagersuche - das leidige Thema sucht jetzt auch uns h

Beitrag von Maya Natsume » 25. Sep 2014, 11:42

Zu den trabsporten, die kastor Transporte an sich sind sicher, wer die Berichte dazu gesehen/gelesen hat, was die alles damit gemacht haben, wird mir zustimmen
inaktiv wegen unschaffbar gemachten erus
erus sind zu statistiken verkommen

j5nax
Teidam
Beiträge: 136
Registriert: 19. Mär 2014, 19:04

Re: Endlagersuche - das leidige Thema sucht jetzt auch uns h

Beitrag von j5nax » 26. Sep 2014, 12:24

megafighter hat geschrieben:
Nach einem internen Arbeitsbericht der Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit (GRS) hat Niedersachsen nur 20 Prozent des in La Hague verarbeiteten atomaren Mülls geliefert, die drei südlichen Bundesländer zusammen 60 Prozent.
Ehm ja...kann denen mal erklären das 20x3 nun mal eben 60 ergibt?!
Es ist also nicht nur der Süden Schuld am Atommüll, auch andere Länder, wie eben Niedersachsen tragen schon auch noch einen Löwenateil.
Habs extra mal gegooglet, um den nächsten Satz dieses Berichts anzufügen:
Insgesamt stammt mehr als die Hälfte (53 Prozent) des in Frankreich und Großbritannien verarbeiteten atomaren Mülls aus den Atomkraftwerken in Bayern, Baden-Württemberg und Hessen.
Bei deinem Quote geht es explizit um La Hague, nicht um die Gesamtmenge, die aus den entsprechenden Bundesländern kommt. Selbst davon abgesehen - wenn ein nordwestlich gelegenes Bundesland 20% produziert, und 3 südlich gelegene ebenfalls jeweils 20% (was nicht stimmt, eins hat sicher mehr als diese 20%), warum legt man den Endlagerstandort dann in den Nordwesten? Also, rein von der "Fairness" her, dass ein Endlager nirgendwo wirklich gut ist steht außer Frage.

Link zum Artikel: https://www.greenpeace.de/presse/presse ... emberg-und

Da findet sich dann auch eine Passage dadrüber, warum der Transport nach Bayern / BW / Hessen tatsächlich sicherer ist als nach Niedersachsen.

Antworten

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 12 Gäste