Vergessene Zeitalter des Westens - Verspäte Einsendungen
- Ellias Sonnenglut
- Wächter des Vulkans
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Vergessene Zeitalter des Westens - Verspäte Einsendungen
Anm. d. Aut.: Da der Wettbewerb nun doch einen recht abrupten Abbruch erfuhr, es allem Anschein nach aber mehrere Teilnehmer gibt, die nahezu fertig sind, bietet dieser Thread all jenen die Möglichkeit ihre Geschichten dennoch zu präsentieren. Den Anfang habe ich mit meiner Geschichte ja praktisch schon gemacht und würde mich freuen, wenn es nicht die einzige in diesem Thread bleibt. Die Aufgabenstellung findet sich hier:
Klick mich
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Das Delos-Debakel
Wenngleich ich selbst nicht vermag, wiederzugeben, was einst vor hunderten und tausenden von Jahren vor sich ging, so will ich mich der Herausforderung des alten Mannes dennoch stellen. Bis zum Bersten gefüllte Bücherregale meiner Bibliothek sprechen auch jetzt, in diesen so schweren Zeiten noch die Sprache der Vergangenheit und tragen längst vergessene Geheimnisse solange weiter durch den Fluss der Zeit, bis sie erneut eine Stimme wie die meine in die Welt hinausträgt. Ich will dem alten Herrn einige uralte Schriftstücke vorlegen, auf das sie ihm zeigen, was die Schleier der Vergangenheit bisher noch zu verbergen wissen. Doch seht selbst...
~~~~~~~~
Auszug aus einem frühzeitlichen Roman,
Verfasser unbekannt, Geschätztes Alter: ca. 1267 Jahre
Mit einem Gähnen trat Favael vor die Haustüre. Das nötigste Rüstzeug am Leibesriemen, tat er klackernd und scheppernd einige Schritt den steinigen Steig in den Vordergarten hinaus, wand sich gen Frühröte und linste, immer noch dem Bettzipfel schielend, die Promenade herab. Die Kirschblüte tauchte die Allee in stumpfes Zartrosa und übertrumpfte der Sonne Glanz noch in derlei Herrlichkeit. Kopfnickend einen Gruß der Nachbarschaft schenkend, das Gatter zur Fahrstraße schiebend und auf den Pflasterstein hinaustretend, musterte der Herr Favael die Kundschaft vor des Nachbarn Geschäft ”Siebensachen Allerley”œ. Ein halbes Dutzend guter Menschen harrte vor der Ladentür, schier unerschöpflich Perseveranz schiebend, dieweil ein Moritatensänger Kunde trug von der Schicksal Wege:
Hat der Trunksucht gefrönt, ein Leben lang,
Hat mit Zwölfe den ersten Whisky gelangt,
Hat den Kater gejagt, mit ”™nem weiteren Schluck,
Und man nannte ihn nur, den Kerl ohne Spur.
Hat im vierzehnten Jahr am Weinglas genippt,
Hat im Takt der Musik nur noch mitgewippt,
Hat gewippt und gewippt, bis er umgekippt,
Und man nannte ihn nur, den Kerl ohne Spur.
Hat mit sechzehn schon tief in die Tasche gegriffen,
Hat mit sechzehn schon Cognac und Ouzo gepfiffen,
Hat getrunken, getrunken und immer getrunken,
Und keiner hat aus der Bar ihn gewunken.
Glockengeläut aus dem Nordwesten. Der Herr Favael warf das Haupt ob des jäh erklungenen Getös”™ herum und schwang die rotblonde Lockenpracht dem ahnungslos vorrüberziehenden Passanten in einem hastig”™ Schlenker entgegen. Dort droben, auf dem kargen Felsmassiv der sieben Sonnen, da stand die Kathedrale Sithen”™Dur. Einst ward erbaut solch fulminantes Werk der Handwerkskunst von des Zwergen Stolltrov und seiner elf Gesellen Hand, so kündete der Legenden Ruf. Eine jede der fünf Glocken Sithen”™Durs, droben schimmernd in der Sonne Glanz, sie halle klangvoll durch die Gassen, gebe die Zeit und halte am Leben, wo die Suche danach sich noch lohnt. Im Volke munkelte man von einem Fluch an diesem Orte, es heißt, der Tod sei in das raue Mauerwerk gekrochen. Beschattet durch die Blütenpracht der Kirschallee, Fuß um Fuß die Fuhrwerksstraße in das Zentrum hinabschlendernd, biegen sich die schmalen Zweige in der frischen Morgenbrise und die starren Blicke wandern langsam weiter, in die Ferne, sind verloren hinter dem Gebirgsmassiv Smivohl.
Und im Zentrum ist heut Markt, lockt Gesindel aller Arten in die Stadt. Zwischen bunten Baldachinen, kleinen wie auch großen Zelten und den Teppichen zu Boden, kauern Bettler auf dem kalten Pflastergrund, strecken zittrig ihre Hände und erstarren angesichts der durch die Menge ziehend”™ Wächterschar. Wesen drängeln, schubsen, balgen miteinander, jeder möcht”™ der erste sein. Auf den Ständen sieht man Früchte, Töpfereien, Waffen, Handwerkszeug und Malerei, kann man riechen Bratfett, Wiesenwurz und Ruß und allüberall sieht man ringen, um den besten Platz in erster Reih. Schausteller, Geschichtenerzähler und Narrenchöre ziehen ihre Runden durch die Menge, das gemeine Volk zu unterhalten. Und inmitten alledem unser Herr, Herr Favael. Gewandet in ein samtnes Umschlagtuch, die Hände tief vergraben in der Manteltasche steht er auf dem Vorplatz und besieht das muntre Treiben, wo das Maultier überdrüssig blökend Karr”™ um Karr”™ zum Stande zerrt und Träger wohlgenährte Baronessen übern großen Platze schleppen.
Abschrift eines Kriegsberichts
Verfasser: Offizier Beleanor, Geschätztes Alter: ca. 927 Jahre
01. Tag:
Wir schreiben den sechzehnten Tag des vierten Monats im Jahre 1079. Während die Armee der Serum-Geister gegen Geron Ther rückt, ziehe ich mit etwa hundert Mann Tarunern gegen die Menschen in Delos im Nordwesten des Landes. Unser Plan ist einfach, könnte die Machtverhältnisse innerhalb dieses Krieges bei Erfolg jedoch erheblich beeinflussen. Gelingt es, das Hoheitsgebiet der Nebelkreischer unbemerkt zu passieren, sollte es uns ohne weiteres möglich sein, über das Gebirgsmassiv Smivohl im Südwesten der Stadt einzufallen.
12. Tag:
Wir schreiben den achtundzwanzigsten Tag des vierten Monats im Jahre 1079. Es gelang uns Dranar ohne Komplikationen zu passieren und vor uns liegt nun nur noch das Gebirgsmassiv Smivohl im Nordwesten der Stadt Aklirmon. Hunger nagt bereits an den Kämpferherzen meiner Mannen und nur der Morgentau, der in diesen nebligen Gefilden mitunter mehrere Stunden in der Luft liegt, vermag ihren schier unstillbaren Durst eine Weile zu bändigen.
22. Tag:
Wir schreiben den achten Tag des fünften Monats im Jahre 1079. Der Abstieg aus Smivohl ist geschafft, kostete jedoch vier meiner Mannen das noch junge Leben. Wir haben am Fuße des Bergmassivs Lager geschlagen und Sithen”™Dur, der Stolz von Aklirmon, der prunkvollsten Stadt Dranars, liegt nur noch etwa einen Tagesmarsch entfernt.
25. Tag:
Wir schreiben den elften Tag des fünften Monats im Jahre 1079. Durch ein heftiges Unwetter aufgehalten, erreichten wir Sithen”™Dur erst am Morgen des vierundzwanzigsten Tages unserer Reise. Obgleich unser Kommen nicht erwartet wurde, so war der Widerstand doch enorm und die harten Stockschläge des ansässigen Mönchsordens brachten sieben meiner, bis an die Zähne bewaffneten, Männer den Tod. Dennoch, Sithen”™Dur fiel. Wir werden die Nacht über hier verweilen und morgen weiter gen Aklirmon ziehen.
26. Tag:
Wir schreiben den zwölften Tag des fünften Monats im Jahre 1079. Über Nacht ereignete sich eine wahrlich schauerliche Tragödie. Auf Sithen”™Dur scheint ein Fluch zu liegen, denn heute Morgen erwachten lediglich vierundvierzig meiner Männer erneut. Den Rest fand man tot in ihren Betten auf, ohne ein Anzeichen von Gewalt. Ich weiß nicht, wer oder was an diesem Ort sein Unwesen treibt, doch ist nicht mit ihm zu spaßen, soviel sei sicher.
30. Tag:
Wir schreiben den sechzehnten Tag des fünften Monats im Jahre 1079. Nach unserem raschen Aufbruch aus Sithen”™Dur, trafen wir vor gut einem Abend vor den Mauern Aklirmons ein. Es gelang zwar, unbemerkt in die Stadt einzudringen, der Widerstand einiger ortansässiger Bauern kostete jedoch den Großteil meiner übrigen Mannen das Leben. Zu zehnt nur noch harren wir nun in Aklirmon und warten auf das Nachrücken der zweiten Armee...
Hier enden die Aufzeichnungen...
Brief des Grafen Spelanos an die Baronesse Itandriel
Verfasser: Graf Spelanos, Geschätztes Alter: ca. 926 Jahre
Werte Baronesse,
entschuldigt meine Abwesenheit bei eurer ohne Zweifel prunkvollen Jahresfeier, doch sind im Moment die Entscheidungen meine Grafschaft betreffend von äußerster Dringlichkeit und dulden keinen Aufschub mehr. Vielleicht hat euch die Kunde um den Fall Aklirmons bereits erreicht und es nur eine Frage der Zeit, bis ein weitaus größeres Heer der Taruner auch gegen meine Grafschaft im Norden rückt. Wenngleich die Mauern unserer Burgstadt Ti-Temdriel als nahezu uneinnehmbar gelten, so beunruhigt mich allein schon die Anwesenheit eines so fähigen Generals wie Beleanor in diesen Gefilden.
Ich wäre euch zu äußerstem Dank verbunden, wenn ihr mir eure Unterstützung zusagen und mir einige eurer im ganzen Lande wegen ihrer tödlichen Präzision zugleich geachteten und gefürchteten Bogenschützen zur Verteidigung der Wallanlage entsenden würdet. Doch drängt die Zeit, denn meine Kundschafter berichten von einer heranrückenden Armee der Taruner, größer noch als die, der es gelang, Aklirmon für sich einzunehmen.
Gez. Graf Spelanos
Bericht eines Überlebenden der Schlacht um Ti-Temdriel
Verfasser: Unbekannt, Geschätztes Alter: ca. 921 Jahre
Sie kamen in der Nacht, urplötzlich waren sie da. Wir waren etwa mit 800 Männern auf den Wällen vertreten, hinzu kamen 200 Bogenschützen der Baronesse Itandriel, die unbeweglich an den Zinnen der Mauer standen und in die Dunkelheit starrten. Trotz des stundenlangen, ereignislosen Harrens, waren sie - ganz im Gegensatz zu unseren Männern, die teils nicht einmal ausgebildete Soldaten waren - nicht einen Moment der Müdigkeit unterlegen. Ihre Erfahrung und die Anwesenheit von Spelanos selbst, der darauf bestanden hatte, an unserer Seite ”zu kämpfen, zu siegen oder zu sterben”œ wie er zu sagen pflegte verlieh dem bunten Haufen aus Zivilisten, Kindern und Berufssoldaten zusätzliche Moral.
Doch bereits als die Späher auf den Türmen, die ersten schemenhaften Gestalten am Horizont meldeten, wurde klar, wie schlecht Ti-Temdriel für den Kriegsfall gerüstet war, selbst wenn seine Befestigungsanlage als eine der besten dieser Welt galt. Einige wenige verfielen bereits jetzt in Panik, sprangen herum wie aufgescheuchte Schneehühner und stießen einander meist selbst von den Wällen. Mit tödlichen Folgen. Die ausgebildeten Bogenschützen Itandriels dagegen zogen allesamt in einer einzigen synchronen Bewegung ihre Bögen hervor und ließen die Bogensehnen mit einem dumpfen Surren nach hinten schnellen. Binnen einiger Sekunden lag ein erster Pfeil abschussbereit auf, der Rest der Männer hatte sich mit Speeren, Hellebarden, oder aber Mistforken bewaffnet, um wohlmöglich herannahende Leiterträger aufzuhalten.
Doch nichts geschah und trotz zahlreicher Beteuerungen der Kundschafter ließ Mann um Mann seine Waffe allmählich wieder sinken. Doch dann, ganz plötzlich war der Vorplatz vor den Wällen in den blutigen Schein Tausender und Abertausender von Fackeln getaucht. Instinktiv rissen Itandriels Mannen ihre Bögen in die Höhe und feuerten eine rasche Salve von drei Pfeilen nach unten und ohne zu wissen wie es möglich war, dass solch ein großes Heer ungesehen so Nahe an sie herangekommen war, stürmten alle übrigen Soldaten zu Steinen und anderen Wurfgeschossen um sie dem Gegner an den Kopf zu werfen.
Doch es war zu spät. Binnen einiger Minuten fanden sich bereits die ersten Taruner auf der Wallanlage wieder und zwangen die ersten unter uns in die Defensive. Spelanos, mit der heiligen Hellebarde von Omakier bewaffnet, einem Relikt längst vergangener Zeiten, wies die meisten unter uns an, die Bogenschützen Itandriels zu schützen, während er und einiger seiner engsten Getreuen sich in den Kampf stürzten. Als jedoch Beleanor selbst, ein von Narben gezeichneter Taruner, der für seine Grausamkeit und seinen Menschenhass weit über die Grenzen Mentorans gefürchtet war, den Wall betrat, schien die Schlacht endgültig verloren.
In einem furiosen Finale standen sich nun Beleanor und Spelanos, zwei lebende Legenden, wenngleich der eine für seine Gutmütigkeit, der andere für seine Grausamkeit bekannt, in dieser alles entscheidenden Schlacht um die Burgstadt Ti-Temdriel gegenüber. Beleanor, bewaffnet mit dem absolut einzigartigen Schakaldolch der Wüstenprinzen, wie nur der oberste Befehlshaber der Taruner ihn zu führen wusste, stand nur regungslos da. Und so holte Spelanos zum ersten Schlag aus. Mit einem wütenden Schrei schleuderte er die Hellebarde empor und stürmte auf sein Gegenüber zu. Ein fataler Fehler. Die Hellebarde sauste mit einem leisen Sirren auf Beleanor herab, der nur einen Zischlaut, gleich einer Schlange ausstieß und sich, den Dolch nach vorn gestreckt, auf Spelanos stürzte. Spelanos wollte ausweichen und riss die Hellebarde gerade noch rechtzeitig herum, den Schlag des Taruners abzufangen. Unsanft prallten die beiden ineinander verrenkt gegen die Zinnen und binnen einer Sekunde hatte Beleanor bereits wieder die Oberhand gewonnen. Er drückte Spelanos mit einem diabolischen Grinsen gegen den schroffen Stein und rammte ihm dann mit einem letzten selbstgefälligen Augenzwinkern den Dolch ins Herz. Bestürzt starrten wir auf den Sieger des Kampfes: Beleanor. Der jedoch zeigte keine Spur von Mitleid und wandte sich blutdurstig zu uns herum. Mit unbekümmerter, anteilsloser Stimme sprach er:
”Jeder, der hier bleibt und weiterkämpft, wird sterben.”œ
Er deutete mit einem fiesen Grinsen zum Zinnwall und stieß Spelanos Leiche den Wall in den Burggraben hinunter.
”Wer leben will, folgt ihm. Springt! Ihr habt eine Minute Zeit.”œ
Ein unheilvolles Raunen ging durch die Menge... Dann... sprang ich... Und er behielt Recht... Niemand der blieb, sollte überleben...
Hier verwischen einige Tränen den Rest und die Aufzeichnungen enden...
~~~~~~~~
Nun... Und was heute noch von dem geschilderten Krieg zeugt, dessen mag sich der alte Mann selbst ein Bild machen. Dort draußen, weit hinter dem Gebirgsmassiv Smivohl, ragt die Kathedrale Sithen”™Dur als einzige unbeschädigt aus den Ruinen Aklirmons hervor und selbst, wenn es den Anschein haben mag, so ist die Kathedrale nicht unbewohnt... Der Fluch der Leben nimmt, er sitzt noch heute in dem alten Gemäuer. Und weiter im Norden finden sich noch heute die überwucherten Reste der Mauern und die Überreste Ti-Temdriels selbst, an deren Zinnen Spelanos fiel. Was aus Beleanor wurde? Das weiß niemand...
Klick mich
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Das Delos-Debakel
Wenngleich ich selbst nicht vermag, wiederzugeben, was einst vor hunderten und tausenden von Jahren vor sich ging, so will ich mich der Herausforderung des alten Mannes dennoch stellen. Bis zum Bersten gefüllte Bücherregale meiner Bibliothek sprechen auch jetzt, in diesen so schweren Zeiten noch die Sprache der Vergangenheit und tragen längst vergessene Geheimnisse solange weiter durch den Fluss der Zeit, bis sie erneut eine Stimme wie die meine in die Welt hinausträgt. Ich will dem alten Herrn einige uralte Schriftstücke vorlegen, auf das sie ihm zeigen, was die Schleier der Vergangenheit bisher noch zu verbergen wissen. Doch seht selbst...
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Auszug aus einem frühzeitlichen Roman,
Verfasser unbekannt, Geschätztes Alter: ca. 1267 Jahre
Mit einem Gähnen trat Favael vor die Haustüre. Das nötigste Rüstzeug am Leibesriemen, tat er klackernd und scheppernd einige Schritt den steinigen Steig in den Vordergarten hinaus, wand sich gen Frühröte und linste, immer noch dem Bettzipfel schielend, die Promenade herab. Die Kirschblüte tauchte die Allee in stumpfes Zartrosa und übertrumpfte der Sonne Glanz noch in derlei Herrlichkeit. Kopfnickend einen Gruß der Nachbarschaft schenkend, das Gatter zur Fahrstraße schiebend und auf den Pflasterstein hinaustretend, musterte der Herr Favael die Kundschaft vor des Nachbarn Geschäft ”Siebensachen Allerley”œ. Ein halbes Dutzend guter Menschen harrte vor der Ladentür, schier unerschöpflich Perseveranz schiebend, dieweil ein Moritatensänger Kunde trug von der Schicksal Wege:
Hat der Trunksucht gefrönt, ein Leben lang,
Hat mit Zwölfe den ersten Whisky gelangt,
Hat den Kater gejagt, mit ”™nem weiteren Schluck,
Und man nannte ihn nur, den Kerl ohne Spur.
Hat im vierzehnten Jahr am Weinglas genippt,
Hat im Takt der Musik nur noch mitgewippt,
Hat gewippt und gewippt, bis er umgekippt,
Und man nannte ihn nur, den Kerl ohne Spur.
Hat mit sechzehn schon tief in die Tasche gegriffen,
Hat mit sechzehn schon Cognac und Ouzo gepfiffen,
Hat getrunken, getrunken und immer getrunken,
Und keiner hat aus der Bar ihn gewunken.
Glockengeläut aus dem Nordwesten. Der Herr Favael warf das Haupt ob des jäh erklungenen Getös”™ herum und schwang die rotblonde Lockenpracht dem ahnungslos vorrüberziehenden Passanten in einem hastig”™ Schlenker entgegen. Dort droben, auf dem kargen Felsmassiv der sieben Sonnen, da stand die Kathedrale Sithen”™Dur. Einst ward erbaut solch fulminantes Werk der Handwerkskunst von des Zwergen Stolltrov und seiner elf Gesellen Hand, so kündete der Legenden Ruf. Eine jede der fünf Glocken Sithen”™Durs, droben schimmernd in der Sonne Glanz, sie halle klangvoll durch die Gassen, gebe die Zeit und halte am Leben, wo die Suche danach sich noch lohnt. Im Volke munkelte man von einem Fluch an diesem Orte, es heißt, der Tod sei in das raue Mauerwerk gekrochen. Beschattet durch die Blütenpracht der Kirschallee, Fuß um Fuß die Fuhrwerksstraße in das Zentrum hinabschlendernd, biegen sich die schmalen Zweige in der frischen Morgenbrise und die starren Blicke wandern langsam weiter, in die Ferne, sind verloren hinter dem Gebirgsmassiv Smivohl.
Und im Zentrum ist heut Markt, lockt Gesindel aller Arten in die Stadt. Zwischen bunten Baldachinen, kleinen wie auch großen Zelten und den Teppichen zu Boden, kauern Bettler auf dem kalten Pflastergrund, strecken zittrig ihre Hände und erstarren angesichts der durch die Menge ziehend”™ Wächterschar. Wesen drängeln, schubsen, balgen miteinander, jeder möcht”™ der erste sein. Auf den Ständen sieht man Früchte, Töpfereien, Waffen, Handwerkszeug und Malerei, kann man riechen Bratfett, Wiesenwurz und Ruß und allüberall sieht man ringen, um den besten Platz in erster Reih. Schausteller, Geschichtenerzähler und Narrenchöre ziehen ihre Runden durch die Menge, das gemeine Volk zu unterhalten. Und inmitten alledem unser Herr, Herr Favael. Gewandet in ein samtnes Umschlagtuch, die Hände tief vergraben in der Manteltasche steht er auf dem Vorplatz und besieht das muntre Treiben, wo das Maultier überdrüssig blökend Karr”™ um Karr”™ zum Stande zerrt und Träger wohlgenährte Baronessen übern großen Platze schleppen.
Abschrift eines Kriegsberichts
Verfasser: Offizier Beleanor, Geschätztes Alter: ca. 927 Jahre
01. Tag:
Wir schreiben den sechzehnten Tag des vierten Monats im Jahre 1079. Während die Armee der Serum-Geister gegen Geron Ther rückt, ziehe ich mit etwa hundert Mann Tarunern gegen die Menschen in Delos im Nordwesten des Landes. Unser Plan ist einfach, könnte die Machtverhältnisse innerhalb dieses Krieges bei Erfolg jedoch erheblich beeinflussen. Gelingt es, das Hoheitsgebiet der Nebelkreischer unbemerkt zu passieren, sollte es uns ohne weiteres möglich sein, über das Gebirgsmassiv Smivohl im Südwesten der Stadt einzufallen.
12. Tag:
Wir schreiben den achtundzwanzigsten Tag des vierten Monats im Jahre 1079. Es gelang uns Dranar ohne Komplikationen zu passieren und vor uns liegt nun nur noch das Gebirgsmassiv Smivohl im Nordwesten der Stadt Aklirmon. Hunger nagt bereits an den Kämpferherzen meiner Mannen und nur der Morgentau, der in diesen nebligen Gefilden mitunter mehrere Stunden in der Luft liegt, vermag ihren schier unstillbaren Durst eine Weile zu bändigen.
22. Tag:
Wir schreiben den achten Tag des fünften Monats im Jahre 1079. Der Abstieg aus Smivohl ist geschafft, kostete jedoch vier meiner Mannen das noch junge Leben. Wir haben am Fuße des Bergmassivs Lager geschlagen und Sithen”™Dur, der Stolz von Aklirmon, der prunkvollsten Stadt Dranars, liegt nur noch etwa einen Tagesmarsch entfernt.
25. Tag:
Wir schreiben den elften Tag des fünften Monats im Jahre 1079. Durch ein heftiges Unwetter aufgehalten, erreichten wir Sithen”™Dur erst am Morgen des vierundzwanzigsten Tages unserer Reise. Obgleich unser Kommen nicht erwartet wurde, so war der Widerstand doch enorm und die harten Stockschläge des ansässigen Mönchsordens brachten sieben meiner, bis an die Zähne bewaffneten, Männer den Tod. Dennoch, Sithen”™Dur fiel. Wir werden die Nacht über hier verweilen und morgen weiter gen Aklirmon ziehen.
26. Tag:
Wir schreiben den zwölften Tag des fünften Monats im Jahre 1079. Über Nacht ereignete sich eine wahrlich schauerliche Tragödie. Auf Sithen”™Dur scheint ein Fluch zu liegen, denn heute Morgen erwachten lediglich vierundvierzig meiner Männer erneut. Den Rest fand man tot in ihren Betten auf, ohne ein Anzeichen von Gewalt. Ich weiß nicht, wer oder was an diesem Ort sein Unwesen treibt, doch ist nicht mit ihm zu spaßen, soviel sei sicher.
30. Tag:
Wir schreiben den sechzehnten Tag des fünften Monats im Jahre 1079. Nach unserem raschen Aufbruch aus Sithen”™Dur, trafen wir vor gut einem Abend vor den Mauern Aklirmons ein. Es gelang zwar, unbemerkt in die Stadt einzudringen, der Widerstand einiger ortansässiger Bauern kostete jedoch den Großteil meiner übrigen Mannen das Leben. Zu zehnt nur noch harren wir nun in Aklirmon und warten auf das Nachrücken der zweiten Armee...
Hier enden die Aufzeichnungen...
Brief des Grafen Spelanos an die Baronesse Itandriel
Verfasser: Graf Spelanos, Geschätztes Alter: ca. 926 Jahre
Werte Baronesse,
entschuldigt meine Abwesenheit bei eurer ohne Zweifel prunkvollen Jahresfeier, doch sind im Moment die Entscheidungen meine Grafschaft betreffend von äußerster Dringlichkeit und dulden keinen Aufschub mehr. Vielleicht hat euch die Kunde um den Fall Aklirmons bereits erreicht und es nur eine Frage der Zeit, bis ein weitaus größeres Heer der Taruner auch gegen meine Grafschaft im Norden rückt. Wenngleich die Mauern unserer Burgstadt Ti-Temdriel als nahezu uneinnehmbar gelten, so beunruhigt mich allein schon die Anwesenheit eines so fähigen Generals wie Beleanor in diesen Gefilden.
Ich wäre euch zu äußerstem Dank verbunden, wenn ihr mir eure Unterstützung zusagen und mir einige eurer im ganzen Lande wegen ihrer tödlichen Präzision zugleich geachteten und gefürchteten Bogenschützen zur Verteidigung der Wallanlage entsenden würdet. Doch drängt die Zeit, denn meine Kundschafter berichten von einer heranrückenden Armee der Taruner, größer noch als die, der es gelang, Aklirmon für sich einzunehmen.
Gez. Graf Spelanos
Bericht eines Überlebenden der Schlacht um Ti-Temdriel
Verfasser: Unbekannt, Geschätztes Alter: ca. 921 Jahre
Sie kamen in der Nacht, urplötzlich waren sie da. Wir waren etwa mit 800 Männern auf den Wällen vertreten, hinzu kamen 200 Bogenschützen der Baronesse Itandriel, die unbeweglich an den Zinnen der Mauer standen und in die Dunkelheit starrten. Trotz des stundenlangen, ereignislosen Harrens, waren sie - ganz im Gegensatz zu unseren Männern, die teils nicht einmal ausgebildete Soldaten waren - nicht einen Moment der Müdigkeit unterlegen. Ihre Erfahrung und die Anwesenheit von Spelanos selbst, der darauf bestanden hatte, an unserer Seite ”zu kämpfen, zu siegen oder zu sterben”œ wie er zu sagen pflegte verlieh dem bunten Haufen aus Zivilisten, Kindern und Berufssoldaten zusätzliche Moral.
Doch bereits als die Späher auf den Türmen, die ersten schemenhaften Gestalten am Horizont meldeten, wurde klar, wie schlecht Ti-Temdriel für den Kriegsfall gerüstet war, selbst wenn seine Befestigungsanlage als eine der besten dieser Welt galt. Einige wenige verfielen bereits jetzt in Panik, sprangen herum wie aufgescheuchte Schneehühner und stießen einander meist selbst von den Wällen. Mit tödlichen Folgen. Die ausgebildeten Bogenschützen Itandriels dagegen zogen allesamt in einer einzigen synchronen Bewegung ihre Bögen hervor und ließen die Bogensehnen mit einem dumpfen Surren nach hinten schnellen. Binnen einiger Sekunden lag ein erster Pfeil abschussbereit auf, der Rest der Männer hatte sich mit Speeren, Hellebarden, oder aber Mistforken bewaffnet, um wohlmöglich herannahende Leiterträger aufzuhalten.
Doch nichts geschah und trotz zahlreicher Beteuerungen der Kundschafter ließ Mann um Mann seine Waffe allmählich wieder sinken. Doch dann, ganz plötzlich war der Vorplatz vor den Wällen in den blutigen Schein Tausender und Abertausender von Fackeln getaucht. Instinktiv rissen Itandriels Mannen ihre Bögen in die Höhe und feuerten eine rasche Salve von drei Pfeilen nach unten und ohne zu wissen wie es möglich war, dass solch ein großes Heer ungesehen so Nahe an sie herangekommen war, stürmten alle übrigen Soldaten zu Steinen und anderen Wurfgeschossen um sie dem Gegner an den Kopf zu werfen.
Doch es war zu spät. Binnen einiger Minuten fanden sich bereits die ersten Taruner auf der Wallanlage wieder und zwangen die ersten unter uns in die Defensive. Spelanos, mit der heiligen Hellebarde von Omakier bewaffnet, einem Relikt längst vergangener Zeiten, wies die meisten unter uns an, die Bogenschützen Itandriels zu schützen, während er und einiger seiner engsten Getreuen sich in den Kampf stürzten. Als jedoch Beleanor selbst, ein von Narben gezeichneter Taruner, der für seine Grausamkeit und seinen Menschenhass weit über die Grenzen Mentorans gefürchtet war, den Wall betrat, schien die Schlacht endgültig verloren.
In einem furiosen Finale standen sich nun Beleanor und Spelanos, zwei lebende Legenden, wenngleich der eine für seine Gutmütigkeit, der andere für seine Grausamkeit bekannt, in dieser alles entscheidenden Schlacht um die Burgstadt Ti-Temdriel gegenüber. Beleanor, bewaffnet mit dem absolut einzigartigen Schakaldolch der Wüstenprinzen, wie nur der oberste Befehlshaber der Taruner ihn zu führen wusste, stand nur regungslos da. Und so holte Spelanos zum ersten Schlag aus. Mit einem wütenden Schrei schleuderte er die Hellebarde empor und stürmte auf sein Gegenüber zu. Ein fataler Fehler. Die Hellebarde sauste mit einem leisen Sirren auf Beleanor herab, der nur einen Zischlaut, gleich einer Schlange ausstieß und sich, den Dolch nach vorn gestreckt, auf Spelanos stürzte. Spelanos wollte ausweichen und riss die Hellebarde gerade noch rechtzeitig herum, den Schlag des Taruners abzufangen. Unsanft prallten die beiden ineinander verrenkt gegen die Zinnen und binnen einer Sekunde hatte Beleanor bereits wieder die Oberhand gewonnen. Er drückte Spelanos mit einem diabolischen Grinsen gegen den schroffen Stein und rammte ihm dann mit einem letzten selbstgefälligen Augenzwinkern den Dolch ins Herz. Bestürzt starrten wir auf den Sieger des Kampfes: Beleanor. Der jedoch zeigte keine Spur von Mitleid und wandte sich blutdurstig zu uns herum. Mit unbekümmerter, anteilsloser Stimme sprach er:
”Jeder, der hier bleibt und weiterkämpft, wird sterben.”œ
Er deutete mit einem fiesen Grinsen zum Zinnwall und stieß Spelanos Leiche den Wall in den Burggraben hinunter.
”Wer leben will, folgt ihm. Springt! Ihr habt eine Minute Zeit.”œ
Ein unheilvolles Raunen ging durch die Menge... Dann... sprang ich... Und er behielt Recht... Niemand der blieb, sollte überleben...
Hier verwischen einige Tränen den Rest und die Aufzeichnungen enden...
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Nun... Und was heute noch von dem geschilderten Krieg zeugt, dessen mag sich der alte Mann selbst ein Bild machen. Dort draußen, weit hinter dem Gebirgsmassiv Smivohl, ragt die Kathedrale Sithen”™Dur als einzige unbeschädigt aus den Ruinen Aklirmons hervor und selbst, wenn es den Anschein haben mag, so ist die Kathedrale nicht unbewohnt... Der Fluch der Leben nimmt, er sitzt noch heute in dem alten Gemäuer. Und weiter im Norden finden sich noch heute die überwucherten Reste der Mauern und die Überreste Ti-Temdriels selbst, an deren Zinnen Spelanos fiel. Was aus Beleanor wurde? Das weiß niemand...
Zuletzt geändert von Ellias Sonnenglut am 3. Dez 2006, 18:37, insgesamt 2-mal geändert.
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- Gelbbart-Yeti
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Habe mir das mal durchgelesen... abgesehen davon, dass es nicht zu meinem Zeitsystem passt (mMn gibt es Serum-Geister höchsten seit ~200 Jahren), finde ich die Geschichte sehr nett. Ausserdem sagt mir vor allem die Art der Formulierungen zu, sowie die Textgliederungen und verschiedenen Erzähler. Ich hätte die verschiedenen "Zeitzonen" sicher nicht so gut auseinanderschreiben können. Wenn ich mich nicht irre, habe ich da ein paar Anspielungen gefunden... Gibt es wirklich welche oder ist das nur Zufall? 

- Ellias Sonnenglut
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- Sheldru Vates
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Na dann, hier Sheldrus Abstammung zum Besten.....
VERSIEGELTE ERINNERUNGEN DER ALTEN TAGE AUFGEWÜHLTER ZEITEN...
Gilles erwachte erschrocken und sprang förmlich auf, als ihre Tochter totenbleich an ihr Nachtlager heran trat. Mit Entsetzen in den Augen starrte sie ihre Mutter an und ihre Lippen formten lautlos ”Wann?”œ
Gilles Mwalimosh und ihre Tochter Loag lebten in Konlir am Rande ihres Volkes unter jenen, die ihr Ansehen zwar nicht gänzlich verloren hatten, doch auch keine gleichgestellten Mitglieder der Sippe mehr waren. Seit Wildebaast Mwalimosh, Gatte, Vater und Versorger der Familie, bei der Jagd verunglückt war und die junge Gilles mit der dreijährigen Loag hinterließ, versorgte die Gemeinschaft die Hintersasse zwar mit, ließ sie jedoch zu ihresgleichen umsiedeln. Denn es herrschte eine Ordnung im Gefüge der Gemeinschaft, der es sich unterzuordnen galt.
So wuchs Loag heran zu einem jungen Mädchen von sechzehn Wintersonnenwenden, als sie in dieser Nacht von unnatürlichen Lauten geweckt wurde, die ihre Mutter von sich gab.
Gilles hatte einen Traum. Die Energie war so stark, dass sich ihre Vision in einer Art Wolke, die sie umhüllte, zu materialisieren schien. Loag starrte auf das Geschehen und in ihrem Kopf entstanden Bilder von Tod, Leid und lodernden Feuersbrünsten. In all dies mischten sich die Laute ihrer Mutter, die plötzlich anfing um sich zu schlagen und einen erbitterten Kampf zu führen schien. Ihre Augen hatte sie aufgerissen und schienen in weite Ferne gerichtet, wirkten jedoch ungetrübter denn je.
Als Gilles zu sich kam erblickte sie ihre Tochter vor sich. Es war, als würde sie von weit her zurück kommen. Mit einem Blick, der älter als die Zeit selbst zu sein schien, sah sie Loag an und flüsterte lautlos ”Bald!”œ
Gilles, die einer Ahnenreihe magisch begünstigter Zauberer entstammte, war eine jener Frauen ihrer Linie, deren Geschick nicht viel Ausbildung brauchte, um zu reifen wie eine süße Frucht. Und so war es nicht verwunderlich, dass ihr offenbar wurde, wofür große Magier jahrzehntelang studierten.
Sie suchten, das Gehör der Altvorderen zu erreichen, wurden jedoch mitleidig abgewiesen. Wirres Gewäsch einer gebrochenen Frau, wurde ihr nachgesagt, als sie eine Bedrohung für den Frieden in Konlir vorher sagte.
Ihre Eitelkeit hielt die Alten und Machthabenden davon ab, auf Gilles Mwalimosh und ihre Tochter Loag zu hören.
So sprachen sie an, wer ihnen zuhören wollte und versuchten in Worte zu fassen, was Gilles in ihren Erscheinungen so grausam schüttelte. Und binnen kurzem wurde in ganz Konlir hinter vorgehaltener Hand von einer Bedrohung gesprochen.
Die Altvorderen, die sahen, dass die Zauberin Getreue sammelte, drohten sie zu verjagen und nach ihr zu trachten. ”Bald”œ wurde daher innerhalb kürzester Zeit gegenwärtig.
Zunächst waren es nicht viele, die der Vision Gilles folgten. Nicht mehr als zwei Dutzend Wesen, die meisten von magischer Zauberkunst beseelt, kehrten ihrer Heimat Konlir den Rücken.
Die kleine Gruppe verließ mit spärlicher Ausrüstung Konlir und schlug sich in westliche Richtung durch den Wald des einsamen Baumes. Der Weg war ihnen nicht unbekannt, ihr Ziel dafür umso mehr.
Sie waren noch nicht lange unterwegs, überquerten gerade das Vulkangebiet in Anatubien, als ihnen einige Onlos begegneten. Neugierig wurde die seltsame Reisegruppe, bestehend aus wenigen Männern, mehreren Frauen und einigen Kindern sowie Greisen, in Augenschein genommen.
Während einer Rast am Lagerfeuer erfuhren die Onlos von dem Grund der Reise und hörten gebannt zu, als Gilles strebte, sie vor einer Gefahr zu warnen, über die sie nichts wusste. Was als Worte nahezu vergebens versuchte, das Verständnis in den Köpfen der Wesen zu wecken, schien sich jedoch in ihren Pupillen als offenbarende Funken widerzuspiegeln,
Sie konnte immer noch nicht sagen, WAS geschehen würde. Doch spürte die Zauberin das Grauen unaufhaltsam näher rücken. Von stechenden Farben und beißenden Schmerzen war ihre Vision erfüllt gewesen und weitere, derart intensive Erlebnisse suchten sie immer wieder heim.
Die Onlos luden die kleine Gruppe ein, bei ihnen zu rasten und mehr darüber zu berichten, wohin sie ziehen wollten. Sie spürten, dass sie Gilles Mwalimosh nicht ungehört weiter ziehen lassen durften.
Da die Überquerung des Vulkans nicht ohne kleinere oder größere Verletzungen verlaufen war, nahm die Gruppe die Gastfreundschaft gerne in Anspruch und verweilte, bis auch der letzte Knochenbruch verheilt war.
”Gilles Mwalimosh, Zauberin Eures Standes, Ihr kommt in, verzeiht, seichter Begleitung und bittet uns, Anatubien zu verlassen um mit Euch ins Ungewisse zu ziehen? Aufgrund einer Bedrohung die Ihr weder zeitlich noch in ihrer Art beschreiben könnt.”œ
Yanas Vairayana, ein Beachtung findender Onlo in seiner Gemeinschaft, hatte der Zauberin aufrichtig zugehört und interessiert Fragen gestellt. Er hatte viele Nächte mit ihr am Lagerfeuer gesessen, ihren Worten gelauscht und die Funken beobachtet. Würde er entscheiden, sich der Gruppe anzuschließen, so würde ein Vielzahl kräftiger Onlos mit ihnen gehen. Ein wertvoller Zuwachs für Gilles und ihre Getreuen.
Letztendlich hatte die Zauberin es geschafft. Yanas war überzeugt und ohne dass er hätte sie dazu auffordern müssen, sammelten sich etwas mehr als ein Dutzend Männer, zum Teil mit ihren Familien, um den gestandenen Onlo.
So kam es, dass aus der unscheinbaren eine respektable Gruppe wurde, die sich hoffnungsvoll nach Gobos schlug, einem zu seiner Zeit noch recht unerforschtem Gebiet. Sie zogen nordwestlich ohne zu wissen, wie weit sie gehen mussten, um der drohenden Gefahr entkommen zu können.
Es gab keine Wege, Furchen oder ähnlich begehbare Möglichkeiten. Es galt, sich durch das Gestrüpp und die Dschungellandschaft hindurchzuschlagen. Bedroht von gallsüchtigem Getier und unbekannten Gefahren, ausgerüstet mit einem Minimum an Takelwerk.
Nur langsam kamen sie voran, behindert von den Frauen, Kindern und Geschwächten, denen die Strapazen der Reise arg zusetzten. Mehr als einmal mussten sie für längere Zeit rasten wenn es galt, einer Niederkunft beizustehen oder die Gebrechen eines Verletzten zu kurieren.
Bis sie entkräftet Sutranien erreichten, hatten sie fünf Verluste zu beklagen. Die Großmutter eines der dazugestoßenen Onlos aus Yanas weitreichender Sippe war die erste. Sie überlebte den Biss einer riesigen Gift-Dschungelschlange nicht.
Da sie es war, die ihn groß gezogen hatte - seine Eltern hatte er schon im Kindesalter verloren -, traf ihn der Verlust derart stark, dass man beschloss, eine Hütte zu erbauen, das Winterquartier zu errichten und die traditionellen Festlichkeiten der jeweilig mitreisenden Wesen zur Wintersonnenwende gemeinsam zu feiern.
Jedes Wesen wusste aus seiner Überlieferung etwas zu dem Fest beizutragen. Die Vorbereitungen ließen sie zusammen wachsen und es entwickelte sich eine erwärmende Verbundenheit.
Die ersten zarten Bande zwischen einem einsamen Onloherzen und einer jungen Zauberin entstanden und als die Festlichkeit zu Ehren der Ahnen, Götter und Geister statt fand, gaben sich jener Onlo und seine Zauberin ihr Versprechen für die Zukunft.
So schaffte der Tod Twyla Vairayanas die erste Tradition eines neuen Volkes.
Erst zum Frühling zogen sie weiter, da noch ein bedrückender Verlust verkraftet werden musste. Eine junge Zauberin, die in anderen Umständen zu dieser Reise aufgebrochen war, starb zusammen mit ihrem Baby im Wochenbett.
Sie wurden nahe Twyla Vairayanas beigesetzt und nach einer angemessenen Trauerzeit zog es die Gruppe schweigend weiter.
Die Zeit im Winterquartier hatten die kräftigeren unter den männlichen Wesen genutzt, die Umgebung zu erkunden. Und auch während ihrer weiteren Reise zogen immer wieder Späher voraus, um Wege zu finden, zu schaffen oder auch Tiere für die Gemeinschaft zu erlegen.
Bei einem dieser Jagdausflüge geschah ein weiteres Unglück. Zwei erfahrene Kämpfer fielen einem Wasser-Schemen zum Opfer. Zwar wussten sie sich zur Wehr zu setzen und verwundeten das Untier nicht unerheblich; doch letztlich waren sie allein ihm unterlegen. Noch heute wird in Lagerfeuergeschichten ehrfürchtig über die Todesschreie erzählt, die ganz Gobos hätten erzittern lassen.
Entkräftet kamen sie schließlich, Jahre nach ihrem Aufbruch aus Konlir, in Sutranien an; empfangen von saftigem Grün und magischen Schwingungen. Lange Zeit, ehe die Gegend zu einer unleidlichen Sumpflandschaft wurde.
Sie sammelten sich um einen Baum, der in berauschender Pracht den Mittelpunkt dieses kleinen Paradieses auszumachen schien. Irgendetwas schien anders zu sein und es war, als würde der Baum sie wohlwollend prüfen.
Den Frauen, Kindern und Kraftlosen wurde ein provisorisches Lager am Baum errichtet, während einige Magiekundige die Umgebung erforschten. Dabei stießen sie auf einen großen, dunklen Felsen und den Geist der Welt. Ehrfürchtig hielten sie Abstand vor dem Geist, mit dessen Macht schon die Ahnen ihren unartigen Kindern zu drohen gepflegt hatten.
Sie fanden auch eine Stelle unweit des Baumes. Magische Ströme lagen wie ein Film am Boden und luden die Magier gänzlich ein. Hier, an diesem Ort, so der Gedanke, sollte eine Zuflucht für alle vorbehaltlosen Zauberer entstehen, die in ihrem Wissen gefördert werden wollten.
Doch war die abgespaltene Gruppe sich auch bewusst darüber, dass nicht alle Wesen in gleichem Maße unter dem starken Einfluss der Magie leben konnten. Zu stark waren die Einwirkungen auf die Gedanken jener, die sie nicht zu kontrollieren wussten. Es schien, als würden Erinnerungen alter Zeiten, längst vergangener Zivilisationen, sich mit aller Macht eines Bewusstseins ermächtigen wollen.
Und so siedelten sich die Wesen auch etwas weiter westlich in Delos an. Sie schlugen sich bis zu einem mächtigen Wall durch und errichteten eine kleine Siedlung, deren imposantestes Bauwerk eine alte Burg war, die den Verbindungsposten zu Sutranien darstellte.
Es vergingen einige Sommerwenden, in denen sich die Gemeinschaft der Wesen zu einem kleinen Volk entwickelte. Man wusste die Natur zu bewirtschaften und versorgte sich mit allerlei erlegtem Getier. So wuchs die Sippschaft schnell heran, mischte ihr Blut und neue Bande entstanden.
Gilles, die erleichtert die Entfaltung des neuen Volkes hatte beobachten können, erfreute sich zu ihrem Lebensabend an ihren Enkelkindern. Loag, die das magische Erbe der Ahnenreihe brennender noch als ihre Mutter in sich trug, löste jene in ihrer Funktion ab, als Gilles sanft lächelnd die Augen schloss. Es war kurz nachdem Boten zugetragen hatten, dass ein verheerender Krieg zwischen den Onlos und Menschen in Konlir unzähliges Leben löschte.
Als sich indes der Wunsch nach Entfaltung unter den folgenden Generationen mehrte, strebte man vorbei an dem Geist der Welt nach Urdanien, zur Küste.
Der Geist hatte sich als guter ”Nachbar”œ erwiesen. Man respektierte ihn, brachte ihm gelegentlich Opfergaben und mit der Zeit hatte er seinen Schrecken für die Wesen verloren.
Nicht jedoch verloren sie ihren Respekt vor ihm; von einigen wenigen ausgenommen, deren Verlust man jedoch nie beklagte, wenn sie aus unerklärlichen Gründen plötzlich dem Tod anheim fielen.....
Schnell jedoch stellten die Wagemutigen fest, dass ihnen Urdanien unbehaglich entgegen trat. Kalt bläst der Wind übers Land und an der Küste schlagen die Wellen hart an das steinige Ufer.
Sie schlugen sich weiter durch bis nach Kolun, um dort völlig überrascht ein mächtiges Königreich der Menschen vorzufinden. Eine Entdeckung, die beiden Seiten Begünstigungen bescherte.
Die beginnenden Handelsbeziehungen und freundschaftlichen Begegnungen wurden nach anfänglicher Zurückhaltung mit dem Mark der Ehre besiegelt, als ein Nachkomme der Vairayana-Sippe einer Tochter aus edlem Hause des Königreichs Kolun den Hof machte. Würdevoll, nur mit einem kleinen Volk hinter sich, welches erst wenige Generationen jung war, hielt er um die Hand Amanita”™s aus dem Hause Fenak an.
Während sich die wirtschaftlichen Zusammentreffen stetig weiter entwickelten, zog es einige der Zauberer in den nordöstlichen Bereich Urdaniens, zu dem alten Leuchtturm, der seinerzeit schon schief auf dem Felsen stand.
Die Magiekundigen gingen los und es dauerte nicht lange, da kehrten ein Teil der Gruppe aufgebracht zurück. Sie hatten magische Energien entdeckt und beschlossen, die Gegend genauer zu erforschen.
Und so ergab es sich, dass die weisesten unter ihnen den Leuchtturm zu hüten begannen, um sein Geheimnis zu ergründen. Eine schier unvorstellbare Macht zwischen grob- und feinstofflicher Verbindung wütete in diesem Bereich und diese wollten sie sich zu eigen machen.
Legenden berichten, um diese Macht zu erlangen habe sich eine rituelle Gruppe von düsterer Magie besessener Zauberer parallel zu den Forschungen der Weisen nach Urdanien gewagt. Jedoch haben jene, um nicht entdeckt zu werden, eine unterirdische Zuflucht genutzt, deren Zugang den Erzählungen nach in der Geisterhütte zu finden sei.
In unheilvollen Zeremonien sollen jene Magier Opfergaben dargebracht haben, um sich die Geister der energetischen Verbindung unterwürfig zu machen. Dabei schreckten sich nicht davor zurück, Tiere und gar Menschenopfer zu reichen, heißt es in den Lagerfeuergeschichten.
Neben den Entwicklungen in den magischen Künsten und dem wirtschaftlichen Ausbau mit Kolun machten sich irgendwann jene, die das Blut der Onlos und Kämpfer in ihrer Ahnenreihe trugen auf, das geheimnisvolle Delos zu erforschen. Es waren immer wieder kleine Gruppierungen, die in Richtung der düsteren Ebene aufbrachen, den Durst ihrer Neugier zu stillen.
Denn wie es die Gewohnheit mit sich bringt, verloren die Nebel und jene unheilvollen Geräusche, die dumpf durch sie erklangen, für einige mit der Zeit ihren Schrecken. Den Überlieferungen nach soll jener Übermut jedoch sehr gefährlich gewesen sein und nur die Wenigsten hätten ihn wirklich überlebt.
Welches Volk auch immer die Nebel von Delos bewohnte, in den Lagerfeuergeschichten wusste man aufzutragen. Jedoch gibt es auch keine Überlieferungen, dass dort, wo heute nur noch alte Ruinen von einem Schauplatz des Bösen zeugen, nur harmlose Gaukeleien vorgeführt wurden. Übertrieben oder nicht, es war mit Sicherheit ein Ort, von dem es sich fernzuhalten galt.
Auch die Dunkelschloss-Festung hat vermutlich nie ein Angehöriger der Sippe wirklich betreten. Und wenn doch, dann ward er nie wieder gesehen und konnte auch nicht über seine Erfahrungen berichten.
Von der vergessenen Kathedrale dagegen wurden viele Lagerfeuergeschichten überliefert. Eines davon haben sie alle gemein: Immer wieder wurde von den berauschenden Orgelklängen berichtet, die vom Nebel gedämpft bis tief ins Land getragen wurden. Viele verschiedene Melodien wollen gehört worden sein, die viele verschiedene Geschichten erzählten.
Es gibt sogar Sagen, der ein oder andere hätte Zutritt zu der alles überragenden Bibliothek der Kathedrale genossen und in den ältesten Schriften dieser Welt studieren dürfen. Das jedoch sowie die Geschichten über die Arena des Bösen wird sich meist in Verbindung mit einem Kelch Wein erzählt. Immer dann, wenn über die alte Zeit vor dem zweiten Aufbruch berichtet wird.
Das Glück in Sutranien und Delos währte nicht ewig. Aus der Ahnenreihe der Seher brach die Warnung hervor. Der Krieg zwischen den Menschen und Onlos war schon lange ausgekämpft. Doch eine neue Gefahr bahnte sich an, die dann selbst Sutranien und Delos bedrohen könnte.
Boten hatten von dem Auftauchen eines Steines in Konlir und den beginnenden Unruhen berichtet. Und der wirkende Visionär der Sippe, ein Nachkomme Loag Mwalimosh”™s, mahnte zum Aufbruch, da sich ihm eine Ausmerzung durch widrigste Mächte offenbarte.
Es ist ungeklärt, ob zuerst der Stein in Konlir oder doch erst der mysteriöse Meteorit mit seinen katastrophalen Folgen auf die Welt einwirkte. In den Überlieferungen ist nur verblieben, dass ähnlich wie in Konlir, nicht alle Wesen folgen wollten. Sie sahen, beruhigt durch die inzwischen schon lang andauernden, friedlichen Zeiten, die Bedrohung nicht als solche an.
So war es wieder nur eine kleinere Gruppe, der Erzählungen nach genau 42 der weisesten magisch schöpferischen Wesen, die den Weg über die Meere Urdaniens wählte. Sie hatten genügend Wissen aus den verborgenen Rätseln des Gesteins unter dem Leuchtturm erworben, um sich der Kraft der Materie zu stellen und über die tosende Brandung hinaus in neue Welten aufzubrechen.
Jene, die sich dem Aufbruch verweigert hatten fielen, sofern sie in Sutranien siedelten, der unglücklichen Katastrophe zum Opfer. Nur Wenigen, die so abrupt ihrer Wurzeln entrissen wurden, gelang die Flucht.
Jene, die im benachbarten Teil Delos ihre Existenz aufgebaut hatten, waren plötzlich derart von ihren wirtschaftlichen Verbindungen zu Sutranien und auch Kolun abgeschnitten, dass auch sie sich unter den anderen Völkern zerstreuten.
Heute, wo der Wind des Vergessens über die Ebene Sutraniens weht und Abdrücke unter dem Schlamm des Sumpfes auf längst vergangene Zeiten nur spekulieren lassen, jetzt, da in Gerüchten nur noch über den mysteriösen Meteorit getuschelt wird, da weilen noch einige wenige Wesen hier, denen die Ahnen die Geschichte ihrer Herkunft mitgegeben haben.
Möge die Zeit die Überlebenden wieder zusammen führen.
VERSIEGELTE ERINNERUNGEN DER ALTEN TAGE AUFGEWÜHLTER ZEITEN...
Gilles erwachte erschrocken und sprang förmlich auf, als ihre Tochter totenbleich an ihr Nachtlager heran trat. Mit Entsetzen in den Augen starrte sie ihre Mutter an und ihre Lippen formten lautlos ”Wann?”œ
Gilles Mwalimosh und ihre Tochter Loag lebten in Konlir am Rande ihres Volkes unter jenen, die ihr Ansehen zwar nicht gänzlich verloren hatten, doch auch keine gleichgestellten Mitglieder der Sippe mehr waren. Seit Wildebaast Mwalimosh, Gatte, Vater und Versorger der Familie, bei der Jagd verunglückt war und die junge Gilles mit der dreijährigen Loag hinterließ, versorgte die Gemeinschaft die Hintersasse zwar mit, ließ sie jedoch zu ihresgleichen umsiedeln. Denn es herrschte eine Ordnung im Gefüge der Gemeinschaft, der es sich unterzuordnen galt.
So wuchs Loag heran zu einem jungen Mädchen von sechzehn Wintersonnenwenden, als sie in dieser Nacht von unnatürlichen Lauten geweckt wurde, die ihre Mutter von sich gab.
Gilles hatte einen Traum. Die Energie war so stark, dass sich ihre Vision in einer Art Wolke, die sie umhüllte, zu materialisieren schien. Loag starrte auf das Geschehen und in ihrem Kopf entstanden Bilder von Tod, Leid und lodernden Feuersbrünsten. In all dies mischten sich die Laute ihrer Mutter, die plötzlich anfing um sich zu schlagen und einen erbitterten Kampf zu führen schien. Ihre Augen hatte sie aufgerissen und schienen in weite Ferne gerichtet, wirkten jedoch ungetrübter denn je.
Als Gilles zu sich kam erblickte sie ihre Tochter vor sich. Es war, als würde sie von weit her zurück kommen. Mit einem Blick, der älter als die Zeit selbst zu sein schien, sah sie Loag an und flüsterte lautlos ”Bald!”œ
Gilles, die einer Ahnenreihe magisch begünstigter Zauberer entstammte, war eine jener Frauen ihrer Linie, deren Geschick nicht viel Ausbildung brauchte, um zu reifen wie eine süße Frucht. Und so war es nicht verwunderlich, dass ihr offenbar wurde, wofür große Magier jahrzehntelang studierten.
Sie suchten, das Gehör der Altvorderen zu erreichen, wurden jedoch mitleidig abgewiesen. Wirres Gewäsch einer gebrochenen Frau, wurde ihr nachgesagt, als sie eine Bedrohung für den Frieden in Konlir vorher sagte.
Ihre Eitelkeit hielt die Alten und Machthabenden davon ab, auf Gilles Mwalimosh und ihre Tochter Loag zu hören.
So sprachen sie an, wer ihnen zuhören wollte und versuchten in Worte zu fassen, was Gilles in ihren Erscheinungen so grausam schüttelte. Und binnen kurzem wurde in ganz Konlir hinter vorgehaltener Hand von einer Bedrohung gesprochen.
Die Altvorderen, die sahen, dass die Zauberin Getreue sammelte, drohten sie zu verjagen und nach ihr zu trachten. ”Bald”œ wurde daher innerhalb kürzester Zeit gegenwärtig.
Zunächst waren es nicht viele, die der Vision Gilles folgten. Nicht mehr als zwei Dutzend Wesen, die meisten von magischer Zauberkunst beseelt, kehrten ihrer Heimat Konlir den Rücken.
Die kleine Gruppe verließ mit spärlicher Ausrüstung Konlir und schlug sich in westliche Richtung durch den Wald des einsamen Baumes. Der Weg war ihnen nicht unbekannt, ihr Ziel dafür umso mehr.
Sie waren noch nicht lange unterwegs, überquerten gerade das Vulkangebiet in Anatubien, als ihnen einige Onlos begegneten. Neugierig wurde die seltsame Reisegruppe, bestehend aus wenigen Männern, mehreren Frauen und einigen Kindern sowie Greisen, in Augenschein genommen.
Während einer Rast am Lagerfeuer erfuhren die Onlos von dem Grund der Reise und hörten gebannt zu, als Gilles strebte, sie vor einer Gefahr zu warnen, über die sie nichts wusste. Was als Worte nahezu vergebens versuchte, das Verständnis in den Köpfen der Wesen zu wecken, schien sich jedoch in ihren Pupillen als offenbarende Funken widerzuspiegeln,
Sie konnte immer noch nicht sagen, WAS geschehen würde. Doch spürte die Zauberin das Grauen unaufhaltsam näher rücken. Von stechenden Farben und beißenden Schmerzen war ihre Vision erfüllt gewesen und weitere, derart intensive Erlebnisse suchten sie immer wieder heim.
Die Onlos luden die kleine Gruppe ein, bei ihnen zu rasten und mehr darüber zu berichten, wohin sie ziehen wollten. Sie spürten, dass sie Gilles Mwalimosh nicht ungehört weiter ziehen lassen durften.
Da die Überquerung des Vulkans nicht ohne kleinere oder größere Verletzungen verlaufen war, nahm die Gruppe die Gastfreundschaft gerne in Anspruch und verweilte, bis auch der letzte Knochenbruch verheilt war.
”Gilles Mwalimosh, Zauberin Eures Standes, Ihr kommt in, verzeiht, seichter Begleitung und bittet uns, Anatubien zu verlassen um mit Euch ins Ungewisse zu ziehen? Aufgrund einer Bedrohung die Ihr weder zeitlich noch in ihrer Art beschreiben könnt.”œ
Yanas Vairayana, ein Beachtung findender Onlo in seiner Gemeinschaft, hatte der Zauberin aufrichtig zugehört und interessiert Fragen gestellt. Er hatte viele Nächte mit ihr am Lagerfeuer gesessen, ihren Worten gelauscht und die Funken beobachtet. Würde er entscheiden, sich der Gruppe anzuschließen, so würde ein Vielzahl kräftiger Onlos mit ihnen gehen. Ein wertvoller Zuwachs für Gilles und ihre Getreuen.
Letztendlich hatte die Zauberin es geschafft. Yanas war überzeugt und ohne dass er hätte sie dazu auffordern müssen, sammelten sich etwas mehr als ein Dutzend Männer, zum Teil mit ihren Familien, um den gestandenen Onlo.
So kam es, dass aus der unscheinbaren eine respektable Gruppe wurde, die sich hoffnungsvoll nach Gobos schlug, einem zu seiner Zeit noch recht unerforschtem Gebiet. Sie zogen nordwestlich ohne zu wissen, wie weit sie gehen mussten, um der drohenden Gefahr entkommen zu können.
Es gab keine Wege, Furchen oder ähnlich begehbare Möglichkeiten. Es galt, sich durch das Gestrüpp und die Dschungellandschaft hindurchzuschlagen. Bedroht von gallsüchtigem Getier und unbekannten Gefahren, ausgerüstet mit einem Minimum an Takelwerk.
Nur langsam kamen sie voran, behindert von den Frauen, Kindern und Geschwächten, denen die Strapazen der Reise arg zusetzten. Mehr als einmal mussten sie für längere Zeit rasten wenn es galt, einer Niederkunft beizustehen oder die Gebrechen eines Verletzten zu kurieren.
Bis sie entkräftet Sutranien erreichten, hatten sie fünf Verluste zu beklagen. Die Großmutter eines der dazugestoßenen Onlos aus Yanas weitreichender Sippe war die erste. Sie überlebte den Biss einer riesigen Gift-Dschungelschlange nicht.
Da sie es war, die ihn groß gezogen hatte - seine Eltern hatte er schon im Kindesalter verloren -, traf ihn der Verlust derart stark, dass man beschloss, eine Hütte zu erbauen, das Winterquartier zu errichten und die traditionellen Festlichkeiten der jeweilig mitreisenden Wesen zur Wintersonnenwende gemeinsam zu feiern.
Jedes Wesen wusste aus seiner Überlieferung etwas zu dem Fest beizutragen. Die Vorbereitungen ließen sie zusammen wachsen und es entwickelte sich eine erwärmende Verbundenheit.
Die ersten zarten Bande zwischen einem einsamen Onloherzen und einer jungen Zauberin entstanden und als die Festlichkeit zu Ehren der Ahnen, Götter und Geister statt fand, gaben sich jener Onlo und seine Zauberin ihr Versprechen für die Zukunft.
So schaffte der Tod Twyla Vairayanas die erste Tradition eines neuen Volkes.
Erst zum Frühling zogen sie weiter, da noch ein bedrückender Verlust verkraftet werden musste. Eine junge Zauberin, die in anderen Umständen zu dieser Reise aufgebrochen war, starb zusammen mit ihrem Baby im Wochenbett.
Sie wurden nahe Twyla Vairayanas beigesetzt und nach einer angemessenen Trauerzeit zog es die Gruppe schweigend weiter.
Die Zeit im Winterquartier hatten die kräftigeren unter den männlichen Wesen genutzt, die Umgebung zu erkunden. Und auch während ihrer weiteren Reise zogen immer wieder Späher voraus, um Wege zu finden, zu schaffen oder auch Tiere für die Gemeinschaft zu erlegen.
Bei einem dieser Jagdausflüge geschah ein weiteres Unglück. Zwei erfahrene Kämpfer fielen einem Wasser-Schemen zum Opfer. Zwar wussten sie sich zur Wehr zu setzen und verwundeten das Untier nicht unerheblich; doch letztlich waren sie allein ihm unterlegen. Noch heute wird in Lagerfeuergeschichten ehrfürchtig über die Todesschreie erzählt, die ganz Gobos hätten erzittern lassen.
Entkräftet kamen sie schließlich, Jahre nach ihrem Aufbruch aus Konlir, in Sutranien an; empfangen von saftigem Grün und magischen Schwingungen. Lange Zeit, ehe die Gegend zu einer unleidlichen Sumpflandschaft wurde.
Sie sammelten sich um einen Baum, der in berauschender Pracht den Mittelpunkt dieses kleinen Paradieses auszumachen schien. Irgendetwas schien anders zu sein und es war, als würde der Baum sie wohlwollend prüfen.
Den Frauen, Kindern und Kraftlosen wurde ein provisorisches Lager am Baum errichtet, während einige Magiekundige die Umgebung erforschten. Dabei stießen sie auf einen großen, dunklen Felsen und den Geist der Welt. Ehrfürchtig hielten sie Abstand vor dem Geist, mit dessen Macht schon die Ahnen ihren unartigen Kindern zu drohen gepflegt hatten.
Sie fanden auch eine Stelle unweit des Baumes. Magische Ströme lagen wie ein Film am Boden und luden die Magier gänzlich ein. Hier, an diesem Ort, so der Gedanke, sollte eine Zuflucht für alle vorbehaltlosen Zauberer entstehen, die in ihrem Wissen gefördert werden wollten.
Doch war die abgespaltene Gruppe sich auch bewusst darüber, dass nicht alle Wesen in gleichem Maße unter dem starken Einfluss der Magie leben konnten. Zu stark waren die Einwirkungen auf die Gedanken jener, die sie nicht zu kontrollieren wussten. Es schien, als würden Erinnerungen alter Zeiten, längst vergangener Zivilisationen, sich mit aller Macht eines Bewusstseins ermächtigen wollen.
Und so siedelten sich die Wesen auch etwas weiter westlich in Delos an. Sie schlugen sich bis zu einem mächtigen Wall durch und errichteten eine kleine Siedlung, deren imposantestes Bauwerk eine alte Burg war, die den Verbindungsposten zu Sutranien darstellte.
Es vergingen einige Sommerwenden, in denen sich die Gemeinschaft der Wesen zu einem kleinen Volk entwickelte. Man wusste die Natur zu bewirtschaften und versorgte sich mit allerlei erlegtem Getier. So wuchs die Sippschaft schnell heran, mischte ihr Blut und neue Bande entstanden.
Gilles, die erleichtert die Entfaltung des neuen Volkes hatte beobachten können, erfreute sich zu ihrem Lebensabend an ihren Enkelkindern. Loag, die das magische Erbe der Ahnenreihe brennender noch als ihre Mutter in sich trug, löste jene in ihrer Funktion ab, als Gilles sanft lächelnd die Augen schloss. Es war kurz nachdem Boten zugetragen hatten, dass ein verheerender Krieg zwischen den Onlos und Menschen in Konlir unzähliges Leben löschte.
Als sich indes der Wunsch nach Entfaltung unter den folgenden Generationen mehrte, strebte man vorbei an dem Geist der Welt nach Urdanien, zur Küste.
Der Geist hatte sich als guter ”Nachbar”œ erwiesen. Man respektierte ihn, brachte ihm gelegentlich Opfergaben und mit der Zeit hatte er seinen Schrecken für die Wesen verloren.
Nicht jedoch verloren sie ihren Respekt vor ihm; von einigen wenigen ausgenommen, deren Verlust man jedoch nie beklagte, wenn sie aus unerklärlichen Gründen plötzlich dem Tod anheim fielen.....
Schnell jedoch stellten die Wagemutigen fest, dass ihnen Urdanien unbehaglich entgegen trat. Kalt bläst der Wind übers Land und an der Küste schlagen die Wellen hart an das steinige Ufer.
Sie schlugen sich weiter durch bis nach Kolun, um dort völlig überrascht ein mächtiges Königreich der Menschen vorzufinden. Eine Entdeckung, die beiden Seiten Begünstigungen bescherte.
Die beginnenden Handelsbeziehungen und freundschaftlichen Begegnungen wurden nach anfänglicher Zurückhaltung mit dem Mark der Ehre besiegelt, als ein Nachkomme der Vairayana-Sippe einer Tochter aus edlem Hause des Königreichs Kolun den Hof machte. Würdevoll, nur mit einem kleinen Volk hinter sich, welches erst wenige Generationen jung war, hielt er um die Hand Amanita”™s aus dem Hause Fenak an.
Während sich die wirtschaftlichen Zusammentreffen stetig weiter entwickelten, zog es einige der Zauberer in den nordöstlichen Bereich Urdaniens, zu dem alten Leuchtturm, der seinerzeit schon schief auf dem Felsen stand.
Die Magiekundigen gingen los und es dauerte nicht lange, da kehrten ein Teil der Gruppe aufgebracht zurück. Sie hatten magische Energien entdeckt und beschlossen, die Gegend genauer zu erforschen.
Und so ergab es sich, dass die weisesten unter ihnen den Leuchtturm zu hüten begannen, um sein Geheimnis zu ergründen. Eine schier unvorstellbare Macht zwischen grob- und feinstofflicher Verbindung wütete in diesem Bereich und diese wollten sie sich zu eigen machen.
Legenden berichten, um diese Macht zu erlangen habe sich eine rituelle Gruppe von düsterer Magie besessener Zauberer parallel zu den Forschungen der Weisen nach Urdanien gewagt. Jedoch haben jene, um nicht entdeckt zu werden, eine unterirdische Zuflucht genutzt, deren Zugang den Erzählungen nach in der Geisterhütte zu finden sei.
In unheilvollen Zeremonien sollen jene Magier Opfergaben dargebracht haben, um sich die Geister der energetischen Verbindung unterwürfig zu machen. Dabei schreckten sich nicht davor zurück, Tiere und gar Menschenopfer zu reichen, heißt es in den Lagerfeuergeschichten.
Neben den Entwicklungen in den magischen Künsten und dem wirtschaftlichen Ausbau mit Kolun machten sich irgendwann jene, die das Blut der Onlos und Kämpfer in ihrer Ahnenreihe trugen auf, das geheimnisvolle Delos zu erforschen. Es waren immer wieder kleine Gruppierungen, die in Richtung der düsteren Ebene aufbrachen, den Durst ihrer Neugier zu stillen.
Denn wie es die Gewohnheit mit sich bringt, verloren die Nebel und jene unheilvollen Geräusche, die dumpf durch sie erklangen, für einige mit der Zeit ihren Schrecken. Den Überlieferungen nach soll jener Übermut jedoch sehr gefährlich gewesen sein und nur die Wenigsten hätten ihn wirklich überlebt.
Welches Volk auch immer die Nebel von Delos bewohnte, in den Lagerfeuergeschichten wusste man aufzutragen. Jedoch gibt es auch keine Überlieferungen, dass dort, wo heute nur noch alte Ruinen von einem Schauplatz des Bösen zeugen, nur harmlose Gaukeleien vorgeführt wurden. Übertrieben oder nicht, es war mit Sicherheit ein Ort, von dem es sich fernzuhalten galt.
Auch die Dunkelschloss-Festung hat vermutlich nie ein Angehöriger der Sippe wirklich betreten. Und wenn doch, dann ward er nie wieder gesehen und konnte auch nicht über seine Erfahrungen berichten.
Von der vergessenen Kathedrale dagegen wurden viele Lagerfeuergeschichten überliefert. Eines davon haben sie alle gemein: Immer wieder wurde von den berauschenden Orgelklängen berichtet, die vom Nebel gedämpft bis tief ins Land getragen wurden. Viele verschiedene Melodien wollen gehört worden sein, die viele verschiedene Geschichten erzählten.
Es gibt sogar Sagen, der ein oder andere hätte Zutritt zu der alles überragenden Bibliothek der Kathedrale genossen und in den ältesten Schriften dieser Welt studieren dürfen. Das jedoch sowie die Geschichten über die Arena des Bösen wird sich meist in Verbindung mit einem Kelch Wein erzählt. Immer dann, wenn über die alte Zeit vor dem zweiten Aufbruch berichtet wird.
Das Glück in Sutranien und Delos währte nicht ewig. Aus der Ahnenreihe der Seher brach die Warnung hervor. Der Krieg zwischen den Menschen und Onlos war schon lange ausgekämpft. Doch eine neue Gefahr bahnte sich an, die dann selbst Sutranien und Delos bedrohen könnte.
Boten hatten von dem Auftauchen eines Steines in Konlir und den beginnenden Unruhen berichtet. Und der wirkende Visionär der Sippe, ein Nachkomme Loag Mwalimosh”™s, mahnte zum Aufbruch, da sich ihm eine Ausmerzung durch widrigste Mächte offenbarte.
Es ist ungeklärt, ob zuerst der Stein in Konlir oder doch erst der mysteriöse Meteorit mit seinen katastrophalen Folgen auf die Welt einwirkte. In den Überlieferungen ist nur verblieben, dass ähnlich wie in Konlir, nicht alle Wesen folgen wollten. Sie sahen, beruhigt durch die inzwischen schon lang andauernden, friedlichen Zeiten, die Bedrohung nicht als solche an.
So war es wieder nur eine kleinere Gruppe, der Erzählungen nach genau 42 der weisesten magisch schöpferischen Wesen, die den Weg über die Meere Urdaniens wählte. Sie hatten genügend Wissen aus den verborgenen Rätseln des Gesteins unter dem Leuchtturm erworben, um sich der Kraft der Materie zu stellen und über die tosende Brandung hinaus in neue Welten aufzubrechen.
Jene, die sich dem Aufbruch verweigert hatten fielen, sofern sie in Sutranien siedelten, der unglücklichen Katastrophe zum Opfer. Nur Wenigen, die so abrupt ihrer Wurzeln entrissen wurden, gelang die Flucht.
Jene, die im benachbarten Teil Delos ihre Existenz aufgebaut hatten, waren plötzlich derart von ihren wirtschaftlichen Verbindungen zu Sutranien und auch Kolun abgeschnitten, dass auch sie sich unter den anderen Völkern zerstreuten.
Heute, wo der Wind des Vergessens über die Ebene Sutraniens weht und Abdrücke unter dem Schlamm des Sumpfes auf längst vergangene Zeiten nur spekulieren lassen, jetzt, da in Gerüchten nur noch über den mysteriösen Meteorit getuschelt wird, da weilen noch einige wenige Wesen hier, denen die Ahnen die Geschichte ihrer Herkunft mitgegeben haben.
Möge die Zeit die Überlebenden wieder zusammen führen.

Wir würden vor dem Glühwürmchen ebenso ehrfürchtig stehen wie vor der Sonne,
wenn wir nicht an unsere Vorstellungen von Gewicht und Maß so gebunden wären.
K.G.
-
- Gelbbart-Yeti
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- Registriert: 4. Apr 2006, 18:49
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Hm... auch sehr schön geschrieben (wobei ich Ellias') Variante dann doch besser fand...) Aber eine ganz wichtige Frage hätte ich da noch: Welcher Meteorit? Der Stein in Konlir, logisch, aber welcher Meteorit? (Das manche den Stein für einen Meteoriten halten, verstehe ich ja noch, aber hier wird ja eindeutig erwähnt, dass sowohl der Stein in Konlir als auch ein Meteorit existierten...)
- Sheldru Vates
- Klauenbartrein
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- Gelbbart-Yeti
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Wiki macht's doch viel leichter
Hab die Beschreibung entdeckt... fies. Ist die einzige Sutranienbeschreibung mit tieferem Sinn, die ich noch nie gelesen hatte

Hab die Beschreibung entdeckt... fies. Ist die einzige Sutranienbeschreibung mit tieferem Sinn, die ich noch nie gelesen hatte

- Ellias Sonnenglut
- Wächter des Vulkans
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- Registriert: 25. Mär 2006, 19:35
Also zu Rechtschreibung, Grammatik und eventuell sprachlich-stilistischen Ausbesserungen will ich mich mal dezent ausschweigen, da das, wie ich soeben vernehmen durfte, eh keinen interessiert, der Buchkritiker schreibt die Romane schließlich auch nicht neu. Bleiben wir also auf dem Boden der Tatsachen und äußern uns kurz zum Inhalt:
Zunächst einmal lassen sich unsere beiden Texte aufgrund ihrer vollkommen andersartigen Beschaffenheit ja ohnehin schon nur sehr schwer, wenn denn überhaupt vergleichen, von daher halte ich es für unangebracht, zu behaupten, hier wäre einer besser oder schlechter als der jeweils andere. Und grundsätzlich habe ich schon mal vor jedem Respekt, der sich mit seinem Text hier an die Öffentlichkeit traut. (Zumal ich an meinem vielleicht 8 Stunden saß und auch der Meinung bin, man merkt den Qualitätsverlust deutlich
) Nun denn... Sprachlich sicher noch nicht überragend, aber doch schon auf recht hohem Niveau, finde ich den Inhalt dagegen speziell gen Ende etwas schleppend und zugleich arg verkürzt...
Ich vermisse Cliffhanger oder zumindest einen interessanten Ansatz, der die Spannung über die Dauer der Story aufrecht erhält und einen zwingt, den Text bis zum Ende weiterzulesen. Die meisten Spannungsmomente werden sofort wieder aufgehoben und aufgelöst.
Bsp. ”Dabei stießen sie auf einen großen, dunklen Felsen und den Geist der Welt.”œ
Hier fänd ichs z.B. netter, wenigstens kurz die Spannung aufrecht zu erhalten und die Späher einfach nur einen leeren Fels vorfinden zu lassen, bevor sie nichtsahnend vom Geist der Welt überrascht werden. So wie es dasteht wirkt es irgendwie plump und langweilig, finde ich.
Kurz: Du behandelst viele Themen, aber nicht mit der angemessenen Ausführlichkeit, um sie für mich spannend aufzulegen. Es sind - sorry, ich weiß, das klingt hart - zusammenhanglose Fragmente, die einen Feldtext in 2-3 Sätzen aufgreifen, wieder fallen lassen und sich dem nächsten zuwenden. Nun ja, insgesamt fand ich den ersten Teil wesentlich besser, später verfälltst du für meine Geschmack zu sehr in eine Erzählhaltung a la ”Die Legenden berichten Bla. Andere dagegen erzählen von Blabla und Lagerfeuergeschichten erzählen bis heute sowieso nur von Blablabla.”œ. Die Geschichte verkommt da ein bisschen zur Aufzählung, zum Lückenfühler und vor allem wird alles viel zu kurz abgehandelt.
Ich persönlich denke, du hast viele interessante Ansätze in deiner Geschichte, aber sie kommen für meinen Geschmack noch nicht so zur Geltung wie sie könnten und sollten. Aber ich weiß auch um die Schwierigkeit, einen langen Text beim Lesen interessant zu halten. Dennoch, in deinem Falle dürfte es ruhig ausführlicher sein. Aber eben auch nur meine bescheidene Meinung.
Vielleicht sehen das die andern ja vollkommen anders.
Gruß Ell
PS: Ja, schlechte Laune hab ich auch, aber ich hoffe, das merkt man in meiner Kritik nicht zu sehr...
Zunächst einmal lassen sich unsere beiden Texte aufgrund ihrer vollkommen andersartigen Beschaffenheit ja ohnehin schon nur sehr schwer, wenn denn überhaupt vergleichen, von daher halte ich es für unangebracht, zu behaupten, hier wäre einer besser oder schlechter als der jeweils andere. Und grundsätzlich habe ich schon mal vor jedem Respekt, der sich mit seinem Text hier an die Öffentlichkeit traut. (Zumal ich an meinem vielleicht 8 Stunden saß und auch der Meinung bin, man merkt den Qualitätsverlust deutlich

Ich vermisse Cliffhanger oder zumindest einen interessanten Ansatz, der die Spannung über die Dauer der Story aufrecht erhält und einen zwingt, den Text bis zum Ende weiterzulesen. Die meisten Spannungsmomente werden sofort wieder aufgehoben und aufgelöst.
Bsp. ”Dabei stießen sie auf einen großen, dunklen Felsen und den Geist der Welt.”œ
Hier fänd ichs z.B. netter, wenigstens kurz die Spannung aufrecht zu erhalten und die Späher einfach nur einen leeren Fels vorfinden zu lassen, bevor sie nichtsahnend vom Geist der Welt überrascht werden. So wie es dasteht wirkt es irgendwie plump und langweilig, finde ich.
Kurz: Du behandelst viele Themen, aber nicht mit der angemessenen Ausführlichkeit, um sie für mich spannend aufzulegen. Es sind - sorry, ich weiß, das klingt hart - zusammenhanglose Fragmente, die einen Feldtext in 2-3 Sätzen aufgreifen, wieder fallen lassen und sich dem nächsten zuwenden. Nun ja, insgesamt fand ich den ersten Teil wesentlich besser, später verfälltst du für meine Geschmack zu sehr in eine Erzählhaltung a la ”Die Legenden berichten Bla. Andere dagegen erzählen von Blabla und Lagerfeuergeschichten erzählen bis heute sowieso nur von Blablabla.”œ. Die Geschichte verkommt da ein bisschen zur Aufzählung, zum Lückenfühler und vor allem wird alles viel zu kurz abgehandelt.
Ich persönlich denke, du hast viele interessante Ansätze in deiner Geschichte, aber sie kommen für meinen Geschmack noch nicht so zur Geltung wie sie könnten und sollten. Aber ich weiß auch um die Schwierigkeit, einen langen Text beim Lesen interessant zu halten. Dennoch, in deinem Falle dürfte es ruhig ausführlicher sein. Aber eben auch nur meine bescheidene Meinung.

Gruß Ell
PS: Ja, schlechte Laune hab ich auch, aber ich hoffe, das merkt man in meiner Kritik nicht zu sehr...
- Sheldru Vates
- Klauenbartrein
- Beiträge: 1532
- Registriert: 23. Jul 2006, 20:06
- Kontaktdaten:
Die Kritik nehme ich gerne an und denke, meine Geschichte ist auch nicht mehr als ein roter Faden, der sich um Sheldrus Abstammung rankt.
Wenn ich einmal alles so ausgearbeitet habe, wie mein kranker Geist es sich vorstellt, haben wir einen Roman über ungefähr 666 Seiten
Da ich aber vorhabe, noch einige Monde in RP-Freewar zu verbringen, lass mir doch bitte die Zeit, die einzelnen Lagerfeuergeschichten zu gegebener Zeit zu veröffentlichen. Oder mag hier jemand das Manuskript eines Romans vertilgen?
Wenn ich einmal alles so ausgearbeitet habe, wie mein kranker Geist es sich vorstellt, haben wir einen Roman über ungefähr 666 Seiten

Da ich aber vorhabe, noch einige Monde in RP-Freewar zu verbringen, lass mir doch bitte die Zeit, die einzelnen Lagerfeuergeschichten zu gegebener Zeit zu veröffentlichen. Oder mag hier jemand das Manuskript eines Romans vertilgen?

Wir würden vor dem Glühwürmchen ebenso ehrfürchtig stehen wie vor der Sonne,
wenn wir nicht an unsere Vorstellungen von Gewicht und Maß so gebunden wären.
K.G.
- Ellias Sonnenglut
- Wächter des Vulkans
- Beiträge: 331
- Registriert: 25. Mär 2006, 19:35
666 Seiten? Hübsche Zahl, wenn ja auch angeblich nicht mehr die einzig echte, wahre Zahl des Teufels. .oO(Ja, es soll sich bei der Zahl auf dem Viech aus der Hölle ernsthaft um einen Abschreibefehler handeln... Vielleicht wars aber auch nur die Bildüberschrift der BILD. Klingen tut's jedenfalls danach *g*) Aber ich weiche ab und egal sein kann es mir ja obendrein, immerhin zähle ich nicht zu jenen bedauernswerten Wesen mit einem 666-Tattoo auf dem Arm...
Ach, nebenbei bemerkt hab ich schon erwähnt, dass ich das Manusskript sogar sehr gerne lesen wollte?
Na ja, ich kann mich aber auch sicher noch ein wenig gedulden... Aaaaber, du wolltest ehrliche Kritik und hast sie von mir bekommen, auch wenn mich jetzt sicher ca. 3 Forenuser mehr für den absoluten Oberarsch (böses Wort - bitte löschen) hier halten 
Gruß, der böse Ell mit dem 666 Seiten-Flair
Ach, nebenbei bemerkt hab ich schon erwähnt, dass ich das Manusskript sogar sehr gerne lesen wollte?


Gruß, der böse Ell mit dem 666 Seiten-Flair
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- Gelbbart-Yeti
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