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von Monsi » 28. Sep 2009, 23:46
Als schweizer fühle ich mich hier auch angesprochen, und werde hier auch kurz meine Meinung darlegen.
Ja, ich bin einer von den angesprochenen, die sich gegen einen EU-Beitritt der schweiz äussern. (Meine deutschen Freunde mögen es mir verzeihen^^)
Und zwar gibt es eine Reihe von Gründen, die von mir aus gesehen dagegen sprechen.
Anfangen könnte ich beispielsweise bei den Gesetzen: Die Schweiz hat eine ganze Reihe von Gesetzen, Beispielsweise die Regelung zur Alkoholwerbung im Fernsehen (nur ein Beispiel) sowie eine reihe weiterer Gesetze, die alle nicht so wirklich mit den EU-Standards harmonieren. Ob unsere Gesetze nun besser sind als die entsprechenden Vorgaben der EU, das will (und kann) ich wirklcih nicht beurteilen, aber Fakt ist, dass wir uns in sehr vielen Bereichen bei einem allfälligen EU-Beitritt fügen müssten und uns den EU-Standards anzupassen hätten. Auch das Bankgeheimnis (was wir ja eigentlich sowieso schon am Abbauen sind) liesse sich nicht mit einem EU-Beitritt vereinbaren.
Für mich persönlich das wichtigste Gegenargument ist die Währung: Ein allfälliger EU-Beitritt der schweiz würde einhergehen mit dem Verlust des schweizer Frankens, den wir wohl kaum behalten dürften... Das muss man sich einfach klar machen. Ich höre oft Leute, die meinen, man könne den Franken dann behalten, wie auch England sein Pfund behalten durfte... Da kann ich allerdings entgegnen, dass England seit Gründung der EU dabei ist und insofern wahrscheinlich etwas mehr Entscheidungsmacht hat als die "kleine" schweiz, die bei der "grossen" EU anklopft und um Beitritt bittet... die schwächere Position erlaubt es uns wohl kaum, grossartige Forderungen zu stellen...
UNd meines Erachtens ist der Franken eine der grossen Stärken der Schweiz, den man keinesfalls einfach so hinschmeissen darf... innerhin ist der Franken nach dem US-Dollar [man möge mich korrigieren wenn cih falsch liege] auf Rang 2, was die total gehaltenen Fremdwährungsdevisen sämtlicher Nationalbanken dieser Welt angeht. Ein Verlust des Frankens wäre ein immenser Machtverlust der Schweiz. Dank des kleinen Währungsraumes ist es viel besser möglich, eine gute nationale Geldpolitik zu betreiben... In der EU ist eine länderangepasste Geldpolitik wegen des riesigen Währungsraumes defakto unmöglich, was sicherlich schon einige EU-Mitgliedsstaaten 1-2 Prozentpunkte des BIP gekostet hat, weil sie die Geldpolitik der EZB (die möglicherweise entgegen den nationalen Bedürftnissen wirkt) "schlucken" mussten... [bei Bedarf kann ich dieses Argument gerne weiter ausführen und darlegen]
Ein Weiteres Gegenargument ist das finanzielle... bei einem EU-Beitritt müsste die schweiz wesentlich mehr an die EU abgeben (Ausgleichszahlungen etc...) als sie es bis anhin eh schon tut, und das, ohne im Gegenzug wirklich mehr Macht zu erhalten... wir könnten dann acuh nicht mehr mitreden als wir es bis anhin tun... Experten rechnen damit, dass bei einem EU-Beitritt der Schweiz für die Schweiz ein wirtschaftlicher Schaden von jährlich -0.5 bis -1,5 Prozentpunkte des BIP entstehen würde, über die ersten 5 Jahre. Man rechnet damit, dass es sich dann nach 5 Jahren stabilisieren würde udn schliesslich auch positiv auf das BIP auswirken würde, aber erstmal gäbs eine 4-5-jährige [ziemlich sehr happige] "Durststrecke"... [1% des BIP klingt nach wenig, ist es aber definitiv nicht]
Ich könnte wahrscheinlich hier noch einige weitere Gegenargumente auflisten, aber ich hab irgendwie gerade keine Lust dazu... Ausser vielleicht eins noch: Die Schweiz würde ihre (vielgeliebte und -geschätzte) Neutralität aufgeben. Ob das jetzt schlimm ist oder nicht, da soll sich jeder selber eine Meinung bilden.
So... Ich hoffe angesichts dieser Argumente können es mir meine deutschen Freunde verzeihen, dass ich einem EU-Beitritt der schweiz aus ökonomischen überlegungen nicht befürworte.
The art of conversation is, like, kinda dead and stuff.