Amoklauf 20.11.2006, wirkliche Motive !! (nicht cs ;) )

Hier kann über alles diskutiert werden, wirklich alles. Betonung liegt auf "diskutiert", das ist also kein Freischein zum Spammen.
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Mars
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Beitrag von Mars » 3. Dez 2006, 01:29

Das ist der Lebenslauf eines "normalen" Menschen heutzutage. Aber was ist eigentlich normal? Als normal wird das bezeichnet, was von der Gesellschaft erwartet wird. Somit werden heutzutage Punks, Penner, Mörder, Gothics, Schwule usw. als unnormal bezeichnet, weil sie den allgemeinen Vorstellungen der Gesellschaft nicht gerecht werden, können oder wollen
Ich finde in dem Punkt hat er recht.

Ich kann mich selbst nicht als normal bezeichnen, aber wie Tijana schon sagte jeder bekommt Chance in Leben nicht nur ein mal wenn man die nicht nutzt sich weiterhin verschliess dann nur dann geht man unter.

Die nicht normalen unter uns haben gewiss ihre Schwierigkeiten in Leben, aber habe mir angewohnt wenn normal nicht geht dann versucht man es anders so oder so kommt man zum Ziel.
Wenn man aber von vorne rein sagt alles ist Scheiße dann helfen auch Chance nicht die das Leben bietet.

Man hat Probleme in der Schule und kommt wirklich mit niemanden klar (was ich sowieso nicht glauben kann) dann wechseln man am besten die Schule nimmt ein weiten Weg in Kauf dafür hat man aber die Möglichkeit neu anzufangen, wenn man aber wieder in alte Muster verfällt der in der alte Schule nicht funktioniert dann ist man selber Schuld weil man ja nichts draus gelern hat!(Ich weiß wovon ich rede ich müsste in meiner Schulzeit 5 Schulen wechseln zwar nicht ganz freiwillig aber dennoch)

Und jede Schule ist irgendwann vorbei dann ist es sowieso egal wer zu dir fies war oder wer besondes cool war. Meistens geraten diese "coolen Typen" in uncoole Situationen wie Schuldenfallen,Anzeigen,Knastaufenthalte usw...
Nichts ist so wie es scheint :)

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DARK MAGICIAN DER SAURE
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Beitrag von DARK MAGICIAN DER SAURE » 3. Dez 2006, 03:53

Arelja hat geschrieben:Also 1. ich habe idesen Thread nicht gelesen und will mich auch gar nicht an der Diskussion beteiligen, da ich diese in verschiedenen anderen Foren schon geführt habe.
2. jeder, der hier mit diskutieren will, sollte sich mal http://zensiert.us/amoklauf/ anschauen (sollte die Seite aus irgendwelchen Gründen nicht den Forumsregeln entsprechen bitte freundlich daraufhin weisen ich werde es sofort heraus editieren.)
Den ganzen Text habe ich gelesen und gespeichert x) war 4 Tage durchweg am recherchieren...
Hab allerdings die Diskussion hier auch nicht mehr ganz mitverfolgen können und muss nur sagen dasses wohl doch noch einige schlauere als mich gibt :D naja vielen Dank nochmal an die Kritiken, bin froh mal den Anstoß zu einer richtigen Diskussion gegeben zu haben 8)

:) MfG
FraAGeZeiChN (W1)


//EDIT
http://www.cstrike.de/modules/screenora ... hp?id=6780 xD bild dir deine Meinung
Tamtam...

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Beitrag von NeZ » 3. Dez 2006, 16:08

DARK MAGICIAN DER SAURE hat geschrieben://EDIT
http://www.cstrike.de/modules/screenora ... hp?id=6780 xD bild dir deine Meinung
hatte ich auch in meinem posting erwähnt.
:twisted:

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Prinegon
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Beitrag von Prinegon » 3. Dez 2006, 20:06

Hmm, wo fange ich denn bloß mit dem Widersprechen an?

Fangen wir beim Brief des Amokschützen selbst an. In wie weit sollte man ihm Recht geben? Es stimmt sicherlich, wer sich nicht anpassen will oder kann, hat einen schweren Stand. Der Staat und die Gesellschaft stellen Anforderungen an jemanden und scheren sich wenig darum, ob diese Personen diesen gerecht werden können. Ausbrüche sind unangenehm und werden normalerweise nicht akzeptiert. Dieses gilt in Dörfern sicherlich noch mehr, als in Städten. Ein Goth in einem Dorf wird recht allein darstehen, während er in einer Stadt eine "kleine" Gemeinschaft gleichgesinnter finden kann, beispielsweise.
Damit endet meine Übereinstimmung mit dem Text jedoch schon. Wird man von Anfang an "verarscht"? Ich denke nicht. Man sollte sich nicht der Illusion hingeben, die Gesellschaft würde von einem "Puppetmaster" geleitet werden, der seinen Püppchen gut zuredet und eigentlich die Fäden in den Händen hält. Daß unsere Gesellschaft so ist, wie sie ist, hat seinen Sinn. Und JEDER aus der Gesellschaft folgt nur seinen eigenen Regeln. Erst dadurch, daß die Regeln vieler sich ähneln, wird eine gesellschaftliche Norm definiert, die wiederum jeden in der Gesellschaft bedrängt, nicht auszubrechen.
Der Staat funktioniert dort ähnlich, mit dem Unterschied, daß dort Politiker als "Schiedsrichter" bestimmen sollen, welche Regeln nun Gültigkeit haben sollen, und welche nicht. (nicht zu vergessen sind jedoch auch diese Politiker durch gesellschaftliche Normen beeinflußt, sie haben vielleicht mehr Möglichkeiten zur Einflußnahme, aber auch nicht freie Hand).
Beide, Gesellschaft und Staat, legen dem Menschen Zwänge auf, manche Zwänge sind einfach moralischer Natur, manche ziemlich direkt. Manche mögen sinnvoll sein, andere nicht, alle sind jedoch willkürlich. (Besipiel: Wenn ich einem Mitmenschen eine Ohrfeige gebe, kann ich bestraft werden. Wenn ich jedoch auf die Einhaltung eines Vertrages bestehe, der diesen Menschen in den finanziellen Ruin führt (was diesen Menschen sicherlich stärker beeinträchtigen würde, als mein Handabdruck auf der Wange), kann ich nicht bestraft werden).
Und auch wenn das Individuum keine Wahlmöglichkeit hat, hat die Gesellschaft diese Zwänge einst freiwillig gewählt. "Schulpflicht ist die Schönrede von Schulzwang"... auch wenn es ein Schulzwang ist, steckt nicht der Zwang als Gedanke hinter der Schulpflicht, sondern das Recht auf Bildung! Der Schüler mag es nicht einsehen, jedoch ist die Schulpflicht zum Schutz des Schülers vorhanden. Wäre sie nicht da, dann hätten viele Kinder nicht die Möglichkeit, zur Schule zu gehen, einfach deswegen, weil die Eltern es ihren Kindern nicht anbieten würden. Sie würden dann beispielsweise auf dem Feld arbeiten, oder im Haushalt mithelfen. Nicht alle Eltern sehen die Notwendigkeit von Bildung ein, und soetwas kann man wunderschön in Ländern beobachten, in denen es keine Schulpflicht gibt, in denen sich Kinder freuen, wenn ihnen erlaubt wird, zu lernen. Insofern: Ja, die Schulpflicht ist ein Zwang, ein Zwang für die Eltern!!!

Wenn das Volk hier herrschen würde, hiesse es Anachie! Auch dieser Punkt ist nur eine Halbwahrheit. Der Ausspruch hört sich besser an, als er wirklich ist. Der Mensch hat sich gerade deswegen in die Obhut eines Staates begeben, da nicht jeder in der Lage ist, seine Interessen selbst durchzusetzen. Anachie würde nur bedeuten, daß die "Stärkeren", oder sollte ich vielleicht sagen, die "skrupelloseren" sich auf dem Rücken der Unterlegenen ausruhen. Denn nicht jeder Mensch würde nur seine Rechte verteidigen, genügend Menschen würden versuchen, ihre Rechte auszuweiten. Im Prinzip ist Anachie nichts anderes, als wie es wirtschaftlich in der Kapitalgesellschaft schon ist, der Stärkere schluckt den Schwächeren. Natürlich bedeuten Gesetze immer eine Einschränkung des Stärkeren, aber oftmals auch ein Schutz des Schwächeren. So sollte es zumindest sein. Daß dem in diesem Staat nicht so ist, steht auf einem anderen Blatt, denn im Staat hat das Wort des Stärkeren Einfluß. Anachie würde jedoch keine Verbesserung bringen, sondern nur dafür sorgen, daß der Stärkere direkt alle seine Interessen durchsetzt, anstatt einen Teil seiner Interessen mit Einflußnahme verwirklichen zu können.

"Die Menschen die sich auf der Schule befinden, sind in keinem Falle unschuldig!" Mich würde erst einmal interessieren, wessen sie sich schuldig gemacht haben? Sich den Normen zu beugen? Sich dagegen zu entscheiden, einen Weg zu gehen, dessen Ziel man nicht erreichen kann?
"Weil ich weiss das die Fascholizei meine Videos, Schulhefte, Tagebücher, einfach alles, nicht veröffentlichen will, habe ich das selbst in die Hand genommen. " Es scheint dem Amokläufer unheimlich wichtig zu sein, Verständnis für seine Tat zu bekommen. Ansonsten hätte er sich nicht damit abmühen zu brauchen, sich zu erklären. Jedoch zeigt er selbst so wenig Verständnis für die anderen, die halt nicht bereit sind, seinen Weg zu gehen. Natürlich ist es schwer, jemandem zu vergeben, der einen ausgegrenzt hat, und die Mittel, die bei einer solchen Ausgrenzuung verwandt werden, sind alles andere, als harmlos. Und doch kann ich nicht auf einer Seite Rache üben, weil ich das Verhalten der Anderen nicht ertragen konnte, auf der anderen Seite den Angehörigen sagen: "und wenn ihr damit nicht klarkommt, könnt ihr ja Selbstmord begehen" (Zitat geändert). Das ist mit zweierlei Maß gemessen.

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Bevor ich nun DM\s Analyse auseinanderpflücke, vielelicht ein paar Worte zu mir selbst. Ich selbst habe meine Schulzeit ebenfalls in schlechter Erinnerung. Ich war zugezogen in ein Dorf, die Klikenbildungsphase war bereits vorbei. Außerdem hatte ich einen ziemlichen Schönheitsfehler, der mich nicht in die Schülerschaft passen ließ: Ich hatte eine gute Erziehung. Kinder und Jugendliche erwarten voneinander, daß man sich auf bestimmte Art verhält. Freundlichkeit Erwachsenen gegenüber, im Bus aufstehen für alte Menschen, mit Lehrern gut auskommen oder im Unterricht mitarbeiten gehört nicht dazu. Außerdem war ich schon immer dick und hatte mit meinem Spleen für Rollenspiel ein Hobby, welches im Dorf nicht geteilt wurde. Lange Rede, kurzer Sinn: Ich war das Hänselkind der Schule und vollkommen ausgestoßen.
Tijana hat geschrieben:Ich kann sowas halt nicht verstehen, wenn ich jemand nicht mag, dann will ich garnicht von ihm beachtet werden. Er legte offensuichtlich wert auf die "Beachtung" seitens derer die er verachtete, sowas kann nur schief gehen, sowas ist Blödsinn!
Ich kann so etwas sehr gut verstehen. Natürlich versucht man, normal zu leben, fragt sich, wieso man nicht akzeptiert wird. Gerade wenn man auf einem Dorf lebt, hat man nicht die Wahlmöglichkeiten. Da gibt es nicht die Möglichkeit, zu sagen: Tja, die mögen mich nicht, also lass ich sie links liegen. Wenn man in seiner Freizeit Freunde hat (ausserhalb der Schule), mag man in der Lage sein, den Schultag zu kompensieren. Dann bekommt man jedoch von seinen Freunden die Bestätigung, die einem bei seinen Mitschülern fehlt. In Berlin ist die Auswahl an möglichen Freunden so gewaltig, daß man eigentlich immer Gleichgesinnte finden kann. In einem Dorf liegt die Sachlage anders. Da kommen dann die Fragen auf: Wieso bin nur ich so? Mache ich etwas falsch? Bin ich falsch? Und natürlich versucht man, sich anzupassen, eine Rolle zu spielen, um die Akzeptanz von denjenigen zu bekommen, die man eigentlich nicht mag.
Tijana hat geschrieben:Fazit: Er wollte gemocht werden, von denen die er nicht mochte. Er wollte geliebt werden von denen die er nicht liebte. Sowas geht nicht, wer sowas fordert wird enttäuscht werden, er kann nur scheitern!
Und da du damit recht hast, haben wir hier das Problem. Denn man selbst kann nur jemand anderen spielen. Nur durchhalten kann man das nicht. Die anderen werden dieses Spiel durchschauen und nur versuchen, dich ins Straucheln zu bringen, dich dermaßen herauszufordern, daß du aufgibst. Und da liegt dann keine Akzeptanz, sondern nur der Versuch, dich zum eigenen Spielball zu machen.

Oft genug kann man sogar genau sagen, wie man sich verhalten müsste, um "dazuzupassen". Und doch ist man nicht in der Lage, sich so weit umzukrempeln (wobei es nebenbei ja auch nicht einzusehen ist, sich so weit unterdrücken zu lassen, nur um dazugehören zu können). Denn das würde einem die Selbstachtung vollends nehmen, müsste man ja aufeinmal gegen Grundsätze verstoßen, denen man seit Gedenken gefolgt ist. Man kann und man will auch nicht über seinen Schatten springen. (Beispiel: wenn man beispielsweise bemerkt, es gibt noch jemand anderen, der ausgegrenzt wird, könnte man z.B. dessen Ausgrenzung und Hänseleien forcieren, um sich selbst in die Gruppe einzufügen. Ich war damals nicht bereit, diesen Schritt zu gehen).

Etwas weiteres fällt mir an Sebastian B. auf, was mir sehr vertraut vorkommt: Der Versuch, seine Taten zu erklären. Gerade als Ausgestoßener ist dieses Bedürftnis groß. Weswegen, ist eigentlich recht logisch. Zum einen kann man wohl sagen, daß es aus mangelnder Anerkennung geschieht. Jeder Mensch versucht, Anerkennung zu erlangen, indem er über seine Handlungen berichtet. Normalerweise verteilt sich das auf mehrere Freunde, denen man etwas erzählt oder erklärt, und von diesen Freunden bekommt man eine Bestätigung. Einem Außenseiter fehlen diese Freunde, weswegen er niemanden hat, der sein Verlangen nach Bestätigung stillen kann.
Und doch steckt dort auch der Teufel im Detail, bedeutet dem Außenseiter die Bestätigung erheblich mehr. Ich kenne von mir das Gefühl, man möchte gerne jemand anderem die Möglichkeit geben, einfach ihn im eigenen Kopf nach belieben rumwühlen zu lassen, eine Vorstellung die wohl die meisten Menschen mit Grauen erregen würde. Hat nicht jeder Bereiche in seinem Hirn, die er niemandem zeigen wollte? Und doch überwiegt die Vorstellung, wenn der Andere in mich hineinschnüffeln könnte, dann würde er endlich meine Beweggründe nachvollziehen können. Ansonsten gäbe es so viel, was er nicht versteht, daß ich es ihm gar nicht begreiflich machen kann (ich kann es erklären, aber fassen kann er es nicht). Der Wunsch, sich dem anderen mitzuteilen, überwiegt das Bedürftnis nach Privatsspähre. Wieso ist das so? Einfach nur der Drang nach Anerkennung?
Nein, es steckt etwas mehr dahinter. Für eine Tat, die ich erklären konnte, kann man mich doch wohl kaum moralisch verurteilen, oder? Wenn jemand nachvollziehen kann, weswegen ich etwas mache, kann er mich deswegen doch nicht mehr verachten. Er muß mich nicht deswegen mögen, aber zumindest verachten kann er mich nicht. Und so fängt man an, sich für alles, was man tut, erst einmal die Absicherung einzuholen, jeden Schritt in seinem Leben zu erklären.
Und was für einzelne Taten gilt, gilt noch mehr für das eigene Leben. Die Fragen, die ich oben schon einmal gestellt habe, gipfeln eigentlich in einer Frage, die bestimmend für einen ist: "Habe ich es verdient, von meinen Mitmenschen nicht akzeptiert zu werden?" "Habe ich den Spott, den Hohn, die Verachtung verdient, da mein Lebensweg falsch ist?" Wenn ich doch jemanden finden kann, der mir sagen kann: Ich kann verstehen, wieso du dich nicht einfügen kannst, ich kann verstehen, wieso du nicht über denen Schatten springst, dann bedeutet es, ich kann sagen: Nein, ich habe das nicht verdient! Doch da man wohl kaum in der Lage ist, jemandem sein ganzes Leben verständlich zu machen, kommt halt der Wunsch: Dieser Jemand solle für einen Moment mein Wissen haben, damit er damit ein Urteil über mich fällen kann (und damit er mir sagen kann, daß ich zu unrecht leide).

Insofern kann ich nur sagen, mir hat das Verlassen der Schule und vor allem der Umzug in eine Stadt gut getan. Sicherlich habe ich aus meiner Schulzeit Narben davongetragen, wahrscheinlich auch Fähigkeiten, die für andere nicht selbstverständlich sind, wie z.B. Menschen gut einschätzen zu können und eine ganze Menge von Gedankengängen und Standpunkten nachvollziehen zu können.
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Nun aber zum eigentlichen Artikel:
DARK MAGICIAN DER SAURE hat geschrieben:Es ist wohl bewiesen, dass er geisteskrank war.
Das glaube ich nicht. Sein Brief gibt mir darauf keine Hinweise. Er hatte einige alternative Ansichten, die er aber auch mit Zigtausenden von Jugendlichen in diesem Land teilt. Ansonsten ist er einfach nur ein Mensch, der der Extremsituation, in der er sich befand, einfach nicht mehr standgehalten hat. Wer selbst noch nicht in einer solchen Lage gewesen ist, wird wohl kaum wissen können, was diese Situation für jemanden bedeutet. Ich kann deswegen die Argumente: Ich hab auch mal nen Korb bekommen und drehe deswegen nicht durch, nicht ganz gelten lassen.
Wieso, das will ich etwas erläutern:
Damit es zu einem solchen Extremverhalten kommt, ist sicherlich nicht ein Ereignis im Leben ausreichend. Daß er von einem Mädchen abgelehnt wurde, daß dieses Mädchen dann auch noch mit seinem Freund zusammengekommen ist, war vielleicht der Auslöser, aber nie im Leben der Grund. Eine ständige Außenseiterposition zu haben kann aber sehr wohl zu solchen Gedanken führen. Denn hier kommen immer wieder Verletzungen der Seele zusammen. Ein solcher Mensch hat tagtäglich mit Mitmenschen zu tun, die ihm schlechtes wollen, die ihm weh tun, die dann lachen, wenn er weint, schlimmer noch, die darüber lachen, daß er weint. Zum einen kann man wohl kaum erwarten, daß man in einer solchen Situation sehr viel Mitgefühl für seine Mitmenschen erlernt, zum anderen sorgt jede Stichelei dafür, daß sich Frust aufbaut. Und dann haut man vielleicht jemanden auf die Nase, nur weil dieser einen als "Fettsack" tituliert hat, und derjenige hält einen für bescheuert und kann gar nicht verstehen, wieso man wegen eines Wortes so ausflippt. Was er aber nicht sieht, daß man an diesem Morgen schon auf jemanden getroffen ist, der einen in die Speichen getreten hat, 5 Mädchen behauptet haben, man hätte die Krätze, man von einem Jungen angespuckt wurde, einem der Füllfederhalter gestolen wurde und man ne halbe Stunde hinter seiner Federtasche hinterhergejagt hat, und das alles geschluckt hat, ohne durchzudrehen. Ständige kleine Stichelleien können sich halt irgendwann mal aufstauen. Und dann mag es zu Hause gleich weitergehen. Man kommt geladen aus der Schule, reagiert seine Wut vielelicht an seiner kleinen Schwester ab, bekommt (natürlich) gleich Streß mit den Eltern (anstatt den Zuspruch und die Anerkennung, die man ja schon nicht in der Schule bekommen hat). Und sollte es mal kein Streß zuhause geben, dann kommen die Eltern vielleicht noch auf die Idee, einem Hinweise zu geben, wie man sich verändern könnte, damit man akzeptiert wird. Und das passiert dann üblicherweise in der Form: Du mußt wirklich...., so wie du jetzt bist, wirst du doch nie Freunde / eine Freundin finden. So wie du jetzt bist, wirst du doch nie auf eigenen Beinen stehen, oder so wie du jetzt bist, wirst du doch nie Erfolg haben. Eltern sind nunmal in der Regel keine Pädagogen. Und auch wenn sie ihre Ratschläge gut meinen, heilfen sie normalerweise dem Schüler nicht (da die Eltern ja nicht den gleichen Erfahrungshorizont besitzen, wie der Schüler), und vor allem werten sie das Kind herab, anstatt daß es Zuspruch bekommt. Nun ist es nicht mehr der Fremde, der einen nicht akzeptiert, nein die Vertrautesten Personen im eigenen Leben sagen einem: Du machst alles falsch! Und auch das sind weitere (in dem Fall ganz große) Stiche ins Selbstbewußtsein und in die Zufriedenheit.
Und wie bei einem Damm, den man nach und nach untergraben kann, und trotzdem hält er, kann dann ein Spatenstich ausreichen, damit er bricht.
Und aufeinmal machen Aussagen, wie:
Ich verabscheue diese Menschen, nein, ich verabscheue Menschen.
[...]

Das einzigste was ich intensiv in der Schule beigebracht bekommen habe war, das ich ein Verlierer bin.
einen Sinn.
Insofern an jeden, der sagt: Ich dreh doch auch nicht durch, nur weil mich ne Flamme abweist, sei gesagt: Dein Damm ist auch noch lange nicht so untergraben worden, wie dieser. Ich denke, wenn alle Menschen eine Phase als Außenseiter hätten durchleben müssen, gäbe es sehr viel mehr Leute, die Amok liefen, doch da ihr Leben besser verlief, sind sie nie in die Verlegenheit gekommen.
DARK MAGICIAN DER SAURE hat geschrieben:Sebastian B. spiegelt ein gescheitertes Deutschland wieder.
Nein, meiner Meinung nach nicht. Sebastian spielgelt nichst weiter wieder, als daß Menschen in unserer Gesellschaft auf einer Verliererseite stehen können. Jedoch ist Deutschland daran sicherlich nicht die Schuld zu geben. Die Gesellschaft hat sicherlich niemanden dazu gezwungen, Sebastian B. dermaßen auszugrenzen, bis dieser sich zu seiner Tat getrieben gefühlt hat. Aber Sebastian hat doch seine Tat lange vorher angekündigt, er hat förmlich um Aufmerksamkeit gebettelt, um nicht zum Extrem greifen zu müssen. Na und? In Deutschland leben 80 Mio Menschen, ein jeder mit seiner eigenen Geschichte, ein jeder mit unterschiedlichen Vorstellungen. Ein Staat kann gar nicht in der Lage sein, auf jeden einzelnen dieser Menschen zu achten, bei einer so großen Gesellschaft ist es nur natürlich, daß es Menschen gibt, die dort unterkommen. Sebastian B. ist halt ein solcher Fall. Die Gesellschaft und der Staat können nur ein gewisses Maß an Hilfestellung und (in diesem Fall wäre es nötig gewesen) Überwachung gewährleisten. Man kann nicht auf der einen Seite sagen: Der Staat hat kein Recht dazu, mich zu überwachen (Stichwort Polizeistaat), auf der anderen Seite aber klagen: Wieso hat der Staat davon nichts gewußt?
Zu sagen: Unser Staat ist Schuld, daß das passiert ist, wäre in etwa so, als zu sagen: Unsere Wissenschaftler sind Schuld, daß die Unsterblichkeit nicht erfunden wurde. Momentan gibt es dort keine bessere Alternative.
Wenn man schon Schuld verteilen will, dann vielleicht, daß es nicht in der Natur des Menschen liegt, jederman bedingungslos zu akzeptieren und zu lieben.
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Letzter Punkt: Ist CS schuld am Unglück? Nein. Aber man sollte trotzdem nicht sagen: Das ist doch alles harmlos. Vorweg: Ja, ich bin mit Ego-Shootern aufgewachsen, habe als 8-jähriger schon Comando Lybia gespielt (indiziert, da man als Bonuslevel ein Erschießungskomando gespielt hat), oder Babarian (indiziert, da Köpfungsszene). Ich habe Doom 1&2, Heretic, Duke Nukem 3d, Wolfenstein 3D, Quake, und was weiß ich nicht für Ego-Shooter gespielt, ohne amok zu laufen.
Dennoch gibt es eine Entwicklung, die ich schon den Gewaltmedien zuschreibe, daß Menschen der Brutalität gegenüber gleichgültiger werden. Das bedeutet nicht unbedingt, daß sie selbst brutaler werden, aber daß sie weniger sensibel gegenüber Brutalität werden. Wenn man z.B. vergleicht, vor welchen Filmen sich unsere Eltern (oder Großeltern) noch gefürchtet haben, was jemanden heutzutage einfach langweilt (und das nicht, weil die Effekte so schlecht wären, sondern weil einen die Story nicht berührt), dann sieht man sehr wohl eine Entwicklung. Wofür bekamen vor 20 Jahren Filme noch FSK 16/18, die heutzutage wohl kaum noch FSK 12 wert wären? Wer würde sich heutzutage noch vor den "reitenden Leichen" gruseln (bei denen Frau erst ne halbe Stunde in der Ecke stehen und schreien muß, bis diese sie erreicht haben)? Da ist heutzutage eine Folge Inuyasha brutaler!
Nein, es wird niemand zur kaltblütigen Bestie, weil er ein Computerspiel spielt. Und doch haben die Medien (Computerspiele, Gewaltfilme, auch Nachrichten) die Gesellschaft desensibilisiert, muß inzwischen extrem mehr Aufwand getrieben werden, um die Gesellschaft noch zu schocken.
Das Gegenteil von "gut" ist "gut gemeint".
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Beitrag von NeZ » 3. Dez 2006, 22:28

Prinegon hat geschrieben:Fangen wir beim Brief des Amokschützen selbst an. In wie weit sollte man ihm Recht geben? Es stimmt sicherlich, wer sich nicht anpassen will oder kann, hat einen schweren Stand. Der Staat und die Gesellschaft stellen Anforderungen an jemanden und scheren sich wenig darum, ob diese Personen diesen gerecht werden können. Ausbrüche sind unangenehm und werden normalerweise nicht akzeptiert. Dieses gilt in Dörfern sicherlich noch mehr, als in Städten. Ein Goth in einem Dorf wird recht allein darstehen, während er in einer Stadt eine "kleine" Gemeinschaft gleichgesinnter finden kann, beispielsweise.
die frage ist vielmehr, muss man sich anpassen um ein leben in einer welt wie dieser zu führen? wo ist noch platz für individualisten, kreative leute die auch etwas zustande bringen?
sebastian wollte wohl so einer sein, doch leider hat ers von der falschen seite angegangen, denk ich. statt sich teilweise dem "system" anzupassen aber auch seine eigenen ideen reinzubringen, verbuddelte er sich immer mehr und wurde zusehens melancholischer. gut, einerseits konnte/wollte er nichts dagegen tun als außenseiter dazustehen, da er es so hingenommen hatte, andrerseits identifizierte er sich im laufe der zeit auch mit seiner außenseiterrolle. und wer weiß, vielleicht gefiel im ja die rolle des sonderlings, den alle für verrückt halten?
viele goths, punks, etc. erfreuen sich doch geradewegs an den verstört blickenden fremden. ich war früher auch so, ich hatte nen roten iro und fühlte mich "toll", aber von "echter" kultur war ich weit entfernt. allein der blick der leute wenn man zB eine volle ubahn betritt ist schon ein grund zum stolz-sein, bzw gefällt.
sebastian dachte genauso. seine taten, seine fotos verschafften ihm auf eine art respekt, die leicht zu kriegen ist, aber auch einen starken hang zum negativen aufweißt.
ich nenn das mal "angstrespekt", denn genau das ist es.
Prinegon hat geschrieben:Damit endet meine Übereinstimmung mit dem Text jedoch schon. Wird man von Anfang an "verarscht"? Ich denke nicht. Man sollte sich nicht der Illusion hingeben, die Gesellschaft würde von einem "Puppetmaster" geleitet werden, der seinen Püppchen gut zuredet und eigentlich die Fäden in den Händen hält. Daß unsere Gesellschaft so ist, wie sie ist, hat seinen Sinn. Und JEDER aus der Gesellschaft folgt nur seinen eigenen Regeln. Erst dadurch, daß die Regeln vieler sich ähneln, wird eine gesellschaftliche Norm definiert, die wiederum jeden in der Gesellschaft bedrängt, nicht auszubrechen.
und wie kommt es dann, dass soviele nicht mit der gesellschaft zufrieden sind, wo sie doch vom volk definiert wird, hm?
vielleicht übersiehst du auch einfach nur, dass wohl eher der "otto-normal-bürger" hier in deutschland das volk definiert, und keinen platz für sonderlinge lässt?
klar, wir haben religionsfreiheit, etc.
doch was bringt es, wenn ich in einer deutschen (!) berufsschule (!) mit einem ausländeranteil von 90% für "dumm" (zitat) gehalten werde, wenn ich behaupte, ich glaube nicht an gott? nur weil 90% der klasse dem islam angehörig ist? dass daraufhin die alte streitdiskussion alá evolutionstheorie entstand, dürfte klar sein. nach dem motto "was war vorher, huhn oder ei?". dass die dann meist kompliziertere ausschweifungen zum thema aufgrund zu schlechten deutschkenntnissen nicht folgen können, macht die sache nicht einfacher, und es ist besser das thema bleiben zu lassen und sich weiterhin als außenseiter abstempeln zu lassen. immerhin besser, als dann mit pommesgabel-zeichen malträtiert zu werden, obgleich diese narren nichtmal wissen welche bedeutung es überhaupt hat. aber das weiß net mal 50% der gesellschaft. so entsteht der ruf des "sonderlings", und weißt du was?
es gefällt. es gefällt einfach, man wird in ruhe gelassen, man muss keine doofen fragen beantworten alá "bist du in einer sekte?" (zitat, weil ich ein nietenhalsband [!] anhatte), sondern hat seinen seelenfrieden. auch, wenn man an keine seele glaubt.
Prinegon hat geschrieben:Der Staat funktioniert dort ähnlich, mit dem Unterschied, daß dort Politiker als "Schiedsrichter" bestimmen sollen, welche Regeln nun Gültigkeit haben sollen, und welche nicht. (nicht zu vergessen sind jedoch auch diese Politiker durch gesellschaftliche Normen beeinflußt, sie haben vielleicht mehr Möglichkeiten zur Einflußnahme, aber auch nicht freie Hand).
und: sie haben keine ahnung.
der normale politiker von heute lässt den bezug zum volk fast komplett außer acht, sondern lebt nur in seiner theoriewelt.
den einen umweltminister der regierung, der mit seinen anhängern auch mal ne fahrradtour macht und in diversen dörfern vorbeischneit, mal ausgenommen.
Prinegon hat geschrieben:Und auch wenn das Individuum keine Wahlmöglichkeit hat, hat die Gesellschaft diese Zwänge einst freiwillig gewählt. "Schulpflicht ist die Schönrede von Schulzwang"... auch wenn es ein Schulzwang ist, steckt nicht der Zwang als Gedanke hinter der Schulpflicht, sondern das Recht auf Bildung! Der Schüler mag es nicht einsehen, jedoch ist die Schulpflicht zum Schutz des Schülers vorhanden.
es geht um ein ähnliches problem: der schüler von heute kennt keinen standart von früher, und weiß deswegen auch nicht, wie glücklich er sich im vergleich zur vergangenheit fühlen sollte, dass er in die schule gehen darf. er sieht lehrer, arbeit, lehrer, arbeit, hausaufgaben, stress - mehr nicht.
Prinegon hat geschrieben:Wenn das Volk hier herrschen würde, hiesse es Anachie! Auch dieser Punkt ist nur eine Halbwahrheit. Der Ausspruch hört sich besser an, als er wirklich ist. Der Mensch hat sich gerade deswegen in die Obhut eines Staates begeben, da nicht jeder in der Lage ist, seine Interessen selbst durchzusetzen.
demokratie=unterdrückung des volkes durch das volk für das volk, irre ich mich?
eine anarchie ist nur genauso scheiße, wobei sowieso 75% aller leute die dieses wort benutzen, nicht einmal wissen was es bedeutet. sebastian war wohl auch so einer.

allgemein gesehen hast du recht, wenn du sagst, nicht nur sebastian selbst war daran schuld.

aber irgendwelchen äußerlichen, nicht genauer definierbaren einflüssen die schuld zuweisen, ist für mich der völig falsche weg...

aber das müssen unsere politiker auch noch lernen.
:twisted:

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Beitrag von Prinegon » 5. Dez 2006, 05:44

NeZ hat geschrieben:und wie kommt es dann, dass soviele nicht mit der gesellschaft zufrieden sind, wo sie doch vom volk definiert wird, hm?
Da es in der Natur des Menschen liegt, unzufrieden zu sein. Genügsamkeit ist vielen Menschen einfach unbekannt.
Frage mal einen Bettler, einen Arbeiter, einen Mittelständer, eine Person aus der oberen Schicht.
Die Chance, daß irgendwer von diesen Personen sagt: Ich bin zufrieden, ist sehr gering. Der Bettler klagt, weil er nicht weiß, wie er heute Abend seinen Magen füllen soll und das Geld für die Flasche Korn nicht reicht. Der Arbeiter klagt, da von seinem Lohn eh nichts übrig bleibt und ein Harz IV - Empfänger ohne Malloche fast das Gleiche bekommt. Der Mittelständer hat vlt. 2 Kinder, die beide studieren sollen, wie soll er das bloß finanzieren? Außerdem kennt er Mallorca als Urlaubsziel schon und würde ja gerne Griechenland sehen, da kostet aber der Flug ja schon das Doppelte. Und der Oberschichtler findet es ne Frechheit, daß er die Hälfte seines Einkommens an den Fiskus geben muß. Und sowieso, bei dem ganzen Streß, den er hat, verdient er noch viel zu wenig.
Die Demut, mal zu sagen: Aber ich bin kein afrikanisches Kind, welches von Geburt an Aids hat, dem ein Tumor in der Größe eines Taubeneis gerade das Auge aus dem Kopf drückt, oder welches mit Blähbauch etwa 2 Tage vor dem Hungertod steht, besitzt niemand, im Gegenteil kommt dann eher: Das kann man doch gar nicht vergleichen!
Ich denke, diese Gesellschaft macht einiges richtig, wenn ich die Sicherheit habe, ich werde mein Leben lang etwas zu beißen haben, ich habe Zahnschmerzen und brauche nur zum nächsten Zahnarzt gehen und bekomme meine Füllung/Wurzelbehandlung/Krone/Gebiß, ohne daß mich die Schmerzen in den Wahnsinn treiben müssen, ich brauche im Winter nicht zu erfrieren, ect...
NeZ hat geschrieben:die frage ist vielmehr, muss man sich anpassen um ein leben in einer welt wie dieser zu führen? wo ist noch platz für individualisten
Das muß ein Zeichen der Zeit sein, individuell sein zu wollen. Und ich kann mich da ja auch nicht ganz ausschließen. Wie groß ist doch die Angst davor, zum "Mainstream" zu gehören. Ein jeder will sich selbst verwirklichen und hat Angst davor, er könnte ansonsten etwas verpassen. "The Offspring" war mal wirklich genial, die beste Band der Welt, einzigartige Musik, die unter die Haut ging. Doch sobald es sich herumgesprochen hat, haben sie angeblich "ihren Biß" verloren, waren nur noch Mainstream, nicht zu vergleichen mit den Anfangswerken, nur noch auf Kommerz aus. Gut, eigentlich hat sich der Stil nicht wirklich verändert, der Mainstream hat sich angepasst, aber als Alternative-Fan kann man es ja nicht aushalten, daß zu hören, was alle hören (The Offspring ist nur als Beispiel zu sehen, man könnte auch Korn, Nightwish, Eminem oder Sportfreunde Stiller oder irgendeine andere Band (mit plötzlichem Erfolg) einsetzen).
Und diese Angst betrifft natürlich nicht nur die Musik (auch wenn es dort deutlich wird), sondern alle Spaten des Lebens. Wer sein Leben als "Normalo" lebt, wirft es weg.
NeZ hat geschrieben:und: sie haben keine ahnung.
der normale politiker von heute lässt den bezug zum volk fast komplett außer acht
Ahnung haben ist auch gar nicht seine Aufgabe. Dafür sind die Berater und Ausschüsse usw. da. Die Aufgaben des Politikers sind so weit gefächert, daß er gar keine Ahung über alle Bereiche haben kann. Und dennoch wird von ihm erwartet, daß er Entscheidungen trifft, die diese Bereiche betreffen.

Ich war mal in einer Hochschulgruppe mitverantwortlich, ein WE-Con für bis zu 300 Personen zu organisieren. Wer das mal mitmacht, wird überrascht sein, wie vielfältig die Probleme sind, die aufeinmal aufkommen: Gibt es eine geeignete Site in der Umgebung? Verhandlungen mit dem Gebäudeverwalter: Muß der Hausmeister des Gebäudes wirklich die ganze Nacht bezahlt werden? Kann man sich nicht auf eine Pauschale einigen (da ja auch ohne den Con ein HM da wäre)? Wird für Ambiente-Musik Gema fällig? Hat jemand ein gültiges Gesundheitszeugnis für den Ausschank (die Schanklizenz)? Sind die Flyer schon gedruckt/ verteilt? Die Schilder schon aufgestellt? Das Ordnungsamt erlaubt nur in einem gewissen Zeitrahmen das Aufstellen von (Plakat-) Schildern, wer erklärt sich für das Aufstellen/ Einsammeln bereit? Wurde auf Internetseiten der Con schon beworben? Wie kann ich als Hochschulgruppe mein Event Haftpflichtversichern (Probleme damit, daß eine Hochschulgruppe kein e.V. ist)? Ist es mit 300 Personen notwendig, einen Sanitäter bereitzustellen? Was passiert, sollte das Event Gewinn abwerfen? Darf ich das als Hochschulgruppe überhaupt? Läßt sich ein geeigneter Termin für die Con suchen, damit wir möglichst nicht zeitgleich mit anderen Cons oder Großkonzerten liegen? Es haben sich 4 Leute aus Wuppertal angemeldet, können wir ihnen eine Übernachtungsmöglichkeit zusichern?
Neben diesen Fragestellungen kommen dann natürlich noch hausgemachte Probleme dazu, wie z.B. daß man erfährt, die Person, die eigentlich vom Amt die Schanklizenz holen sollte, hat das nicht gemacht und bis zum Event aufeinmal keine Zeit (oder vlt. keine Lust?) mehr, oder ein Veranstalter, der fest zugesagt hatte, er käme zum Con, sagt aufeinmal doch ab, wo findet man auf die Schnelle Ersatz? Und aufeinmal steht man dann da und hat eine Kostenkalkulation, die besagt: Wenn denn mindestens XYZ Menschen kommen und dann noch für ABC Euro Speisen und Getränke verzehren, dann sollten wir +- 0 herauskommen. Na dann beten wir mal für gutes Wetter.

Und hier handelt es sich nur um einen kleinen Wochenendcon einer Hochschulgruppe. In der Politik ist die Verwaltung in einem viel höheren Rahmen notwendig. Politiker müßen etliche Entscheidungen nur aufgrund von Schätzungen treffen (die normalerweise von ein paar mehr Faktoren abhängen, als nur Kommen auch wirklich genügend Besucher?) Es ist egal, wie sie sich entscheiden, sie können es nie jedermann recht machen. Und da es in der Natur ist, laut zu schreien, wenn einem etwas nicht paßt, aber leise zu sein, wenn man zufrieden ist, können sie sicher sein, daß die Leute, denen die Entscheidung nicht paßt, "laut schreien" (in Zeitungen, Fernsehen, ect.). Und dazu kommt natürlich noch der Wahlkampf und die Leute, die aus Prinzip schonmal dagegen sind, damit sie sich für den Wahlkampf von der Regierung abheben (es ist doch erstaunlich, wie viele Probleme es gibt, in denen Regierung und Opposition conträre, unvereinbare Meinungen haben, und es ist sowieso klar, die Regierung macht alles falsch und führt das Land in den Ruin). Ganz klar, ich bin bei weitem nicht mit allem zufrieden, was die Politiker beschließen, aber ich gebe mich nicht der Illusion hin, ich könnte das alles besser. Fehler werden natürlich gemacht, je größer das System, desto folgenschwerer auch die Fehler (und ja, auch die Berichte von Steuergeldverschwendungen erwarte ich und betrachte ich mit "wo gehobelt wird, fallen Späne, auch wenn sie in dem Fall mehrere Milliarden wert sind"). Bei unserer Eventplanung hatten wir mit Sicherheit auch Ausgaben, die sich hinterher als unnötig herausgestellt haben.
Politiker können nunmal nicht anders, als immer wieder ins Blaue zu schießen und zu hoffen, daß sie häufiger richtig liegen, als daneben.
NeZ hat geschrieben:allgemein gesehen hast du recht, wenn du sagst, nicht nur sebastian selbst war daran schuld.

aber irgendwelchen äußerlichen, nicht genauer definierbaren einflüssen die schuld zuweisen, ist für mich der völig falsche weg...
Und nun kommen wir zum Pudels Kern und zu dem Punkt, der wohl falsch verstanden wurde. Ich weise keine Schuld zu.
Prinegon hat geschrieben:Wenn man schon Schuld verteilen will, dann vielleicht, daß es nicht in der Natur des Menschen liegt, jederman bedingungslos zu akzeptieren und zu lieben.
Dieser Satz ist mit einer gewissen Ironie zu betrachten. Ich kann dahergehen und auf Ursachensuche gehen. Einiges davon, was Ursache für diese Reaktion gewesen sein könnte, habe ich ja schon ausgeführt. Sebastian war Außenseiter, er wurde von seiner Flamme verschmäht, vlt. fehlte ihn der Zuspruch seiner Eltern, die Gesellschaft hat ihn und seine Probleme nicht wahrgenommen oder ist mit ihnen nicht angemessen umgegangen. Vlt wäre er auch dann nicht durchgedreht, wäre er z.B. im Tischtennisverein erfolgreich gewesen, wer weiß. Diese Ursachenforschung soll jedoch nur helfen, die Beweggründe nachzuvollziehen, sie sind keine Schuldzuweisung.
Der Mensch fühlt sich immer besser, wenn er einen Fehler findet, an dem er die Schuld für Ereignisse festmachen kann. Es ist befriedigender, einem Sündenbock die Schuld zuzuweisen, als einfach zu akzeptieren, daß es nichts gibt, was schuldig ist. Denn hat man den/die/das Schuldige(n) gefunden, dann braucht man ja nur noch dagegen vorzugehen, damit sich so etwas nicht wiederholt. Ich brauche ja nur die Hexe zu verbrennen, schon sterben keine Kinder mehr an Schwindsucht.
Doch leider funktioniert das so nicht. Wir leben in einer Gesellschaft, in der Menschen "durch die Maschen" fallen können, in der solche Reaktionen vorkommen können. Und wir sind nicht in der Lage, dieses auszuschließen. Natürlich kann man solchen Amokläufen vorbeugen und sie erschweren (und sollte man auch tunlichst), dennoch sind sie ein Preis, den wir für unsere Gesellschaft zahlen müssen.
Mag sein, daß vor 20 Jahren es Sebastian B. gereicht hätte, seine Lehrer zu verprügeln, um "ein Zeichen zu setzen", welches die Welt nicht vergisst. Für damalige Verhältnisse wäre es wohl wirklich so skandalträchtig gewesen, wie für uns dieser Amoklauf, heutzutage hätte es wohl keinen Hund hinter dem Ofen vorgelockt (wo wir wieder bei den Themen Desensibilisierung durch Gewaltmedien wären. Interessanterweise wäre hier jedoch nicht die Aussage: "Dadurch daß Sebastian Gewaltspiele spielte, war er so gewaltbereit.", sondern "Dadurch, daß die Medien die Gesellschaft hat abstumpfen lassen, mußte Sebastian so gewaltbereit sein, um überhaupt wahrgenommen zu werden!" Und ich bezweifel, daß die Bild diese These gerne drucken würde :P).
Das Gegenteil von "gut" ist "gut gemeint".
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Jeanne de Beauville
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Beitrag von Jeanne de Beauville » 15. Dez 2006, 17:07

Der Text hat was; aber manche Ansichten der Rezensenten gehen komplett an der Realität vorbei; da alles überarbeiten den Rahmen des Forums sprengen würde, das wichtigste:
1. Ich weiss jetzt nich mehr wer behauptet hat, dass man nicht geisteskrank gemacht wird: Geisteskrank wird man nicht geboren, Geisteskrank wird man gemacht! Durch unter - oder Überforderung, oder sonstige an der persönlichkeit vorbeigehende Erziehung; und wer Amok lauft hat nen ziemlichen Knacks weg, und gerade indem Alter wegen der Erziehung! Ich werde dazu nen Extrathrad eröffnen!
2. In Deutschland, kann sich jeder frei entfalten*rofl*, du wirst in sehr vielen Regionen Deutschlands nicht mal Schuldirektor, wenn du nicht der Traditionellen Regierungspartei angehörst- das gilt nicht nur in Bayern.
3. ALG II Empfänger kriegen mehr, als Leute die 40 h Woche Arbeiten. lol, dazu musst du mind 4 Kinder haben, und dass Hilfsarbeiter so wenig kriegen ligt nicht nur daran, dass Arbeitgeber so wenig bezahlen, sondern auch an der total verfehlten Gewerkschaftsstruktur! Fachbezogene Gewerkschaften legen Tarife für Facharbeiter fest, Betriebsbezogene Gewerkschaften würden Tarife von allen Arbeitern festlegen - mal ganz abgesehen davon, dass heutige Gewerkschaften in der BRD keine Arbeitervertretungen sondern Selbstvertretungen sind!
4. Meinungsgebildet sind viele jener, dass Anarchie Gesetzlosigkeit, und das daraus resultierende Chaos wäre, dies ist komplett falsch - Gesetzlosigkeit nennnt sich Anomie!!!!!
Anarchie ist Herrschaftslosigkeit - kein König oder Kaiser; kein Kanzler, Präsident oder Zentralratsvorsitzender; kein Warlord, Diktator oder Papst; nichts von all dem! Ich werde auch dazu nen Extrathread eröffnen!
Wer jetzt sagt der Mensch ist nicht dazu geeignet, dem soll gesagt sein, dass Menschen falsch erzogen werden - dazu mehr im angekündigten Erziehungsthread; viel. schmeiss ich beide Zusammen!

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DARK MAGICIAN DER SAURE
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Beitrag von DARK MAGICIAN DER SAURE » 14. Jan 2007, 05:34

Nun habe ich mich in dieser einsamen Nacht doch noch einmal durchgerungen und diese riesigen Massen an Text gelesen in der Hoffnung eine Antwort zu finden...

Allerdings hat sich hier niemand mit meiner Frage befasst ^^ Nach allem was ich so gelesen habe, kann ich immerhin sagen, dass ihr alle sowohl nicht schreibfaul seid als auch genug Ahnung von der Materie habt :lol:

Meine Frage also:
Was macht man als Sebastian B.?
Was macht man, wenn man keine Hoffnung mehr hat, wenn man am Boden ist, wenn alle auf einem rumhacken, wenn man selber auf sich rumhackt, wenn einem nichts egal ist, aber man trotzdem auf alles scheißen muss, um den Druck überhaupt auszuhalten.
Was macht man, wenn man in der Melancholie versinkt, wenn man sich jeden Tag aufs neue fragt warum man nicht einfach allen rausschreit wie es einem geht und sich das Leben nimmt? Wenn man sich abgrenzen will aber nicht abgegrenzt werden will?

Weiter ausharren und hoffen, dass es von selbst besser wird? Unmöglich.
Sich denen, die einen dafür verachten, wie man ist, stellen und hoffen, sie mögen einen dann?

Ich stelle die Fragen nicht ganz ohne Grund, also wärs schon ganz nett wenn hier sinnvolle Antworten kommen ^^
Tamtam...

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AngelOfDark
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Beitrag von AngelOfDark » 14. Jan 2007, 13:08

DARK MAGICIAN DER SAURE hat geschrieben: Meine Frage also:
Was macht man als Sebastian B.?
Was macht man, wenn man keine Hoffnung mehr hat, wenn man am Boden ist, wenn alle auf einem rumhacken, wenn man selber auf sich rumhackt, wenn einem nichts egal ist, aber man trotzdem auf alles scheißen muss, um den Druck überhaupt auszuhalten.
sich irgendwo anders einen vernünftigen Freundeskreis mit gleich tickenden Menschen aufbauen...oder es zumindest versuchen...soll heißen, ein Gegengewicht zu allem, was einen runterzieht schaffen
DARK MAGICIAN DER SAURE hat geschrieben:Was macht man, wenn man in der Melancholie versinkt, wenn man sich jeden Tag aufs neue fragt warum man nicht einfach allen rausschreit wie es einem geht und sich das Leben nimmt?
etwas gegen meine Depressionen tun...das Problem an Depressionen ist nur, dass es für einen 'normal' ist, sich beschissen zu fühlen...
könnte sich aber teilweise von alleine geben mit dem vorher angesprochenen Ausgleich...wobei die Frage ist, ob es bei schweren (unerkannten) Depressionen überhaupt möglich ist, neue Freundschaften und Kontakte zu knüpfen *grübel*
DARK MAGICIAN DER SAURE hat geschrieben:Wenn man sich abgrenzen will aber nicht abgegrenzt werden will?
das ist das Wesen der Abgrenzung...es funktioniert relativ selten einseitig, ausser, man wird für seine Abgrenzung und die Konsequenzen daraus 'bewundert'...aber das war auch nicht der Fall
also entweder grenzt man sich ab und lebt mit den Konsequenzen oder man passt sich an...
DARK MAGICIAN DER SAURE hat geschrieben: Weiter ausharren und hoffen, dass es von selbst besser wird? Unmöglich.
Sich denen, die einen dafür verachten, wie man ist, stellen und hoffen, sie mögen einen dann?
wie alt war der Typ? soo lange wäre das doch auch nicht mehr gegangen...was einen nicht umbringt, macht einen stärker...bei ihm greift wohl eher ersteres...
ich denke, da ist ein Denkfehler...ich persönlich würde von Menschen, die mich VERACHTEN gar nicht GEMOCHT werden WOLLEN...
ich würde mir wo anders Menschen suchen, die mich so annehmen, wie ich bin und den ganzen anderen Kram einfach...'hinten ranstellen', gar nicht mehr an mich ranlassen...
DARK MAGICIAN DER SAURE hat geschrieben: Ich stelle die Fragen nicht ganz ohne Grund, also wärs schon ganz nett wenn hier sinnvolle Antworten kommen ^^
habs versucht...mit dem Hintergrund, in der Schule selbst gemobbt worden zu sein...bis ich irgendwann meinen Weg gefunden habe und diesen radikal gegangen bin...(wobei ich mir immer noch die Frage stelle...was wäre gewesen wenn...)

Edit: ich weiß, das klingt hier irgendwie 'einfach'...ist es aber rein theoretisch auch...praktisch liegt die Schwierigkeit in einer gewissen Bindungsunfähigkeit und 'Tunnelblick' depressiver Menschen...dass man gar keine Alternativen mehr sieht...
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DARK MAGICIAN DER SAURE
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Beitrag von DARK MAGICIAN DER SAURE » 14. Jan 2007, 14:02

Diesen Tunnelblick bekämpfe ich seit einiger Zeit :oops: naja wie dem auch sei man kommt halt auf die Dauer schwer gegen an und bei deinen Lösungen ist das Zentrale ja eigentlich die Alternative ^^ Wenn man allerdings in nem kleinen Dörfchen lebt und auf ne Schule geht wo sich die Bauernkinder jeden Tag treffen HAT man keine Alternative, man kann sich seine Freunde sozusagen nicht aussuchen^^

nunja Mobbing Opfer war ich noch nie so, dass es mich wirklich getroffen hätte ;) damit kann ich mehr oder weniger umgehn und eig hab ich sone Probleme auch nicht

PS:
Bastian war 18 Jahre und sein Amoklauf war letztenendes sowieso ein Suizid dem ihm wohl kaum jemand hätte ersparen können wenn ich das richtig sehe :S
Tamtam...

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